Hallo miteinander,
zu Klavierfans Problem einige Bemerkungen:
der Schall, den der Spieler direkt vom Instrument hört, hat mit dem Raum nichts zu tun (hängt nur vom Instrument ab), was er aber insgeamt hört, hängt wesentlich von dem reflektierten Schall und damit von den Eigenschaften des Raumes ab. Das sind einmal die direkten Reflexionen an Wänden und Decke, dann aber vor allem die durch Mehrfachreflexionen hervogerufenen, mitunter sehr häßlichen Effekte.
Es gilt also, diese Reflexionen in Maßen zu reduzieren. Einen ersten Anhaltspunkt bietet die Nachhallzeit (große Nachhallzeit = Waschküche, keine Nachhallzeit = mit Polstermöbeln und dicken Teppichen vollgestopftes Wohnzimmer). Mit Hilfe des im Internet auf vielen einschlägigen Seiten verfügbaren Akustikrechners kann man grob abschätzen, welche Nachhallzeit ein Raum hat. Leider geht der Rechner nur bis 12 m2 herunter, aber das dürfte hier keine Rolle spielen. Ich habe die Rechnung für einen Raum von 12 m2 mit Beton- bzw. Mauerwerk und Putz, Parkettboden auf Estrich und 5m2 Fenster ohne weitere Möblierung angehängt. Man sieht, was zu erwarten ist, die Nachhallzeit ist zu lang und liegt weit außerhalb der Vorgaben der DIN 18041 für Musikübungsräume. Je nach Geometrie des Raumes ist bei dieser Nachhallzeit mit Mehrfachreflexionen und sonstigen unerwünschten Effekten (stehende Wellen) zu rechnen.
Besonders schädlich sind die Mehrfachreflexionen zwischen parallelen Wänden. Es gibt zwei Möglichkeiten, sie zu unterbinden: Die Reflexion direkt verhindern (dämpfen) oder die Reflexion in eien andere Richtung zu zwingen (streuen). Ersteres erreicht man durch geeignetes Dämmaterial, letzters durch unregelmäßige Strukturen in den Flächen (z. B. indem man tatsächlich Pflastersteine (schöne Granitsteine z.B.) zu einem unregelmäßigen Gebilde unter dem
flügel auftürmt).
Zum dämpfen: Die Schallwelle besteht letztlich aus bewegten Luftmolekülen; diese Bewegung ist im Bereich des Wellenbauches maximal, im Bereich des Knotens minimal (da ist der Druck maximal). Trifft eine Welle auf eine harte Fläche, entsteht hier zwangsläufig ein Knoten (=keine Bewegung, maximaler Druck). Hier Dämmaterial anzubringen, ist zwecklos. Die Höchste Wirkung erzielt man im Abstand von einem Viertel der Wellenlänge vor der reflektierenden Fläche, da hier die Bewegung maximal ist. (Kammerton 440 Hz, Wellenlänge ca. 75 cm, d.h. im Abstand von knapp 20 cm vor der Wand erreicht man für diese Frequenz die optimale Dämpfung). Man sieht, der Effekt hängt von der Frequenz ab: Hohe Töne lassen sich mit dünnen Schichten dämpfen – Teppiche mindern zwar die Brillianz, bringen aber nichts gegen zu starke Reflexionen im mittleren Bereich. Für die Dämpfung im mitteleren und unteren Bereich braucht man eben dickeres Material bzw. muß man das Material in einigem Abstand vor der Wand/Decke anbringen. Zur Dämpfung von tiefen Frequenzen (u.U. Dröhnen u.ä.) setzt man deshalb Säulen (z.B. Prismen aus 40 x 40 cm Säulen geschnitten) aus Schaumstoff in die Raumecken. Man kann durch die Anordnung in der Ecke Reflexionen gleich in zwei Richtungen unterbinden: Rechts-links und vorn-hinten.
Die Wirkung des allgemein verwendeten Schaumstoffes beruht auf folgendem: Die Poren sind nicht geschlossen, d.h. der Stoff ist (im Gegensatz zu normalem Schaumstoff!) wie mit Wurmlöchern durchzogen. Die Bewegung der Luftmoleküle setzt sich in diesen Wurmlöchern fort, wird durch Reibung schließlich vernichtet und in Wärme umgewandelt. Deshalb darf man diese Akustikplatten auch niemals(!) überstreichen, das sonst die Poren zugekleistert werden.
Diffsion: Es gibt reichlich Diffusoren, schöne und häßliche, die alle sehr teuer sind. In der Regel erreicht man durch auflockern der glatten Wandstruktur – unregelmäßig gefüllte Regale – Bilder, Wandlampen usw. eine gewisse Abschwächung der direkten Reflexionen, ohne die höchsten Frequenzen zu sehr zu beschneiden.
Besonders kritisch sind m.E. immer die parallelen Flächen Wand – Decke, da hier der Resonanzboden des Flügels als flächige Schallquelle exakt parallel dazwischen liegt. (Entsprechend: Klavierresonanzboden steht normal exakt parallel zwischen zwei parallelen Wänden – deshalb: Klavier etwas schräg zur Wand stellen.) Bezogen auf die Wände gibt es eigentlich keinen exakt definierten Abstand Schallquelle – Wand, und deshalb sind hier die Probleme vielleicht etwas geringer.
Ich habe noch zwei weitere Rechnungen für denselben Raum angehängt, einmal mit 2 m2 Basotect 100 und dann mit zusätzlich zwei Prismen aus Basotect. Der Effekt ist eindeutig, trotzdem kann natürlich so etwas nur eine erste Orientierung geben.
Es bleibt, wie man sieht, viel Raum für Experimente. Basotect gibt es gegentlich im Handel günstig als Kiste mit Restposten. Aber das reicht auch bei 100 mm Stärke nicht wirklich weit in untere Frequenzbereiche. Da sind Platten, die teilweise frei schwingen können, schon wirksamer. Aber: Erst einmal hören, was der Flügel an verschiedenen Standorten/in verschiedenen Richtung überhaupt an Klang erzeugt.
LG
Pennacken
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