Ist Zählen nicht mehr modern"

Zeitgleich geht online generell nicht. Zumal bei den gängigen Videokonferenzlösungen Singen, Klatschen und Musik-Instrumente als Störgeräusch gelten und zugunsten der Sprachverständlichkeit erstmal rausgerechnet werden.

Wir haben ganz normal Skype am Laptop ohne extra Mikro.

Mein Lehrer hat mir eine Übung mit Klatschen gezeigt und das war gut zu hören, und natürlich auch zu sehen. Umgekehrt hat er bei mir offensichtlich auch gesehen, ob es klappt.

Also wir haben nicht zeitgleich geübt, aber vorklatschen / nachmachen ging gut.

Also das geht schon.
 
Man spricht doch Amsterdam nicht punktiert. Sondern als ungefähr gleich lange Silben.

Als Merkwort, um sich zu Hause wieder zu erinnern, wie der Rhythmus sich anhören soll, also ungeeignet.
Nicht mal die Schlagerfuzzis sind sich einig:





Das Wort taugt nix. Der Unterricht taugt nix. Die Lehrerin taugt nix.
Alle doof außer isch.

Nicht jeder denkt bei "Tulpen aus Amsterdam" an Blumen ...
Ich denke NUR an schöne Pflanzen:



Dabei bin ich immer sehr entspannt. Dann klappt's auch mit'm Rhythmus.

LG von Rheinkultur
 
Ich bzw. der KL und ich gemeinsam haben das mit dem ersten online Unterricht im April nach 10 Minuten aufgegeben. Auch in Erwartung, dass das schnell wieder normal weiter geht - das war wohl diesmal im 2. Lockdown nichts. Online lässt sich vieles nicht wirklich gut vermitteln.

Bei meinen Kindern, die derzeit im homeschooling arbeiten, merke ich das auch. Ich muss viel von dem kompensieren, was da in der Videokonferenz nicht rüber kommt oder die Kinder in Arbeitsblättern oder Lernvideos nicht verstehen. Das direkte Feedback in beide Richtungen Schüler <>Lehrer ist wichtig und das kommt da zu kurz. Mag also sein, dass viele Lehrer, die life guten Unterricht geben von der Situation überfordert sind und kein angepasstes Konzept zu Stande bringen. Dass das dann aber schon an der Erklärung, wie man punktierte Viertel spielt, scheitert, ist bedenklich.

Falls das jemals ein Ende haben sollte mit dem Lockdown würde ich jetzt nicht deswegen den Lehrer wechseln. Wenn man als Eltern unterstützen kann, dann ist das doch prima. Wenn dann aber der Unterricht mal wieder losgeht und man merkt dann, dass das nichts wird, dann würde ich doch mal über eine/n anderen Lehrer/in nachdenken. Wobei das dann wieder schwer zu bemerken ist, wenn man nicht dabei ist.

Preisfrage: Wie erkennt man einen KKL des Kindes aus der Ferne?
 
Er sitzt im Unterhemd und sich am Sack kratzend vor der Skype-Kamera.
 
Bei meinen Kindern, die derzeit im homeschooling arbeiten, merke ich das auch. Ich muss viel von dem kompensieren, was da in der Videokonferenz nicht rüber kommt oder die Kinder in Arbeitsblättern oder Lernvideos nicht verstehen. Das direkte Feedback in beide Richtungen Schüler <>Lehrer ist wichtig und das kommt da zu kurz. Mag also sein, dass viele Lehrer, die life guten Unterricht geben von der Situation überfordert sind und kein angepasstes Konzept zu Stande bringen. Dass das dann aber schon an der Erklärung, wie man punktierte Viertel spielt, scheitert, ist bedenklich.
Es fängt ja schon mit der Idee an, man könne Kinder (!) am Bildschirm sinnvoll unterrichten (egal in was). Das ist m. E. grober Unfug und wird auch dadurch nicht anders, daß man es als einzige Option übrig läßt, weil es Tech-Konzerne aus dem Land, aus dem auch das Virus kam, als "Lösung" anbieten - nebst passendem ebendort zu kaufendem technischen Spielzeug natürlich.

Wie hätte man es denn bei einer Pandemie in den 1980ern gelöst? Oder heute irgendwo im hinterletzten afrikanischen Dorf?
 
Es fängt ja schon mit der Idee an, man könne Kinder (!) am Bildschirm sinnvoll unterrichten (egal in was). Das ist m. E. grober Unfug und wird auch dadurch nicht anders, daß man es als einzige Option übrig läßt, weil es Tech-Konzerne aus dem Land, aus dem auch das Virus kam, als "Lösung" anbieten - nebst passendem ebendort zu kaufendem technischen Spielzeug natürlich.

Wie hätte man es denn bei einer Pandemie in den 1980ern gelöst? Oder heute irgendwo im hinterletzten afrikanischen Dorf?

Lieber Fünfton,

ich bin wahrlich kein Freund von Online-Unterricht, gerade auch beim Klavierspielen. Aber eine so pauschale Ablehnung wie deine kann ich nicht teilen.

Online-Unterricht und Online-Unterricht kann nämlich völlig verschieden sein, je nachdem welche Hardware, Software und Internetqualität zur Verfügung steht und auch, wie Lehrer mit den dadurch logischerweise gegebenen Einschränkungen umgehen und den Unterricht kreativ anders gestalten als üblich.

In Australien gehört Online-Unterricht seit vielen Jahren zum Normalfall. Ich kenne sehr guten Online-Unterricht von englischen Internaten, die hervorragend ausgestattet sind und der sich massiv in Ausstattung und Online-Ausbildung der Lehrer von hiesigem Online-Unterricht unterscheidet.

Aber auch hier kann ich vielen Lehrern und Lehrerinnen nur ein Kompliment machen: der Online-Unterricht vom März unterscheidet sich aus meiner Sicht massiv vom Online-Unterricht jetzt. Die Pädagogen haben sich sehr viele Gedanken gemacht, wie sie diese Situation zum Besten wenden und wie sie den Online-Unterricht, von dem sie im März völlig unvorbereitet getroffen wurden, sinnvoll gestalten können.

Ich habe im März zwei 7-jährigen Kindern mehrmals 50 Minuten Online-Klavierunterricht gegeben, ohne dass sie ein Instrument hatten (beim Vater gab es kein Instrument). Schön ist das nicht und anstrengend sowieso. Aber dass es nichts gebracht hat, bestreite ich. Es ist durchaus sinnvoll, seine Stücke und Lieder auf einem Tisch zu spielen und sich vorzustellen, wie sie klingen. Es bringt etwas, Rhythmen nachzuklopfen, man kann neue Lieder einführen, indem man sie nachsingen lässt und zusammen überlegt, wieviel Teile dieses Lied hat. Man kann selbst spielen und die Kinder bewegen sich dazu. Man kann selbst spielen, Fehler einbauen und die Kinder sagen, wenn sie die Fehler hören. Man kann neue Übestrategien erfinden, man kann über Musik reden, man kann Gehörbildung, Harmonielehre, Vorspielen - Nachsingen machen. Das alles sogar ohne Instrument. Vor allem erfahren die kindlichen Schüler, wie schön Musik ist und die Freude am Klavierunterricht und Klavierspielen wird aufrechterhalten. Das ist sehr wichtig für Kinder, wie auch Rituale sehr wichtig sind für sie.

Es gibt auch Kinder, die sich beim Online-Unterricht sehr unwohl fühlen. Nicht für jeden ist dies geeignet. Auch für mich ist der persönliche Kontakt ungeheuer wichtig, gerade auch dafür, welche Entscheidungen ich im Unterricht treffe. Ich glaube aber, dass wir in Deutschland noch wirklich rudimentär ausgestattet sind und die oft schlechte Internetverbindung den Klang zu einer Katastrophe macht.

Ich meine also, dass man differenzieren sollte in dieser Frage. Ich verstehe vollkommen, dass für dich Online-Unterricht nichts ist und du nicht für etwas deiner Meinung nach Schlechtes oder Schlechteres bezahlen willst. Aber du hast, wenn ich das richtig sehe, auch keine pädagogische Ausbildung und weißt nicht, welche Methoden es gibt, die für andere durchaus eine Alternative sind.

Liebe Grüße

chiarina
 
Chiarina, das - also solche Verteidigungen wie Du sie schreibst - ist genau die "Normalisierung" des Online-Unterrichtens, die zur Folge haben wird, dass Niveau und damit auch Wertschätzung und Bezahlung von Musikunterricht immer weiter runtergehen werden.

In gewisser Hinsicht sogar eine ähnlich zerstörerische Argumentation wie "ach, für meinen Sohn als Anfänger tut's auch die unausgebildete Klimpertante als KL, es ist billiger, und er soll ja kein Konzertpianist werden."

Denn die immense Bedeutung von nicht nur persönlichem Kontakt, sondern u.a. auch dem Erleben der tatsächlichen Schallwelle hier im Raum statt lediglich einer (meist ja überdies qualitativ unterirdischen) Aufnahme wird durch derartige Argumentationen im Bewusstsein der Leute immer weiter heruntergespielt.

Der weiteren Zerstörung des Hörens und allgemein des wirklichen Wahrnehmens und des Körperbewusstseins wird in unverantwortlicher Weise Vorschub geleistet.

Ja, ich unterrichte auch online. Aber man MUSS das immer NUR als das sehen: Eine Notlösung, die NUR ihre Berechtigung hat, weil sonst viele Musiker pleite wären. Peng, aus.
 
Aber man MUSS das immer NUR als das sehen: Eine Notlösung
Ich glaube, das sehen wir alle so. Niemand hier behauptet ernsthaft, dass Online-Unterricht den normalen Unterricht 100% ersetzen kann. Immer wieder sage ich den Schülern in den Online-Stunden, um diesen Notbetrieb nochmals klarzumachen: dies und das (z.B. zeitgleiches Klatschen oder Spielen, oder eben klangliche Feinarbeit) geht leider nicht, daher müssen wir es jetzt anders lösen. Ich denke, allen ist bewusst, dass es nur ein schlechter Kompromiss ist.
Aber Du hast recht, dass man aufpassen sollte, das Ganze nicht im allgemeinen Bewusstsein zu „normalisieren“.
 
Es IST ein Notlösung!! Und definitiv keine Alternative zu normalem Unterricht, für Kinder schon gar nicht.
Aber von allen bescheidenen Notlösungen, denen Kindern gerade ausgestzt sind (Schule: hier hast ein paar Zettel, Freunde: neeee, Oma und Opa: na gut, du darfst auch Mal mit skypen, Geburtstagsfeier: neee, Alleine mit dem Fahrrad einfahren, nur weil du das schon kannst???: Neee, Schwimmbad: Nee usw. usf. - aber hey, wie wäre es mit einer weiteren Stunde Netflix??)

Natürlich gibt es bei uns auch so Online geschuldete "Amsterdam- Situationen", weil die normale Methodik den Rhythmus zu erfahren (zusammen klatschen, singen oder spielen) nicht geht und noch keine Online- kompatible Lösung gefunden wurde.
Bei uns war's der Takt 37. Kind hat sich in Takt 37 verspielt und sollte dort noch Mal anfangen. Kind konnte Takt 37 aber nicht finden, da nur Zahlenraum bis 20 bekannt und nur der jeweils erste Takt der Zeile eine Nummer hatte. (wobei Kind dieses Problem nicht kommunizieren konnte)
Ich habe mich ganz stark zusammenreißen müssen, um nicht einzugreifen. Aber die beiden haben das mit maximaler Geduld auf beiden Seiten gelöst- hat 15 Minuten in Anspruch genommen, statt 2 Sekunden (ab da!) im Präsenzunterricht.
 
Ja, ich unterrichte auch online. Aber man MUSS das immer NUR als das sehen: Eine Notlösung, die NUR ihre Berechtigung hat, weil sonst viele Musiker pleite wären. Peng, aus.

Der Online-Unterricht hat vor allem dadurch seine Berechtigung, dass er den Schülern durch diese nicht gerade leichte Zeit hilft.

Zuspruch und Aufmerksamkeit von einem wohlwollenden Lehrer, mal etwas neues ins Leben bringen ist jetzt sehr wichtig. Und wenn er nur das könnte, wäre Onlineunterricht m. E. jetzt schon gerechtfertigt.

Wenn die Schüler dann überhaupt etwas lernen (und das tun sie) und weiter zum Üben motiviert werden: um so besser.

Man muss einfach in diesen Zeiten die Ansprüche an sich und andere etwas herunter schrauben. Diese Zeiten sind nicht normal und man kann auch nicht erwarten, dass alle Menschen normale Anforderungen unter extrem erschwerten Bedingungen erfüllen.

Natürlich freue ich mich wieder auf den Präsenzunterricht, natürlich lernt man da mehr.

Aber ... ein gut gekochter Teller Spaghetti mit Pesto wenn man Hunger hat, kann wertvoller sein als ein teures 3-Gänge-Menü nach den Feiertagen. Und der Online-Musikunterricht ist häufig das einzige, das überhaupt noch stattfindet. Großes Kompliment an die Lehrer.

Natürlich ist es wichtig, dass die Klavierlehrer nicht pleite gehen. Und wenn man nach der Pandemie noch Unterricht bei ihnen nehmen will, tut man gut daran, jetzt Online-Unterricht zu akzeptieren.
 
Zuletzt bearbeitet:

@Hekse, so eine ähnliche Situation mit den Takten hatten wir auch schon. Bei uns genau andersrum. Ansage war "Nochmal bitte ab der 7. Zeile, vierter Tekt von hinten ab der "weißen":018: Note." Es hat auch ewig gedauert bis die Stelle gefunden wurde. Bei und hätte es eine Taktangabe und dann ab der halben Note besser gemacht.
Ich glaube ein großes Übel bei Kindern ist, dass sie sich entweder nicht trauen zu sage, dass sie keine Ahnung haben, was gerade von ihnen gewollt ist (so ist es bei uns) oder sich einfach noch nicht so ausdrücken können.
Aber alles in allem bin ich trotzdem sehr froh, dass es die Möglichkeit gibt den Musikunterricht online zu machen.
Das gibt wenigstens ein klein wenig "Normalität zurück"
 
Aber man MUSS das immer NUR als das sehen: Eine Notlösung, die NUR ihre Berechtigung hat, weil sonst viele Musiker pleite wären. Peng, aus.
Mein Fazit: Online-Unterricht ist für Kinder nicht geeignet. Peng. Aus.

Lieber hasenbein,

jetzt lese ich schon zum zweiten Mal in diesem Faden "Peng. Aus." Heißt das, Argumentation beendet, ich hab recht, Klappe zu, Affe tot? Rumpelstilzchen rumpelt und alles schweigt stille?

Ich habe meinen letzten Beitrag geschrieben, weil ich obige Meinung nicht so stehen lassen wollte in ihrer Ausschließlichkeit. Ich habe auf die großen Unterschiede zwischen Online und Online hingewiesen und ganz sicher nicht den Online-Unterricht verteidigt, im Gegenteil. Ich kann aber ein aus meiner Sicht Schwarz-Weiß-Denken nicht leiden und meine, dass es viel sinnvoller ist, zu differenzieren und sich, wenn einem schon nichts anderes übrig bleibt, der Möglichkeiten bewusst zu machen, die sich bieten. Und die bieten sich durchaus.

Um es aber in aller Klarheit zu sagen: natürlich ist Online-Klavierunterricht eine Notlösung und großer Mist, ganz besonders für Kinder!

Sehr schön ausgedrückt von dir finde ich
Denn die immense Bedeutung von nicht nur persönlichem Kontakt, sondern u.a. auch dem Erleben der tatsächlichen Schallwelle hier im Raum statt lediglich einer (meist ja überdies qualitativ unterirdischen) Aufnahme wird durch derartige Argumentationen im Bewusstsein der Leute immer weiter heruntergespielt.

Ich finde es auch entsetzlich, wesentlicher Sinne beraubt zu werden, wenn man Online-Unterricht gibt.

Der weiteren Zerstörung des Hörens und allgemein des wirklichen Wahrnehmens und des Körperbewusstseins wird in unverantwortlicher Weise Vorschub geleistet.

Ja, aber das heißt nicht, dass man im Online-Unterricht nicht das Gehör schulen könnte. Leider kann man nicht am Klang, der Technik und nur sehr unzureichend am Stück arbeiten, man kann aber durchaus die musikalischen Fähigkeiten schulen, auch wenn die von dir angesprochene wichtige ganzheitliche Komponente fehlt. Da Online-Unterricht aber bei so gut wie allen Lehrkräften eine vorübergehende Angelegenheit ist und eine Beziehung zum Kind bereits aufgebaut ist, das Kind auch diese ganzheitliche Erfahrung bereits gemacht hat, kann man an dem bereits Vorhandenen anknüpfen. "Unverantwortlich" ist ein starkes Wort für diese vorübergehende Zeit, für mich völlig überzogen. Ungenügend ist es, richtig.

Aber man MUSS das immer NUR als das sehen: Eine Notlösung, die NUR ihre Berechtigung hat, weil sonst viele Musiker pleite wären. Peng, aus.

Das hier finde ich hingegen völlig falsch! Wenn diese Notlösung NUR ihre Berechtigung hätte, damit wir Musiker nicht pleite gehen, fände ich es unverantwortlich, von Eltern Geld für Online-Unterricht zu nehmen. Dieses Geld wäre ja dann ein Almosen. Im Gegenteil bin ich der Meinung, dass Kinder sehr wohl vom Online-Unterricht profitieren können, Lehrer sich oft viel Mühe geben und dass das bezahlte Entgelt angemessen ist. Wie ja auch in vielen Erfahrungsberichten von Eltern hier im Faden deutlich geworden ist.

Mit diesem Satz machst du aus meiner Sicht genau das, was du kritisierst: die Leistung und Mühe der Klavierlehrer, die Online-Unterricht geben müssen, herabzusetzen und ihnen abzusprechen, für diese Leistung das gewohnte Entgelt zu bekommen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Chiarina, das - also solche Verteidigungen wie Du sie schreibst - ist genau die "Normalisierung" des Online-Unterrichtens, die zur Folge haben wird, dass Niveau und damit auch Wertschätzung und Bezahlung von Musikunterricht immer weiter runtergehen werden.

Es dreht sich ja letztlich um die Normalisierung des Bildschirms bei Kindern, damit die Verursacher der Krise davon wirtschaftlich profitieren können. Auch für Eltern, die ihre Kinder von diesem Giftmüll möglichst lange fernhalten wollen.

Was ich zu bedenken gab, war zunächst einmal zu überprüfen, ob der Einsatz von Technik für den gewählten Zweck überhaupt sinnhaft ist, denn man muß nicht alles einsetzen, nur weil es existiert und in China hergestellt wird. Dafür spielt es keine Rolle, was auf einem fernen Kontinent für Nischenlösungen für ein paar im Outback Verstreute gefunden wurden, denn auch dort werden Kinder nicht online unterrichtet, sondern von ihren Eltern (was bei uns strengstens verboten ist).

Erst wenn aus den Kindern Jugendliche geworden sind, ist die Notlösung Fernunterricht überhaupt machbar. Aber dafür braucht es ebenso keinerlei Technik. Denn die Post genügt voll und ganz zum Übersenden von Aufgaben und Rücksendungen von Lösungen. Spätestens zum Studieren geht es dann ja doch wieder an die Präsenz-Hochschule. Ironischerweise sperrt man aber bei uns ausgerechnet die Grundschüler zu Hause ein und läßt die Abschlußjahrgänge in die Schulgebäude.

Ausgehend von meiner Überzeugung muß ich daher feststellen, dass die Musikschulen, die Fernunterricht für kleine Kinder anbieten, sich unseriös verhalten. Denn hier haben wir den klassischen Fall, wo die wirtschaftlichen Interessen der Anbieter über die Interessen des Kunden gesetzt werden. Menschlich natürlich komplett nachvollziehbar, aber mir kann keiner erzählen, dass aus einem Online-Klavierschüler jemals noch ein Konzertpianist wird. Da dürften seit 2020 eine Menge Karrieren komplett ruiniert werden. Aber das macht ja nichts, denn für die deutschen Musikhochschulen kommt ja genug Nachschub aus China...
 
[
aber mir kann keiner erzählen, dass aus einem Online-Klavierschüler jemals noch ein Konzertpianist wird.

Gilt das deiner Meinung nach auch für Astronauten, Mathematiker, Quantenmechaniker, Philosophen und andere minder- bemittelte Berufsgruppen (im Vergleich zum Konzertpianisten)?

(Und ich distanziere mich meilenweit davon, Freundin von Schul- und Kitaschließungen zu sein)
 
@FünfTon: Wie würde denn deine Lösung des momentanen Dilemmas aussehen?
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sagst du, dass Musikunterricht online generell nichts taugt und für Grundschulkinder schon gar nicht.
Darf ich fragen ob du Kinder hast?
Ich kann nur von uns berichten. Mein Kind ist in der 4. Klasse der Grundschule, es steht der Übertritt auf die weiterführende Schule an. Es gibt unmengen von Aufgabenzetteln, die auf dem Schulhof wöchentlich abgeholt werden müssen. Keine Erklärungen zu den Aufgaben, keinerlei Kontakt zu den Lehrern. Die erledigten Aufgaben werden nicht mehr von den Lehrern kontrolliert. Es gibt keine Rückmeldung. Da fällt es mir schwer meinem Kind begreiflich zu machen, warum diese Mengen an Aufgabenzetteln abgearbeitet werden müssen, wenn es sowieso niemanden interessiert.
Dann ist da aber einmal die Woche der Geigen- und der Klavierunterricht. Die Lehrerin fragt, wie es dem Kind geht, ob es eine schöne Woche hatte. Trotz teilweise unterirdischer Übertragungsqualität gibt sich die Lehrerin Mühe und es geht auch irgendwie voran. Es gibt sinnvolle Aufgaben, die sogar noch Spaß machen. Es gibt Lob für das Geübte und natürlich auch Verbesserungsvorschläge. Klar, es ist so sehr mühsam und viele Dinge gehen im Moment leider gar nicht. Aber die Alternative wäre im Moment nur, dann halt keinen Unterricht... Nicht unbedingt die bessere Lösung aus meiner Sicht.
Ich bin froh um jeden, der im Moment nach Lösungen sucht und das Beste aus der gerade besch... Zeit macht.
Ich bin froh um jedes Lächeln, jedes nette Wort. Das ist gerade nicht selbstverständlich.
 
Ich bin froh um jeden, der im Moment nach Lösungen sucht und das Beste aus der gerade besch... Zeit macht.
Ich bin froh um jedes Lächeln, jedes nette Wort. Das ist gerade nicht selbstverständlich.

Da hast du so recht, und ich glaube ganz sicher, das sich der Instrumental Unterricht bei vielen Dozenten für ihre Schüler sehr angenehm vom regulären Schulstress abheben kann.

Die Dozenten die sich hier im Forum aufhalten sind gewiss besonders bemüht ihren Schülern den Unterricht nahe zu bringen. Sonst hätten sie diese Kommunity nicht aufgesucht. Sie halten Kontakt zueinander, tauschen sich aus und geben Tipps und Ratschläge weiter. Schüler und Dozenten sitzen in dieser Situation gleichermaßen im selben Boot. Das verbindet.

Deine Worte, @mirandris sind schöne Gedanken, und wenn ich kurz drüber innehalte und drüber nachsinne, werde ich davon geradezu getröstet.
 
@mirandris
Ich nehme diesen Faden hier als Anlass mich bei dem neuen Gitarrenlehrer zu bedanken.
Eventuell ist er auch der Meinung, minderen Unterricht zu geben, ausschließlich um die eigene finanzielle Situation zu retten.
Es wäre schade, wenn er sich seiner Rolle als "Lichtbringer" gar nicht bewusst ist.

Um die hochintelligenten, fleißigen Kinder mit potentiellen Konzertpianistenkarrieren (oder was für Karrieren auch immer) mache ich mir bei dem Schlamassel gar keine Sorgen. Die werden ihren Weg finden.
Schlimm ist es für die normal begabten Kinder, die mit vernünftigen Strukturen gut durch die Schule kämen. Aber durch fehlende Struktur zu Hause jetzt nicht nur 1 Jahr im Stoff hinterher hinken, sondern sich auch vollständig vom sozialen Leben abgekapselt haben und teilweise Lernen verlernt haben. Das sind einfach viel zu viele, und für unsere Demokratie in ein paar Jahren eine Herausforderung.
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom