Grotrian-Steinweg in Schwierigkeiten

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Anscheinend hat z.Zt. Grotrian-Steinweg in BS arge Probleme mit der Eigentümerschaft Parsons-Hongkong-China.
35 Mitarbeiter sind dort in BS tätig.

Die Chinesen versuchen wohl Druck auszuüben, dass die Belegschaft auf Lohnanteile verzichten solle.
 

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Die Chinesen haben vermutlich arge Absatzprobleme. Da hat man halt keine Kohle mehr für zwei kleine Pianobastler in Deutschland.

Schade.

CW
 
Naja nee, sorry - als "Kleine Pianobastler" kann man m.E. Grotrian-Steinweg nun nicht bezeichnen.

Auch wenn man die Zahlen der im Guangdong-Delta benachbarten größten Pianofabrik der Erde, Pearl River, betrachtet - es ist immer noch ein klein wenig Respekt sinnvoll, bei einer der ältesten Klavier-Fabrikationen der Erde.

Für mich ... ist alles sehr interessant und respektiert, was sich vor ... dem "Goldenen Jahr 1853" gründete ( da waren die Gründungen von Bechstein, Blüthner und Steinway & Sons) und bis heute gehalten hat.
Das sind nun wirklich nicht sehr viele Unternehmen.
Einst Ibach ..., sodann Broadwood mit dem Vorläufer Tschudi, und Collard & Collard mit dem Vorläufer Clementi (produzieren die noch?).
Und Bösendorfer in Österreich.

Weitere "vor 1853"?
 
Na und Steingräber 1852 - die scheinen ja unternehmerisch und rentabilitätsmäßig noch ziemlich fit zu sein ...
 
Naja nee, sorry - als "Kleine Pianobastler" kann man m.E. Grotrian-Steinweg nun nicht bezeichnen.
Nun, bei ein-paar-und-fünfzig verbleibenden Mitarbeitern und einem jährlichen Ausstoß von 400 Instrumenten und der Tatsache, dass der Mehrheitsaktionär und wahre Eigentümer in Hongkomg sitzt............

Die Parson Group hat so um die 5000 Mitarbeiter.

Lustig finde ich es, wie die beteiligten Familien es irgendwie immer schaffen, im Nachnamen den Firmennamen unterzubringen. Im Falle Grotrian hat die Dame sogar einen Triple Name: Liebhild Grotrian-Steinweg-Pahl - darauf muss man erst einmal kommen. Braucht man dafür 'ne Ausnahmegenehmigung vom Standesamt?

DIe Verdienste von Grotrian, Steinberg, Feurich und vielen anderen sind unvergessen, liegen aber hundert und mehr Jahre zurück. Heute bestimmen halt die Chinesen, wo 's lang geht. Und ich befürchte, dass die deutschen Autobauer just gerade im Moment anfangen, denselben Weg wie die Klavierbauer zu gehen.

Dann habe ich Respekt vor dem Namen Audi - allerdings kommt der irgendwann einmal aus China.

CW
 
Ein Grund für den Nachfrageeinbruch in China (und dadurch auch für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten chinesischer Hersteller) sind geänderte Regeln für Schüler. Die konnten durch Klavierspielen und andere Aktivitäten Pluspunkte für die Schule sammeln. Das wurde aber 2018 abgeschafft.

 
... mal so, OT, "Respekt vor Audi", technisch seit den Motoren V6 TDI, V8, etc.:

NULL, mittlerweile.
Darth Vader was there.

Überaus komplex zu reparieren, aber auch ganz oft notwendig im Alter zu reparieren, weil unter brutalem Kostendruck billigbillig gefertigt.
Planned obsolescence. Obszön.
 
Ich finde, wenn ein Mann Siegobert Lysander Rittmüller-Feurich-Schmitt-von-Burgsloch heißt, KANN der nur Frühstücksdirektor einer von den Chinesen gekaperten Pianofabrik sein. Und wenn der auf einer Party Frau Liebhild Grotrian-Steinweg-Pahl trifft und es funkt, ja was dann?

Dann kriegen sogar die Chinesen Angst.

CW
 
Ein Grund für den Nachfrageeinbruch in China (und dadurch auch für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten chinesischer Hersteller) sind geänderte Regeln für Schüler. Die konnten durch Klavierspielen und andere Aktivitäten Pluspunkte für die Schule sammeln. Das wurde aber 2018 abgeschafft.

Das wird ein wesentlicher Faktor sein, aber wohl nicht der einzige. Denn Grotrian-Steinwegs Absatz verteilte sich 2020 nur zu 20% auf Asien, 10% USA und 70% in Europa. Der zu vermutende weitere deutliche Absatzverlust bis heute dürfte alle Märkte betreffen.

Folgende Absatzzahlen stammen aus 2020: da konnte Grotrian-Steinweg 280 Klaviere und 50 Flügel der selbst komplett in Deutschland hergestellten, gleichnamigen Marke absetzen. Hinzu kommen noch 120 Klaviere und 20 Flügel der Günstigmarke Wilhelm Grotrian, die von Parsons aus China zugeliefert und in Braunschweig geprüft werden. Und das ganze bei 60 Beschäftigten. Heute sind es 4 Jahre später laut dem Zeitungsartikel nur noch 35 Mitarbeiter, von denen noch weitere 20 abgebaut werden sollen. Die heuteige Zahl noch selbst hergestellter Instrumente dürfte nur noch ein Bruchteil von 2020 sein.

Der Know-how Verlust durch die geplanten Abgänge bei den schon eh wenigen Mitarbeitern wird signifikant sein. Denn späteres Wiedereinstellen mit vergleichbarem Wissen und Erfahrung dürfte nur als langfristiger Prozess funktionieren, sollte der Markt sich wieder bessern. Aber danach sieht es augenblicklich nicht aus.
 

Ich kenne exakt einen (!) professionellen Musiker (und ich kenne sehr viele), der sich im Laufe der letzten 30 Jahre für einen neuen (!) Grotrian Steinweg - Flügel entschieden hat. Und auch dieser Flügel war nicht besonders, außer besonders teuer.
 
Grotrian-Steinweg hat Insolvenz angemeldet:

Das hätte sich Theodore Steinweg wohl nie träumen lassen, dass sein Name 189 Jahre nach Gründung durch Henry Steinway in einem Insolvenzregister im Jahre 2024 auftaucht, denn der offizielle Firmenname von Grotrian-Steinweg lautet wohl bis heute: Grotrian, Helfferich, Schulz, Th. Steinweg Nachf. GmbH.
 
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Andersherum gefragt: Wie geht es Fazioli?
Und: schrumpft der Markt insgesamt oder trifft es jetzt nur Marken der Mittelklasse? Wie sieht es mit dem Absatz geographisch aus? Deutschland - Europa - Amerika ? Verschieben sich die Märkte? Vor einiger Zeit hatten wir auf einer Autofahrt durch Anatolien einen Klassiksender im Radio. Hat mich überrascht, was mir gezeigt hat, wie europazentriert ich eigentlich immer dachte. Spielt die Musik jetzt woanders? Wahrscheinlich!
 
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Fazioli passiert so schnell wohl nichts, meine Annahme.

Deren Erfolg hängt als alter sehr anerkannter Möbelhersteller eher an der Möbelkauf-Konjunktur als an irgendwelchen muskalischen Dingen. Paolo F ist nur einer mehrerer Söhne, der den Klavierbau als verschärftes Hobby und angedockt an die mehrfach größere Möbelfabrikation betreibt. Er wird es sich leisten können, nur das zu bauen, was bei ihm bestellt wurde. Klein, aber fein. Dass da wirkliche Serien gefertigt würden, die dann die Klavierhäuser mal bei schlapper Konjunktur verstopfen wrden, das kann ich mir nicht vorstellen.
 
Er wird es sich leisten können, nur das zu bauen, was bei ihm bestellt wurde. Klein, aber fein. Dass da wirkliche Serien gefertigt würden, die dann die Klavierhäuser mal bei schlapper Konjunktur verstopfen wrden, das kann ich mir nicht vorstellen.
Das glaube ich aber schon, schließlich stehen die wie andere Markenflügel auch in Musikhäusern anspielbereit. Und die Stückzahl von 150 Flügeln jährlich dürfte in etwa dem entsprechen, was deutsche Hersteller auch produzieren. Und deren Flügel werden ja auch nicht nur auf Bestellung gebaut.
 
Interessant wäre zu wissen, ob die Sparte "Fazioli-Flügel" genug abwirft, um selbständig existieren zu können. Wenn nicht, existiert "Fazioli-Flügel" gerade noch solange, wie der Möbelsektor genug abwirft, um das "Hobby" Flügelbau finanzieren zu können.

Ich glaube aber gerne, möchte gerne glauben, dass gute Waren auch in Europa wirtschaftlich vertretbar gefertigt werden können.
 
Ich glaube aber gerne, möchte gerne glauben, dass gute Waren auch in Europa wirtschaftlich vertretbar gefertigt werden können.
Ich würde eher sagen, ausschließlich(!) gute (bis exzellente) Waren können noch in Mitteleuropa wirtschaftlich gefertigt werden. Mittelmaß bekommt man billiger von anderswo.

Einfach formuliert: Die USP von China und Co ist der Preis. Die USP von (Zentral)Europa ist die Qualität.
 
Interessant wäre zu wissen, ob die Sparte "Fazioli-Flügel" genug abwirft, um selbständig existieren zu können.
Wenn Paolo Fazioli nicht in jährlichen Zuwachsraten von x Prozent denkt, wenn er nicht expandieren will um jeden Preis, dann sollte sich das Geschäftsmodell schon rechnen. Vor allem, wenn die einstmals auf Weltklasse-Niveau produzierenden vornehmlich deutschen Mitbewerber nur noch Mittelmaß auf den Markt werfen. Der Verdrängungswettbewerb, den z.B. Bechstein und Schimmel forciert haben, haben weder der Marke noch den Produkten gut getan. Und ich glaube auch nicht. Daß sich Steinway mit seinen Zweit- und Drittmarken „Boston“ und „Essex“ sich auf Dauer einen Gefallen tun.

Dabei ist Fazioli schon ein ungewöhnlich großer Produzent, gemessen am hohen Niveau (und Preis) seiner Flügel. Leider war es mir noch nicht vergönnt, einen Flügel von Maene (Belgien) oder Stuart & Sons (Australien) anzuspielen. Man erzählt sich Legendäres von diesen (kleinen, aber feinen) Klavier-Manufakturen.
 
Vor allem, wenn die einstmals auf Weltklasse-Niveau produzierenden vornehmlich deutschen Mitbewerber nur noch Mittelmaß auf den Markt werfen
Da ist was dran. Mich würde interessieren, welche Manager bei diesen Herstellern die Verkaufspolitik bestimmen. Solche, die Klientel und Markt lange kennen oder solche, die alle drei Jahre die Firma wechseln. Nach dem Motto: vorgestern Konserven, gestern Kühlschränke, heute mal Klaviere?

Mit Fazioli habe ich mich nicht beschäftigt, aber da war sicher jemand am Werk, der erstens finanziell imstande war und über den Willen verfügte, so etwas Neues anzupacken, zweitens eine Vorstellung von einem perfekten Produkt hatte und drittens fähig war, die richtigen Fachleute für die Verwirklichung seiner Vision zusammenzuspannen.
 

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