Ich habe einen neuen Klavierlehrer !

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hubschrauber

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1. Nov. 2010
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Als ich letzten Herbst wieder mit Klavierunterricht angefangen habe, war das nicht bei einer ausgebildeten Klavierlehrerin, sondern bei einer Klavier spielenden Sozialpädagogin, die auch noch einen Orgel C-Schein hat. Das hatte den Vorteil, dass der Unterricht fast um die Ecke war und besser als vorher autodidaktisch war es auf jeden Fall.

Trotzdem bekam ich nach und nach den Eindruck, ich müsse mir eine(n) richtigen KL suchen. Auf viele Fragen habe ich mir die Antwort hier im Forum gesucht, weil ihre Kenntnisse dazu nicht ausreichten. Auch interpretatorisch hätte ich mir von ihr mehr Hilfestellung gewünscht, als nur pauschale Hinweise wie „gucken Sie mal, wie Sie das mehr phrasieren können“ (Bach Invention – ich habe mir dann bei diversen Youtube-Einspielungen Anregungen geholt) oder „machen Sie die Spanne zwischen piano und forte noch größer“ (Chopin-Walzer). Und obwohl ich mich mit meinen Stücken nicht arg fortgeschritten finde, war ich ihre fortgeschrittenste Schülerin.

Also habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative gemacht. Der erste Anlauf war gleich eine herbe Enttäuschung: Eine pensionierte KL, die früher an der hiesigen Musikschule unterrichtet hat. Sie hatte zwar ein tolles altes Klavier, hat an meinem Vorspiel aber nur die falschen Töne korrigiert und wollte dann eine 3-stimmige Invention mit mir anfangen, indem ich erst jede Hand einzeln und dann beide zusammen spielen sollte. Also ein neues Stück erarbeite ich mir lieber in Ruhe zu Hause und nicht im Unterricht und zu Themen wie Digitalpiano („die sollen mittlerweile ganz gut sein“) oder Ragtimes konnte sie gar nichts sagen.

Letzte Woche habe ich dann einen zweiten Versuch bei einem anderen KL gestartet. Ich habe zunächst erläutert, was ich gerne spielen möchte und der KL hat ein wenig erzählt, wie der Unterricht bei ihm abläuft. Dann habe ich zwei meiner aktuellen Stücke vorgespielt – etwas ehrfürchtig, denn ich hatte noch nie zuvor an einem Steinway-Flügel gespielt.
Der Chopin-Walzer kam zuerst dran: Die Phrasierung der rechten Hand wurde überarbeitet, meine Handhaltung ist schlecht (die Finger sind zu gestreckt), hier muss das Handgelenk rauf und da runter, usw. „Hat man Ihnen nie was zur Technik gesagt?“ (Nein, fast nie.) Immerhin war wenigstens meine linke Hand einigermaßen gut. Dann kam noch das Solfegietto von C.Ph.E. Bach dran. Auch hier viel zur Finger- und Handhaltung und zur Phrasierung - wo lauter, wo leiser und vor allem auch warum („ich bin Chromatik, ich bin wichtig“). Mit Digitalpianos kennt er sich übrigens auch aus, da er für mobile Zwecke selbst ein Stage-Piano hat und noch andere seiner Schüler auf einem Digi üben.
Alles in allem war die Probestunde 90 Minuten lang und mir hat hinterher richtig der Kopf geschwirrt. Trotzdem habe ich gleich zugesagt, denn ich habe den Eindruck, bei diesem Lehrer kann ich viel lernen und trotzdem Spaß haben. Leider sind bei uns in BW jetzt erst einmal Ferien, aber ich habe für nächste Woche schnell noch eine Einzelstunde vereinbart, damit ich Hausaufgaben bekomme. Ich soll meine Ragtime-Noten mitbringen(Juhu!). Und im September geht es dann richtig los mit wöchentlichem Unterricht.

Jetzt drückt mir bitte die Daumen, dass der Unterricht auch hält, was die Probestunde versprochen hat.

Susanne
 
Ja, eine gute Lehrerin / ein guter Lehrer ist sehr wichtig. Ich habe als Wiedereinsteiger vor einigen Wochen ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. 5 KL habe ich mir angesehen, bis endlich eine gute dabei war. Drei der anderen haben auch gesagt, dass ich ihr bester Schüler wäre, was wahrlich nicht daran liegt, dass ich so fortgeschritten oder begabt bin. Eine hat gleich gesagt, dass sie bestimmte Stücke nicht unterrichten kann, die ich vorgespielt hatte. Zwei hatten E-Pianos, auf denen unterrichtet wurde(!), eines davon hatte nichtmal 88 Tasten(!!) und die waren auch nicht gewichtet. Auf meine Anmerkung, dass man da ja nicht drauf lernen könnte, meinte sie, als Pianist müsse man überall drauf spielen können, und die fehlenden Tasten bräuchte man selten. Dummerweise liefen drei der fünf Stücke, die ich dabei hatte, oben oder unten aus ihrer Klaviatur raus... Einer hatte einen uralten Steinway Flügel, völlig verstimmt, und manche Tasten kamen nicht mehr gut wieder hoch (auf einem Flügel!!). Alles in allem, von den vier anderen LehrerInnen war nur eine dabei, bei der man zumindest mal hätte drüber nachdenken können, obs was wird.

Aber für alle 4 galt eigentlich, dass sie hauptsächlich mein Spiel gelobt haben, und mir wenig neues haben sagen können. Bei der 5. war es zum Glück völlig anders. Sie hat dafür überhaupt gar kein gutes Haar an irgendetwas gelassen, und hatte in jedem Takt gleich mehrere Dinge zu kritisieren. :o Mittlerweile hatte ich schon zwei weitere Stunden bei ihr, und die sind wirklich tough. Sie hat recht hohe Ansprüche, aber ich lerne auch sehr viel, und sie kritisiert vor allem konstruktiv, d.h. sie hilft mir ganz konkret meine Schwächen zu überwinden.
 
mein Fazit nach drei mehrstündig "getesteten" - und sieben über Probestunden kennengelernten Klavier-Lehrern:

- wirklich engagierte Lehrer, so wie ich sie hier auf Clavio kennengelernt habe, sind die Ausnahme
- die Streuung der instrumentellen Ausrüstung und der Qualifikation ist extrem
- Eine Korrelation von Preis und Leistung ist nicht grundsätzlich vorhanden

- ich habe zur Zeit Unterricht bei einem ausgezeichneten Lehrer, die Führung des Unterrichtes und wichtige Impulse gebe ich allerdings zur Hälfte selbst.

Ein absoluter Einzelfall zum Schmunzeln oder Nachdenken:
Ein Lehrer nannte sich "Improvisationskünstler". Ich als Jazz-Aspirant neugierig geworden, vereinbarte eine Probestunde (die ich grundsätzlich bezahle).
Es stellte sich heraus, dass er 5 weitere Instrumente unterrichtete. Seine Kunst bestand darin, auf einem vollkommen abgerackerten Klavier frei zu improvisieren. Er hatte niemals selbst selbst länger Klavierunterricht gehabt, hatte kein Repertoire, und besaß nur rudimentäre Notenkenntnis.
Als letzte Chance verwickelte ich ihn in ein Gespräch über Triton-Substitution. Das sei im Wahrheit alles Quatsch, braucht kein Mensch ...
An sich war er ein netter Kerl.
Er malte schöne Bilder, hatte eine Ausstellung in seinen Räumen und die haben wir uns dann in der zweiten Hälfte der Probestunde angeschaut, Weinbrand aus Marmeladengläsern (eigentlich für die Pinsel) trinkend.:p

Lieber Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
NewOldie, Deine Geschichten sind echt immer supergeil! :D :D

- ich habe zur Zeit Unterricht bei einem ausgezeichneten Lehrer, die Führung des Unterrichtes und wichtige Impulse gebe ich allerdings zur Hälfte selbst.

Jemand anders wiederum würde vielleicht diesen Lehrer als nicht so gut empfinden (bzw. als "Fachkenntnisse gut, aber als Lehrer nicht so zu gebrauchen"), weil er einen Lehrer will, der ihm haarklein sagt, was als nächstes zu tun ist, und Lehrer haßt, die Schüler fragen: "Was willst Du am liebsten spielen?". Letzteres wirkt auf ihn planlos ("Hey, er ist der Lehrer, ER muss doch wissen, was als nächstes drankommt!") Das ist so ähnlich wie bei Frauen - wenn man mit einer die ersten Dates hat, möchte die in aller Regel auf keinen Fall, daß man sagt: "Wozu hättest Du denn Lust?" (man wirkt dann schwach/unterwürfig/uninteressiert), sondern es wird vorausgesetzt, daß man als Mann die Vorschläge macht. Frauen, denen das nicht so wichtig ist oder die sogar die Führung übernehmen wollen, sind selten.

LG,
Hasenbein
 
NewOldie, Deine Geschichten sind echt immer supergeil! :D :D
[…]
LG,
Hasenbein
Die Erzählungen finde ich auch immer ganz lustig.
(Weinbrand aus Marmelade- / Pinselgläsern) :p


@Hasenbein, Deine Beiträge bezüglich Musik und Klavier schätze ich sehr,
aber die Vergleiche mit den Dates gelingen Dir nicht so gut. (Die Zeiten ändern sich laufend - was Heute gut ist, kann Morgen schon nicht mehr passen. - Nicht alle Frauen sind gleich. Mach Dir nicht so viele Gedanken - sei wie Du bist! - in Deiner »Soheit«) :D

Jedoch stimme ich der Aussage zu, dass der für den einen optimale Lehrer, für den anderen nicht unbedingt passen muß und umgekehrt.

Grüße
Thomas
 
...aber die Vergleiche mit den Dates gelingen Dir nicht so gut. (Die Zeiten ändern sich laufend - was Heute gut ist, kann Morgen schon nicht mehr passen. - Nicht alle Frauen sind gleich. Mach Dir nicht so viele Gedanken - sei wie Du bist! - in Deiner »Soheit«) :D

Aus dieser Äußerung entnehme ich, daß mindestens eines dieser Dinge auf Dich zutrifft:

a) Du bist schon lange mit einer Partnerin zusammen oder aber schon sehr lange Single und hast schon lange nicht mehr "gedatet"

b) Du bist ein politisch korrekter (= auf bestimmte Medien und Politiker hereinfallender) Mensch und glaubst z.B., daß die "Emanzipation" tatsächlich in Sachen Dating Grundsätzliches verändert hat

c) Du hast nie Schwierigkeiten gehabt, eine Frau "abzukriegen", weil Du entweder sehr gut verdienst oder aber sehr attraktiv aussiehst (dazu zählt auch ein großes oder kräftig-massiges Körpermaß).

d) Frauen interessieren Dich nicht und Du datest sie daher auch nicht :D

Aber egal, das gehört ja hier nicht hin. :D

LG,
Hasenbein, der bis Anfang 30 immer "so wie er ist" war und dauernd Mißerfolg bei den Frauen hatte, danach aber sein Wesen bewußt verändert hat, um weniger schüchtern, mehr "assertive" und "chefiger" aufzutreten - seitdem klappt's auch, und die Frauen glauben gar nicht, daß ich früher ein total unsicherer Horst war, wenn ich's ihnen erzähle :D
 
@ New Oldie: Ich wäre garnicht auf die Idee gekommen, Probestunden zu vereinbaren. Zum Glück hat der 2. Lehrer dies von sich aus angeboten.

Hi Leonie
das Thema Probestunden bin ich sehr offen angegangen.
Den "Testkandidaten" habe ich gesagt, dass ich mich nicht sofort entscheiden werde, sondern erst mal mehrere Lehrer kennenlernen möchte.
Bis auf eine entrüstete Lehrerin fanden das alle völlig okay.:D

Auch mein jetziger Lehrer hat mir wörtlich gesagt, dass er mich für intelligent genug hält, dass ich den Zeitpunkt für einen Wechsel evtl. mit Rückkehr selbst finde.
Seit einem Jahr habe ich keine Probestunden mehr genommen, da ich sicher weiß dass ich gut aufgehoben bin.:p

Lieber Gruß, NewOldie
 
Ja, eine gute Lehrerin / ein guter Lehrer ist sehr wichtig. Ich habe als Wiedereinsteiger vor einigen Wochen ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. 5 KL habe ich mir angesehen, bis endlich eine gute dabei war. Drei der anderen haben auch gesagt, dass ich ihr bester Schüler wäre, was wahrlich nicht daran liegt, dass ich so fortgeschritten oder begabt bin. Eine hat gleich gesagt, dass sie bestimmte Stücke nicht unterrichten kann, die ich vorgespielt hatte. Zwei hatten E-Pianos, auf denen unterrichtet wurde(!), eines davon hatte nichtmal 88 Tasten(!!) und die waren auch nicht gewichtet. Auf meine Anmerkung, dass man da ja nicht drauf lernen könnte, meinte sie, als Pianist müsse man überall drauf spielen können, und die fehlenden Tasten bräuchte man selten. Dummerweise liefen drei der fünf Stücke, die ich dabei hatte, oben oder unten aus ihrer Klaviatur raus... Einer hatte einen uralten Steinway Flügel, völlig verstimmt, und manche Tasten kamen nicht mehr gut wieder hoch (auf einem Flügel!!). Alles in allem, von den vier anderen LehrerInnen war nur eine dabei, bei der man zumindest mal hätte drüber nachdenken können, obs was wird.

Aber für alle 4 galt eigentlich, dass sie hauptsächlich mein Spiel gelobt haben, und mir wenig neues haben sagen können. Bei der 5. war es zum Glück völlig anders. Sie hat dafür überhaupt gar kein gutes Haar an irgendetwas gelassen, und hatte in jedem Takt gleich mehrere Dinge zu kritisieren. :o Mittlerweile hatte ich schon zwei weitere Stunden bei ihr, und die sind wirklich tough. Sie hat recht hohe Ansprüche, aber ich lerne auch sehr viel, und sie kritisiert vor allem konstruktiv, d.h. sie hilft mir ganz konkret meine Schwächen zu überwinden.

Hi Sita,

Nr. 1 - 4 die sind ja drollig, ich schmeiß mich hin:p:p. Ich als Anfänger brauch auch die Nr. 5 , ich suche zur Zeit auch meinen ersten Klavier Lehrer/in und ich finde der/die sollte
versuchen 100% zu vermitteln, denn wenn bei mir davon wenigsten 50% hängen
bleiben, habe ich noch immer genug gelernt.:twisted:

Also, viel Erfolg
Gruß Schellack
 
... Bei der 5. war es zum Glück völlig anders. Sie hat dafür überhaupt gar kein gutes Haar an irgendetwas gelassen, und hatte in jedem Takt gleich mehrere Dinge zu kritisieren. :o Mittlerweile hatte ich schon zwei weitere Stunden bei ihr, und die sind wirklich tough. Sie hat recht hohe Ansprüche, aber ich lerne auch sehr viel, und sie kritisiert vor allem konstruktiv, d.h. sie hilft mir ganz konkret meine Schwächen zu überwinden.

So ähnlich ist es bei mir wohl auch. Ich hatte gestern die letzte Stunde bei meiner alten Lehrerin und da wurden der C.PH.E. Bach und der Chopin-Walzer als gut genug abgehakt. Am Tag zuvor habe ich bei dem neuen Lehrer bestimmt eine halbe Stunde an der Phrasierung der ersten Takte des Walzers gearbeitet - erst einmal nur die rechte Hand alleine.
 

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