G. Henle-Stufensytem

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Herr Toteninsel

Herr Toteninsel

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27. Juni 2015
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Liebe Forumsmitglieder,

was haltet ihr eigentlich von dem 9-Stufen-System des Henle-Verlages? Klar, Kunst kann man schwerlich in Stufen kategorisieren, aber als Orientierungs scheinen mir die Stufen doch recht probat. Was meint ihr?

Ab welcher Stufe (fehlerfreies Spiel auf dieser vorausgesetzt) könnte man sich für ein Klavierstudium bewerben? (Und sind die jeweiligen Referenzstücke von Henle richtig eingeordnet?)

Fragen über Fragen.

Ich freue mich auf die Antworten,

Herr Toteninsel
 
Ich orientiere mich gerne daran.

Man kann aber nicht generell sagen, dass ein Grad 3 Stück unbedingt leichter spielbar sein muss als ein Grad 4 Stück.
Da gibt es schon so manche Überraschung, die einen Erstaunen lassen.
 
Das heißt vor der Hammerklaviersonate oder den Paganini-Variationen kann sich der angehende Klavierschüler den Gedanken ans Studium sparen... ?
 
Für die Abschlussprüfung eines Lehramtsstudiums in Musik braucht man keine Hammerklaviersonate und auch keine Paganinivariationen. Allerdings würden sie nicht schaden und in der Tat muss man schon vor Studiumbeginn anständig Klavier spielen können. Das Notenbüchlein von Anna Magdalene Bach reicht da nicht.

CW
 
Schau Dir zum Thema Klavierstudium mal ein paar Diskussionen im Forum "professionell Klavierspielen" an. Da gibt es einiges zum Für und Wider, und es geht eigentlich gar nicht darum, auf welchem Level man sein muss, um mit dem Studium zu beginnen. Die technischen Voraussetzungen sind eine Sache... musikalische Voraussetzungen eine andere... und dann die Frage nach dem Warum und Wozu, und wie sehr Du für das Ganze brennst.
 
Das heißt vor der Hammerklaviersonate oder den Paganini-Variationen kann sich der angehende Klavierschüler den Gedanken ans Studium sparen... ?
Naja, op.106 und so manches von Liszt ist mehr eine 10 als eine 9 :-D

Aber man muss schon sehr gut sein - die Konkurrenz ist einfach groß. Wenn Dir aber z.B. das WTK überhaupt keine Probleme bereitet, und Du ein paar Beethoven Sonaten tipptopp spielen kannst, wärst Du glaube ich rein klaviertechnisch auf einem guten Weg :-)

Dann muss sich noch herausstellen, ob Du auch sonst ein guter Musiker bist :super:
 
@Dorforganistin Danke für den Hinweis. Wollte nur gerade hier nach dem technischen Aspekt fragen. Dass dies nur einen Bruchteil ausmacht, ist glaube ich gerade denen klar, die Musik lieben
 
@Ludwig Gerade bei Beethoven sind die Unterschiede doch sehr groß. Welche Sonaten meinst du denn zum Beispiel. Doch wohl eher Appasionata, Waldstein, Pathetique und Mondschein als die Kurfürstensonaten...
 
Sich rein auf die Technik zu konzentrieren ist da m.E. zu kurz gesprungen. Aber danke für die Erläuterung, wie Du es gemeint hast :-)
 

Das gilt für alle Instrumentengattungen, und ich habe auch nicht geschrieben, dass Technik verzichtbar sei. Technik ist ein Baustein, und es muss das Gesamtpaket stimmen, um an eine Hochschule zu kommen.
 
@Toteninsel
Nur interessehalber: fragst du bezüglich des Klavierstudiums wegen dir selbst?
LG,
NaMu
 
Ich empfinde dieses Stufensystem nur als eine globale Aussage darüber, was einen erwartet (eher leicht, eher mittelschwer, eher schwer). Wie es zu den Unter-Abstufungen kommt, wird vom Verlag ja erklärt.

Das muss sich m. E. nicht zwangsläufig mit dem persönlichen Empfinden decken. Es hat ja wahrscheinlich jeder seine individuellen Stärken bzw. Schwächen. Je nach dem, was in dem Stück passiert, wie es einem "liegt" oder sich spreizt, kann man gerade die Unter-Einteilungen nicht immer nachvollziehen.

Ist aber eigentlich auch vollkommen egal, man spielt ja das Stück, nicht die Einschätzung des Verlags. ;-)
 
Ich wäre sehr vorsichtig mit solchen Stufensystemen. Spätestens seit ich in einem solchen System einer eigentlich zuverlässig einzuschätzenden Quelle das Klavierkonzert von Ravel in G-Dur mit 3-5 von 7 betitelt gesehen habe (3: "Anfänger müssen hier schon ein wenig üben, kein Problem für Amateure", 5: "Von erfahrenen Amateuren durchaus schaffbar, für Profis nicht ganz leicht"). Vermutlich spielt das auf den 2. Satz an.

Die Frage ist immer, was genau man da als schwierig einstuft, schwierig für wen und für welches Ergebnis. Schwierig, es flüssig durchspielen zu können? Dann wäre die Sonata Facile vielleicht bei 4. Schwierig, perfekt zu klingen? Dann eher bei 6.
Man kann den Spieß auch umdrehen: Vermeintlich schwierige Stücke werden für Pianisten, die eine solide Technik haben, zum Kinderspiel, weil sie sich "von selbst" erledigen, während die technisch "leichten" viel mehr Klangarbeit erfordern, um nicht als langweilig aufzufallen (da kompensiert keine Show mangelndes Verständnis). Beispiel - Tschaikowsky oder Chopin Konzerte klingen immer einigermaßen gut, wenn man sie durchspielen kann, ein Konzert von Bach oder Mozart aber lange nicht.

Oder auch - ist ein Debussy Prélude leichter als eine Chopinballade? Vielleicht schon, weil man zum Durchspielen [mancher] eine weniger ausgefeilte Technik braucht. Vielleicht aber auch nicht, weil es eine noch ausgereiftere Technik (ganz zu schweigen vom Gehör) braucht, um entsprechendes Piano (bei gleichmäßigem Spiel), Klangfarben und adäquates Pedalspiel anzuwenden.

Fazit: Es kann nur ums Durchspielen gehen.
Fazit II: Einstufung taugt nur im Anfänger-Bereich, um zu wissen, welche Noten man erst in ein paar Jahren kaufen sollte.
Fazit III: Funktioniert auch nicht immer (siehe Beispiel oben)
 
Ich wäre sehr vorsichtig mit solchen Stufensystemen.

So ist es. Ich orientiere mich gerne an der Einteilung von Wotlers. Der schreibt dazu: “In jedem Falle am anfechtbarsten und problematischsten muss im ganzen Unternehmen der vorliegenden Arbeit die Stufengliederung nach Schwierigkeitsgraden sein. Weder lässt sich ein bestimmtes Werk eindeutig einer noch so weit gefassten Stufe zuschreiben noch kann das pianistische Vermögen eines bestimmten Spielers eine solche Stufe repräsentieren. [...] Je nach den Ansprüchen an das Werk und je nach der individuellen Disposition des Schülers sind die sich stellenden Schwierigkeiten von Fall zu Fall äußerst verschieden.“

Es gibt dort Werke auf Stufe 13, die ich gespielt und gut bewältigt habe. Dort findet sich zum Beispiel die im Vergleich zu anderen Werken Chopins relativ harmlose Mazurka op.50 Nr.3. Gleichzeitig gibt es Werke auf den Stufen 10-12 an die ich mich nicht heranwagen würde. Auf Stufe 13 findet sich zum Beispiel ebenfalls die 2. Sonate von Bacewicz. :blöd:

Viele Grüße!
 
So ist es. Ich orientiere mich gerne an der Einteilung von Wotlers. Der schreibt dazu: “In jedem Falle am anfechtbarsten und problematischsten muss im ganzen Unternehmen der vorliegenden Arbeit die Stufengliederung nach Schwierigkeitsgraden sein. Weder lässt sich ein bestimmtes Werk eindeutig einer noch so weit gefassten Stufe zuschreiben noch kann das pianistische Vermögen eines bestimmten Spielers eine solche Stufe repräsentieren. [...] Je nach den Ansprüchen an das Werk und je nach der individuellen Disposition des Schülers sind die sich stellenden Schwierigkeiten von Fall zu Fall äußerst verschieden.“

Es gibt dort Werke auf Stufe 13, die ich gespielt und gut bewältigt habe. Dort findet sich zum Beispiel die im Vergleich zu anderen Werken Chopins relativ harmlose Mazurka op.50 Nr.3. Gleichzeitig gibt es Werke auf den Stufen 10-12 an die ich mich nicht heranwagen würde. Auf Stufe 13 findet sich zum Beispiel ebenfalls die 2. Sonate von Bacewicz. :blöd:

Viele Grüße!

Wolters schreibt, glaube ich irgendwo in seinem Buch gelesen zu haben, dass er 0.75 Jahre Klavierspielerfahrung mit einem seiner 15 Schwierigkeitsgrade gleichsetzt.

Es ist nicht anzunehmen, dass diese Einschätzung einen linearen Zusammenhang bis zum Grad 15 darstellt.
 
Wolters schreibt, glaube ich irgendwo in seinem Buch gelesen zu haben, dass er 0.75 Jahre Klavierspielerfahrung mit einem seiner 15 Schwierigkeitsgrade gleichsetzt.

Es ist nicht anzunehmen, dass diese Einschätzung einen linearen Zusammenhang bis zum Grad 15 darstellt.

Richtig und das schreibt er auch. Er schreibt auch, dass Amateure nicht über die Stufe 12 hinauskommen, das kann man so pauschal aber nicht sagen.
 

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