Förster mit einem Riß am Stegstift

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ajoachim

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Hallo,

endlich habe ich heute einen gut erhaltenen gebrauchten Flügel gefunden, der mir sehr gut gefällt, zu einem günstigen Preis. Die Tastatur ist wohl so langsam überarbeitungsbedürftig, momentan aber noch ausreichend gut spielbar. Boden und Steg sind rißfrei außer daß bei einem einzigen Stegstift das Doppel eingerissen ist, und sich der Stift um ca. 2 mm geneigt hat. Die Saite wird aber noch gut umgelenkt und die Stimmung ist normal. Es ist bei einem 2-chörigen Ton am Baßsteg.
Es ist ein August Förster 170 60er Jahre mit Schellack, klingt schön weich, trotzdem hat er auch Druck ...

Ich würde nun gern wissen, wie solch ein Riß zu bewerten ist? Ab wann wird es kritisch für die Stimmhaltung?

Mein Problem ist, daß Kleinhenz auch schon hinter dem Flügel her ist und er ihn mir möglicherweise dieses Wochenende wegschnappt ...

Jeder Rat willkommen,
Axel
 
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Am besten wäre es, von dem Riss mal ein Foto zu sehen.

Generell ist so ein Riss dann kritisch, wenn er über mehrere Stegstifte durchgehend vorhanden ist, oder wenn ein einzelner Stift nicht mehr fest im Holz steckt und damit die Saite nicht mehr sauber terminiert wird, dies äußert sich dann in unsauberen Schwingungen, so dass der Ton dann nicht sauber gestimmt werden kann. Ein einzelner oberflächlicher Riss ist aber zumeist nicht kritisch.

Wenn der Flügel sonst gut ist, würde ich ihn kaufen. Dieser Makel lässt sich auch problemlos reparieren, sollte es denn nötig werden, bzw. falls der Flügel mal grundlegend überholt werden soll.

PS:

August Förster 170 60er Jahre mit Schellack

Würde mich wundern, wenn da Schellack drauf wäre. Poste mal die Seriennummer und ein paar Detailfotos.
 
Leider habe ich keine Detailfotos. Ich denke daß es wirklich Schellack ist, weil es "weicher" aussieht und entspechende Gebrauchsspuren vorhanden sind wie bei Instrumenten von vor dem 2. WK. Die Tasten sind aus Elfenbein. Seriennr. ist 131140, was laut Auskunft zwischen 1962 und 1963 gebaut bedeutet.

Ist ein einzelner oberflächlicher Riß reparierbar ohne daß man das ganze Stegdoppel und alle Saiten wechseln muß?
 
Ist ein einzelner oberflächlicher Riß reparierbar ohne daß man das ganze Stegdoppel und alle Saiten wechseln muß?
Hallo Axel,
Der Riss ist wahrscheinlich gar nicht tragisch, sondern mehr ein Schönheitsfehler. Wenn überhaupt, ist es nicht notwendig gleich den ganzen Doppel zu erneuern.
Die Lackierung ist vermutlich Nitroschwabbellack, das ist auch wesentlich dünner aufgetragen als heutige Polyesterungen.

LG
Michael
 
Ich habe mal eine Skizze gemacht
http://axeljoachim.posterous.com/ri-11
Der Pfeil ist die Neigungsrichtung des Stiftes.

Nitroschwabbellack sieht also ähnlich wie Schellack aus, ist aber keiner? Der Klang schien mir weicher als bei normal lackierten.
 
Hallo Axel,

Danke für die Skizze.
Was soll schon sein, bei einem kleinen Riss an einem einzigen Stegstift. Notfalls dübbelt man die Sache und setzt den Stift neu.

LG
Michael
 
Notfalls dübbelt man die Sache und setzt den Stift neu.

Was haltet ihr denn von der Ami-Methode mit Epoxy? Stifte raus, Epoxy rein, zwingen damit das quellende Epoxy nicht den Steg aufsprengt und dann den Stift wieder rein in das noch nicht gehärtete Epoxy? Würde sich anbieten wenn mehrere Stifte betroffen sind. Bei einem einzelnen ist tatsächlich dübeln die Methode der Wahl.
 
Vielen Dank für eure Antworten. Auch wenn der Förster wohl gut ist, so wird es doch eine schwierige Entscheidung, da ich soeben einen 1915er Thürmer 160 gespielt habe. Dessen Baß war soo schön, schöner als der des Förster. Vor 10 Jahren restauriert mit sehr guter leichtgängiger Tastatur und noch unbespielten Filzen... Allerdings hat er nun einen Riß im Gußrahmen und wurde lange nicht gestimmt... Denn werde ich nicht nehmen, aber es macht mich unsicher ob der Förster das richtige Instrument ist. Letzterer soll übrigens 3200 EUR kosten.
 
Allerdings hat er nun einen Riß im Gußrahmen und wurde lange nicht gestimmt

Davon würde ich die Finger lassen. Ein Riss im Gussrahmen ist ein Totalschaden. Es lohnt sich dann nicht, in ein solches Instrument noch Geld zu stecken. Selbst wenn ein talentierter Schweißer den Rahmen unter Umständen wieder schweißen könnte, so kann es keine Garantie geben, ob der Rahmen nicht wieder an derselben Stelle oder knapp daneben bricht, denn der Riss tritt ja nicht ohne Grund auf.

aber es macht mich unsicher ob der Förster das richtige Instrument ist. Letzterer soll übrigens 3200 EUR kosten

Wenn Du mich fragst, dann klingt das nicht nach einem schlechten Deal, wenn der Förster sonst in Ordnung ist. Oft steckt in den Instrumenten auch noch klangliches Potential. Wenn Du unsicher bist, dann nimm doch noch einen anderen Spieler mit und lasse das Instrument zudem durch einen unabhängigen Klavierbauer begutachten.

@Tastenscherge:
Was haltet ihr denn von der Ami-Methode mit Epoxy?

Damit habe ich keine Erfahrungen. Bei einem Markeninstrument ist es sicher besser, bei größeren Problemen mit dem Steg ein neues Stegdoppel anzufertigen. Generell sehe ich solche problematischen Risse eher selten. Einzelne Stifte mit kleineren (unkritischen) Rissen, ja. Fortgesetzte größere Risse sind meist erst bei einem hohen Alter und auch sonst starkem Abnutzungsgrad gegeben, so dass solche Instrumente sowieso umfassend in einer Werkstatt repariert werden müssen. Da haben die Instrumente dann meist noch ganz andere Probleme.

@ajoachim:

PS: Lass mal einen Fachmann die Basssaiten im Förster begutachten. Die DDR-Saiten waren oft nicht von sehr guter Qualität. Die Basssaiten klingen nach 30-40 Jahren oft vollkommen taub, ohne Sustain und ohne gute Obertöne. Vielleicht ist das der Grund, warum der Bass vom Förster Dir nicht gefällt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also "nicht gefallen" beim Baß ist nicht ganz richtig. Er hat mir sogar recht gut gefallen, im Gegensatz zum Thürmer hat aber doch etwas gefehlt, was möglicherweise an den DDR-Saiten gelegen hat.

Wenn mehr Zeit als 1 Tag gewesen wäre & nicht weiter weg & nicht auf dem Land dann hätte noch ein Fachmann draufschauen können, so war mir das zu knapp.

Die Substanz ist sicher gut und man kann was draus machen.

Vor allem auch bei der Tastatur, die war dann im Vergleich mit dem Thürmer auch zu schwergängig.

Ich sollte noch erwähnen, daß eine Taste geklemmt hat, aber dank Klaviermachers Videos und einem Telefongespräch mit dem betreuenden Stimmer konnte das dann auf die nicht mehr originale Garnierung bei dieser Taste eingegrenzt werden, die bei Quellen des Holzes klemmt. Der Stimmer hatte sie dann bisher immer wieder etwas zusammengedrückt. Das fand ich dann doch etwas befremdlich, da macht man sich doch lieber einmal die Mühe und sucht mal die richtige Stärke aus und hat Ruhe? Aber wenns den Leuten so gefällt ...
 

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