Hamelin - Etüden

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chiarina

Guest
Hallo allerseits,

heute habe ich in der Zeit eine ziemlich begeisterte Kritik der von ihm selbst gespielten Etüden von Hamelin gelesen. Seit 25 Jahren komponierte er daran und sie haben wohl aller-, allerhöchsten Schwierigkeitsgrad - wen wundert es bei diesem Pianisten! Ich werde mir auf jeden Fall die Aufnahme kaufen (die Noten sind bei Peters erschienen)! Er verwendet andere Stücke und macht was Neues draus - es soll durchaus auch lustig sein, was er mit den Zitaten so anstellt. Er soll so auch drei Chopin-Etüden gleichzeitig spielen (so ungefähr). Ähem ........ :p :p ! Wisst ihr noch etwas darüber oder habt schon was draus gehört?

Liebe Grüße

chiarina
 
Seine "Triple-Etude" ist in der Tat der Hammer:

http://www.youtube.com/watch?v=OhgOh8mmefQ

Seine restlichen Etüden sind auch fast alle auf YouTube zu finden.

Dass seine Stücke nun bei Peters erschienen sind, wusste ich noch nicht. Danke für den Hinweis! Werde mir den Band auch mal zulegen... spasseshalber. :D
 
Seine "Triple-Etude" ist in der Tat der Hammer:

http://www.youtube.com/watch?v=OhgOh8mmefQ

Seine restlichen Etüden sind auch fast alle auf YouTube zu finden.

Dass seine Stücke nun bei Peters erschienen sind, wusste ich noch nicht. Danke für den Hinweis! Werde mir den Band auch mal zulegen... spasseshalber.


Hallo Pitt,

vielen Dank für die links!!! :) :) Schwuppdiwupp ist es auf You Tube!
:D

Bloß, ehrlich gesagt bin ich etwas enttäuscht. Musikalisch gefällt es mir leider nicht. :( Hm....... .

Na ja, mal sehen!

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina,

ich habe ihn einmal in einem Konzert welche von seinen Etüden spielen hören. Wie du auch, fand ich die Tripel-Etüde musikalisch gar nicht besonders ansprechend - interessant fand ich sie allerdings, einfach schon von der Idee her, diese drei Chopin-Etüden zu kombinieren. Auf die Idee muss man erstmal kommen... :rolleyes: Ich fürchte, so eine Idee kommt einem nur, wenn man mit den drei einzeln unterfordert ist - und soweit ist es bei mir noch lange nicht :p.

Andere fand ich aber nicht nur sehr, sehr interessant, sondern auch wirklich ansprechend. Leider weiß ich überhaupt nicht, welche ich gehört habe, da im Programm nur stand "Hamelin: Etüden", aber nicht welche.

Ich weiß nur noch, dass ich - bevor ich sie gehört hatte - der Meinung war, ich wüsste, was "sehr schwierige" Klavierstücke seien. Als ich dann die erste gehört habe, dachte ich: Hm, ok, ich bin eines besseren belehrt worden. Schwieriger kann ich es mir nicht vorstellen. Dann kam die nächste und ich wurde wieder eines besseren belehrt usw... Vom reinen Schwierigkeitsgrad her fand ich sie wirklich richtig krass. Schade, dass es mir selbst bei unendlichem Übeaufwand versagt bleiben wird, auch nur eine davon zu spielen - denn viele davon sind wirklich sehr spannend.

Eine habe ich noch vage in Erinnerung - da war mitten in der Etüde noch eine Fuge drin (ich habe den hier geposteten Link nicht geöffnet - falls es sich also genau um die bereits verlinkte handeln sollte: Entschuldigung für die Doppeltnennung! Ansonsten: Wenn jemand weiß, welche das ist, die ich meine, sind Hinweise herzlich willkommen!)

Liebe Grüße von
Partita
 
Hallo partita,

demnächst werde ich ihn auch live erleben und freue mich schon sehr! Ich werde mir also auf jeden Fall die CD kaufen, gerade wenn du die anderen Etüden auch sehr schön findest.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina,

ich bin natürlich nicht das Maß aller Dinge in Sachen Musikkritik, allerdings kann ich es meiner persönlichen Meinung nach wirklich nur befürworten, dass du die CD davon kaufst - ich habe es auch vor :)

Hier ist übrigens die Fugen-Etüde:
http://www.youtube.com/watch?v=Zo4jKThpO9g

Ganz so schlimm wie sie sich (im Fugenteil) anhört, sehen die Noten nicht aus - aber schwer genug ist sie...

Es gibt noch eine Menge mehr auf youtube, einfach mal durchschauen.

Liebe Grüße,
Partita
 
Nachtrag zu eben:

Hört euch mal diese hier an:
http://www.youtube.com/watch?v=zcHsazSfBM0&NR=1
Auch eine Hamelin-Etüde - aber sie zeigt ganz wunderbar, dass es ihm nicht nur darum geht, hauptsache extrem virtuos klingende Stücke zu schreiben, sondern eben auch um die Musik dabei.

Auffallend ist, dass er sich dabei immer verschiedene "Eckpfeiler" der Kompositionsgeschichte hernimmt und dazu eine Etüde schreibt. Finde ich faszinierend. Es ist natürlich die Frage, ob man sowas wie die Campanella wirklich nochmal umschreiben müsste - aber es ist eine interessante, gelungene Version, finde ich. Wenn man so will, auch eine Kompositions-Etüde (sicher auf höchstem Niveau) :-)

Als weitere Anregungen:
die Campanella einmal anders:
http://www.youtube.com/watch?v=l6P54YocHLo
Erlkönig:
http://www.youtube.com/watch?v=6HmwOceHQWg
über Alkan:
http://www.youtube.com/watch?v=2x3Z6G7lUTs
Hommage an Scarlatti:
http://www.youtube.com/watch?v=JA-0dMs1wbs
Über Rossini:
http://www.youtube.com/watch?v=vOosiyw7t00

usw...
youtube liefert das alles, einfach mal "Hamelin Etüde" eingeben und staunen.

liebe Grüße,
Partita,
die angesichts ihrer eigenen Unfähigkeit jetzt mal üben geht :D
 

Guten Tag!

Soviel Begeisterung verlangt nach einer Prise Nörgelei.
Ich möchte niemanden vom Kauf der Noten oder CD abhalten -
aber man sollte doch wissen, was man sich da aufs Klavier stellt bzw. ins CD-Fach schiebt.

Als reine Musik, also vom nichtpianistischen Standpunkt aus betrachet, erscheinen mir die Etüden,
die ich gehört habe, fragwürdig. Ich bin selbst gespannt darauf, die Noten zu sehen,
um meinen Höreindruck eventuell anhand der Lektüre korrigieren zu können.
Hamelins Etüden sind zweifellos dankbare Virtuosenstücke, für die meisten vermutlich unspielbar.
Aber auch Virtuosität hat dienende Funktion: Sie ist zur Vermittlung komplexer,
dicht gearbeiteter Musik unverzichtbar - und zur Vermittlung starker Affekte
(nicht zufällig rekurriert Rolf gerne auf Ravels "Ondine" oder Strawinskys "La semaine grasse".)
Fehlt der Virtuosität diese vermittelnde Funktion, droht sie das zu werden, was mißtrauische Geister
ihr seit eh und je unterstellen: Leere. Freunde musikalischer Zirkus-Akrobatik können dem vielleicht etwas abgewinnen,
ich bin als Zuschauer solcher Dressurakte einen Moment lang amüsiert, als Zuhörer schnell gelangweilt.

Hamelin scheint das Problem zu spüren, indem er seine Musik auf clowneske Art und Weise präsentiert -
das Ganze wirkt wie eine Kabarettnummer -, und manche Stücke scheinen die Idee der Virtuosität
sowohl durch Übertreibung zu ironisieren als auch gleichzeitig bitter ernst zu nehmen,
und diese Ambivalenz gefällt mir. In der Tripelfuge gibt es Stellen, an denen das Klavier förmlich klirrt -
ein ganz eigenartiger Klang, der für Momente aus der irrwitzigen Addition der Stimmen entsteht.

Ich vermute, daß Hamelins Stücke aus der Praxis seiner täglichen Exerzitien entstanden sind.
Sein schöpferischer Furor entzündet sich am Kombinieren von Stimmverläufen oder an bestimmten Bewegungsideen.
Das ist eine feine Sache, kann aber schiefgehen, wenn eine ganze Komposition nur darauf aufbaut.
Ich kann nicht anders, als Hamelins Musik im Kontext der --> "Zeitgenössischen Musik, die man sich anhören kann"
zu betrachten (siehe dort). Seine kompositorische Schwäche zeigt sich daran, daß Hamelin vom fremden Material, das er paraphrasiert,
nicht loskommt. Man kann das als witzigen Dialog mit der Geschichte bezeichnen (was Kritikerphrasen so alles hergeben),
man kann aber auch von pianistisch hochgedonnertem Kunstgewerbe sprechen.

Gruß, Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Gomez,

ich finde deinen Beitrag interessant, da er kritisch betrachtet, "nörgelt", aber auch anerkennt.

Aber auch Virtuosität hat dienende Funktion: Sie ist zur Vermittlung komplexer,
dicht gearbeiteter Musik unverzichtbar - und zur Vermittlung starker Affekte
(...)
Fehlt der Virtuosität diese vermittelnde Funktion, droht sie das zu werden, was mißtrauische Geister
ihr seit eh und je unterstellen: Leere. Freunde musikalischer Zirkus-Akrobatik können dem vielleicht etwas abgewinnen,
ich bin als Zuschauer solcher Dressurakte einen Moment lang amüsiert, als Zuhörer schnell gelangweilt.

Da gebe ich dir absolut Recht!! Das allerletzte, was ich schön finde, ist Virtuosität der Virtuosität Willen! Ich kann es z.B. überhaupt nicht ausstehen, wenn jemand Chopin Etüden nur auf die Technik reduziert und sie einfach ins Klavier hackt, um zu zeigen, wie schnell und technisch toll er spielen kann. Diese Stücke sind auch musikalisch so wunderbar, dass für mich der Zweck der Etüden natürlich ist, gewisse Techniken zu erlernen, aber sie dann eben so gut zu verinnerlichen, dass man es schafft, die Musik in den Etüden zu spielen und den Schwerpunkt nicht mehr auf die Technik zu legen.

Insofern möchte ich hier anmerken, dass ich durch reine Virtuosität nicht zu beeindrucken bin. Ich sehe zwar, dass Hamelins Etüden sehr schwierig und technische Hämmer darstellen, aber ich sehe es nicht unbedingt so, dass sie nur aus Virtuosität ohne Funktion bestehen. Teilweise, ja. Aber schau dir z.B. die Etüde für die linke Hand an.

Ich vermute, daß Hamelins Stücke aus der Praxis seiner täglichen Exerzitien entstanden sind.
Das glaube ich auch.

Sein schöpferischer Furor entzündet sich am Kombinieren von Stimmverläufen oder an bestimmten Bewegungsideen. (...) Seine kompositorische Schwäche zeigt sich daran, daß Hamelin vom fremden Material, das er paraphrasiert,
nicht loskommt.
Hm. Ersteres ja, bei letzterem bin ich mir nicht ganz sicher. Natürlich hast du recht, dass er sich auffallend oft fremden Materials bedient - ob es wirklich kompositorische Schwäche ist, das vermag ich nicht zu beurteilen, dazu habe ich noch zu wenige Stücke von ihm gehört und nicht genügend Ahnung von Komposition. Ich empfinde es ein bisschen so, wie ich vorhin schon geschrieben hatte: Man kann seine Etüden nicht nur als Klavieretüden, sondern auch als Kompositionsetüden sehen, gerade weil sie sich so ausgiebig damit beschäftigen, vorhandenes Material in seinen Bewegungsabläufen zu analysieren und weiterzuverarbeiten. Aber das finde ich eher eine sehr beachtliche Leistung. Ich finde es äußerst schwierig, sich ein bekanntes Stück oder einen bekannten Komponisten herzunehmen und daraus etwas "Neues" zu schaffen, das sich nicht völlig hilflos anhört. Das verdient meiner Meinung nach großen Respekt.

Wenn ich nun von "Kompositionsetüden" spreche, dann klingt es natürlich so, als ob er sich in der Tat noch im Übestadium befindet, was das Komponieren angeht. Das mag sein, das will ich auch nicht bestreiten.

Ich bin sehr gespannt darauf, was wir noch von ihm zu hören bekommen.

Liebe Grüße,
Partita
 
...dass er sich auffallend oft fremden Materials bedient - ob es wirklich kompositorische Schwäche ist,
das vermag ich nicht zu beurteilen, dazu habe ich noch zu wenige Stücke von ihm gehört
und nicht genügend Ahnung von Komposition. Ich empfinde es ein bisschen so,
wie ich vorhin schon geschrieben hatte: Man kann seine Etüden nicht nur als Klavieretüden,
sondern auch als Kompositionsetüden sehen, gerade weil sie sich so ausgiebig damit beschäftigen,
vorhandenes Material in seinen Bewegungsabläufen zu analysieren und weiterzuverarbeiten.
Aber das finde ich eher eine sehr beachtliche Leistung. Ich finde es äußerst schwierig,
sich ein bekanntes Stück oder einen bekannten Komponisten herzunehmen und daraus etwas "Neues" zu schaffen,
das sich nicht völlig hilflos anhört. Das verdient meiner Meinung nach großen Respekt.

Guten Tag, Partita!

Mein Respekt vor Hamelins kompositorischer Leistung hält sich in Grenzen,
wobei der Gebrauch fremden Materials ganz unverdächtig ist - das, was im vorneuzeitlichen Sinne "Parodie" heißt:
das Aufgreifen und Weiterführen von Tonsatzideen eines anderen Komponisten (manchmal auch eigener Werke),
was als Hommage an den betreffenden Kollegen verstanden werden kann - oder als kollegiale Kritik
à la "So, mein Junge, jetzt zeig ich Dir 'mal, was man aus so einem Material 'rausholt...",
ein in der Musik der Renaissance und des Generalbaßzeitalters typisches Verfahren.

Mit dem Beginn des Historismus in der Musik beginnt das Schreiben von "Musik über Musik"
(der t.t. stammt von Rudolf Kolisch), mit Beethoven einsetzend, über Schumann, Berlioz, Wagner bis zu Reger führend:
die auskomponierte Vergegenwärtigung eines älteren musikalischen Bewußtseins im Kontrast zum gegenwärtigen.
Das ist eine Vorstufe zu dem, was im 20.Jahrhundert bei Strawinsky und Artverwandten geschieht -
mit einem großen Unterschied: Die Beispiele von der Spätklassik bis zur Spätromantik lassen ältere Stilelemente
mit neueren friedlich koexistieren. Diese Neigung zur Integration kennt die Moderne nicht mehr.
In den verfremdenden Stilkopien der sogenannten neoklassizistischen Musik wird eine historische Distanz auskomponiert,
die sich im dissonanten Tonsatz wie im Vermengen unterschiedlicher Stilebenen ausdrückt,
Ausdruck einer Fremdheit, die aber ihrerseits wieder zum Ausdrucksträger wird,
eine ziemlich verwirrende Sache, einer näheren Betrachtung wert -
nur hier würde es den Rahmen sprengen.

Der historische Exkurs dient mir dazu, in aller Ausführlichkeit zu zeigen, was Hamelins Etüden-Paraphrasen fehlt:
die kompositorische Eigenständigkeit, die für alle vorher genannten Beispiele selbstverständlich ist.
Hamelins Eingriffe sind vorallem satztechnischer Art und dienen der Verkomplizierung der musikalischen Textur,
um den Grad an Virtuosität zu steigern.

Das ist so, als ob jemand den Zungenbrecher


abwandelt und erweitert:

Frischauf! Fischer Fritzens Witz erfrischt frischgefischte frische Fische​

Das kann man als nette Abwandlung durchgehen lassen, aber wohl kaum als eigenständige literarische Arbeit.

Gruß, Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das ist so, als ob jemand den Zungenbrecher
abwandelt und erweitert:

Das kann man als nette Abwandlung durchgehen lassen, aber wohl kaum als eigenständige literarische Arbeit.


Hallo Gomez,

so ging es mir auch mit der Triple-Etüde. Es war wahrscheinlich dumm, das zu erwarten, aber irgendwie hatte ich automatisch gedacht, dass die Qualität dieser Triple-Etüde mit der einer Chopin-Etüde vergleichbar wäre. Deshalb war ich so enttäuscht. Aber ich werde mir deine anderen links, partita, anhören. Mal sehen..... .

Liebe Grüße

chiarina
 
Wie du auch, fand ich die Tripel-Etüde musikalisch gar nicht besonders ansprechend - interessant fand ich sie allerdings, einfach schon von der Idee her, diese drei Chopin-Etüden zu kombinieren. Auf die Idee muss man erstmal kommen... :rolleyes: Ich fürchte, so eine Idee kommt einem nur, wenn man mit den drei einzeln unterfordert ist - und soweit ist es bei mir noch lange nicht :p.

Die Idee der Tripel-Etüde kam Hamelin durch die Godowsky-Etüden über Chopins Etüden - das erzählt Hamelin sehr schön in unten verlinktem Interview. Godowsky hat ja häufig zusätzliche Linien eingefügt, z.B. in einer der beiden Etüden über op. 10/2 ist die chromatische Stimme in die linke Hand verschoben und die rechte spielt polyrhythmisch eine neue Stimme. Von dort aus ist es nicht weit zur Idee, statt einer neu komponierten Stimme mehrere existierende zusammenzufügen. Unter den 52 Godowsky-Etüden gibt es zwei solcher Doppeletüden und angeblich hatte Godowsky selbst eine Tripeletüde über Chopin geschrieben, die aber verloren ist. So ist Hamelins Tripeletüde in erster Linie eine Verneigung vor Godowsky.

Godowsky und anderen Komponisten (z.B. auch Sorabjis Paraphrasen über Chopin, Bizet...) geht es dabei neben den pianistischen Herausforderungen um Polyphonie und Polyrhythmus und ums weitere Erforschen der vielfältigen Möglichkeiten pianistischer Texturen.

Man sollte auch nicht vergessen (Gomez hat es ja angedeutet), dass das gleichzeitige Erklingenlassen verschiedener eigenständiger Melodien eine lange Tradition hat (z.B. Quodlibet in den Goldberg-Variationen).

Ich finde es in erster Linie schön und bewundernswert, dass Hamelin die alte Tradition belebt, dass Pianist und Komponist nicht zwei unterschiedliche Berufe sein müssen.

Hier gibt es übrigens ein (sehr!) langes, aber m.E. äußerst lesenswertes Interview mit Hamelin:
http://thebadplus.typepad.com/dothemath/2009/03/interview-with-marcandr%C3%A9-hamelin.html
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo partita und pianovirus,

vielen Dank für die sehr interessanten links!!! das Interview habe ich allerdings noch nicht vollständig gelesen (in Stücken geht's auch :p ). Die Campanella-Etüde a la Hamelin ist wirklich unglaublich gespielt. Der reine Wahnsinn!

Liebe Grüße

chiarina
 
Hallo partita und pianovirus,

vielen Dank für die sehr interessanten links!!! das Interview habe ich allerdings noch nicht vollständig gelesen (in Stücken geht's auch :p ). Die Campanella-Etüde a la Hamelin ist wirklich unglaublich gespielt. Der reine Wahnsinn!

Liebe Grüße

chiarina

Sie ist ja nicht nur unglaublich gespielt sondern auch unglaublich gesetzt.

Allerdings glaube ich ein bischen zu erkennen oder zu erahnen, wo Gomez die kompositorische Leistung etwas auf die Erde bringen will.

MAH hat selbst in vielen Interviews wie in der virtuoso Reihe des japanischen Fernsehens eingeräumt, dass chromatische Passagen sich per se quod libet artig verbinden lassen und führte dann als Beispiel jeweils die Etüde Nr. 2 Op. 10 an und gleichzeitig die nr. 11 op.25.

Diese Technik findet sich in vielen seiner Etüden, wie auch in La Dansa nach Rossini oder in seiner Hommage an Scarlatti.

Diese Kompositions Tricks (so will ich sie mal nennen) machen immer grossen Eindruck, denn aus einer Passage wilder Chromatik läuft dann alles wieder auf eine bekannte Harmonie zu, sodass alle wilden Durchgangsakkorde rückschauend als Zwischendominanten erklärbar wären, bzw. einfach Sapnnungsakkorde, die sich dem Ziel nähern,

Auch Rachmaninoff kannte natürlich diese Eigenschaften der Chromatik. Allerdings hat er immer (fast immer)der Versuchung widerstanden, zu dick aufzutragen. Und bereits Chopin war ja ein Meister der Chromatik. Aber bei diesem fällt auf, dass selbst bei den schnellsten Passagen kein einziger Ton ausgewechselt werden könnte. Es würde auffallen und der Kenner würde es sofort bemerken. Das ist ernsthaft durchkomponiert bis in die feinsten Zweiglein.

Bei MAH hingegen klingt das auch toll aber man könnte doch fast ganze Akkordblöcke leicht modifizieren und es würde niemand auffallen.

Ich kenne aber nichgt alles von MAH und vielleicht kommt doch noch eine Überraschung.

Das Interview les ich ebenfalls - scheibchenweise.
 
Sie ist ja nicht nur unglaublich gespielt sondern auch unglaublich gesetzt.

Das stimmt!!! Und hier finde ich es auch sehr gelungen, wie MAH diese vielen Klangschichten kompositorisch und pianistisch herausarbeitet. Mir gefällt diese Etüde sehr.

Allerdings glaube ich ein bischen zu erkennen oder zu erahnen, wo Gomez die kompositorische Leistung etwas auf die Erde bringen will.

Bei manchen anderen (ich habe ja noch längst nicht alle gehört) finde ich eben auch, dass dieses quod libet-artige vielleicht ganz interessant ist, aber zu Lasten der kompositorischen Qualität geht. Ich vermisse da Entwicklung und vielleicht auch Transparenz.

Viele Grüße

chiarina
 
Hallo zusammen,

erstmal danke, Pianovirus, für den Link zu dem Interview! Sehr interessant und muss ich mir wirklich mal ganz anschauen!

Gomez, vielleicht hast du Recht mit deinen kritischen Betrachtungen - ich kenne mich einfach zu wenig aus mit Komposition, um es wirklich beurteilen zu können. Ich fand zwar nicht alle seiner Etüden einfach nur ein technisches Aufgebausche von bereits vorhandenem Material, aber bei manchen wirkt es wohl stellenweise in der Tat so - vor allem, wenn sich die Idee nicht ändert. "Da fehlt die eigene kompositorische Idee" würdest du sagen - kann sein.
Dein Beispiel mit Fischers Fritze fand ich sehr lustig, es hat deine Kritik treffend auf einen anderen Bereich übertragen. Allerdings finde ich es bei dem Satz immer noch schlimmer als bei Hamelins Etüden :)

Chiarina hat eine sehr interessante Bemerkung gemacht, die ich im Nachhinein bei mir auch als zutreffend unterstreichen kann: Sie meinte ja, dass sie von der Tripel-Etüde daher so enttäuscht war, da sie die wundervollen Etüden Chopins als Maßstab gesetzt hat. Wie gesagt war ich auch enttäuscht von der Tripel-Etüde und ja, in der Tat war es wohl aus demselben Grund, den Chiarina nennt.

Denkt man diesen Gedanken zuende, dann lässt er wahrscheinlich auch vermuten, dass man enttäuscht war, weil Hamelin eben kein solch kompositorisches Genie ist wie manch andere. Man hatte ja mehr erwartet, aber nur eine Art Zusammengefrickele von drei wunderschönen Stücken bekommen, die dadurch an Schönheit verloren haben - das kann man in dem Fall einfach nicht anders sagen. Ich muss das Interview noch genau lesen - aber ich kann mir eben nur vorstellen, dass man auf eine solche Idee kommt, um einfach einmal auszuprobieren, wie man sowas kompositorisch überhaupt angehen kann, drei Etüden zu kombinieren.

Ob ich nun allerdings soweit gehen würde, dass Hamelin damit zeigen wollte: "Schau, ich kann es noch schwerer schreiben: 1 Etüde ist schwer, drei davon gleichzeitig ist schwerer!" - da bin ich mir nicht sicher. Ich kann mir vorstellen, dass es wirklich einfach interessant für ihn selbst war, das einfach mal auszuprobieren. Aber wie gesagt muss ich das Interview noch lesen.

Liebe Grüße,
Partita
 

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