Du musst auf nix achten, einfach fließen lassen, bei sich bleiben und wenn man von einer Sache überzeugt ist (der erste Einfall ist es meistens!) dann muss man das auch schon mal verteidigen, gegen Produzent und Regisseur.
Lass Dir den fertigen Film ohne Musik-Dummies geben, aber mit allen Sprach- und Geräuschspuren. Wenn Szenen AUF die Musik geschnitten werden sollen (zB Verfolgungsjagd) dann erst die Musik völlig fertig produzieren. Sonst anders herum.
Klebt der Regisseur an seinen probeweise angelegten Musiken und will von Dir Ähnliches, dann lehne den Film ab. Dann kann man nur scheitern. Höre Dir diese Probemusik NIE an!
Viel Erfolg
Viola
viola sei nicht böse, aber das geht völlig an der realität vorbei.
wenn komponisten filme ablehenen würden, nur weil der regisseur etwas völlig anderes will, gäbe es heute keine filmmusik von jerry goldsmith zu alien, und goldsmith gehörte schon damals zu den größten im genre.
welcher art die filmmusik ist, entscheidet IMMER der regisseur (oder der produzent), NIE der komponist, es sei denn, die ideen decken sich zufällig.
und "einfach fließen lassen" ist auch keine konstruktive angabe.
wie klavierspieler1 schon schrieb, entwickeln die meisten komponisten erst ein thema, bevor sie davon ausgehend den rest des scores entwickeln.
bravourstück dieser vorgehensweise wäre zb michael nymans soundtrack für "das piano", wo er im booklet der cd das ganze auch beschreibt.
auch bei harry gregson-williams narnia soundtrack hört man sehr schön, wie er aus dem "hauptthema" (evacuating london) im gesamten soundtrack hindurch immer wieder zitiert, sogar im schlusssong von lisbeth scott.
am lehrreichsten ist es, dvds mit bonus-material zu kaufen, in denen komponisten ihre methoden erläutern (zb bei der serie roswell, bei den alien-filmen usf). und natürlich so viel filmmusik wie möglich anhören und analysieren.
der gegenwärtig vielseitigste und beste filmmusikkomponist ist meiner meinung nach thomas newman, der von der john-williams-orchesterwand weg hin zu schlankeren, leichteren arrangements gefunden hat, und dort qualität entwickelt, die man vorher noch nicht gehört hat. anspieltipp hier: "angels in america": main theme und die ending titles, großartig.
auch jeff beal ist ein sehr interessanter komponist, blake neely, jeff rona, john welsman, jay semko, und ja - mark snow, der meister der "gebrauchsmusik", der - auch wenn künstlerisch nicht anspruchsvoll - EFFEKTIVE musik produziert, die auch im fernsehen FUNKTIONIERT. funktionieren tut sogar mike post, ein absoluter superstar im fernsehen früher, heute völlig unvorstellbar.
nie darf man dabei vergessen, dass filmmusik PROGRAMMMUSIK bzw "funktionale musik" ist, dh sie hat eine ganz bestimmte aufgabe, nämlich das zu tun, was der regisseur will: eine szene entweder emotional unterstützen oder dazu im kontrast zu stehen (siehe hitchcock und bernhard hermann).
und man sollte sich eher von den großen alten verabschieden (a la john williams, aber vor allem hans zimmer), der große orchestersound hat ausgedient, kleine arrangement sind mittlerweile beliebter (siehe thomas newman).
interessant ist es auch, sich filme bewusst anzusehen, bei denen der regisseur selbst die musik geschrieben hat (clint eastwood, alejandro amenabar).
und danach sollte man sich noch rachmaninoffs zweite symphonie anhören ... :D
und viel musik für computerspiele, weil man die relativ leicht bekommt: hier empfehlenswert: jeremy soule (mein absoluter abgott), frank klepacki, eric brosius.
noch ein tipp: sehr viel musik von alan menken anhören (der für viele disney zeichentrick filme komponiert hat), menken ist ein absoluter meister in orchesterarrangements und themenvervielfältigung.
EDIT: noch ein wort zu jeff beal: am bekanntesten ist er für seine musik für monk, aber nicht für den titelsong, der ist von randy newman. in der ersten staffel hatte monk noch eine andere titelmusik, die auch von jeff beal war, die man in der serie hin und wieder zitiert hört. von ihm ist auch die musik zur hbo serie carnivàle (das titelthema dazu stammt von den prince-jüngerinnen wendy melvoin und lisa coleman), und jeder angehende filmmusikkomponist sollte sich UNBEDINGT anhören, was jeff beal dort macht, weil er völlig von konventioneller komposition weggeht und zu einem maler von collagen wird, was dem stil der serie sehr gut angepasst ist.
auch frauen gibts in der filmmusik, kaum zu glauben: rachel portman zum beispiel, oder meine lieblingsfrau, die viel zu früh verstorbene SHIRLEY WALKER, die für die ersten beiden final destination filme einen überraschend spannenden und auch ohne film funktionierenden score geschrieben hat.