@walsroderpianist
bitte (!) versteh´ meine Anmerkungen nicht als Wiederspruch (ich hab´ ja deinen Beitrag gelikt, und das nicht grundlos!)
Das mechanische Gedächtnis ist das unsicherste und störanfälligste, was sich vor allem in Vorspielsituationen bemerkbar macht..
ja und nein.
eigentlich (je fortgeschrittener!) mehr nein: man muss (!) in der Lage sein, Bewegunsgruppen (z.B. 4 oder 8 Sechzehntel irgendwo)
automatisch ausführen zu können - da genügt es, den Anfangsimpuls einer Bewegungsgruppe zu "wissen", und danach läuft sie automatisch ab.
und das umso mehr, umso schneller das ist, was man spielt.
ein schönes Beispiel dafür ist die Etüde op.25 Nr.12 von Chopin: da muss man eigentlich nur Bewegungsfolgen internalisiert haben und ansonsten einen Choral bzw. dessen Akkordfolge (ca. 100 Akkorde, geordnet in melodische Gruppen) kennen --- plakativ gesagt laufen mehr als 90 % der Töne dieser Etüde "automatisch" ab (und man muss den Mut haben, das einfach laufen zu lassen (nachdem man es akribisch motorisch geübt hat, wofür es sehr gute Übungsmuster gibt))
In diesem Kontext mag ich den Begriff "Fingergedächtnis" überhaupt nicht, sofern damit gemeint ist "die Finger finden schon ihren Weg, ich muss nicht jeden Ton vorher bewußt kennen" ---- andererseits finden die Finger sehr wohl ihren Weg, mit dem richtigen Klang (Anschlag usw.), wenn zuvor jede Klang- und Grifffolge begriffen und durchdacht wurde.
verkürzt gesagt: wir müssen uns auf automatische, auf internalisierte Bewegungsgruppen verlassen können - ohne das ist schwierige
schnelle Literatur nicht spielbar.
oder anders gesagt: auf sehr fortgeschrittenem bis professionellem Niveau ist "das mechanische Gedächtnis" alles andere als unsicher! ein Exempel dafür: ich hatte vor langer Zeit das widerborstige fugato der Lisztsonate akribisch und detailliert mir antrainiert, um es als Temposteigerung (accelerando) su spielen; natürlich kann ich den Notentext auswendig hinschreiben, kann jede Stimme einzeln im Tempo demonstrieren, aber das ist pillepalle: während ich das öffentlich spiele, denke/miterlebe ich nur die Klangfolge und die dazu gehörende Expression - ich weiß währenddessen nicht, welcher Finger gerade spielt und wie die flugs angeschlagene Taste gerade heißt (isses eis oder f?) - die Bewegunsfolgen und Bewegungsmuster habe ich so sehr internalisiert, dass jedes unnütze mitdenken weggeblendet ist. ------------------- ist das "Fingergedächtnis" oder "können"? Ich halte das für: können.
Wer (noch) nicht in der Lage ist, jeden Ton und Klang sich mit dem zugehörigen Spielimpuls vorzustellen, für den kann dennoch bereits das Lesen des Notentextes etwas bringen.
jepp!!!
Unpräzise Klangvorstellungen können am Instrument kontrolliert und korrigiert werden. Mein Lehrer nannte das Sessel.
und hoffentlich korrespondieren dann die Bewegungs"vorstellungen"!...
Die ultimative Nagelprobe: auswendig transponieren
ja, zumeist (es sei denn, es ist nicht spielbar (glissandi entziehen sich der Spielbarkeit, wenn man transponiert))