Fingersatz allgemein

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Altneuling

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29. Nov. 2007
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Es faellt mir zwar auf, dass es hier im Forum zahlreiche Beitraege zum Fingersatz bei bestimmten Musikstuecken gibt. Ein allgemeiner thread fehlt jedoch. Konkret, welche Regeln sollten eingehalten werden? Oft findet man Fingersaetze, die in ihrer Konsequenz zu spieltechnischen Problemen fuehren. Haltet Ihr es fuer geschickter, einen vorgegebenen Satz auszuprobieren und bei Bedarf anzupassen? Richtet sich der Fingersatz nach der Tonleiter des Stueckes? Ihr seht, viele Fragen, vielleicht fuer einige zu einfach , da sich natuerlich mit fortschreitender Spielpraxis Automatismen in der Bearbeitung eines Stueckes ergeben. Fuer mich ist es leider immer noch eine Heidenarbeit , wenn ich z.B die Invention 1 von Bach "befingern" soll. komme dann, wenn ich es praktisch umsetzen soll, sehr schnell an meine Grenzen.
Hoffe ich langweile nicht
Gruss Sigurd
 
Hallo Sigurd,

wie Du siehst gibt es hier Berichte über Fingersätze nur zu bestimmten Stücken. Das ist nämlich nicht so einfach mit dem Fingersatz und hängt oft von mehreren Faktoren ab.

Als Anfänger ist man vom Fingersatz her zunächst vom Lehrer angewießen.
Er muß die Fingersätze für den Schüler schreiben.

Es gibt schon auch Regeln vom Fingersatz her was Tonleiter, Arpeggien, chromoatische Tonleiter, Terzen usw. angeht. Diese werden dann auch im Stück angewendet.

Aber auch wegen der klanglichen Gestaltung sind Fingersätze wichtig. In einem Rachmaninoff Etude Tableau z. B. klang die Melodie mit dem Fingersatz 5,3,5 besser und schöner, als mit 5,4,5.

Dies gilt oft auch bei Stellen, wo gewisse Töne akzentuiert werden müssen, also stark hervor gehoben werden müssen, daß man für diesen stark hervorgehobenen Ton mal einen anderen Finger nimmt, als der, der eigentlich vorgesehen ist.

Man kann schon als Hilfe die vorgegebenen Fingersätze des Herausgebers nehemen, kann aber unter Umständen nicht immer der ratsamste Fingersatz für einem selbst sein. Aus dem Grund schon, weil jeder unterschiedliche große Hände hat und man vieleicht eine andere Interpretation haben will.

Aber ein guter Fingersatz eines Stückes ist sehr wichtig!

Fingersätze sollten daher immer von einem Klavierlehrer kontrolliert werden.

Liebe Grüße, Mario.
 
Fingersätze scheinen das große Geheimnis der Lehrer und Profis zu sein. Allerdings kann ich auch verstehen, daß man da keine allgemeinen Regeln geben kann, denn einiges hängt doch stark vom musikalischen Zusammenhang ab, von den körperlichen Gegebenheiten des Pianisten mal ganz zu schweigen. Zunächst mal gibt es natürlich die allgemein üblichen Fingersätze für Tonleitern, Appreggien, Akkorde und Mehrklänge. Darüber hinaus muß man eigentlich nur noch herausfinden, wann man davon abweichen sollte. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Finger oft recht gut bescheid wissen und gelegentlich deswegen "falsch" spielen, weil "falsch" eigentlich "richtig" wäre. Das bezieht sich allerdings auf Fingersätze, die einem das Spielen der richtigen Töne erleichtern. Dann gibt es ja auch noch spezielle Fingersätze, die z.B. Klang oder Phrasierung beeinflussen. In wie weit die Finger da auch intelligent sind, kann ich nicht sagen. Eigentlich sträuben sie sich eher gegen solche Vorgaben, allerdings nur solange, bis es richtig klingt, dann fügen sie sich (vorausgesetzt natürlich, daß der Fingersatz auch gut ist).

Ein Ratschlag noch, wenn es darum geht, Fingersätze auszuarbeiten: Manchmal loht es sich, von einer Stelle aus rückwärts zu arbeiten, an der der Fingersatz aus anatomischen oder sonstigen Gründen sowieso feststeht, denn genau diesen muß man ja erreichen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein Ratschlag noch, wenn es darum geht, Fingersätze auszuarbeiten: Manchmal loht es sich, von einer Stelle aus rückwärts zu arbeiten, an der der Fingersatz aus anatomischen oder sonstigen Gründen sowieso feststeht, denn genau diesen muß man ja erreichen.

Genau diese Vorgehensweise probiere ich auch immer bei schwierigen Fingersätzen aus!

Dann vorwärts und rückwärts ein paar mal spielen, bis es flüssig läuft.
 
Also, ich finde, natürlich bekomme ich auch von meiner Lehrerin Fingersätze, man sollte grundsätzlich einfach kurz ausprobieren, welcher Fingersatz einem persönlich liegt und/oder ob man überhaupt einen benötigt.

-Wenn man mit Fingersatz spielt ist jedoch wirklich wichtig, dass man den sich gut angewöhnt, ich schaffe es zwar meistens, dass ich, wenn ich mal einen falschen finger nehme, oder sogar einen Ton verfehle, dass ich weiter spiele, jedoch gehen dabei Tempo und Rythmus meistens komplett verloren.
 
-Wenn man mit Fingersatz spielt ist jedoch wirklich wichtig, dass man den sich gut angewöhnt, ich schaffe es zwar meistens, dass ich, wenn ich mal einen falschen finger nehme, oder sogar einen Ton verfehle, dass ich weiter spiele, jedoch gehen dabei Tempo und Rythmus meistens komplett verloren.

Das ist doch quasi schon ein Beweis dafür, das ein fester Fingersatz in jedem Fall nötig ist. Man muss ihn vielleicht nicht aufschreiben, aber nur wenn er absolut logisch ist. Wenn der Fingersatz jedoch nur im Geringsten besonders ausfällt würde ich ihn aufschreiben, um wirklich zu jeder Zeit den selben Fingersatz zu benutzen und keine Zweifel aufkommen zu lassen, ob ich nicht früher mal einen anderen verwendet hatte.

Mit Bleistift in die Noten geschrieben sollte er nicht allzu störend auffallen und man kann ihn leicht wieder ändern.

Übrigens wäre es immer gut, den Lehrer zu fragen, warum er diesen und jenen Fingersatz empfiehlt - nur so kann man nachvollziehen, weshalb ein bestimmter Fingersatz von Vorteil ist und wird später weniger Probleme haben, selber geeignete Fingersätze herauszufinden. ;)
 
-Wenn man mit Fingersatz spielt ist jedoch wirklich wichtig, dass man den sich gut angewöhnt, ich schaffe es zwar meistens, dass ich, wenn ich mal einen falschen finger nehme, oder sogar einen Ton verfehle, dass ich weiter spiele, jedoch gehen dabei Tempo und Rythmus meistens komplett verloren.

Wenn du öfters an einer Stelle den gleichen "falschen" Finger nimmst, kann es sich lohnen, den Fingersatz noch mal zu überprüfen. Die Finger sind - wie schon erwähnt - ziemlich schlau und manchmal haben sie einfach recht. Vieles wiederholt sich in der Musik allerdings auch - insbesondere Begleitpatterns - da kann es auch mal sein, daß sich ein Fingersatz aus einem ganz anderen Stück meldet.
 
Wenn du öfters an einer Stelle den gleichen "falschen" Finger nimmst, kann es sich lohnen, den Fingersatz noch mal zu überprüfen. Die Finger sind - wie schon erwähnt - ziemlich schlau und manchmal haben sie einfach recht.
Guter Punkt!
Ich habe außerdem noch folgende Erfahrung gemacht: Wenn mir besonders schwer fällt, eine bestimmte Passage auswendig zu lernen, liegt das oft an einem unpassenden Fingersatz...
Fazit: Nicht nur die Finger sind schlau, sondern auch der Kopf...;)
 
Mal was ganz allgemeines: Der Daumen gehört, besonders bei Läufen, nur sehr selten auf eine schwarze Taste.
 
Der Fingersatz im historischen Kontext ;-)

Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Finger oft recht gut bescheid wissen und gelegentlich deswegen "falsch" spielen, weil "falsch" eigentlich "richtig" wäre.
Vielleicht wird folgendes ja doch von Deinen Fingern berücksichtigt (oder von Dir, wenn Du sie beachtest), aber ich habe es hier in keinem Beitrag explizit gelesen:

Fingersatz scheint mir nicht nur wichtig zu sein für die aktuelle Situation, sondern ist eine Momentaufnahme im Fluß der Bewegung. Manchmal kam mir - noch langsam probierend lernend - ein aktueller Fingersatz spontan hirnrissig vor. Erst in der Folge, dem nächsten Takt z.B., zeigte sich, daß er doch gut gewählt ist.

Oft, wenn die Vergangenheit und die Zukunft für die aktuelle Situation unterschiedliche Fingersätze "vorschlagen", scheint der Vorbereitung auf das Kommende der Vorzug gegeben zu werden gegenüber dem Ausklang des Vorangegangenem.

Vermutlich hilft dies auch beim Auswendiglernen mit dem Fingergedächtnis.

LG Manfred
 
Also wenn ich ein Stück spiele, bei dem der Fingersatz angegeben ist, spiel ich nach dem vorgegebenen. Allerdings musste ich des öfteren schon feststellen, dass der nicht immer so passend ist. In diesem Fall änder ich das ab, so wie es für mich am leichtesten zu spielen ist.
 

"Vorgefertigte" Fingersätze halte ich für problematisch, weil der Mensch (und der Klavierspieler insbesondere) bequem und denkfaul ist. (Ich spreche aus eigener Erfahrung ;).)

Meine Erfahrung ist die, daß es mir schwer fällt, gedruckte Fingersätze zu ignorieren. Ob man will oder nicht, verstellen sie den Blick auf alternative Lösungen. Mir ist dies sehr deutlich zum Bewußtsein gekommen, als ich begann, intensiver mit den Könemann-Urtext-Ausgaben zu arbeiten, die ja keinerlei Herausgeberzutaten enthalten. Der Blick war unverstellt, und am Ende hatte ich für meinen Bach, Beethoven und Chopin ganz andere Lösungen gefunden als sie in den blauen, roten und grünen Pianisten-Bibeln stehen.

Seither arbeite ich, wenn irgend möglich, mit Ausgaben ohne Fingersatz-Angaben (was manchmal eine kostspielige Angelegenheit sein kann, wenn man auf Bände der Gesamtausgaben zurückgreifen muß). Und erst, wenn ich eine für mich stimmige Lösung gefunden habe, gleiche ich meinen Fingersatz ab mit anderen Vorschlägen. Und mitunter kommt es sogar vor, daß ich den Fingersätzen von Walther Lampe und Conrad Hansen letztlich doch den Vorzug gebe :D.
 
Was mich an dieser Stelle interessiert... von Edition Peters gibt es (siehe z.B. hier) die Beethovensonaten bearbeitet von Claudio Arrau. Sind darin etwa die Fingersätze des Meisters persönlich verzeichnet? Oder inwiefern sind sie von ihm bearbeitet?
 

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