Fehlerfrei üben/spielen/vorspielen

Wenn ich lese, dass man das Vorspiel anderer Amateure nicht anhören kann, weil die zu viele Fehler machen, man deshalb selbst nicht vorspielt um diese zu schonen, frage ich mich woher Souveränität im Vorspielen kommen soll?
Du zitierst mich zunächst richtig, ziehst aber den falschen Schluss. Ich habe nur gesagt, dass es mich manchmal (! das ist wichtig) stört, wenn zuviele Fehler in einem Vortrag sind. Ich habe aber nicht gesagt, dass ich deswegen nicht vorspielen mag. Ganz im Gegenteil, ich möchte beim Vorspielen einfach (nur) besser werden, aber ich habe jetzt grundsätzlich keine Angst vor Fehlern (auch wenn sie mich dann ärgern). Beim letzten Claviotreffen habe ich 2xChopin, 1xSkrjabin, 1xRachm, und 15 Minuten Mussorgsky vorgespielt und habe damit nach dem Solisten wahrscheinlich die meiste Spielzeit "gekapert". Einiges davon war "nur" Übefassung und den Rest kann ich halt nicht besser, so what. Spaß hat's trotzdem gemacht.

warum sich viele Amateure nicht trauen zu spielen. Nichts teilen, nicht Vorspielen
Ich fühle mich NICHT angesprochen, ich teile hier gerne, wenn auch ab zu zu mal Schrott !

Ich habe gestern das Video aus Paris bekommen.
Danke für's Teilen ! Siehst Du, das ist was ich mit einem "anständigen" Vortrag meine. Wenn das lange Geübte (unter diesen Bedingungen) so gut "rauskommt", dann ziehe ich den Hut und wäre persönlich hochzufrieden. Leider ist das (Auswendig-)(Durchspiel-)niveau bei mir oft schlechter und deswegen habe ich den Faden eröffnet, der sich ja offenbar großer Resonanz erfreut. Es scheint also kein singuläres Problem zu sein.

In jedem Fall Respekt für Deine tolle Leistung !

Übrigens startet nächsten Mittwoch der erste "Übe-Abend Franken". Im Moment sind wir zu dritt und ich hoffe, dass sich bei den nächsten Terminen noch weitere Mitspieler einfinden und da sind die vom KL noch gar nicht dabei. (Habe ihn erst gestern bitten können seine anderen Schüler dafür zu begeistern.) Ich freu' mich drauf !
 
Du zitierst mich zunächst richtig, ziehst aber den falschen Schluss. Ich habe nur gesagt, dass es mich manchmal (! das ist wichtig) stört, wenn zuviele Fehler in einem Vortrag sind. Ich habe aber nicht gesagt, dass ich deswegen nicht vorspielen mag. Ganz im Gegenteil,
Danke dass du das geklärt hast 🤗 ich hab das mit deinem Bemühen sich der Sache anzunehmen und zu verbessern auch nicht ganz zusammen gebracht :)

das weis ich aus deinen Erzählungen dass es toll war, drum haben mich manche Aussagen so gewundert.

Wenn das lange Geübte (unter diesen Bedingungen) so gut "rauskommt", dann ziehe ich den Hut und wäre persönlich hochzufrieden.
Vielleicht ist das die Crux. Denn ich bin nicht zufrieden mit mir. Vielleicht bist du dann auch unzufriedener mit dir als es andere wahrnehmen? Ich glaube das ist ein Zustand der notwendig ist um sich zu verbessern und den man „akzeptieren“ muss, dass man nie sagt „Mensch hab ich heut klasse gespielt“. Ich hab da lang drüber nachgedacht und nehme lieber die permanente Selbstkritik in Kauf als dass ich zufrieden Müll spiele. Mit Abstufungen. Z.B. bin ich unzufrieden weil ich es technisch fürchterlich unsauber gespielt habe und das eigentlich schon besser könnte. Unzufrieden weil ich unnötig abgerutscht bin, unzufrieden weil mir musikalisch einiges misslungen ist. Und jetzt kommt das ABER… ich bin zufrieden weil ich irre Spaß hatte es zu spielen, weil ich völlig in dem Moment war und mich getraut habe zu spielen und nicht nur auf Nummer sicher mit angezogener Handbremse ein paar Noten auszuführen. Zufrieden dass ich keine Angst vor totalem Blackout hatte.

Vielleicht ist dein Denken einfach zu Kritiklastig (was einen weiter bringt natürlich) und empfindest den Zustand nur unnötig als „belastend“. Vielleicht wäre es eine Idee wenn du beim spielen bewusst versucht den Faktor des „Erlebens“ mehr in den Fokus zu rücken. Dass du dein Spiel nicht nur nach dem technischen und musikalisch geplantem Gelingen beurteilst, sondern auch ob es dich selbst erreicht hat. Vielleicht gestehst du dir nicht ausreichend zu dass das Spielen eine Freude ist die du dir gönnen darfst zu genießen und das losgelöst von den formalen Anforderungen.

Nur als Idee.


Was mir sehr hilft ist mental zu üben. Nicht am Klavier sondern eine Aufnahme hören, die Augen zu machen und mir vorstellen wo man gerade ist. wahllos vor und zurück Spulen und sich vorstellen wie man da jetzt einsteigen würde. Fehler die man macht (ich hab plötzlich im Beethoven angefangen das erste Motiv nochmal zu spielen) überlegen was da passiert ist. Das vielleicht sogar laut aussprechen „scheisse ich spiel das erste Motiv nochmal und nicht das mit…..“ oder „du trottel nur weil in der Exposition eine 8tel Pause steht kannst du hier nicht einfach zig 4tel Pausen ignorieren, das ist doch der Witz an der Stelle!“

So mit sich sprechen wenn man Fehler macht finde ich hilft enorm den Fehler zu begreifen. Die Passage dann nochmal spielen und vorher sagen „diesmal Greif ich dort kein g!“

Ich glaube mentales üben (wenn durchspielen zuhause auch schwierig ist) könnte ein Schlüssel sein. Das große Ganze zu überblicken. Oder strukturiere die das bewusst anders durch. Nimm die Noten und markiere dir Passagen und Phrasen gesondert. Schreib den Charakter dazu den du empfindest, beteilige dich emotional von Abschnitt zu Abschnitt „hier noch nett……. Warten….da reichts ihm langsam und jetzt Zack! Watschen! Rums und ab die Luzi!“ ich denk beim vorspielen nur an Gefühl und Charakter. Das verhindert (diese langweilige Studie die ich geteilt habe belegt das) dass man sich aufs ausführen fokussiert. Man spielt viel sicherer wenn man auf externe Dinge achtet (klang, Charakter, etc)

Wie gesagt, unqualifizierte Meinung und alles selbstexperimente.
 
@Carnina :
Ich könnte jeden Deiner Sätze unterschreiben! Welcher Coach vermittelt Dir dieses Wissen und diese Souveränität, auch danach zu handeln?
 
Die Passage dann nochmal spielen und vorher sagen „diesmal Greif ich dort kein g!“
Dazu ein kleiner Einwand und Tipp:
Versuche, mental immer bejahend zu denken, niemals verneinend.
Was passiert, wenn Du an "kein G" denkst? Du denkst an "G". Was macht man beim Tennis, wenn man sich sagt: "Bloß keinen Doppelfehler"? Man spielt einen Doppelfehler. Das habe ich schmerzhaft lernen müssen.
Besser ist: "Spiele den zweiten Aufschlag sicher und platziere ihn auf seine Rückhand", oder "Greife diesmal ein X". So denkt man gar nicht erst an das G.

versuchen wertschätzende Formulierungen zu finden.
Ach du meine Güte. Wenn es um Schimpfworte geht, bin ich der größte Empfänger. Ich finde das in Ordnung. Wenn ich mich nicht Volltrottel nennen darf, wer denn dann? :-)
 
Peter, beim nicht sagen, was nicht geklappt hat, sind wir einer Meinung: im Kopf bleibt sonst das Falsche hängen.
Beim "Trottel" ist es doch nicht so anders, oder?
Carnina, auch wenn es mit Zwinkern gemeint ist, der Trottel bleibt hängen.

Warum sollte ich mit mir so umgehen, wie ich nicht will, dass andere mit mir umgehen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann wird es sicher wunderbar werden!! Ich wünsch dir ganz ganz viel Freude! Ich glaube am wichtigsten ist wenn man das Bedürfnis hat es jetzt auch spielen zu wollen (nicht zu müssen) dann hast du schon die halbe Miete! Würd mich freuen was von eurem Auftritt zu hören 🤗🤗
Wir haben das Vorspiel hinter uns! 😅 Und es war auch ganz wunderbar! Menschlich top, Partnerinnen und Publikum (ca. 80 Personen), mein Lampenfieber im Griff und wir sind gut durch die Stücke gekommen. Allerdings war die Generalprobe ohne Publikum besser, und beim Auftritt hat bei den anderen beiden die Aufregung recht zugeschlagen. Ich halte mich jetzt aber an alles, was geklappt hat, eine Verbesserung war zu letztem Jahr, und freue mich! 🤗 Nächstes Mal haben wir wieder mehr Erfahrung und können anderen Dinge verbessern. Es geht eben nicht alles auf einmal. (Video kann ich nicht teilen, weil die Frauen das lieber nicht möchten.) Herzlichen Dank an alle, die Daumen gedrückt haben! 🙏🏻🍀
 

Leider ist das (Auswendig-)(Durchspiel-)niveau bei mir oft schlechter
Mir fällt noch was ein. Übst du auswendig? Oder übst du mit Noten und legst die dann weg und spielst es durch?

Sobald ich den Text kenne, übe ich ohne Noten. Eigentlich (zumindest in Abschnitten) von Anfang an. Sobald ich das Stück kenne spiele ich es durch und merke mir wo es hapert. Dann übe ich das (ohne Noten) gezielt. Wenn ich’s vergessen habe schau ich nur kurz nach. Ich zwinge mich regelmäßig langsam mit Noten zu spielen, weil mein Hirn dann sehr schnell das was ich auswendig spiele so strukturiert, dass ich’s mit dem Notenbild nicht mehr zusammen bringe (das ist dann auch scheiße).

Kann das sein dass du wenig ohne Noten übst? Kannst du die Augen zu machen und vorn im Notentext anfangen und dir vorstellen einmal von Seite zu Seite, von Passage zu Passage zu gehen? Ohne dass du nicht mehr weist wo du bist? passieren dir die Aussetzer zwischen Passagen/Phrasen die du einzeln übst? Oder in Passagen/Phrasen die du „Blockweise“ geübt hast? Wenn dir das an „Übergängen“ passiert. Üb mal gezielt überlappend also nur diese Übergänge mit ein paar Takten davor und danach.

Edit: und ohne Noten meinte ich zugeklappt auf der Seite liegend. Allein das vor sich auf dem Pult stehen haben ist eine Gedankenstütze.
 
Peter, beim nicht sagen, was nicht geklappt hat, sind wir einer Meinung: im Kopf bleibt sonst das Falsche hängen.
Beim "Trottel" ist es doch nicht so anders, oder?
Carnina, auch wenn es mit Zwinkern gemeint ist, der Trottel bleibt hängen.

Warum sollte ich mit mir so umgehen, wie ich nicht will, dass andere mit mir umgehen?
Ich weis auf was du raus willst und stimme dir da auch zu. Aber man kann es auch als flapsigen Ausdruck des Ärgers über sich selbst meinen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ChristianN und noch was (auch wenn’s verschrien ist) Probier mal in Medium Tempo mit Metronom durchzuspielen. Das geht dann meistens auch nicht weil die ganzen Stellen wo man sich unbewusst bissl „Zeit zum nachdenken schafft“ dann knallhart offen gelegt werden. Dort wo man „Stress“ bekommt ist es nicht sicher. Und dann staunt man ganz schnell wo das überall passiert. Nicht regulär mit Metronom üben, aber das mal zum „beleuchten“ verwenden. Dabei nicht mechanisch spielen sondern mit Dynamik etc. musikalisch spielen nur die agogik ausschalten und gucken dass man präzise im Takt ist. Plötzlich tun sich Abgründe auf von denen man nicht glaubt dass man sie hat 😁🙏

Oft ist man dann rhythmisch auch nicht sooo sicher auch wenn man im Takt spielt. Spielt man dann viel freier erwischt es einen dann an der ein oder anderen Stelle eiskalt und es zerlegt einen. Ich finde sogar die linke Hand regelmäßig streng mit Metronom zu üben eine super Stütze.
 
ohne Noten meinte ich zugeklappt auf der Seite liegend. Allein das vor sich auf dem Pult stehen haben ist eine Gedankenstütze.
Meine Lehrerin ist noch radikaler: Nachdem ich mir eine Passage, ggf. auch nur einen halben Takt gemerkt habe, durch die halbe Wohnung laufen, bis ich mich ans Instrument setzen und die Stelle spielen darf. Ihr Argument: Die Information verankert sich besser zunächst im Kurzzeitgedächtnis, wenn man sie nicht unmittelbar in einen Bewegungsimpuls umsetzt. Das ist mitunter ganz schön mühsam, und und aufwendig. Man muß schon Disziplin aufbringen, aber in der Regel funktioniert es erstaunlich gut.
 
Aber man kann es auch als flapsigen Ausdruck des Ärgers über sich selbst meinen.
Trottel ist eine generelle Abwertung. Dein Unbewußtes kann Ironie leider nicht verstehen. Wenn die Emotion da ist, kann man ihr natürlich Ausdruck verleihen, angenehmer (und effizienter) ist es, dabei mit sich selbst einen guten Umgang zu pflegen.
 
Trottel ist eine generelle Abwertung. Dein Unbewußtes kann Ironie leider nicht verstehen. Wenn die Emotion da ist, kann man ihr natürlich Ausdruck verleihen, angenehmer (und effizienter) ist es, dabei mit sich selbst einen guten Umgang zu pflegen.
Ich versteh dein Argument. Aber wie kann man sich dann über sich selbst ärgern? Wenn man es besser weis aber schon wieder der Bequemlichkeit nachgegeben hat, dem Innern Schweinehund? 🤷🏼‍♀️
 

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