@marcus und rolf:
Herzlichen Dank für eure Analysen! Ich bin schonmal beruhigt, dass die Vorzeichen offensichtlich so verwendbar sind.
mir fällt folgendes auf:
- die Sopranstimme steigt in Halben chromatisch aufwärts (von der Tonikaterz hoch zur Oktave) - - soll diese chromatische Linie die Hauptstimme sein?
- der Bass in Gegenbewegung steigt von g zu G ab (die Terz wird einmal alteriert)
Ja, diese Stimmbewegung war schon so geplant, um eben, wie marcus schon schrieb, einen immer breiteren Raum zu haben wegen der Textbeziehung.
Darüber hinaus gibt es noch eine weitere "Gesetzmäßigkeit" in der Stimmbewegung, wenn auch schwieriger vom Notenbild zu erkennen:
Die Altstimme steigt nämlich synchron zur Sopranstimme ebenfalls in Halben chromatisch aufwärts, nur bei der Schlußkadenz wird dann abgebrochen (theroetisch könnte noch bis D7 weitergemacht werden).
Also, diese Akkordfolge habe ich eben durch die Stimmbewegung von Sopran und Alt, gefolgt von gegengesetzter Stimmbewegung im Baß und passenden "Füllstimmen" in Tenor und Mezzosopran nach Gehör zusammengetüftelt.
das zusammen führt im Sopran am Ende (D7-T) zu VII-VIII und im Bass zu II-I - für eine D-T Schluß wäre im Bass V-I wirkungsvoller
Volle Zustimmung! Die "Standard"-Schlußkadenz mit Stufe D-G im Baß klingt für mich auch wirkungsvoller, gefolgt von anderer Stimmführung in den Oberstimmen. Es ist eben eine Abwägung, was einem wichtiger erscheint: das mehr oder weniger konsequente "Durchziehen" der Stimmbewegung bis zum Ende, und dafür weniger entschlossene Schlußbildung, oder "Aufweichen" der Stimmbewegung und dafür "betriebsbewährte" Standard-Schlusskadenz...
Bin unentschieden, für beide Varianten gibt es ein für und wieder. Gebe aber zu, dass mir insbesondere die Zusammensetzung des D7-Akkords (vor allem Tenor/Alt-Stimme) so nicht sehr gut gefällt und insbesondere ein Quintfall im Baß von d - G bei den beiden Schlußakkorden ein klareres Schlußsignal gäbe.
Der Schlussakkord selber hat jedoch für mich ziemliche Idealzusammenstellung für eine maximal weite Lage (habe extra die Tonart G-Dur gewählt, weil "normale" Sopranstimmen schon bis zum g2 hochkommen, den ich mir für den Schlußton des ganzen Chorals aufgehoben habe, und auch für den Baß das tiefe G kein Problem ist (selbst für Tenor wäre g1 noch gangbar, gerade so). Also deshalb Idealzusammenstellung, weil der Grundton in den Außenstimmen abgedeckt ist, insgesamt 3x bei 5 Stimmen und die Terz und Quinte jeweils einmal in den Mittelstimmen. Das habe ich mir beim alten Bach abgeguckt, der sehr oft bei 5-6 stimmigen Stücken in dieser Art endet (d.h. Terz/Quinte nicht verdoppelt, und in den Mittelstimmen, und Grundton 3-4 mal verdoppelt).
- Sopran und Mezzosopran am Ende eine Oktave auseinander, dazu Alt eine Quarte tiefer als Mezzo (d1-g1-g2) ich kann mir nicht vorstellen, dass drei Frauenstimmen auf diese Weise gut klingen (die Herren darunter mit ihrer Dezime G-h müssen das stützen)
Du meinst, stattdessen lieber g1-d2-g2 anstreben in den Frauenstimmen bzw. insgesamt G - h - g1 - d2 - g2 für alle 5 Stimmen (oder G - d1 - g1 - h1 - g2)? Klingt vielleicht besser, muß nochmal darüber schlafen...
zu den Akkorden:
e-Moll gefolgt von B-Dur mit hochalterierter Sexte #g ist ungewöhnlich
Naja, die Frage ist, ob es wirklich stark heraussticht innerhalb der Akkordfolge. Vom Tempo her ist es ein langsamer Choral, etwa Tempo 55-60 für Viertelnote, und die Akkordprogression am Schluß sind Halbe, also kann man sich an Akkord für Akkord gewöhnen (so hoffe ich). Aber "exotisch herausstechen" sollte hoffentlich keiner der Akkorde, auch wenn es vielleicht schon etwas gewagte Harmoniefolgen sind.