IMSLP wird kommerziell

Ich muss ehrlich sagen, dass ich bisher noch nie aus Noten (Klavier oder Kammermusik) von IMSLP gespielt habe. Das Druckbild gefällt mir nicht und diese losen Blätter nerven. Eigentlich habe ich mittlerweile die wichtigsten Werke als normale Ausgaben.
Die g-moll-Sinfonie von Mozart hatten wir anfänglich als ausgedruckte Version, aber es war alles so dicht gedrängt und schlecht lesbar, dass unser Dirigent schließlich dem Genöle ein Ende bereitete und die übersichtliche Bärenreiterausgabe bestellte.
:-D
Aber wenn jemand schlecht bei Kasse und auf kostenloses Notenmaterial angewiesen ist, mag das natürlich schon bitter sein.
 
Auf der Seite steht laut und deutlich:
"All scores will still be available for free to non-subscribers."

Alle Partituren werden für Nicht-Mitglieder immer noch kostenlos erhältlich sein.

Man muss nun halt 15 Sekunden warten, bis man ein PDF öffnen kann. Wenn sich jemand darüber beschwert, finde ich das eher amüsant... Aber in 15 Sekunden könnte man so vieles machen, ein Stück Schoki essen, oder ein Glas Wasser trinken, oder einen Pullover überziehen...

Aufregen sollte man sich erst, wenn diese Seite generell kostenpflichtig wird.
Dann rege sogar ich mich auf!
 
Auf der Seite steht laut und deutlich:
"All scores will still be available for free to non-subscribers."

Alle Partituren werden für Nicht-Mitglieder immer noch kostenlos erhältlich sein.

Man muss nun halt 15 Sekunden warten, bis man ein PDF öffnen kann. Wenn sich jemand darüber beschwert, finde ich das eher amüsant... Aber in 15 Sekunden könnte man so vieles machen, ein Stück Schoki essen, oder ein Glas Wasser trinken, oder einen Pullover überziehen...

Aufregen sollte man sich erst, wenn diese Seite generell kostenpflichtig wird.
Dann rege sogar ich mich auf!
Hey, lesen können wir selber. 15 Sekunden zu warten ist lange, wenn mal nur grad schnell die beste Version von 5 verschiedenen Scans beurteilen will. Das macht das Tool für mich nur mehr halb so interessant. Wenn ich schöne Noten brauche, kauf ich sie mir eh. Aber zum eben mal kurz was nachschaun war imslp bis jetzt super. Und genau das geht jetzt nicht mehr gscheit.
 
Dass ein von Freiwilligen aufgebauter Dienst jetzt kostenpflichtig wird, ist natürlich heikel. Dass aber alle erwarten, dass der Dienst kostenlos sein müsse, dass also derjenige, der alles initiiert und aufgebaut hat, auch noch die Kosten tragen muss, ist auch nicht richtig. Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Serverkosten sind, aber hinzu kommen ein mich Sicherheit ein enormer Zeitaufwand und weitere Kosten. Wer trägt z. B. die Haftungsrisiken für Urheberrechtsverletzungen, wenn jemand was hochlädt, was nicht gemeinfrei ist?

Andererseits gibt es schon Ungereimtheiten, z. B. warum der Träger keine Non-Profit-Organization ist.

Aber es steht doch jedem frei, es selbst besser und vor allem gerechter zu machen!?

P. S.: Bedauerlich finde ich es auch, zur Orientierung nutze ich imslp gerne, aber nicht so intensiv, dass es mir die Subscription wert wäre. Spielen tue ich ausschließlich aus gebundenen Ausgaben, ich mag die fliegenden Blätter nicht.
 
Geraten sie damit nicht stark von einer rechtlichen Grauzone in eine wirklich problematische Zone?

Dort gab es ja (für mein Gefühl) teils auch Sachen, wo der rechtliche Status sicher nicht gänzlich klar ist.
Meist wurde das unter der Rubrik "Wo kein Kläger..." und mit einem Download-Disclaimer beantwortet, besonders der Diclaimer zeigte doch, dass man ich eines potentiellen Verwerter-Problems/Copyrights durchaus bewusst ist.

Das Problem liegt in den unterschiedlichen nationalen Gesetzen. So kann ein Werk oder eine Ausgabe am Standort des Servers sehr wohl legal angeboten werden, nicht aber am Standort des users. Darum gings bei dem Disclaimer.
 
Richtig. Ich habe gerade heute mehrere Ausgaben einer Mozart-Fantasie verglichen, weil ich eine Note nicht glauben wollte. Das nervt.
Ist verständlich, ich würde allerdings so etwas dem Herausgeber eines anerkannten Notenverlags überlassen, diese Menschen wissen mehr über Noten als ich jemals mir erarbeiten möchte. Dafür zahlen ich auch gerne die paar Euro - wenn ich Notennutzungsdauer und Kosten vergleiche ist so etwas alltägliches wie Kaffeetrinken gehen ein vielfaches teurer.
 
[...] ich würde allerdings so etwas dem Herausgeber eines anerkannten Notenverlags überlassen, [...]
Es ist nur merkwürdig, daß sich auch bei den renommierten Notenverlagen immer wieder unterschiedliche Lesarten finden. Und nicht immer gibt es "kritische Berichte", die auf Zweifelsfälle hinweisen. "Urtext" ist ein sehr schwammiger Begriff (ähnlich wie "Bio"). Was ist die maßgebliche Quelle? Arbeitsmanuskript, Reinschrift, Erstausgabe ...? Und dann gibt's immer noch die Möglichkeit des Druckfehlers bei den Urtext-Verlagen selbst (auch ein Henle-Verlag ist nicht davor gefeit, wie man unschwer erkennen kann, wenn man mehrere Auflagen miteinander vergleicht). Da hilft dann nur Recherche. Und hier ist IMSLP ein durchaus sinnvolles Hilfsmittel.
 
Aus welchem Grund eigentlich sollte die Distribution von Musikalien "für ümmesönst" sein - egal ob in gedruckter oder Online-Fassung? Ich finde, daß der Besitz einer Mozart-Gesamtausgabe zu den Menschenrechten eines jeden Musikers zählt. Es ist schnödes Gewinnstreben, daß ein Bärenreiter-Verlag für dieses existentielle Grundbedürfnis Geld verlangt! Daß ein Grosso-Vertrieb und ein Musikalienhändler dann auch noch ihren Anteil haben wollen!
 

Aus welchem Grund eigentlich sollte die Distribution von Musikalien "für ümmesönst" sein - egal ob in gedruckter oder Online-Fassung? Ich finde, daß der Besitz einer Mozart-Gesamtausgabe zu den Menschenrechten eines jeden Musikers zählt. Es ist schnödes Gewinnstreben, daß ein Bärenreiter-Verlag für dieses existentielle Grundbedürfnis Geld verlangt! Daß ein Grosso-Vertrieb und ein Musikalienhändler dann auch noch ihren Anteil haben wollen!

Muss sie nicht sein, bei IMSLP wäre aber das analoge Pendant, dass Menschen Bücher zusammentragen um gemeinsam eine Bücherei aufzubauen und der freiwillige Leiter eines Tages beschließt, dass die zahlenden Menschen priorisierten Zugang zu den Büchern haben. Solange damit nur die Kosten der Bücherei gedeckt werden, ist das in Ordnung. Sobald der Leiter damit Geld verdient, nutzt er die freiwilligen Helfer aus.
 
Sobald der Leiter damit Geld verdient, nutzt er die freiwilligen Helfer aus.
Das ist das Geschmäckle, dass der IMSLP-Initiator über seine Finanzen nicht reden will und die Firma, die IMSLP offiziell betreibt, eben nicht gemeinnützig ("Non-Profit") ist. Da liegt der Verdacht nahe, Kasse machen zu wollen.

Durch eine geeignete rechtliche Struktur könnte der Betreiber dem Verdacht der Bereicherung schon mal etwas entgegentreten, auch wenn das sicher immer noch unzuverlässig ist (eine gGmbH darf z. B. zwar keine Gewinne machen, kann aber sehr wohl ihrem Geschäftsführer ein überdurchschnittliches Gehalt zahlen).
 
Es ist nur merkwürdig, daß sich auch bei den renommierten Notenverlagen immer wieder unterschiedliche Lesarten finden. Und nicht immer gibt es "kritische Berichte", die auf Zweifelsfälle hinweisen. "Urtext" ist ein sehr schwammiger Begriff (ähnlich wie "Bio"). Was ist die maßgebliche Quelle? Arbeitsmanuskript, Reinschrift, Erstausgabe ...?

Genau diese drei Quellen - plus Errata und handschriftliche Ergänzungen des Komponisten in der Druckausgabe, manchmal auch der Uraufführungsinterpreten in den Stimmen. Das Problem besteht nur darin, wie Diskrepanzen zu gewichten sind. Der Herausgeber hat seine Entscheidung auf jeden Fall im editorischen Bericht zu begründen. "Urtext" ist zwar kein geschützter Begriff. Aber wer die Mindestanforderungen an editorischer Sorgfalt unterschreitet, hat sich in der Fachwelt blamiert.

In der Praxis geschieht leider etwas anderes. Beispiel: Zur Zeit basteln vier Verlage: Henle, Peters, Bärenreiter, Schott/UE (= Wiener Urtext), an Ravel-Urtext-Ausgaben. Man sieht, die Schutzfrist ist abgelaufen, und man hat den Eindruck, daß es den jeweiligen Herausgebern weniger um Texttreue geht als um das Abgrenzungsbedürfnis - den Zwang, die eigene wissenschaftliche Arbeit sich von der des Kollegen abheben zu lassen. Er läßt die Herausgeber ganz schön herumeiern. Es betrifft zwar nur Details (so daß man getrost auch die alten Durand-Ausgaben benutzen kann), aber es läßt mich auf die Dauer an dem Label "Urtext" verzweifeln.
 
Der Vorteil der neuen Ausgaben ist immerhin, dass sie nicht ganz so teuer sind wie die Durand-Ausgaben. Und das deutlich vergrößerte Format bei Henle passt zwar nicht so gut in meinen Rucksack, ist aber sehr angenehm zu lesen.
 
Ich muss hier mal eine Lanze für die gescholtene „Zettelwirtschaft“ brechen.

Viele Noten bei mir sind von IMSLP, viele sind aus eigenen Notenbüchern kopiert, andere sind aus anderen Quellen, alle sind in DIN-A 4 Form in Klarsichthüllen gesteckt. Ich übe meine Sachen seit Jahrzehnten aus Kopien und lerne sie auswendig.

Im Bild mein Übe-Platz mit allen Stücken, an denen ich zur Zeit übe und die ich überwiegend auswendig kann. Das sind:

Antonio Soler: zwei Sonaten,
Maeto Albeniz: Sonate in D-Dur
Mozart: Sonate in F-Dur
La Paloma, Bizet: Habanera aus Carmen,
Cervantes: 7 Danzas cubanas,
Gottschalk: LA JOTA ARAGONESA, MANCHEGA, LA GITANELLA, SOUVENIRS D´ANDALOUSIE,
Isaac Albeniz: Cadiz, Aragon,
Schumann: Fantasiestücke Op.12: In der Nacht, Fabel, Traumes Wirren,
Fanny Hensel: O Traum der Jugend o goldener Stern,
Ernesto Nazareth: Mercedes, Dora, Digo, Bambino, Escorregando, Lamentos, Batuque,
Ernesto Lecuona: LA PRIMERA EN LA FRENTE, LA MULATA, A LA ANTIGUA, DANZA NEGRA, BELL FLOWER, DANZA LUCUMI, LA CARDENESE, LA COMPARSA, THE MOON LIGHTS UP,
Liszt: Gondoliera, Aida-Paraphrase

Die orangen Papierstreifen kennzeichnen die momentan zu übenden Stücke, der Zähler links zeigt an, dass ich aus dem Stück “in der Nacht” drei Teile je zwei mal durchgeübt habe.

Interessant wäre es zu sehen, wie groß und unhandlich der Notenstapel wäre, wenn ich die Noten als Original Papiernoten verwenden würde. In LA GITANELLA habe ich übrigens zwei Zeilen Griffvarianten auf frisches Papier geschrieben und über die Noten geklebt. (Macht man das in einem gekauften Notenband?)

Diese hier beschriebene Arbeitsweise empfehle ich sehr zur Nachahmung!

Liebe Grüße

Walter

p.s.: ich finde es natürlich sehr schade, wenn der Zugriff auf IMSLP eingeschränkt wird. Ich schätzte vor allem die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Literatur zu verschaffen, besonders in meinem Fall, da ich auf dem Land wohne. Ich habe nicht die Bibliotheken und Büchereien, wie sie große Städte oft haben.
 

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alle sind in DIN-A 4 Form in Klarsichthüllen gesteckt.
Und wie machst Du Notizen?

der Zähler links zeigt an, dass ich aus dem Stück “in der Nacht” drei Teile je zwei mal durchgeübt habe.
Die Nutzung eines Abacus zum Zählen von Durchläufen finde ich etwas übertrieben. Ist ja wie beim Kieser-Training!

Macht man das in einem gekauften Notenband?
Klar! Noten sind Arbeitsmaterialien. Ich schreib da hemmungslos mit Bleistift rein (Fingersätze, Harmonien, ...). Meine KL ergänzt Kringel an wichtigen Stellen. Übrigens radiere ich auch viel, und hier zeigt sich halt der Nutzen vernünftige Ausgaben: Bei Henle oder Wiener Urtext kannst Du einen HB-Bleistift rückstandsfrei wegradieren. Das Papier rubbelt nicht durch und knickt auch nicht. Das Druckbild ist bei den neuen Ausgaben auch um Klassen besser als die gescannten Altausgaben bei IMSLP.
 

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