intro für jazzstandards

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adatschio

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hallo,

ich such nach gängigen intros für jazz standards, also halbwegs universell einsetzbare achttakter.
ausnotiertes wird bevorzugt!
ich kanns dann schon adaptieren an die jeweiligen gegebenheiten.

vielen dank

lg
 
merci monsieur!
 
In 99% der Fälle kommst Du mit folgenden Intros hin:

1. Turnaround (halbtaktige oder ganztaktige Akkordwechsel; wenn das Stück mit der Tonika beginnt, fängt man den Turnaround mit der I. oder III. Stufe an, wenn es mit der II. beginnt, dann mit der II.; man kann auch bekannte Wendungen benutzen wie z.B. den Turnaround aus Miles Davis' Version von "Green Dolphin Street" am Ende des Themas)

2. Pedal Point (das heißt, NICHT auf dem Grundton, was ein beliebter Anfängerfehler ist, sondern standardmäßig auf der Quinte; darüber als Harmonien gängigerweise entweder ganztaktig I - V im Wechsel (die V gerne als sus) oder umgekehrt V - I, je nach Stück (Beispiel: "This I Dig Of You", Hank Mobley)); oder aber Turnaround, gerne insbesondere bei älteren Stücken in einer Form a la (Beispiel in F-Dur, Changes halbtaktig): F6/C F#dim/C Gm7/C C7(b9) oder auch: Am7/C Abdim/C Gm7/C C7(b9)

3. Vamp, z.B. auf einer einzigen Harmonie (Beispiele: Cantaloupe, Watermelon Man) oder über eine II-V-"Schaukel" (Beispiele: This Masquerade, Killing Me Softly, Wave...)

4. B-Teil oder letzten A-Teil des Stücks rubato und improvisatorisch verziert von Klavier alleine vorweg, dann in den letzten 2 Takten (z.B. per Pedal Point auf Quinte) in die Time gehen. Eignet sich häufig insbesondere für Balladen, aber auch bei vielen anderen Stücken ausprobierenswert.

8 Takte sind in der Tat oft eine gute Taktzahl; je nach Stück können aber auch mal 16 oder noch mehr passend sein, je nach Situation und auch Fähigkeit der Mitspielenden, aus einer Intro Musik zu machen :D

Was wo paßt, muß man ausprobieren und spüren. Faustregel auf jeden Fall: Beginnt ein Stück gleich mit Turnarounds (z.B. I got Rhythm, Have You Met Miss Jones...), so ist es nicht so geil, Turnaround als Intro zu spielen, weil es sich nicht genug abhebt, wenn das Thema beginnt.

Statt Geld für so'n olles Buch auszugeben, hör lieber viele wichtige Aufnahmen und hör Dir raus, wie die berühmten Jungs ihre Intros spielen. Da haste 100mal mehr von.

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Am besten man legt sich Notenpapier auf einer ebenen Unterlage zurecht, zückt Bleistift, Spitzer und Radiergummi und macht sich an die Arbeit.

Red Garland - Your Red Wagon - YouTube

All God's Chillun Got Rythm - YouTube

Es mag heutzutage ja reichlich Notenmaterial geben , aber es gibt keine bessere Übung als das Transkribieren. Es braucht ja nicht gleich alles 100% zu stimmen, chromatischer Nebenton hin oder her, das Wichtigste ist, dass man das genaue Hinhören lernt ( soll auch in der Partnerschaft nicht wenig hilfreich sein) und ein Gespür für Nuancen bekommt (Artikulation, Phrasierung, Timing, Rolls, Schleifer, Tremolos, dead notes...Verspieler, Stuhlkrachen und Zwischenrufe ).

Ich habe das vorgeschlagene Heft von New Oldie, der immer wieder mit interessanten Literaturhinweisen zu überraschen weiß, vor einigen Monaten durchgesehen, es ist gar nicht so schlecht:
Die von Hasenbein so schlagfertig und sachkundig gelieferten Erklärungen können dort im Große und Ganzen nachgelesen werden. Meist handelt es sich um 4 taktige Beispiele, die Stilistik ist dabei in Swing, Ballads, Latin, Jazz Waltz und Blues unterteilt.
Ziel ist, in jeder möglich harmonischen und stilistischen Umgebung die passenden Harmonien zu einem Intro oder Ending zu finden.
Der Brüller ist das Heft allerdings nicht, es will den Spieler nicht überfordern, pfeilschnelle Bebop-Lines a la Bud Powel sucht man darin vergebens.
 
pfeilschnelle Bebop-Lines a la Bud Powel sucht man darin vergebens.

Selbige sind in einer Intro in aller Regel ja auch nicht angebracht; von Sonderfällen abgesehen dient eine Intro nicht dazu, zu zeigen, was man kann, und voll abzugehen, sondern halt als Intro.

(Powell wird übrigens mit 2 l geschrieben.)

Ziel ist, in jeder möglich harmonischen und stilistischen Umgebung die passenden Harmonien zu einem Intro oder Ending zu finden.

Dafür gibt es jedoch keine Abkürzung (Schnellkurs, Buch o.ä.) und wird es auch nie geben - man muss, um dieses Ziel zu erreichen, einfach ein erfahrener und kompetenter Spieler sein.
Vor allem muß man auch die Funktionsharmonik und deren typische Erscheinungsweisen in den diversen Jazzstilen wirklich verstanden haben.
Daran hapert es jedoch fast immer kräftig, da a) die lernenden Spieler sich nicht für die historischen Jazzstile interessieren, sondern lieber ihren aus Jazzpädagogik-Klischee-Versatzstücken und dem, was gerade modisch ist (E.S.T., Avishai Cohen, ACT-Bands etc.) zusammengestückelten selbstausgedachten Kram spielen und b) statt vernünftig über Changes spielen zu lernen lieber irgendwelche pentatonischen oder anderweitig modalen Poser-Pseudo-Licks und Pseudo-Outside-Phrasen üben.

LG,
Hasenbein
 
Hier noch was simples aber nützliches von der Basis:

Man nehme die letzten 4 oder 8 Takte des Choruses (sofern sich darin charakteristische Phrasen/Melodielinien befinden. Spiele sie z.b. eine Oktave höher und begleite sie anders als Du es später im Stück tust (z.b. saubere Arpeggien, Mozart-mäßige Dreiklangfiguren (keine Ahnung wie das fachmännisch heißt) anstatt des späteren Bumtschak oder Lefthandvoicinggehacke, ein bisschen rubato und Verzierungen..... Dann hast Du nichts geniales, aber ein absolut brauchbares Intro, dass gut funktioniert so lange der große Geistesblitz auf sich warten lässt. Funktioniert besonders gut bei Balladen (z.B. Autumn Leaves, As Time Goes By, Over The Rainbow).

Gruß

TJ
 

So weit zutreffende Beschreibung... richtiger: dann hast Du etwas, das alles andere als genial ist...


In Kreisen notdürftig U-Musik klimpernder Hotelpianisten sicherlich brauchbar (d.h., man wird nicht rausgeschmissen, sondern darf weiterspielen), aber für JAZZ ungeeignet.

Oder kannst Du Beispiel-Aufnahmen von berühmten Jazzpianisten nennen, wo die eine Intro nach diesem Konzept spielen?

anstatt des späteren Bumtschak oder Lefthandvoicinggehacke

Bitte beschwer Dich, wenn Du Dich so ausdrückst, nicht darüber, wenn jemand dein Spiel nächstes Mal als "Geklimper" bezeichnet, ja?

Derartige Ausdrücke lassen eine schluffige, nassforsche, undifferenzierte Haudrauf-Einstellung zum Musikmachen erkennen. Ich jedenfalls spiele niemals "Bumtschak" oder "Gehacke" und bringe Schülern auch nicht so etwas bei.

LG,
Hasenbein
 

Selbige sind in einer Intro in aller Regel ja auch nicht angebracht; von Sonderfällen abgesehen dient eine Intro nicht dazu, zu zeigen, was man kann, und voll abzugehen, sondern halt als Intro.

Gerade im Bebop, der in gewisser Hinsicht ein hochkompetitiver Musikkampfstil ist, werden doch Intro, Bridge und Ending gerne zum solistischen Show-Off benutzt. Licht aus , Spot an...wenn du nicht da gleich in Doubletime loslegst, bist du schon verratzt. Bebop-Intros müssen aus diesem Grund extrem zielgerichtet sein, ohne den geringsten vagen, zögerlichen Moment. Insofern sind sie forcierte Solis, mit starkem Gravitationszentrum und hohem chauvinistischen Show-Off-Potential.
 
Ja? Wieviele Aufnahmen kannst Du mir nennen, mit denen Du Deine Behauptungen über Bop-Intros belegen kannst?
 
Du bist ja ein ganz schön harter Knochen! Man kann nur hoffen, dass Du mit Deinen Schülern nicht genau so grimmig ans Werk gehst.
Ansonsten fand ich Deine Beiträge übrigens sehr gut, wenn auch ziemlich akademisch. Deshalb wollte ich noch was einfaches ergänzen.
Ganz sicher wollte ich damit nicht Deine Tips veralbern.

In Kreisen notdürftig U-Musik klimpernder Hotelpianisten sicherlich brauchbar (d.h., man wird nicht rausgeschmissen, sondern darf weiterspielen), aber für JAZZ ungeeignet.

Oder kannst Du Beispiel-Aufnahmen von berühmten Jazzpianisten nennen, wo die eine Intro nach diesem Konzept spielen?
Also, ich habe jetzt nicht alle meine Aufnahmen durchwühlt, aber ein Bsp. habe ich spontan gefunden:

Keith Jarrett: Album: Tokio 96 " Autumn leaves " (Gibts nicht auf Youtube, musst Du selbst kramen)


Bitte beschwer Dich, wenn Du Dich so ausdrückst, nicht darüber, wenn jemand dein Spiel nächstes Mal als "Geklimper" bezeichnet, ja?

Mein Spiel IST Geklimper. Amateurhaftes Geklimper, zumindest höchstwahrscheinlich aus Deiner Sicht. Ich habe aber auch schon Komplimente dafür bekommen und nicht nur von Laien.

Derartige Ausdrücke lassen eine schluffige, nassforsche, undifferenzierte Haudrauf-Einstellung zum Musikmachen erkennen. Ich jedenfalls spiele niemals "Bumtschak" oder "Gehacke" und bringe Schülern auch nicht so etwas bei.

Ich kann meine Ausdrucks- und meine Spielweise sehr gut voneinander trennen. Tut mir leid, wenn ich mit meinen saloppen Sprüchen die reine Lehre besudelt habe, wollte ich nicht! Das mit dem "Bumtschak" habe ich übrigens aus einer Bud Powell Biografie: Er sei derjenige gewesen, der die linke Hand von den Zwängen des "Bumtschak" der Stride und Swing Ära befreit hat. Die Amis sind halt ein wenig lockerer, wenn es um griffige Ausdrücke geht...

Also: Locker bleiben !!! ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also, ich habe jetzt nicht alle meine Aufnahmen durchwühlt, aber ein Bsp. habe ich spontan gefunden:

Keith Jarrett: Album: Tokio 96 " Autumn leaves " (Gibts nicht auf Youtube, musst Du selbst kramen)

Ich wußte, daß nichts kommen würde.

Obige Aufnahme (die ich natürlich selber besitze) ist eben NICHT ein Beispiel für die von Dir beschriebene Art, eine Intro zu spielen, sondern ein sehr schlichtes Beispiel für Intro-Art Nr. 4 aus meiner Liste: Die Melodie der letzten 8 Takte des Themas wird in Originallage (also nicht 1 Oktave höher) mit einfachen Liege-Akkorden begleitet rubato vorgetragen, und der Themenauftakt markiert den Übergang in die Time.

Ich bin in diesem Fall nicht "locker", und zwar weil es im Jazzbereich eine unerträgliche Seuche ist, daß jeder Hans und Franz, der weder vernünftig spielen kann noch Ahnung von Jazzgeschichte, Stilistik, Repertoire und Theorie hat, meint, seinen Senf dazugeben bzw. Tipps geben zu müssen. Und zwar mit der "Rechtfertigung", daß doch die Jazzer schließlich im Gegensatz zu anderen so unheimlich "locker" und cool seien, so daß man da doch nichts dagegen haben könne. Und ist man doch dagegen, kriegt man gesagt, man sei doch "allzu akademisch" und "unlocker".

Sorry, daß Du das jetzt so geballt abkriegst, aber ich kanns einfach nicht mehr hören, diesen Quatsch.

LG,
Hasenbein
 
Ich wußte, daß nichts kommen würde.

Obige Aufnahme (die ich natürlich selber besitze) ist eben NICHT ein Beispiel für die von Dir beschriebene Art, eine Intro zu spielen, sondern ein sehr schlichtes Beispiel für Intro-Art Nr. 4 aus meiner Liste: Die Melodie der letzten 8 Takte des Themas wird in Originallage (also nicht 1 Oktave höher) mit einfachen Liege-Akkorden begleitet rubato vorgetragen, und der Themenauftakt markiert den Übergang in die Time.

Ich bin in diesem Fall nicht "locker", und zwar weil es im Jazzbereich eine unerträgliche Seuche ist, daß jeder Hans und Franz, der weder vernünftig spielen kann noch Ahnung von Jazzgeschichte, Stilistik, Repertoire und Theorie hat, meint, seinen Senf dazugeben bzw. Tipps geben zu müssen. Und zwar mit der "Rechtfertigung", daß doch die Jazzer schließlich im Gegensatz zu anderen so unheimlich "locker" und cool seien, so daß man da doch nichts dagegen haben könne. Und ist man doch dagegen, kriegt man gesagt, man sei doch "allzu akademisch" und "unlocker".

Sorry, daß Du das jetzt so geballt abkriegst, aber ich kanns einfach nicht mehr hören, diesen Quatsch.

LG,
Hasenbein

Schade, dass wir so aneinander vorbeireden!

Ich meine mit dem, was ich beschrieben habe, genau das, was Keith Jarrett da macht bzw. Varianten davon. Vielleicht habe ich mich unpassend ausgedrückt, mir fehlt eben der theoretische Hintergrund. Danke dass Du das jetzt präzisiert hast. Adatschio kann sich ja aussuchen, mit welcher Definition er mehr anfangen kann.

Mit "locker bleiben" meinte ich übrigens Dein Urteil über meine Ausdrucksweise und nicht Bud Powell oder Jazzer im allgemeinen. Auch ich bekomme Ausschlag, wenn jemand behauptet "Theorie und ernsthaftes Üben sei nur etwas für Streber, die kein Feeling und Soul haben." Deswegen hatte ich mal einen Dauerclinch mit einem Bandkollegen, der bis heute meint, Pentatoniken und Blue Notes würden reichen und der Rest kommt von selbst, wenn man nur lässig genug ist. Schlimm! Wenigstens darin sind wir uns einig.

Andererseits ist das hier ein Forum und kein Hochschulchat. Es muss schlimm für Dich sein, so viel unqualifiziertes zu lesen....
 
Daß das genau deiner Vorstellung einer typischen Bebop-Intro (Intro ist Femininum, da das eine Abkürzung für "die Introduktion" ist) entspricht, ist klar -
nur heißt das noch lange nicht, daß das auch eine typische Bebop-Intro ist :D

Klar gibt es solche Intros im Bebop (die im Youtube-Video entspricht übrigens, für alle nicht so Bescheidwissenden hier, meiner oben aufgeführten Intro-Art Nr.1, es wird einfach 2x ein Turnaround mit ganztaktigen Akkordwechseln gespielt, so daß sich 8 Takte ergeben, und die rechte Hand improvisiert einfach irgendwas) - aber wenn die wirklich so typisch wären, dann müßte es Dir ja ein Leichtes sein, schnell mal in Deinen Bop-Aufnahmen welche zu finden, und Du müßtest nicht erst aufwendig deine CDs "durchforsten"! :D

Deine Antwort kam ja vermutlich auch deswegen recht spät, weil Du erstmal mit etwas Aufwand dieses YT-Video herbeisuchen mußtest!

"Typisch" kann nur heißen: Man kann schnell zahlreiche Beispiele dafür finden.

LG,
Hasenbein
 
danke für all die antworten, nochmals.
die liste mit den versch intro-arten ist hilfreich, hasenbein.


jetz bin ich mittlerweile draufgekommen, dass einige leadsheets intros anbieten, all the things you are z.b., ein bekanntes intro.
oder round midnight, gar ausnotiert.
usw..
 
Ich sehe gerade, daß im Duden steht, daß Intro Neutrum sei, die von u.a. Baxx gewählte Schreibweise also korrekt ist.

Leuchtet mir zwar gar nicht ein, aber so isses dann halt.

Muß ich mich wohl künftig umgewöhnen...grmpf...

LG,
Hasenbein
 

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