Hanon?

C

Corki

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Hello again,

in einigen Beiträgen steht, dass "Hanon" empfohlen wird.

Google nennt dazu einen Komponisten Hanon und ein Buch "Der Klaviervirtuose".

Jetzt muss ich einfach mal ganz dumm fragen, ob in dem Buch bestimmte Übungen sind, die landläufig "Hanon" genannt werden?

Ich habe von J.W. Schaum das Heft "Fingerkraft - Eine Reihe progressiv geordneter technischer Übungen".

Kann ich mir unter "Hanon" sowas wie die Fingerkraftübungen von Schaum vorstellen?
Oder was sonst ist mit "Hanon" gemeint?

Viele Grüße,
Corki
 
Hallo Corki,

ich habe auch den "Hanon" (noch nicht so lange), es ist in 3 Teile aufgeteilt, alles in englischer Sprache, aber ich versuche mal zu übersetzen: der erste Teil für die Schnelligkeit, Beweglichkeit und Kraft der Finger. Der zweite für die Technik. Und der dritte hat Übungen, um die größten technischen Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, und wenn ich mir diese Übungen im dritten so ansehe: Das ist schon ganz schön heftig. Also es sind exakt aufeineinder aufbauende Übungen, reines Training für die Finger, ich bin natürlich noch gaanz vorne im ersten Teil, man soll jeden Tag vor dem Spielen daraus üben. Ich pers. muss mich dazu zwingen, denn: es ist sowas von öde, aber leider soll es zum spielen unerlässlich sein. Allerdings gibt es noch viele andere Übungsbücher, der "Hanon" ist nicht bei allen hier beliebt, aber ich kenne keine anderen. Meine KL kam damit an.
Vielleicht ist der "Schaum" genauso gut? "Progressiv technische Übungen" - ich liebe sie nicht besonders :)
LG
 
Diese Fingerkraft-Übungen vermitteln meiner Meinung nach ein falsches Muster. Wenn man versucht, diese Übungen so forte wie möglich zu spielen, um die Muskeln stark zu trainieren, wird man irgendwann angestrengt und unter Stress spielen. Da man Wissen durch Wiederholung festigt, festigt sich das stressige Spiel und genau das möchte man ja nicht, man möchte lernen, wie man solche Muster entspannt spielt.

Als Überprüfung, wie groß meine Fingerkontrolle bereits ist, spiele ich hin und wieder die erste Hanon-Übung und schaue, wie exakt und schnell ich sie spielen kann. Aber ich denke eh, dass der Großteil des technischen Fortschritts in Sachen Fingerunabhängigkeit und Fingerkontrolle von der Synthese aller kleineren Versuche her kommt und nicht von wenigen bestimmten Übungen. Mit "kleineren Versuchen" meine ich alles mögliche, vor allem, z.B. eine schnelle und gezielte Kontrolle von 34543er-Mustern und ähnliches, was man jetzt aber nicht unbedingt auf Hanon aufbauen muss, sondern unabhängig von jeglichen Noten in allen möglichen Varianten probieren kann. Mal schneller, mal langsamer, mal auf schwarzen Tasten und so weiter, auf jeden Fall halte ich so viel Ausprobieren wie möglich für den Schlüssel zum Fortschritt.

Auch wenn ich jetzt wieder geschlagen werde, aber ich möchte trotzdem nochmal auf Changs Beitrag zu Hanon linken: Klick
 
Mit "Hanon" wird im allgemeinen genau dieses Buch verstanden. Etwas anderes ist mir von Hanon auch nicht bekannt.

Ich denke, wenn man weiß, wie und wofür man diese Übungen einsetzen will, sind sie gut aber sie sind sicherlich nicht unverzichtbar.
 
So skeptisch ich Chang gegenüberstehe, so muß ich doch seiner Analyse und vernichtenden Bewertung der Hanon-Fingerübungen uneingeschränkt beipflichten.

Das hatte ich gar nicht gewusst, jetzt hab ich gar kein schlechtes Gewissen mehr! Ich hasse die Übungen aus Hanon nämlich und ich spiele auch viel lieber Etüden z.B. der Etüdenband von Heumann. Meine KL sprach auch vom "Fingeraufwärmen", aber so wichtig ist das Aufwärmen dann ja wohl doch nicht.
 
Das hatte ich gar nicht gewusst, jetzt hab ich gar kein schlechtes Gewissen mehr! Ich hasse die Übungen aus Hanon nämlich und ich spiele auch viel lieber Etüden z.B. der Etüdenband von Heumann.
Herlichen Glückwunsch! Deiner Laufbahn als Pianistin steht nun nichts mehr im Wege. ;) (Ich kenne allerdings den Etüden-Band von Heumann nicht.)

Aber damit ich nicht wieder mißverstanden werde: Ich bin nicht generell gegen "Fingerübungen", sondern nur gegen die stumpfsinnige Motorik und die abstrusen Anweisungen von Hanon.

Als sinnvoll erachte ich hingegen Übungen, die die Elastizität der Hand schulen oder das Bewußtsein für Bewegungsabläufe fördern. Hier steht nicht Steigerung des Tempos im Vordergrund, sondern im Gegenteil: Verlangsamung, Beobachtung und Analyse. Ich präpariere solche Übungen für mich und für meine Schüler meist aus dem aktuellen Repertoire und arbeite (um das Bewußtsein wachzuhalten) sehr viel mit Transpostionen. (Was hilft es mir, eine Figur auf weißen Tasten auf allen sieben Tonstufen zu wiederholen? In A-Dur, E-Dur, Es-Dur oder As-Dur ist das schon viel lustiger. :floet:)

PS: Das Aufwärmen der Finger ist im Winter sicherlich angebracht. Dies geschieht allerdings sinnvollerweise mit langsamen Bewegungsabläufen. (Ein Sportler wird auch nicht, um sich "aufzuwärmen", lossprinten"). Aber solche Übungen, bei denen man sich ausschließlich auf die taktilen Prozesse konzentrieren kann (also darauf, wie Finger und Instrumentenmechanik interagieren), finde ich angebracht, wenn ich mich an ein unbekanntes Instrument setze. ("Die Freiheit nehm' ich mir!") natürlich geht es irgendwie auch ohne - das macht vielleicht was her (beim unbedarften Publikum), aber "professionell" ist anders.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich hab noch gar kein Etüdenheft...... Jeden Morgen turne ich zum Warmwerden meine Tonleitern, Terzenübungen, Dreiklangsübungen, Trillerübungen über das ganze Klavier.... und danach funktionieren die Fingerchen einwandfrei. Und die Tastatur ist mir bekannt.
Muss man denn unbedingt Czerny, Scarlatti, und wie sie alle heißen, trainieren?
Ich denke immer, ich verpasse etwas, wenn ihr immer schrebt, welchen Etüdenband ihr gerade am Wickel habt.
Meine Lehrerin hasst es übrigens, wenn man am Stück Technik übt. Das ist bei ihr völlig verpönt. Ich machs aber trotzdem hin und wieder.:D

LG
violapiano
 
Ich hatte nie ein Etüdenheft und bin mit meinem Spiel welches ich in 14 Jahren erlernt habe durchaus sehr zufrieden. Czerny und Hanon und Konsorten halte ich für nicht wirklich nötig, die Technik lässt sich auch ohne sie lernen.

Ich bin ein Verfechter der Methode Technik am Stück zu üben. Jedes Stück benötigt irgendeine Technik, die ich dann anhand des Stücks lerne, wenn die Art der Technik bei meinem Übestück zum ersten Mal vorkommt. Wenn ich dann ein anderes Stück lerne, bei dem irgendwo genau diese Technik nötig ist, beherrsche ich sie wohl genausogut, als hätte ich sie mir mit irgendeiner Hanonübung beigebracht. Der Unterschied ist, dass man die Technik nicht so schön in einer sinnvollen Reihenfolge geordnet lernt, sondern halt irgendwie in einer absolut zufälligen Reihenfolge.

Scarlatti ist übrigens kein solcher Techniketüdenkomponist, sondern ein ganz "normaler" Komponist wie Beethoven, Bach oder Haydn. Nur halt etwas unbekannter. Scarlatti habe ich selbst recht gern gespielt.
 
Hallo,

Etüden waren auch nie meine große Leidenschaft.

Bei Hanon hatte ich soweit ein positives Gefühl, dass nach dem durchspielen einiger Übungen sich ein warmes geschmeidiges Handgefühl einstellte. Fand ich nützlich, wenn ich wg. Urlaub 2 Wochen keinen Ton gespielt hatte.

Ich würde es nicht grundsätzlich negativ bewerten, aber ein Allheilmittel ist natürlich keine Etüde und ansprechende musikalische Gestaltung lernt man damit eh nicht.

@corki: Ich habe Schaum zumindest im ersten Heft als Etüde light in Erinnerung. Hanon setzt vermutlich etwas höher an.

Grüße
Axel
 

Ob man eine Tonleiter, die im Hanon oder in einer Mozartsonate abgedruckt ist, übt, sollte eigentlich keinen Unterschied machen, wenn man einfach sorgfältig und richtig übt. Bei der Sonate jedoch hat man:
1. einen musikalischen Kontext, kann also die zu erlernende Technik nach der gewünschten Interpretation ausrichten
2. eine genaue Vorstellung, wo man die zu lernende Technik (also die entsprechende Tonleiter) benutzen wird

Dass Hanon beim rhythmisch korrekten Spiel besonders helfen soll, höre ich jetzt auch zum ersten Mal.
 
Hallo Ubik,

genauso hat meine KL es mir gestern auch erklärt! Vielleicht hab ich ihn doch nicht umsonst gekauft, schaden kann er ja nun auch nicht.
 
Nicht? Bei Wikipedia steht irgendetwas von Chopin Etüden...
 
Jedes Stück entwickelt letztendlich die Technik. Und zwar wenigstens die Technik, die zum Spielen des Stücks nötig ist, wenn es nicht zu weit über den eigenen Fähigkeiten liegt. Chopin-Etüden sind jedoch wunderschöne Klaviermusik, während wohl kaum jemand wegen des "wunderschönen Klangs" auf die Idee kommen wird, Hanon-Übungen in sein Konzertprogramm aufzunehmen (hoffe ich mal).

Zu meinem obigen Beitrag:
1. Eine Tonleiter ist eine Tonleiter. Wenn sie in der Mozartsonate und im Hanon aus den selben Tönen besteht, übt man die selbe Tonleiter. Wieso sollte die Tonleiter im Hanon meinen vierten Finger besser trainieren, als wenn ich sie als Teil eines echten Musikstücks übe? Dort kann ich sie genauso seperat üben, genauso die Bewegungen herausfinden und sie mal schneller, mal langsamer üben - aber ich weiß genau, wofür ich übe. Für diese Stelle in der Sonate.

2. Mit musikalischem Kontext meine ich, dass die Tonleiter ein logischer Teil eines größeren Stücks ist und auch musikalisch einen offensichtlichen Sinn hat.
Im Hanon ist der einzige Sinn die reine Technik, da die Übungen ja offenbar nur aufsteigend und absteigend sind. In einer Sonate könnte die Tonleiter tatsächlich zu einem Spitzenpunkt, einem Höhepunkt führen, der im ganzen Stück eine Bedeutung hat, während im Hanon doch nur ein Steigen und Fallen herrscht ohne eine größere Bedeutung.
Jedenfalls muss man sich eher bemühen, einen musikalischen Kontext zu schaffen, den man bei einem echten Musikstück ohne weiteres empfinden würde.
 

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