intro für jazzstandards

Diese Aufnahme ist mir eben als erste untergekommen, ich habe nicht danach gesucht...
Stimmt, um genau su sein, handelt es sich um den 4-taktiken Turnaround IIIm7b5 - VI b9b13 - IIm7 - V7(b9)
Wobei dieser 2 mal gespielt wird.
Die Lines empfinde ich dabei nicht als "irgendwie runtergespielt" sondern, wie ich schon sagte, forcierter, zielgerichteter, mehr nach Vorne gespielt als sonst in Solis.
 
ich zitiere das einfach nochmal, weil das so gut war. und drucks mir aus. manches davon kannte ich, habe ich mir aber noch nie so überlegt und das zu tun ist sicher nicht akademisch.

und noch zwei fragen:

- ist es eigentlich OK, intros nachzuspielen? vielleicht ist das ja "unsportlich" aber manche sind einfach so gut, zb intro und outro von "scrapple from the apple" find ich einfach genauso perfekt wie den ganzen head.

- habe ich richtig verstanden, dass es vielleicht keine gute idee ist, bei EST abzukupfern? warum? (avishai cohen OK, das gefällt allen meinen freundinnen, die keinen jazz mögen und ist auch, finde ich, eher einfach jazzbeeinflusste, improvisierte klaviermusik, was die rhythmik anlangt. )




In 99% der Fälle kommst Du mit folgenden Intros hin:

1. Turnaround (halbtaktige oder ganztaktige Akkordwechsel; wenn das Stück mit der Tonika beginnt, fängt man den Turnaround mit der I. oder III. Stufe an, wenn es mit der II. beginnt, dann mit der II.; man kann auch bekannte Wendungen benutzen wie z.B. den Turnaround aus Miles Davis' Version von "Green Dolphin Street" am Ende des Themas)

2. Pedal Point (das heißt, NICHT auf dem Grundton, was ein beliebter Anfängerfehler ist, sondern standardmäßig auf der Quinte; darüber als Harmonien gängigerweise entweder ganztaktig I - V im Wechsel (die V gerne als sus) oder umgekehrt V - I, je nach Stück (Beispiel: "This I Dig Of You", Hank Mobley)); oder aber Turnaround, gerne insbesondere bei älteren Stücken in einer Form a la (Beispiel in F-Dur, Changes halbtaktig): F6/C F#dim/C Gm7/C C7(b9) oder auch: Am7/C Abdim/C Gm7/C C7(b9)

3. Vamp, z.B. auf einer einzigen Harmonie (Beispiele: Cantaloupe, Watermelon Man) oder über eine II-V-"Schaukel" (Beispiele: This Masquerade, Killing Me Softly, Wave...)

4. B-Teil oder letzten A-Teil des Stücks rubato und improvisatorisch verziert von Klavier alleine vorweg, dann in den letzten 2 Takten (z.B. per Pedal Point auf Quinte) in die Time gehen. Eignet sich häufig insbesondere für Balladen, aber auch bei vielen anderen Stücken ausprobierenswert.

8 Takte sind in der Tat oft eine gute Taktzahl; je nach Stück können aber auch mal 16 oder noch mehr passend sein, je nach Situation und auch Fähigkeit der Mitspielenden, aus einer Intro Musik zu machen :D

Was wo paßt, muß man ausprobieren und spüren. Faustregel auf jeden Fall: Beginnt ein Stück gleich mit Turnarounds (z.B. I got Rhythm, Have You Met Miss Jones...), so ist es nicht so geil, Turnaround als Intro zu spielen, weil es sich nicht genug abhebt, wenn das Thema beginnt.
 
- ist es eigentlich OK, intros nachzuspielen? vielleicht ist das ja "unsportlich" aber manche sind einfach so gut, zb intro und outro von "scrapple from the apple" find ich einfach genauso perfekt wie den ganzen head.

Ich finde die Originalintro zwar OK, aber nichts Besonderes. Hat der Pianist halt mal so schnell "er-improvisiert". Kannste ja ruhig nachspielen (wenn Du sie selber raushörst und wirklich in allen Nuancen korrekt nachzuspielen versuchst, lernste was dabei), aber ist ja nun wirklich kein Muss, das Ding.

habe ich richtig verstanden, dass es vielleicht keine gute idee ist, bei EST abzukupfern? warum? (avishai cohen OK, das gefällt allen meinen freundinnen, die keinen jazz mögen und ist auch, finde ich, eher einfach jazzbeeinflusste, improvisierte klaviermusik, was die rhythmik anlangt. )

Du kannst natürlich abkupfern, wo Du willst. EST oder Cohen sind ja nicht schlecht oder so.

Was ich kritisiere ist: Junge Spieler ziehen sich nur irgendwelche aktuellen, modischen Sachen rein, die aber von der Art her recht speziell sind, und glauben dann, sie hätten jetzt eine Jazz-Ausbildung.

Wer EST nachmacht, kann z.B. anschließend nicht über Changes spielen und nicht vernünftig swingen, zwei Dinge, die unabdingbar sind, um davon zu sprechen, daß man wirklich Jazz kann.

Außerdem meinen die gleichen jungen Spieler häufig, Standards seien "langweilig" und haben dadurch kein Repertoire, sondern können nur die paar EST- oder Cohen-Stücke sowie ihre selbstausgedachten 7/8-Takt-Nummern, die aus Teil A-Q bestehen (jeder Teil ist ein unterschiedlicher modaler Vamp oder aber irgendein atonaler Free-Kram, der, um dem Ganzen höhere Weihen zu verleihen, über einer Pseudo-Zwölfton-Baßlinie verläuft...).

Das alles ist nicht wirklich professionell, sondern, selbst wenn es auf recht hohem Niveau geschieht, Hobbygespiele. Solche Spieler jedoch strömen auf den Profimarkt und unterrichten wiederum, trotz ihrer auf allen Gebieten sehr begrenzten Kenntnisse (Schauder!!).

LG,
Hasenbein
 
OK, nur EST & Co. wäre zu wenig - und mit der passage über die zwölftonteile A-O hast du na klar recht (-8=

nur, wenn du als amateur in einer festen combo spielst und möchtest mal gehört werden, dann bringt es einfach nichts, die ganze energie nur in ein standard-repertoire zu stecken.

damit kämen wir dann zwar weiter auf dem weg des gelehrigen jazz-schülers. und das wär gut. bloß, standards wollen einfach leute nicht hören, die bei einer ausstellungseröffnung becks trinken oder so. und klar, spaß machen würden nur-standards auch, aber spielen könnten wir dann höchstens mal beim sonntagsnachmittagsvorspiel der bezirksjazzschule. oder vielleicht in der ersten stunde einer sonntagabendjamsession.

weil: überall sonst hängen halt eh schon die jazzprofis rum und liefern oberamtliches zeug ab. :p
 
Mal für Uneingeweihte: Was ist denn "EST"? Ist das das Esbjörn Svensson Trio, wie google meint? Und warum ist es vielleicht keine gute Idee bei EST abzukupfern? (fab, #22)
 
[sorry, ist ein bisschen OT mittlerweile]

ja genau, esbjörn svensson trio.

die haben einige aufnahmen, wo sie ein bisschen klingen wie eine jam-rock band mit jazz-instrumenten. also eher rockiger beat und improvisationen über einfache vamps. die spannung ergibt sich vor allem aus klanglichen mitteln und durch wechselnde intensität. das ist bei festival-publikum sehr gut angekommen, vielleicht auch deshalb, weil man im jazz richtige bands, die schon ewig zusammen spielen, nicht so häufig hat.

mir gefallen einige sachen von ihrer monk-cd aber auch gut, wobei die interpretation der tunes vom original oft so weit weg ist, dass man sie danach wahrscheinlich nicht sinnvoll lernen könnte.
 

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