Hilfe beim Klavierkauf

Dabei ist das Spiel doch sooo einfach:

A hat X, B will X haben.
A ist bereit, X an B abzugeben für eine Gegenleistung u (i.d.R. pekuniär).
B ist bereit, v zu leisten, um X zu bekommen.

Ist v >= u, einigt man sich auf p mit v >= p >= u.
A kann sich freuen, p-u mehr bekommen zu haben, als er mindestens haben wollte
und B kann sich freuen, v-p gespart zu haben.

Ist v < u, kommt man halt nicht zusammen.
Weder wird A gezwungen, X für p < u abzugeben, noch muß B p > v leisten.
Behält A halt X und B bekommt's halt nicht oder holt es sich woanders.

Ist doch kein Grund aufeinander sauer zu sein?

Oder?
 
ist es dein Arzt der Dir eine Spritze mit einem Grippenimpfstoff in den Hintern für 30 euro schiesst, dafür bezahlte er knapp 2 euro.
Das ist ja mal ne Milchmädchenrechnung. ;)

Wer diese Spiel nicht mitmachen kann, wird als unfähig und Schwächling abgestempelt, ist eben ein Kamel.
Richtig! So habe auch ich es gelernt und danach gehandelt. Seit dem Jahr 2000 ist mir dieses Spiel aus diversen Gründen zu blöd geworden (es macht Arbeit, schafft Misstrauen, schränkt Spielräume ein...).
Mein erster Kunde, der das erfahren durfte, war leicht genervt. :) Es ging um einen Auftrag von ca. 20.000 DM. Wir trafen uns zur Vertrags"verhandlung". Er begann das übliche Spiel und ging die einzelnen Positionen durch (da 5%, dort 3%...) und erntete nur Kopfschütteln.
Mit den Worten "Also lieber Herr xxx, so was wie Sie ist mir ja noch nie untergekommen. Sie müssen doch mit mir handeln! Das geht doch so nicht." Antwort: "Nix muss ich, meine Preise entsprechen genau dem, was ich haben will. Da wird nix mehr gehandelt. Trotzdem werden Sie zufrieden sein. Das müssen Sie mir glauben oder sich nen anderen suchen.". Er unterschrieb an Ort und Stelle, war am Ende mehr als zufrieden (wie alle meine Kunden) und keiner war ein Kamel.
Genau so trete ich als Kunde auf: Mit Vertrauen...oder eben nicht. Das "Spiel" ändert am Vertrauen nichts. Aber evtl. bin ich da auch einfach zu naiv oder romantisch. :)

Ist doch kein Grund aufeinander sauer zu sein?
Sind wir nicht! Wenigstens ich lese und schreibe hier mit nem Schmunzeln im Gesicht.
 
Der Romantiker hat keinen Grund, sauer auf den Feilscher zu sein, weil er auf das Angebot nicht eingehen muss. Er muss sich einen anderen Käufer suchen oder eingestehen, dass der Preis einfach zu hoch ist. Falls er dringend auf einen Verkauf angewiesen ist, werden ihm gute Freunde helfen oder er kann sich an ein Pfandleihhaus wenden. Natürlich ist er traurig, wenn durch einen vielleicht sogar gängigen Marktpreis ein Instrument weggeht, in dem viel Herzblut steckt; man kann aber nicht erwarten, dass dies jeder Käufer auch erkennt. Glücklich natürlich, wenn er einen Käufer findet, der das spürt und wertschätzt. So ist das Leben des Romatikers natürlich reicher, im positiven wie im negativen.

Der Pragmatiker, der auch das Feilschen beherrscht, macht natürlich objektiv keine Fehler, weder verkauft er zu günstig, noch kauft er überteuert. Das schränkt aber auch sein Erlebnisspektrum ein. Wenn er zwei Yamaha U1 bei zwei verschiedenen Händlern sieht, das eine, das ihm besser gefällt, bei dem kleinen Händler aber 300 Euro teurer ist als bei einem großen Händler, der auch im Internet verkauft, wird er nicht einsehen, 300 Euro mehr zu bezahlen und im Zweifel das günstigere Instrument kaufen. So richtig freuen wird er sich nicht, weil er weiß, dass das andere Instrument ihm einen Tick besser gefiel. Er hat finanziell keinen Fehler gemacht, aber sich auch nicht mal was gegönnt, was ihm in dem Fall gut getan hätte fürs Herz. Die 300 Euro kann er natürlich in andere schöne Sachen (Urlaub, hochwertiges Essen, Kleidung - bei Damen insb. Schuhe, Alufelgen, etc.) investieren, weil er fürs Klavierspielen natürlich auch nicht so eine riesige Leidenschaft verspürt wie der Romantiker. Also kann er am Ende auch glücklich sein.
 
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Interessante Argumentationen ......

Ich stimme zu, dass bei obektiven gleichen Gesichtspunkten auch ein subjektives Empfinden wohl manchmal einen höheren Preis rechtfertigt: "Beide Klaviere sind gleich, aber bei Händler B habe ich ein besseres Bauchgefühl" sehe ich genauso.

Jetzt würde mich allerdings die Meinung zu einem pragmatischen Beispiel interessieren.

Wenn ich mich für einen Händler entschieden habe und ein neuer Flügel nach Liste dort 30k kostet. Es ist mir aber bewußt, dass min. 15% Rabatt vom Listenpreis eigentlich normal sind. Würden dann die "Ich zahl den Preis, der verlangt wird"-Verfechter die 30k einfach so zahlen?

Oder beim Autokauf Listenpreise zahlen? Oder überspitzt (und sorry für das Beispiel) 50k für die neue Küche, wobei ich mir sicher bin, dass der Händler selbst bei 30k noch super verdient?

Das ist nicht wertend gemeint. Ich würde es allerdings gerne verstehen.
 
Würden dann die "Ich zahl den Preis, der verlangt wird"-Verfechter die 30k einfach so zahlen?
Nein!
Einfach so zahlt auch ein "Romantiker" nichts. Er ist ja nicht zwingend blöd und weiß um die normalen Nachlässe vom Listenpreis. Es geht schlicht und einfach um Leben und leben lassen, Fairness, Geben und Nehmen....tsching tschang tschong.

...und wie Fishi es schon schrieb: Wenn sich ein Romantiker über´s Ohr gehauen fühlt, ist er mit Vorsicht zu genießen. :)
 
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Wenn ich mich für einen Händler entschieden habe und ein neuer Flügel nach Liste dort 30k kostet. Es ist mir aber bewußt, dass min. 15% Rabatt vom Listenpreis eigentlich normal sind. Würden dann die "Ich zahl den Preis, der verlangt wird"-Verfechter die 30k einfach so zahlen?

Da fast immer unter Listenpreis verkauft wird und weitere Umstände (mit/ohne Klavierbank, Transportumfang, "Ausstellungsstück", etc.) eine Rolle spielen ist die Frage nach dem tatsächlichen Verkaufspreisangebot des Händlers immer gerechtfertigt. Manchmal steht auch schon ein Angebotspreis unterhalb des Listenpreises dran und ich bin auch schon vom Händler gefragt worden: "soll ich mal nachrechnen?". I.d.R. kommt auch schon ein Angebot, wenn man in aller Ehrlichkeit preisgibt: "Das Instrument gefällt mir gut, der angegebene Preis liegt aber etwas oberhalb meine eingeplanten Budgets."

Die verschiedenen "Verhandelcharakteristika" kommen erst dann zum Tragen, wenn der Händler ein Verkauftspreisangebot gemacht hat, wo man dann entweder sagt "o.k., geauft :-)" oder "XY gibt aber 2% mehr Rabatt"...
 
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Zitat von Lotte89 aus ihrem neuen Faden:

Nein, nicht gesehen. Aber als ich dem Verkäufer gesagt habe, dass ich das Klavier zu seinem inserierten Preis nehmen würde, hat er gesagt, dass es noch zwei andere Interessenten gibt. Er möchte die Interessenten zunächst empfangen und schauen, was diese bieten. Er würde sich dann melden..

Da war der Verkäufer wohl doch eher Realist als Romantiker ... :evil:

Gruß
Rubato
 
Da war der Verkäufer ein unfaires A.... und ich ärgere mich gerade saumäßig. Andererseits hätte sich Lotte mit einem 3.000-Gebot wohl dann gleich ins Aus katapultiert...

@ Jack Black: Lotte + Rotwein = Nathi ;-).

Das ist eine total unromantische, rein kalkülhafte, ausschließlich finanziell orientierte Problematik. Und dieses Problem gilt es hier zu lösen. Da kann man nicht ernsthaft vorschlagen, einfach den vom Verkäufer genannten Preis zu bezahlen, denn ein Verlust entsteht immer dann, wenn Einkaufspreis und Verkaufspreis auseinanderklaffen. Da wir den Verkaufspreis nicht vorhersagen können, bleibt als einzig sinnvolle Maßnahme die selbstverständliche Empfehlung, beim Einkauf so wenig wie möglich zu bezahlen.
Das ist genau die Pragmatiker-Denke! Mein Ansatz ist ein anderer: Da MIR der Preis fair erschien, würde ICH nicht handeln, weil ich die Erfahrung machen durfte, dass diese Fairness mir zurückgezahlt wird - z.B. bei meinem Verkauf. Natürlich kriegst Du mit meiner Denke in 20% aller Fälle in unserer Gesellschaft bös eine reingeballert. Aber dafür kann ich doch nicht die anderen 80% "bestrafen" - sondern eben nur die 20%. Die Kunst liegt also darin, sein Gegenüber richtig einzuschätzen. Wenn mir also einer ein gutes SU aus den 90ern für 4000 verkauft, feilsche ich nicht - will er den gleichen Preis für ein gleich altes B, kriegt er was zu hören ...

Fazit: Es geht nicht um Heilslehren. Es geht nicht um Feilschen oder Nicht-Feilschen. Es geht um FAIRNESS!

@ Destenay: Deine Bekannte war dumm. Nicht "geschmeidig" - vermutlich war sie auch noch geizig. DAS funktioniert nie. Ich sag Dir mal, was ich unter "geschmeidig" verstehe:
Kommt ein Kunde (wir reden bei mir von lang anhaltenden Geschäftsbeziehungen, z.T. über Jahrzehnte!) und will feilschen. Dann gibts zwei Varianten:
a) Er regt mich auf und ist auch sonst ein A... >>> Rausschmiss, bzw. Preiserhöhung!
b) Der Kunde ist bemüht und ich mag ihn >>> dann gibts den besagten Job nicht billiger, sondern eben geschenkt! Ich verkaufe mich nicht unter Wert. Lieber verschenke ich was. Wenn es ein "guter Kunde" ist, macht er das dann nie mehr oder höchstens alle paar Jahre mal - meine Rechnung geht auf.

Das hat mich im Laufe der Jahre sicherlich eine hübsche sechsstellige Summe gekostet (weil man sich eben auch täuschen kann). Umgekehrt hat es mir aber ganz sicher ein Vielfaches gebracht.

Nun, sag nochmal: Bin ich wirklich wie Deine Pferdezüchterin??? ;-)
 
Nein!
Einfach so zahlt auch ein "Romantiker" nichts. Er ist ja nicht zwingend blöd und weiß um die normalen Nachlässe vom Listenpreis. Es geht schlicht und einfach um Leben und leben lassen, Fairness, Geben und Nehmen....tsching tschang tschong.

...und wie Fishi es schon schrieb: Wenn sich ein Romantiker über´s Ohr gehauen fühlt, ist er mit Vorsicht zu genießen. :)

Dann habe ich das verstanden. Ich lasse mich zwar gerne auf das Käufer/Verkäufer Spiel ein, aber ich muß jetzt auch nicht den letzten Euro rausholen. Den "Wert" einer Sache kann man auch immer nur für sich selbst beurteilen.

Es gibt zwei Sprüche an die ich durchaus auch glaube:

Leben und leben lassen.

Man sieht sich im Leben immer zweimal.
 

Übrigens ist das alles kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, ich habe nämlich mindestens drei weitere nahezu identische Angebote im Internet gefunden (u.a. in Berlin auch für 4.000,-€). Ich weiß ja nicht, wo Lotte wohnt und ob München "Pflicht" ist, aber exakt dieses Modell (auch ungefähr gleiches Alter) gibt es mehrfach in Deutschland zu kaufen.

Das Berliner und das Mannheimer Angebot ist schon verkauft. Wo hast du sonst noch solche Angebote gefunden?
 
Siehste! Der handelt genauso rational wie ich und will so viel wie möglich herauspressen - und da schreibst Du "versetze Dich in die Lage des Verkäufers"...
Wenn Du unbedingt möchtest, dass ich auch Dich als "unfaires A..." betitle ;-)

dann würde ich ERST RECHT keine 4.000,-€ mehr bieten. Die Chance hat er ja in den Wind geschlagen.
DA gehe ich nun konform. Willste den Romantiker verscheissern, musste Dich warm anziehen ;-)

ch weiß übrigens nicht, wie Du auf die Zahlen (80% / 20%) kommst, ich würde es eher anders herum schätzen und dann noch krasser - 95% versuchen das beste finanziell herauszuholen, nur 5% dürften verklärt Geld verschenken
Es kommt immer darauf an, wie man in den Wald hineinruft!

Du wirfst Dich unnötig Verkaufshaien zum Fraß vor, wenn Du nicht so handelst.
Langsam, langsam! Verwechsle Fairness nicht mit Dummheit. Aber für den Fall, dass Du recht hättest: Dann wäre ich als tougher Hai halt doppelt so reich (oder halb so arm - je nach Standpunkt des Betrachters). Und? Was hätte ich davon? Brauche ich jedes Jahr ein neues Auto? Macht mich ein Steinway B zum besseren Klavierspieler? Soll ich zwei Gärtner bezahlen statt einem? Nehm ich dann die Penthouse Suite statt der normalen? Gönne ich mir ne Zweitfrau?

Ja, ich hätte gerne mehr Geld. Aber nur zum Verschenken. Ab einem bestimmten Punkt gilt nämlich: Alles, was glücklich macht, gibts umsonst.

Jetzt kannst Du entgegnen, dass man sich so eine Denke erst mal leisten können muss. Richtig. Aber an den Punkt bin ich genau mit dem Verhalten gekommen, welches Du als falsch (und dumm) bezeichnest. Quod erat demonstrantum.
 
Jack,

1. brüll ich nicht rum
2. Gehts MIR hier nicht mehr um den TE, das jetzt darauf zurückzuschrauben, geht eigentlich an "unserem Thema" vorbei. Und das ist...
3. dass man fair miteinander umgehen sollte (wobei wir hier zwei unterschiedliche Sichtweisen haben)
4. und zwar aus ganz eigennützigen Gründen, weil...
5. das alles "zurückkommt".

Jack, bitte beachte meine Smilies! Ich habe überhaupt kein Problem mit Dir - lediglich mit der grassierenden Seuche, dass man alles noch billiger haben können muss. Und mit der Geisteshaltung, die beim Gegenüber stets vom "worst case" des "Über-den-Tisch-Ziehens" ausgeht. Ich denke, es fehlt vielen der Mumm, auch mal eine einzustecken.

Lassen wirs gut sein, ok?

PEACE
 

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