Hanon & Co
Ich sehe Hanon eher kritisch.
Zum Aufwärmen (hab ich an anderer Stelle schon mal geschrieben) würde ich eher ein paar fertige Stücke spielen, oder selbstgestrickte Übungen aus meinem derzeitigen Repertoire.
Warum?
Weil ich außer die Finger zu bewegen auch gleichzeitig noch Musik mache.
Als Technik- Training halte ich ihn für untauglich.
Warum?
Weil Technik aus meiner Sicht zu vielfältig ist, um ein ein kleines Klavierbüchlein gefasst werden zu können.
Beispiel: ich möchte ein neues Stück lernen, und an verschiedenen Stellen stosse ich an technische Schwierigkeiten.
Wird mir Hanon weiterhelfen, wenn ich ihn regelmäßig geübt habe? Das ist unwahrscheinlich, da jede technische Schwierigkeit sehr spezifisch ist. Es wäre großer Zufall, wenn genau diese Bewegung, die mir schwer fällt, in irgendeiner Hanon- Übung enthalten wäre.
Um wirklich mit Standard- Übungen alles abzudecken müsste ich viel zu breit streuen, das ist rein zeitmäßig nicht möglich (ich glaube, wenn ich mir etwas Mühe gebe, kann ich das sogar mathematisch "beweisen") und abgesehen davon riesige Zeitverschwendung, weil ich dann 90% der geübten Technik in meiner spezifischen Literatur nicht benötigen werde; ich hätte also "das falsche" gelernt.
Die Alternative, die ich mir gesucht habe:
ich bastele mir aus meinem Material meine eigenen kleinen "Hanon- Übungen", die genau MEINE SCHWÄCHEN in MEINEM ZU ÜBENDEN MATERIAL beheben.
Beispiel:
Zum Aufwärmen spiele ich aus Bachs Invention Nr. 8 die Takte 19+20, sowie 24+25 und 29 (im Fingersatz 4,2,3,2) für die linke Hand und verschiedene Läufe aus Au bord d'une source für die rechte Hand. Mit etwas Fantasie lassen sich die Passagen zusammensetzen und in einer Endlosschleife wiederholen, ähnlich einer Hanon- Übung. Was meine Finger machen, ist das gleiche, aber ich übe gleichzeitig mein Stück, und behebe die technischen Schwächen, die ICH habe. Das vervielfacht meine Lerngeschwindigkeit! :!:
Ich verwerfe Hanon nicht grundsätzlich, aber zum großen Teil halte ich es für Zeitverschwendung. Abgesehen natürlich von den Tonleitern und Arpeggios, die nun wirklich zu den Basisfähigkeiten eines Klavierspielers gehören. :wink: