Clementi Sonatinen Op. 36 - sind diese heutzutage noch angesagt bzw. gefragt im Klavierunterricht?

Dreiklang

Dreiklang

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Hallo zusammen,

ich habe in meiner Jugend im Klavierunterricht die (mittelschweren) Clementi Op. 36 Sonatinen gespielt bzw. von meiner KL aufbekommen.
Das ist schon lange her...

Ich wollte mal die Klavierlehrer/Innen von heute hier fragen, ob die Op. 36 Sonatinen auch heute noch im Unterricht gerne genommen werden, oder eher nicht mehr.

Warum frage ich: ich finde sie zwar im Grunde schon sehr reizvoll - aber gibt es vielleicht schönere/beliebtere Stücke, die die Schüler dann stattdessen lieber spielen?

Also zusammengefasst: haben die Op. 36 Sonatinen auch heute noch ihren "festen" Platz im Klavierunterricht?

Viele Grüße
Dreiklang
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Dreiklang,

ja, ich lasse diese oft meine Schüler spielen, wie zum Beispiel Nr. 4 in F- Dur. In meinem Klavierunterricht sind zumindest die Clementi- Sonatinen op. 36 noch enthalten. 🙂
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Rachmaninow im Hinterkopf vorhanden ist...
 
Meine Tochter hat vor ein paar Wochen Op.36 Nr. 3 in einer Prüfung gespielt, falls dich diese Info eines Amateurs interessiert.
 
@Hellas Na sicher interessiert mich das.
 
Es sind intelligent komponierte, durchaus instruktive Stücke. Man darf von diesen Sonatinen keine großartige Klavierliteratur erwarten. Aber eingängiger kann man die Strukturprinzipien der sog. Sonatenhauptsatzform auf Anfängerniveau kaum präsentieren. Stilistisch sind sie eher dem englischen klassizistischen Ideal als den Sonatinen Wiener Machart (z.B. T. Haslinger) zuzuordnen. Deswegen mögen sie in unseren Ohren mitunter etwas „langweilig“ klingen. Ich finde übrigens die von Clementi überarbeitete fünfte Auflage wesentlich reizvoller als die Wiener Erstfassungen. Leider weiß ich nicht, ob sie bei irgendeinem Verlag gedruckt vorliegen.
 
Bei mir waren diese Sonatinen die ersten Stücke, die ich wirklich schnell spielen konnte (für Anfängerverhältnisse schnell), weil sie dafür einfach so gut geeignet waren. Ich konnte sie recht schnell erlernen und im Verlauf des Lernens ist mir richtig aufgefallen wie ich mich verbessere, ohne großen Stress. Diese Stücke waren auch die ersten, die ich gerne anderen vorgespielt habe... So im Nachhinein betrachtet denke ich, dass die Sonatinen immer noch einen sehr hohen pädagogischen Wert haben, weil sie mir sehr gut geholfen haben, kann aber natürlich nur für mich sprechen.

Ich denke auch, wenn man als Klassikliebhaber Klavier lernen möchte, interessiert man sich ja in der Regel auch für Klaviersonaten. Mit den Sonatinen kann man schon sehr früh "etwas einsteigen" bzw Alles was Cheval blanc sagt.

Ich bin allerdings auch etwas froh, dass ich kurze Zeit später schon viel interessantere Stücke lernen durfte. Die meisten Sonatinen für Anfänger sind halt nett und hübsch und so, aber fand sie sterbenslangweilig seitdem ich interessantere Stücke lernen konnte (bei mir kamen glaub ich Kinderszenen und Inventionen direkt nach den Sonatinen). Aber bin immer noch dankbar, dass ich so viel an Ihnen lernen konnte.
 
Mich reizen die ja nicht so richtig und ich bin froh, dass meine KL bislang nicht damit angekommen ist. Ich habe sehr gern und sehr viel lieber Beethovens Sonatina in G-Dur gespielt und würde gern die F-Dur auch lernen, aber die mag meine KL nicht.

Vom Niveau und Lerneffekt her sind die mit Clementi vergleichbar? Oder gibt es einen Grund, warum man auch die Clementisonatinen spielen sollte?
 
Die Clementi-Sonatinen sind ein sehr guter "Test", ob man bisher zweckmäßig Klavier und Musik gelernt hat.

Aufgrund des einfachen, aus gängigen "Legobausteinen" zusammengesetzten Aufbaus sollte Folgendes recht einfach sein:

- die Dinger vom Blatt spielen bzw. in kurzer Zeit recht flüssig können
- die einzelnen Figuren (Skalensegmente, Arpeggien, Albertibässe etc.) in kurzer Zeit schnell spielen können
- auswendig spielen

Ist das nicht der Fall, so ist man entweder noch gar nicht auf dem passenden Niveau für diese Stücke, oder aber man lernt grundsätzlich falsch. Wer richtig gelernt hat, der hat die allgemeinen pianistischen und musikalischen Fähigkeiten parat, so dass die Sonatinen kein großes Problem sind.

NICHT gedacht sind sie als wochen- oder gar monatelanges Projekt, an dem man übt und übt!!
 

und würde gern die F-Dur auch lernen, aber die mag meine KL nicht.
merkwürdig...
Der schlichte Miniatur"Kanon" im 1.Satz eignet sich prima für 2-3 Artikulationsweisen, der ausnotierte 16tel-Triller bringt die r.H. in den Hintergrund - der kecke 2. Satz ist ein niedliches Kabinettstückchen*), das allerdings erst flink genug Wirkung hat (und die Verzierung darf nicht mühsam stocken)
________
*) man kann das Thema abwechselnd als c-f-h-f-c (4 8tel punkt. Viertel) oder c-h-c (c und h als quasi 2 stacc.-Viertel) bringen (((und hat dann die Chance zu kapieren, dass der C-Dur Abschnitt eine Variante des Themas ist)))
 
Wer richtig gelernt hat, der hat die allgemeinen pianistischen und musikalischen Fähigkeiten parat, so dass die Sonatinen kein großes Problem sind.
Sie sind immerhin schon "mittelschwer" (also nicht "sehr leicht", "leicht" oder "mittel" - und es gibt noch "schwer" und "sehr schwer" am anderen Ende).
Ob die jeder Klavierschüler hinbekommt, vor allem wirklich klangschön und klangkontrolliert - ich weiss nicht so recht...

merkwürdig...
Der schlichte Miniatur"Kanon" im 1.Satz eignet sich prima für 2-3 Artikulationsweisen, der ausnotierte 16tel-Triller bringt die r.H. in den Hintergrund - der kecke 2. Satz ist ein niedliches Kabinettstückchen*), das allerdings erst flink genug Wirkung hat (und die Verzierung darf nicht mühsam stocken)
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*) man kann das Thema abwechselnd als c-f-h-f-c (4 8tel punkt. Viertel) oder c-h-c (c und h als quasi 2 stacc.-Viertel) bringen (((und hat dann die Chance zu kapieren, dass der C-Dur Abschnitt eine Variante des Themas ist)))
Ja, ich finde auch, man kann erstaunlich viel mit diesen Miniaturen machen in interpretatorischer Hinsicht...
 
Ich habe die 36,1 gespielt. Laut Henle sind 36,4; 5 und 6 schwerer als 1, 2 und 3. Gerade neulich habe ich sie wiederaufgenommen, was noch viel einfacher war als beim ersten Mal und jetzt auch schneller und sicherer geht. Dass man damit ohne großen Stress schnell spielen lernen kann, empfinde ich ebenso wie GeneralBass.

Beethoven g-Dur und f-Dur habe ich auch gespielt, beides gern, speziell f-Dur aber deutlich anspruchsvoller als Clementi 36,1.

Wenn ich Zeit finde, mache ich 36,3. Meinen Lehrer brauche ich dafür nicht.
 
Die Clementi-Sonatinen eignen sich offensichtlich für Vieles: als ersten Einstieg in die klassische Sonatensatz-Bauweise, als Vom-Blattspiel-Übung, wie @hasenbein es empfohlen hat (einmal durchspielen und für ein halbes Jahr wieder weglegen), als Warming-up mit der Maßgabe: in welchem Tempo kann ich alle Details noch musikalisch darstellen?

Musikalisch gehaltvoller sind dann in der Tat die Sonatinen von Friedrich Kuhlau.
 

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