Festhängen in Tonartengeflecht

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xLacrimosax3

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Hallo zusammen,

Ich bräuchte Rat bezüglich der Komposition und Musiktheorie. Mein Problem ist, dass ich in einem Geflecht der Tonarten festhänge. Zum Beispiel in C-Moll wechsel ich zwischen F-Moll, As-Dur, G-Moll, G-Dur, Es-Dur und B-Dur oder benutze die Quintfallsequenz, aber ich komme nicht weiter hinaus und zentriere sozusagen C-Moll.
Deshalb ist meine Frage, wie ich es schaffe aus C-Moll quasi hinaus zu denken und es nicht zu zentrieren, neue Harmonien teste oder generell was neues.
Meine Klavierlehrerin meinte, dass ich aufgrund meines Autismuses eher Probleme habe, aus gewohnten Denkmustern und Harmonien heraus zu kommen um eine Ordnung zu haben und somit nicht was neues wage, um beim alten gewohntem zu bleiben.
In der Tat fällt es mir schwer "Neu" zu denken und zu experimentieren, ich fühle mich irgendwie nicht in der Lage dazu neues auszuprobieren, ich kann es mir nicht vorstellen und brauche meist Vorlagen und Beispiele zum kopieren und imitieren um neues zu probieren.

Was kann ich also tun, um meinen Wunsch zu erfüllen, da heraus zu brechen und neue Harmonien zu wagen.

Vielleicht sollte ich dazu noch erwähnen, dass ich ausschließlich Barock spiele, insbesondere Bach. Aber ich würde gerne modernes mal probieren, mir gefällt die Musik von Aurora und Ola Gjeilo sehr.

Vielen Dank!
 
Hast Du es schon mal ganz einfach mit verminderten Septakkorden versucht? Die lassen sich nämlich wunderbar umdeuten und öffnen die Türen in viele andere Richtungen. - Oder aber mal genau analysieren, wie Komponisten Überraschungsmomente nutzen, um „harmonische Haken“ zu schlagen.
 
Hast Du es schon mal ganz einfach mit verminderten Septakkorden versucht? Die lassen sich nämlich wunderbar umdeuten und öffnen die Türen in viele andere Richtungen.
Das habe ich so noch nicht probiert, ich werde dies mal so testen, vielen Dank.
 
Du bist doch ein kluges Kerlchen, oder?

Warum bist Du dann nicht auf die äußerst naheliegende Idee gekommen, Deine geliebte Barockmusik einfach mal zu analysieren und zu schauen, was die denn eigentlich für Akkorde, Umkehrungen und Akkordfolgen benutzen, wie es also zustande kommt, dass das alles so cool klingt?

Das reicht doch für Monate und Jahre der Inspiration!
 
Auch die d-Moll Fuge Bwv 948 biete auf den hinteren Seiten reichhaltig Material für das Studieren von Modulationen!
 
Ein sehr interessantes Thema.
Hast Du es schon mal ganz einfach mit verminderten Septakkorden versucht?
Verminderte Akkorde sind eine Möglichkeit. die gibt es in jeder Durtonart (üblicherweise auf der 7. Stufe), und in harmonisch-Moll gibt es sogar immer zwei davon.

In c-Moll hast du z.B. die 2. Stufe d-f-as-(h), auf der 7. ist es dann h-d-f-(as). Der gleiche vollverminderte Akkord in anderer Umkehrung. Und dieser Akkord findet sich (inkl. enharmonischer Verschiebung ... das bedeutet, dass aus dem "as" ein "gis" wird) auch in C-Dur und a-Moll, Fis-Dur und Es-Moll, Es-Dur und C-Moll sowie in A-Dur und Fis-Moll.
Wenn du in einem vollvermninderten Akkord EINEN Ton um einen halbton tiefer setzt, bekommst du eine waschechte Dominante .... sogar mit Septim.

Ebenfalls für ein wenig "harmonische Unklarheit" können übermäßige Akkorde sorgen.
Da gibts z.B. in c-Moll auf der 3. Stufe einen (es- g-h ) ... über den könnte man, sobald die Herkunftstonart etwas verwaschen ist, nach E-Dur gelangen (das g geht zum fis und eine enh. Versch. später ist das dann "dis-fis-h" ... die Dominante, über die man nach E-Dur kommen kann).
Du ahnst es ... auf die gleiche Weise kann man auch noch in einige andere Tonarten gelangen, denn das, was ich hier mit dem g gemacht habe, funktioniert auch mit den beiden anderen Tönen. Es führt aber nicht bei allen Varianten in eine andere Tonart.

Wichtig ist es, die "neue Tonart zu bestätigen". Es sollte also mal eine Kadenz (wenigstens V-I) in der neuen Tonart zu hören sein, denn erst nach dieser Übung bist du dann auch wirklich in einer neuen Tonart unterwegs. Das zu wiederholen schadet auch nicht, wie man an den vielen V-I-V-I-V-I-V-I Enden in der klassischen Musik hört.

Ich habe das im Grunde auch mit Bach gelernt, daher lohnt sich ein Blick in das Anschauungsmaterial von @mick. Da kann man wirklich sehr schön sehen, wie man von Tonart A zu Tonart B gelangen kann.

PS: Wenn ich "gleicher/selber Akkord" schreibe, meine ich das natürlich nur von Griffbild am Klavier her gedacht.
Es sind nicht die beteiligten "Töne" identisch, sondern nur die beteiligten "Tasten".
 
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Oder auch die Chromatische Fantasie BWV 903 studieren.
 
Besorge dir ein Heft mit vierstimmigen Chorälen von Bach. Relativ einfach vom Blatt zu lesen/spielen, und die absolute harmonische Fundgrube!
 
Ebenso geeignet die sehr kurzen genialen Tänze von Schubert!
 

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