Genealogie des Klavierunterrichts

Bei Bach sehe keine derartige Linie bis heute!
Mit der Orgelbrille betrachtet, könnte man eine Linie versuchen, zumindest was unterrichtende Komponisten angeht (oder komponierende Lehrer).
JS Bach - Johann Christian Kittel - Christian Heinrich Rinck - Adolf Friedrich Hesse - Jean-Jacques Lemmens - Alexandre Guilmant - Marcel Dupré - Olivier Messiaen - Pierre Boulez

Aber das nur am Rande, das führt ja vom Thema weg. Fiel mir nur gerade ein, weil ich für ein Kinderkonzert Werke von Bach, Kittel und Rinck in Planung habe und da auch die Lehrer-Schüler-Beziehung im Blick hatte.
 
Mit der Orgelbrille betrachtet, könnte man eine Linie versuchen, zumindest was unterrichtende Komponisten angeht (oder komponierende Lehrer).
JS Bach - Johann Christian Kittel - Christian Heinrich Rinck - Adolf Friedrich Hesse - Jean-Jacques Lemmens - Alexandre Guilmant - Marcel Dupré - Olivier Messiaen - Pierre Boulez


Lemmens hatte nur kurze Zeit Unterricht bei Hesse, und Hesse hat von seinem Schüler nicht viel gehalten:

Berichtigung. In dem Artikel „Herr Fétis“ (Nr. 2 dieser Blätter, Seite 17) findet sich eine auf mich bezügliche Stelle, welche gegen die Wahrheit gröblich verstößt. Hr. Fétis selbst sagt nämlich in Bezug auf einen Herrn Lemmens: er habe seine Studien unter mir fortgesetzt. Nachdem er lange hier verweilt, sei er mit einem Briefe von mir nach Brüssel zurückgekehrt, worin ich gesagt: „Ich wüßte nicht, was ich Herrn Lemmens noch lehren sollte.“ — Da es mir keinesweges gleichgültig sein kann, mein Urtheil blosgestellt zu sehen, so muß ich hier der Wahrheit gemäß erklären, daß ich Hrn. Lemmens nie einen solchen Brief mitgegeben habe. Hr. Lemmens kam im Herbst 1846 hierher, überbrachte mir ein Empfehlungsschreiben von Hrn. Fétis, sagte außerdem: er reise auf Kosten des Königs von Belgien, und wünsche Unterricht im Orgelspiele bei mir zu nehmen. Obgleich ich nun diesen nie ertheile, da es mir zu diesem Zwecke an einer Privatorgel gebricht, so machte ich hier eine Ausnahme, da Hr. Lemmens deshalb so weit hierher gekommen war. Ich unterrichtete ihn kurze Seit (Hr. Lemmens blieb nur über Winter hier) auf der Orgel der Hauptkirche St. Bernhardin, bei welcher ich angestellt bin. Das Talent des Hrn. Lemmens stellte sich damals als ein höchst mittelmäßiges heraus; wenn derselbe später der große Mann wurde, für welchen ihn Hr. Fétis hält, so bin ich ganz außer Schuld dabei. Daß ich Hrn. Lemmens nichts mehr lehren konnte, hat in sofern seine Richtigkeit, als derselbe Breslau verließ, ohne mir Adieu zu sagen, und ohne im Geringsten nach seinen Verbindlichkeiten gegen mich zu fragen. Letzteres führe ich nur an, damit man einsieht, wie ich, selbst wenn ich mich hätte compromittiren wollen, außer Stande war, Hrn. Lemmens das mir angedichtete Schreiben mitzugeben.
Breslau, im März 1852
Adolph Hesse,
Königl. Musikdirektor
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei mir geht die Linie von Liszt über Tausig, Barth, Kempff, Kraus bis zu meinen beiden Klavierlehrern, die ich hatte oder noch habe.
 
Bei mir geht die Linie von Liszt über Tausig, Barth, Kempff, Kraus bis zu meinen beiden Klavierlehrern, die ich hatte oder noch habe.
Detlef Kraus? Von dem bin ich auch ein „Enkel“. Und demnach ein vierfacher Urenkel von Liszt. Man hört es aber nicht 😅

Überhaupt - mir fällt gerade auf, dass in einer musikalischen Genealogie ohnehin nicht die gleichen Maßstäbe gesetzt werden können wie bei der familiären Ahnenforschung. So etwas wie „Maurizio hat die gleiche Nase wie Uropa Horst“ gibt es beim (klassischen) Klavierspiel vermutlich gar nicht. Vielleicht nur bei Liszt und seinen Schülern, die ja z.T. schon sehr von ihm geprägt waren.
Vielleicht ist genau das aber auch kunstimmanent: sich irgendwann zu lösen vom Einfluss der Vorbilder.

Und dann ist solch eine Genealogie eigentlich fast überflüssig.
 
Genau, Detlef Kraus, damals an der Folkwangschule in Essen-Werden. Kraus und Kempff waren auch befreundet.
 

Man kann schon immer wieder bestimmte "Stile" in den Klassen verschiedener Klavierlehrer an Musikhochschulen durchhören. Was da Ursache und was Wirkung ist - also ob die Roten sich automatisch den roten Lehrer suchen, oder ob sie bei ihm erst rot werden, ist natürlich nicht ganz klar.
 
Ich habe Wilhelm Kempff (Hamburg Musikhalle) und Detlef Kraus (Essen Uni-Hörsaal) auch noch im Konzert erlebt.
 
Ja, Kraus war Schüler von Kempff. Das meinte ich doch mit der Linie ab Beethoven. Mein verstorbener Lehrer sagte auch, daß Kempff, wenn er in Essen konzertierte bei seinem Schüler Kraus gewohnt hat. Sie waren also später auch befreundet.
 

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