Ich habe inzwischen festgestellt, daß
http://www.chandrakantha.com/articles/indian_music/ eine großartige Quelle für Informationen ist. Dort gibt es auch ein Forum mit hilfreichen Mitgliedern.
Es sieht so aus, daß klassische indische Musik nicht sonderlich gut dokumentiert ist, obwohl es diverse Ansätze dazu gab, eine vereinheitlichende Theorie zu erarbeiten. Also wendet man sich am besten an einen Lehrer und studiert dann z.B. Gesang, Sitar oder Tabla. Man muß sich auch zwischen nord- und südindischer Musik entscheiden.
Ragas sind in der Tat die Basis für das melodische Spiel und repräsentieren bestimmte Stimmungen und ähnliches. Ein Raga wird durch die Skala, Auf- und Abwärtsbewegung, akzentuierte Töne und deren Ornamentik definiert, dazu kommt noch die Tageszeit, zu der ein Rag gespielt werden soll. Die letzten beiden Eigenschaften sind umstritten aber sie gehören zum Repertoire.
Klavier ist ebenfalls umstritten, jedenfalls als Melodieinstrument. Das liegt nicht nur daran, daß es kein klassisches indisches Instrument ist, sondern weil es diverse Verzierungen, die für die Ragas definiert sind, nicht wiedergeben kann und wegen der festgelegten Stimmung. Klavier und Harmonium werden aber heutzutage trotzdem von einigen als Soloinstrument benutzt. Dabei wird die falsche Stimmung ignoriert und die Verzierungen müssen halt so gespielt werden, daß der Charakter erhalten bleibt. Für jemanden, der gerade in klassische indische Musik einsteigt, sind das vermutlich nicht die idealen Instrumente.
Neben den Rags gibt es noch die Tals, das sind die rhythmischen Bausteine der Musik. Selbstverständlich müssen auch die einem Melodieinstrumentalisten bekannt sein. Der direkte Weg dorthin führt über ein Percussion-Instrument wie z.B. Tabla. Allerdings beruhen Ragas und Tablas auf der menschlichen Stimme und statt ein Melodieinstrument und ein Rhythmusinstrument zu lernen, kann man auch Gesang lernen, wo man alles gemeinsam bekommt.
Interessant (weil für westliche Musiker immer wieder erinnerungswert) ist die Tatsache, daß es völlig selbstverständlich ist, daß der Schüler die zu spielenden Dinge oft erstmal singen muß. Die Stimme ist halt das Vorbild, natürlich nutzt man in der Instrumentalmusik auch Fähigkeiten der Instrumente, die die Stimme nicht hat. Zwar besteht in der westlichen klassischen Musik die gleiche Grundlage, das wird aber gerne vergessen. Für Percussion gibt es dazu die Bols, Silben, die für unterschiedliche Anschläge eines Instrumentes stehen, und für Melodien einfach die Noten, wobei die Namen sich immer auf die Stufen der Skala beziehen, wie bei do re mi fa so. Indische Tonhöhen sind nämlich streng relativ, vermutlich ein Alptraum für Leute mit absolutem Gehör ;)
Schön finde ich auch die Legende, die erzählt, wie die Musik zu den Menschen gekommen ist: Die Götter stellten fest, daß die Menschen verwahrlosten, immer mehr Kriege führten, Werte ignorierten und so weiter. Deswegen beschlossen sie, die bislang rein himmlische Musik den Menschen zu vermitteln, um sie von ihrem bösen Treiben abzulenken.