Was ich eigentlich wirklich traurig finde ist die Tatsache, daß ich über acht (8!) Jahre Unterricht hatte und nie auch nur ein Wort darüber gefallen ist, wie man Fingersätze austüftelt.
Hatte 13 Jahre Unterricht in meiner Kinder- und Jugendzeit, und kann mich nur noch an einen Spruch meiner Klavierlehrerin (welche immerhin Dozentin an der Musikhochschule in Weimar war) zu diesem Thema erinnern. Sie sagte:
"Klavierspieler sind faule Leute. Nimm einfach den Fingersatz, der dir am bequemsten ist und im Zieltempo am besten in den Fingern liegt."
Ich glaube, damit ist schon viel gesagt - dazu gehört natürlich auch, über Alternativen nachzudenken. Aber gerade bei Bach ist der erste Schritt, über eine "gerechte" und bequeme Stimmenverteilung auf beide Hände zu achten. Auch wenn ich selten meine Fingersätze in die Noten schreibe (was sicher eine Untugend ist), zumindest wenn die Händeverteilung abweicht vom Notensystembild, kennzeichne ich dies durch Bleistiftstriche in den Noten.
Der Fingersatz folgt dann danach, nach der Stimmverteilung auf die Hände.
Bzgl. des Spruchs meiner Klavierlehrerin sollte man noch dazusagen, dass es neben der Bequemlichkeit für die Finger natürlich auch von der zu spielenden Phrase abhängt. Wenn man z.B. bei Bach eine durchgängige Artikulation auf Viertelnoten haben möchte (wie es "HIP"-Vertreter gerne tun), dann ist es sicher hilfreich, nötige Fingerüber- und Untersetzungen auf Viertelnotenübergänge zu legen statt auf die 16-tel Noten dazwischen (wo es geht und sich anbietet), weil es dann leichter flüssiger klingt.