Frage an Klavierlehrer - Gruppenunterricht für Kinder ?

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robimarco

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Hallo, mein Sprössling 7,5 Jahr alt und sollte heuer im Herbst mit Klavierunterricht beginnen. Er will das natürlich auch selbst, da er ja seinen lieben Papi als großes Vorbild sieht und bald auch so schön spielen möchte ...;)
In unserer Ganztagesschule wird Klavierunterricht auch angeboten und da gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. Gruppe zu viert
2. Gruppe zu zweit
3. Einzelunterricht

Ein Freund meines Sohnes (8,5) Jahre alt, geht in die gleiche Schule und möchte ebenfalls Klavier lernen. Wir hätten uns nun vorgestellt, dass die zwei Buben im ersten Jahr den Unterricht in der Zweiergruppe nehmen. Danach würden wir entscheiden ob sie weiterhin zu
zweit oder einzeln unterrichtet werden.

Da ich es grundsätzlich etwas ungewöhnlich finde, dass Klavierunterricht für Kinder in der Gruppe stattfindet würde ich gerne von erfahrenen Klavierlehrern wissen ob da etwas dafür oder dagegen spricht.

Wir denken, dass sich die zwei im Gruppenunterricht (also zu zweit) vielleicht gegenseitig motivieren könnten – oder ist das eher Kontraproduktiv ?

Würde mich über eure Meinung sehr freuen – vielen Dank !
 
Hallo!
Also ich halte gerade zu Beginn einen 2er Unterricht für sehr sinnvoll und habe mit meinen Schülern an und für sich nur positive Erfahrungen gemacht.
Wenn sich die beiden Buben bereits kennen und sich gut verstehen, ist das ein Grund mehr dass sie gemeinsam Unterricht nehmen, weil sie dann in den nächsten Jahren vielleicht auch in der Freizeit z.B. 4hdg. spielen und sich gegenseitig motivieren können.

Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert - sollte es nicht klappen, weil sie sich gegenseitig im Unterricht durch Blödsinnigkeiten ablenken (kommt gerade bei Kindern in dem Alter sehr häufig vor :) ), kann man ja immer nocht entweder den Unterrichtspartner wechseln oder auf Einzelunterricht umsteigen.
Das wird der zuständige Lehrer aber dann sowieso ansprechen.

Abraten kann ich allerdings defintiv vom 4er Gruppenunterricht. Das funktioniert bestimmt ganz gut bei anderen Instrumenten -- wenn die Kinder ihre eigenen Instrumente mitbringen und man in der Gruppe musizieren kann.
Aber bei Klavier ist das meiner Meinung nach eher von Nachteil.
 
Ich finde in diesem Alter auch 2er Gruppenunterricht sehr gut. Mein Kinder hatten das auch. Es kann sehr produktiv sein, allerdings auch nicht :D. Kommt auf die Kinder an, die da zusammen in einer Gruppe sind.

Am Anfang sind sie noch voller Elan und reißen sich gegenseitig mit. Wenn beide mit Eifer dabei sind, ist es super. Wenn einen nach einiger Zeit die Lust verlässt, dann kann es schlecht werden. Dann sollte man entscheiden, ob man mit Einzelunterricht weiter macht, wenn man gar nicht mehr von der Stelle kommt.

Manchmal fängt sich aber auch derjenige wieder, durch den anderen. Ihr solltet das beobachten und im Kontakt mit dem Lehrer bleiben.
 
Ich kann mich dem vorherigen Votum von koelnklavier zu 100% anschliessen.

Ich bin absolut gegen Gruppenunterricht im Klavier, obwohl ich natürlich auch weiss, dass es Dogmen gibt, wo dies durchaus einen gewissen Erfolg zu zeigen scheint. Im asiatischen Raum (Japan, auch China) wird dies teils so gemacht.
Nun ist es aber schon so, dass dort auch gewisse Faktoren wie Disziplin, Drill, Vernachlässigung des Individuums bis zur Unterdrückung desselben, Kollektivgedanke etc keine unbedeutende Rolle spielen.

Ich unterrichte doch seit vielen Jahren Kinder ab 7 Jahren, und mir wäre dies noch nie in den Sinn gekommen. Zu unterschiedlich sind die Kinder.

Heute vor genau 3 Wochen begann bei uns das neue Unterrichtsjahr, und ich habe wieder 11 neue Anfänger bekommen. Ich kann dir sagen, dass bereits jetzt (also nach 2-3 Lektionen à 25min) eine grosse Streuung herrscht.
Einige spielen schon mit Violin- und Bassschlüssel zweihändig, transponieren einhändig Kinderlieder, machen Fingerübungen mit 1-2-3.
Andere tummeln sich noch auf den schwarzen Tasten (Zweiergrüppchen/Dreiergrüppchen).

Ich mache aber oft Paare/Gruppen, die zusammen was erarbeiten (zB jetzt dann wieder von mir 4-, 6- oder 8händig arrangierte Weihnachtslieder).
Da kann man super verschiedene Niveaus zusammenführen, da jeder was zu tun hat, der eine mehr, der andere weniger.

Das ist viel wichtiger, wertvoller und vor allem nachhaltiger als Gleichschaltung, um Geld zu sparen.

@robimarco: wenn es finanziell geht, such dir den besten Lehrer (als Klavierspieler kannst du dich schon auf deine Intuition verlassen) und schick dein Kind in den Einzelunterricht. Wenn der Lehrer gut ist, wird er für Zusammenspielmöglichkeiten sorgen.
 
Mein erster Klavierunterricht

Ich hatte Einzelunterricht - zweimal wöchentlich etwa 20 Minuten. Was anderes gab es damals gar nicht - und trotzdem waren immer zwei bis drei Kinder im Unterrichts-Raum. Da durfte ich zuhören und/oder mit Spannung oder Geduld erwarten, bis der Schüler vor mir fertig war und ich die Hauptperson bin. Manchmal war es aber auch anstrengend. Hin und wieder gabs Papier und Bleistift und dann durfte man Noten zeichen und Violinschlüssel. Plaudern durfte man nicht.

Ich hatte das Gefühl, schon etwas zu lernen beim zusehen und zuhören, was die Lehrerin dem anderen Schüler sagte. Ob für die passive Beschäftigung meine Eltern bezahlen mussten kann ich nicht mit Sicherheit ausschliessen, glaube es aber nicht. Jedenfalls lag mir der Unterricht wie er war und ich hatte auch mehr Freude anderen Kindern vorzuspielen als nur meiner Lehrerin, denn sie konnte ja immer alles besser und es machte mich auch mehr an, Publikum zu haben - und ein weiterer Schüler, der auf seinen Unterricht wartet war nichts anderes als Publikum für mich.

Als besondere Belohnung für gut gemachten Fortschritt setzte sich die Lehrerin hin und wieder dazu und wir spielten 4 händig. Das gabs aber nur selten, obwohl ich häufig danach bettelte. Soviel zu meiner Erinnerung an mein 7. und 8. Lebensjahr.

Aktiven Gruppenunterricht - also wo zwei oder mehrere Kinder Klavier spielen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Beim Singen waren wir 40 Kinder und mehr, aber Klavier???

Ich sehe das Ganze mehr als beinharten ökonomischen, bzw. teilw. politischen Druck, den der gute Klavierunterricht heutzutage ausgesetzt ist und nicht als ein von Pädagogen alternativ hervorgebrachtes Erfolgsmodell.

LG
Michael
 
Ich hatte Einzelunterricht - zweimal wöchentlich etwa 20 Minuten. Was anderes gab es damals gar nicht - und trotzdem waren immer zwei bis drei Kinder im Unterrichts-Raum. Da durfte ich zuhören und/oder mit Spannung oder Geduld erwarten, bis der Schüler vor mir fertig war und ich die Hauptperson bin. Manchmal war es aber auch anstrengend. Hin und wieder gabs Papier und Bleistift und dann durfte man Noten zeichen und Violinschlüssel. Plaudern durfte man nicht.

Ich hatte das Gefühl, schon etwas zu lernen beim zusehen und zuhören, was die Lehrerin dem anderen Schüler sagte. Ob für die passive Beschäftigung meine Eltern bezahlen mussten kann ich nicht mit Sicherheit ausschliessen, glaube es aber nicht. ...

Michael schneidet da etwas mE sehr wichtiges an.

Bei mir kommt es oft vor, dass noch ein weiteres Kind im Zimmer sitzt. Oft haben die Kinder zur selben Zeit die Schule aus (in derselben Klasse), dann kommen sie zu zweit.
Ich lasse sie dann abwechseln, d.h. das eine beginnt und kann dann gehen, das andere wartet und kommt nach dem ersten dran.
Dies im wöchentlichen Wechsel.
So bekommen sie immer noch mit, was die Kollegen so machen.

Ich mache auch oft Gruppen-/Klassenstunden, wo 3-4 Schlüler ungefähr gleichen Niveaus gemeinsam anwesend sind, und dann hat jeder eine Einzellektion. Dies mache ich häufig vor Konzerten, denn da sind die Stücke schon relativ fortgeschritten.

Ich habe im Studium oft auch mindestens so viel gelernt beim Zuschauen anderer Lektionen wie in meinen eigenen Klavierstunden.
 
Tja, eine Frage - viele Meinungen.
Jedenfalls vielen Dank für die schnellen Antworten.

Erstmal die die pro´s:

Toccata:
Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert - sollte es nicht klappen, weil sie sich gegenseitig im Unterricht durch Blödsinnigkeiten ablenken (kommt gerade bei Kindern in dem Alter sehr häufig vor ), kann man ja immer nocht entweder den Unterrichtspartner wechseln oder auf Einzelunterricht umsteigen.
Das wird der zuständige Lehrer aber dann sowieso ansprechen.

Mos:
Am Anfang sind sie noch voller Elan und reißen sich gegenseitig mit. Wenn beide mit Eifer dabei sind, ist es super. Wenn einen nach einiger Zeit die Lust verlässt, dann kann es schlecht werden. Dann sollte man entscheiden, ob man mit Einzelunterricht weiter macht, wenn man gar nicht mehr von der Stelle kommt.

Manchmal fängt sich aber auch derjenige wieder, durch den anderen. Ihr solltet das beobachten und im Kontakt mit dem Lehrer bleiben.

Ja so hätten wir uns das auch vorgestellt, daß wir erst mal mit Zweiergruppe beginnen und beobachten wie sich das ganze Entwickelt, ggfs. könnten wir ja dann auf Einzelunterricht wechseln.


nun die Kontra´s:

Koelnklavier:
Die individuellen Lernfortschritte sind doch sehr unterschiedlich. Wo der eine keine Schwierigkeiten hat, beißt sich der andere wochenlang die Zähne aus. Wenn einer nicht vorbereitet ist, blockiert er damit den Elan des anderen. Ähnlich verhält es sich mit der Konzentrationsfähigkeit. Und was zwei Wochen oder einen Monat lang funktioniert, kann schon im nächsten Monat unmöglich sein, weil Kinder sich sehr schnell in unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Diese Bedenken habe ich auch, daß sich die beiden unterschiedlich schnell am Klavier entwickeln und es dann für den "Schwächeren" eine Stresssituaion bedeuten würde, die er beim Einzelunterricht nicht hätte.

Ich habe den Eindruck, daß Gruppenunterricht vor allem aus ökonomischen Gründen angeboten wird: um das Budget der Eltern nicht so stark zu belasten und dennoch auf einen wirtschaftlichen Stundenlohn zu kommen.

Klar wird der Gruppenunterricht aus ökonomischen Gründen angeboten, das spielt aber bei unserer Entscheidung mit Sicherheit nur eine untergeordnete Rolle.

Thepianist73:
Ich kann dir sagen, dass bereits jetzt (also nach 2-3 Lektionen à 25min) eine grosse Streuung herrscht.
Einige spielen schon mit Violin- und Bassschlüssel zweihändig, transponieren einhändig Kinderlieder, machen Fingerübungen mit 1-2-3.
Andere tummeln sich noch auf den schwarzen Tasten (Zweiergrüppchen/Dreiergrüppchen).

Ich teile diese Bedenken voll und ganz, da ich als Kind auch nur Einzelunterricht hatte.

Klaviermacher:
Ich hatte das Gefühl, schon etwas zu lernen beim zusehen und zuhören, was die Lehrerin dem anderen Schüler sagte. Ob für die passive Beschäftigung meine Eltern bezahlen mussten kann ich nicht mit Sicherheit ausschliessen, glaube es aber nicht. Jedenfalls lag mir der Unterricht wie er war und ich hatte auch mehr Freude anderen Kindern vorzuspielen als nur meiner Lehrerin, denn sie konnte ja immer alles besser und es machte mich auch mehr an, Publikum zu haben - und ein weiterer Schüler, der auf seinen Unterricht wartet war nichts anderes als Publikum für mich.

Das spricht aber wiederum für die Zweiergruppe ....


Unser Gedanke war eben der, daß sich die beiden eventuell gegenseitig motivieren können. Sie würden sich auch schon darauf freuen gemeinsam Unterricht zu nehemn.

Thepianist73:
wenn es finanziell geht, such dir den besten Lehrer (als Klavierspieler kannst du dich schon auf deine Intuition verlassen) und schick dein Kind in den Einzelunterricht. Wenn der Lehrer gut ist, wird er für Zusammenspielmöglichkeiten sorgen.

Ja, das habe ich früher oder später auch vor. Der Unterricht in der Schule ist halt praktisch für uns alle (Eltern+Kind) weil es eben kein weiterer auswärtiger Termin ist (Zusätzlich zum Fußballspielen, Tennis usw ..)


Wir werden vorerst einmal mit dem Klavierlehrer in der Schule reden, wie er sich den Unterricht mit mehreren Kindern gleichzeitig vorstellt und wie das ganze abläuft. Mit 4 Kindern ist es auch für uns unvorstellbar !


lg
Robimarco
 
Hallo,

ich habe mich immer geweigert Gruppen zu unterrichten.

Für mache Musikschulen ein gutes Geschäft. 45 min. Einzelunterricht ist bei öffentlichen Schulen oft ein Zuschußgeschäft. Wenn man allerdings 3 Schüler in die 45 min. packt, jeder zahlt die Hälfte einer Einzelstunde, dann liegt man im Gewinnbereich. Die Eltern merken oft nicht, dass sie über den Tisch gezogen werden und glauben, dass sei eine gute und günstige Sache.

Wenn man es macht, muss das Konzept stimmen. Wenn es verkappter Einzelunterricht a 22,5 min oder weniger (plus 22,5 min. herumsitzen) wird, ist es sinnlos. Da muss schon ein Lehrer entsprechende Duette spielen lassen oder auf mehrere Räume verteilen, wo einer übt, während der andere Unterricht bekommt und der Lehrer mehrmals wechselt und so Übetechnik kontrollieren kann.

Ich behaupte nicht, dass es nicht geht, aber es wird oft mehr schlecht als recht gemacht.

Viele Grüße
Axel
 
Also ich hab jetzt mal mit der Schule Kontakt aufgenommen und es stellt sich folgendermaßen dar:

Auch beim Gruppenunterricht hat jedes Kind sein eigenes Klavier zum Lernen und Üben und der Lehrer wechselt von Raum zu Raum. In der vierer-Gruppe hat er dann in etwa eine Viertelstunde für jedes Kind Zeit. In der Zweiergruppe eben entsprechend mehr.
Ich dachte, daß da alle 4 Kinder vor einem klavier sitzen und zusehen wie der andere eine Viertelstunde spielt usw. Unter diesem Gesichtspunkt überlege ich jetzt ob ich meinen Sohn im ersten Jahr nicht doch in die Vierergruppe stecke ...... :confused: Vor allem deshalb, weil sein Freund aus der 3. Klasse jetzt plötzlich doch nicht in die Zweiergruppe sonder auch in eine Vierergruppe kommt.

Der Lehrer meinte, daß es besonders im ersten Lehrjahr sinnvoll wäre erst einmal mit Gruppenunterricht zu beginnen.
 
Wenn es so gemacht ist, kann es Sinn machen.
Mehr als 20 min. kann ich mich mit einem Anfänger bei den winzigen Stückchen nur schwer beschäftigen, vor allem bei Kindern. Bei dem angebotenen Modus kann evtl. der Lehrer eben eine Zeit lang die Übetechnik beeinflussen. Wenn es dann anspruchsvoller wird, muss natürlich der Einzelunterricht her.
Grüße
Axel
 

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