Flügelkauf: "offener" Stimmstock

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Micho

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11. Nov. 2009
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Hallo,
ich habe eine Frage an die Klavierbauer im Forum.
Ich sehe mich gerade nach einem gebrauchten Flügel um und bin auf zwei alte restaurierte Flügel von ca. 1920 gestoßen. Diese haben laut Verkäufer einen "offenen Stimmstock", das bedeutet, dass die Gussplatte nicht den Stimmstock überdeckt, sondern dass man von oben direkt auf den hölzernen Stimmstock sehen kann. Man sieht also, wie die Stimmnägel im Holz stecken. Der Stimmstock ist neu, und die Gussplatte umgreift den Stimmstock. Nun habe ich Bedenken mit der Stimmhaltung.
Ist von Flügeln mit "offenen Stimmstöcken" abzuraten? Hat jemand persönliche Erfahrungen? Weiß jemand, bis wann sie gebaut wurden und ob es Hersteller gibt, die immer noch so bauen?
Gruß, Micho
 
Nun habe ich Bedenken mit der Stimmhaltung.

Warum?

Beim offenen Stimmstock kann man doch zumindest eventuelle Risse noch ganz gut erkennen. :D

Ist von Flügeln mit "offenen Stimmstöcken" abzuraten?

Nein, nur von Flügel mit angestemmter Platte, also vor dem Stimmstock endenden Gussrahmen, die vertragen oft die 440Hz nicht so gut.

Bechstein,Blüthner (mit Dekoblech drüber), Bösendorfer und Grotrian haben sehr viel mit offenem Stimmstock gebaut, Bösendorfer baut immer noch so.

In der Stimmbarkeit sind offene Stimmstöcke sogar besser, im Bau wohl sogar auch aufwändiger.

Wer hat Dir den Floh mit möglichen Problemem bei der Stimmhaltung ins Ohr gesetzt?
 
Warum?

Beim offenen Stimmstock kann man doch zumindest eventuelle Risse noch ganz gut erkennen. :D



Nein, nur von Flügel mit angestemmter Platte, also vor dem Stimmstock endenden Gussrahmen, die vertragen oft die 440Hz nicht so gut.

Bechstein,Blüthner (mit Dekoblech drüber), Bösendorfer und Grotrian haben sehr viel mit offenem Stimmstock gebaut, Bösendorfer baut immer noch so.

In der Stimmbarkeit sind offene Stimmstöcke sogar besser, im Bau wohl sogar auch aufwändiger.

Wer hat Dir den Floh mit möglichen Problemem bei der Stimmhaltung ins Ohr gesetzt?

Im Zweifelsfalle ich ;)

(..wenn einer sorgsam die Infos zu meinem alten Konzertflügel verfolgte, einer der ersten Vollpanzer aus den USA. Patent von 1874, erste Bauten 1875, meiner angefangen zu bauen in 1876, ausgeliefert dann 1877. Ca. der dreißigste von allen tausenden bisher Gebauten.. )

Offene Stimmstöcke sind gewiss dann problematisch, wenn ihre Abstützung durch den Rahmen nur "gabelförmig" ist und nicht vollflächig vorn. Je weiter der Abstand von den "Gabeln", um so mehr Durchbiegung.

Vollflächig auch noch "von oben" abgedeckte Stimmstöcke (=sogenannte "Vollpanzer" ) müssen uU wirklich nicht sein. Aber frontseitg gestützte Stimmstöcke müssen von der Gussplatte GUT gestützt sein.. Das sollte man bei Flügeln der 1920er und später eigentlich voraussetzen. Aber selbst dann addieren sich die Druckspannungen im Stimmstockholz aus den "hinteren" (dem Pianisten näheren) Wirbeln nach vorn zur Abstützkante am Rahmen auf.

So ein Stimmstock müsste höher sein und auch konsequenterweise längere Stimmnägel tragen, um auf ein gleich verträglich niedriges Spannungsniveau im Holz am Druckbalken zu kommen wie vergleichsweise ein Vollpanzer mit vielen Verschraubungen des Stimmstocks von oben, bei dem die oberen Verschraubungen auf Scherung belastet sind.

Aber ich habe es noch nie gemacht, einen Stimmstock zu wechseln, ich sehe es nur mal rein mechanisch-maschinenbaulich, oK, theoretisch, und wahre Klavierbauer neigen ja teils dazu, die Theorie eher etwas zu belächeln.. ;) .

Da kann ein oben offener Stimmstock gehen, aber sympatischer ist mir persönlich der Vollpanzer.. mit gut eingepasstem, flächig vorn und nach oben satt sitzenden Stimmstock.

Ein örtlicher Händler hat "privat" einen Konzerter ohne obere Stimmstockabdeckung, nur gabelförmig abgestützter Stimmstock. Er spricht davon, dass das noch ein schönes Möbelstück sei, aber als Musikinstrument für private Zwecke nicht recht tauge, da alle naselang nachzustimmen sei. Das Instrument steht aber auf 440 Hz gestimmt da, und zu saftig fünfstelligem Kurse zum Verkauf, in der Gegend eines neuen 5er BMW.. Das Instrument stammt allerdings aus den frühen 70er Jahren des vorvergangenen Jahrhunderts, wo man echt aufpassen und wissen muss, was man kauft, wenn Hammerflügel & Consorten noch so ihre "Spreizen" haben..

Vollpanzer ist mir sicherer, aber ohne Zweifel baut Bösendorfer gute Flügel. ;) Echt ein Vorteil wäre es, wenn man bei solch oben offenen Stimmstöcken diese auch von oben ausbauen und wechseln könnte. In dem Moment, wenn dennoch die ganze Harfe rausmuss zum Stimmstockwechseln, ist "offener Stimmstock" doch eigentlich nur unsicher und tendenziell nachteilig, hm?
 
Zitat von Klavierbaumeister: Wer hat Dir den Floh mit möglichen Problemem bei der Stimmhaltung ins Ohr gesetzt?

Der Verkäufer meinte, das Instrument müsse zwei bis dreimal im Jahr gestimmt werde, ein direkt daneben stehender Flügel mit geschlossenem Stimmstock halte die Stimmung besser.
Das Instrument ist übrigens restauriert, der Stimmstock neu.
 

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