Fehlerfrei üben/spielen/vorspielen

Ich hadere ob ich es teilen soll, weil wenn ich diese Kommentare lese, versteh ich warum sich viele Amateure nicht trauen zu spielen. Nichts teilen, nicht Vorspielen und dann zwangsläufig auch nicht sicher werden darin.
Wenn ich lese, dass man das Vorspiel anderer Amateure nicht anhören kann, weil die zu viele Fehler machen, man deshalb selbst nicht vorspielt um diese zu schonen, frage ich mich woher Souveränität im Vorspielen kommen soll?

Hier wird an allen Ecken von Profis darauf hingewiesen, dass Vorspielen eine eigene Fähigkeit ist, die man gesondert üben muss. Warum dann mit falschem Exzellenzdenken jeden Raum für so eine Entwicklung zu machen? Oder provokativ gefragt: Wie kommt man dazu zu glauben, dass man nur dann vorspielt, wenn man so brillant und makellos spielt wie jemand dessen Gesicht auf dem Cover der deutschen Grammophon pickt? Wenn man sagt „mir geht es nicht so um die Perfektion, aber ich will dass mein Zuhörer es genießen kann, dann muss man sich fragen „kann jemand der eine Weltklasse Aufnahme gewohnt ist, als Zuhörer überhaupt jemand anderen genießen?“

Ich habe gestern das Video aus Paris bekommen. Und ich bin nicht zufrieden mit dem was ich da gespielt habe. Ich höre eine endlos lange Liste an Fehlern und unschönem Spiel. Erwartet habe ich nichts, weil ich das noch nie gemacht habe. Aber mein Ziel dort war
- Durchkommen
- Sicherheit gewinnen
- Spaß haben.
- Erfahrung sammeln
- Gleichgesinnte Menschen treffen
- Musik machen (in all ihrer Unvollkommenheit, spielen weil es schön ist zu spielen, weil ich die Stücke mag, das Instrument, den Raum, den Ort, die Leute)


Auf Basis der Kommentare hier oben, hab ich lang überlegt ob ich es teilen soll oder nicht. Und ich mache es. Weil trotz aller Fehler und Ungenauigkeiten, technischer Schwächen, und dann durch die Vorspielsituation noch zusätzlich bedingter Abstriche, war wohl irgendwas drin was denen dort gefallen hat. Trotzdem……erstaunlicherweise. Und ich hoffe, dass zumindest der ein oder andere sich denkt „so schlimm ist es nicht“ und sich ein bisschen mehr traut zu genießen was er da tut. Ich hatte einfach Höllen Spaß und das meine ich wörtlich. Ich war anfangs überrascht von der Rutschigkeit der Tasten (hab was gelernt dabei), von dem Tempo was ich plötzlich spiele (hab was gelernt dabei) und der Konsequenz die es hat, wenn man im Vorfeld zuviel das neue Stück übt und dann müde Finger hat und das virtuoseste Stück am Schluss spielt, dieses auch noch am wenigsten im Vorfeld geübt hat (hab was gelernt dabei).

Ich mach’s wieder. Und wieder und wieder und vielleicht spiel ich dann irgendwann sauber und kontrolliert genug, dass es für andere Amateure keine Zumutung ist.

Ich für meinen Teil habe die anderen Kandidaten dort sehr genossen. Ich habe mir fast alle angehört und würde es wieder tun. Auch dabei lernt man viel.


Dein Video aus Paris habe ich schon heute Morgen beim Frühstück angeschaut, ganz ohne Deine Vorrede gelesen zu haben. Ich habe es gespannt verfolgt, genossen, ich habe ein paar falsche Töne und Neuansätze gehört und das war vollkommen ok! Es war musikalisch, ist schön geflossen und war auch schön anzuschauen. Es hat mich motiviert und beruhigt für mein eigenes Vorspiel morgen Nachmittag. Daumen hoch! 👍🏻🤗
 
Dein Video aus Paris habe ich schon heute Morgen beim Frühstück angeschaut, ganz ohne Deine Vorrede gelesen zu haben. Ich habe es gespannt verfolgt, genossen, ich habe ein paar falsche Töne und Neuansätze gehört und das war vollkommen ok! Es war musikalisch, ist schön geflossen und war auch schön anzuschauen. Es hat mich motiviert und beruhigt für mein eigenes Vorspiel morgen Nachmittag. Daumen hoch! 👍🏻🤗
Viel Erfolg und vor allem Freude morgen!
 
Wenn ich lese, dass man das Vorspiel anderer Amateure nicht anhören kann, weil die zu viele Fehler machen, man deshalb selbst nicht vorspielt um diese zu schonen, frage ich mich woher Souveränität im Vorspielen kommen soll?
Bleibt nur noch Schüler-Vorspielen. Da sind die anderen Teilnehmer ja auch Schüler wenn auch auf verschiedenen Leveln. Und wenn da Kinder bei sind dann sind die Zuhörer Eltern die naturgemäß gnädiger sind. :004:
 
Dein Video aus Paris habe ich schon heute Morgen beim Frühstück angeschaut, ganz ohne Deine Vorrede gelesen zu haben. Ich habe es gespannt verfolgt, genossen, ich habe ein paar falsche Töne und Neuansätze gehört und das war vollkommen ok! Es war musikalisch, ist schön geflossen und war auch schön anzuschauen. Es hat mich motiviert und beruhigt für mein eigenes Vorspiel morgen Nachmittag. Daumen hoch! 👍🏻🤗
Hey schön! Was spielst du?? Halt uns aus dem Laufenden wie es gelaufen ist! Fühlst du dich gut vorbereitet? 🤗
 
Bleibt nur noch Schüler-Vorspielen. Da sind die anderen Teilnehmer ja auch Schüler wenn auch auf verschiedenen Leveln. Und wenn da Kinder bei sind dann sind die Zuhörer Eltern die naturgemäß gnädiger sind. :004:
Schüler sind auch Amateure und viele Amateure sind auch Schüler.😇

Ich finde man sollte keine Unterschiede machen wem man vorspielt. Ich fände das ziemlich überheblich. Als wären manche nicht „würdig“ genug weshalb man sich vor diesen zu spielen nicht sorgen müsste. Wenn sich einer hinsetzt( und sei er taub) und sich mit Aufmerksamkeit dem widmet was ich produziere, dann bemühe ich mein bestes zu geben. Nicht in dem Sinn dass ich vorgeben will am besten zu spielen, sondern ich versuche mein Bestes ihn davon zu überzeugen dass das Stück wunderschön ist.

Ich kenne folgende Regel:

1. man spielt für den Komponisten, damit man die schönen Werke schätzt. Man investiert Zeit und bestes Wissen und Gewissen um das zu würdigen

2. man spielt für sich, weil man die Musik mag, das Instrument, die Freude am Tun hat

3. wenn man Punkt 1 und 2 befolgt, spielt man automatisch auch für die die zuhören.
 
Ich bin ja noch ganz am Anfang aber ich denke es wird noch lange, wenn nicht für immer, so bleiben: Ich spiele für mich! Was mir Spaß macht und wie es mir Spaß macht.

PS: Ich nutze Kopfhörer damit es niemand hören muss :004: :004: :004:
Gewöhn dir das ab mit Kopfhörer zu spielen! Du lernst und da gibts nichts zu verstecken! Wer lernt ist mutiger als jemand der es meidet! Sei stolz auf die Leidenschaft und deine Disziplin!
 
Hey schön! Was spielst du?? Halt uns aus dem Laufenden wie es gelaufen ist! Fühlst du dich gut vorbereitet? 🤗
Dieses Mal spiele ich zweimal im Duo und gar nicht solo, weil das sonst zu viel geworden wäre beim Klavierklassen-Vorspiel. Zuerst die ersten drei aus den Six Studies in English Folk-Song von Ralph Vaughan Williams mit Klarinette und dann vierhändig das Menuet aus der Petite Suite von Debussy.
Wir sind so gut und intensiv vorbereitet wie noch nie zuvor. Ich habe vor allem versucht, das Thema Lampenfieber (mit Gerhard Mantel) und Vorbereitung mental zu durchdringen. Ich bin also gespannt! Alle Stücke üben wir seit 6-9 Monaten und freuen uns auch, am Sonntag neue Kapitel aufzuschlagen.
 

Wir sind so gut und intensiv vorbereitet wie noch nie zuvor. Ich habe vor allem versucht, das Thema Lampenfieber (mit Gerhard Mantel) und Vorbereitung mental zu durchdringen. Ich bin also gespannt! Alle Stücke üben wir seit 6-9 Monaten und freuen uns auch, am Sonntag neue Kapitel aufzuschlagen.
Dann wird es sicher wunderbar werden!! Ich wünsch dir ganz ganz viel Freude! Ich glaube am wichtigsten ist wenn man das Bedürfnis hat es jetzt auch spielen zu wollen (nicht zu müssen) dann hast du schon die halbe Miete! Würd mich freuen was von eurem Auftritt zu hören 🤗🤗
 
1. man spielt für den Komponisten, damit man die schönen Werke schätzt. Man investiert Zeit und bestes Wissen und Gewissen um das zu würdigen

2. man spielt für sich, weil man die Musik mag, das Instrument, die Freude am Tun hat

3. wenn man Punkt 1 und 2 befolgt, spielt man automatisch auch für die die zuhören.
Ausdrucken auf DIN A4-Größe und auf‘s Klavier stellen. Als Anhang den Schumann‘schen „musikalischen Haus- und Lebensregeln“ beifügen!
 
Ich würde auch gerne Vorspielen üben aber in meinem näheren Umfeld interessiert sich niemand so wirklich für Musik, schon gar nicht für klassische Musik. Mein KL macht keine Vorspiele (mehr) und er hat auch niemanden, der sich mal für einen Übeabend begeistern würde (viele Jugendliche und Musikstudenten).
Für mich ist schon das Vorspielen im Unterricht teilweise sehr stressig, daher würde ich da wirklich gern dran arbeiten.

Falls jemand aus Mittelhessen hier mitliest und Lust hat (ich bin aber mit 2,5 Jahren Unterricht noch ziemlich am Anfang im Vergleich zu den meisten hier) schreibt mir gerne.
 
Nunja, wenn ich manchmal anderen Amateuren zuhöre und da sind "zu viele" Fehler drin, dann komme ich gedanklich in den Modus:
"Ohweh, hoffentlich verspielt er/sie sich nicht noch x-mal". Das stört mich dann irgendwie. (Ich rede nicht von Streiftönen oder mal einen falschen Ton im vierstimmigen Akkord einer Hand). Alles (und das ich schon eine Menge) was ich will ist, so (vor)zuspielen, dass der Zuhörer sagt "Schön hat er musiziert und einigermaßen gekonnt hat er es auch.". Es geht mir also nicht um die Fehlerfreiheit zum Selbstzweck oder gar als messbare Größe, sondern um eine "anständige" Präsentation bei der nicht obiger Effekt beim Hörer eintritt.


Ich glaube das hängt damit zusammen, dass die musikalisch weniger Versierten in erster Linie offensichtliche Fehler hören, aber Fehler im Klang, Artikulation, Rhythmus, etc. nicht direkt als Fehler auffallen. Freilich kann auch der weniger Versierte am Ende sagen ob es super-toll, toll, gut oder mäßig gespielt war über den Gesamteindruck - weil eben Klang, Artikulation, Rhythmus, etc. perfekt waren - aber Fehler in dieser Kategorie werden (von weniger Versierten) eher nicht bewusst wahrgenommen.
Lieber @ChristianN und alle,

ich habe eine ganz andere Wahrnehmung: musikalisch weniger Versierte hören Fehler nur dann, wenn sie sehr offensichtlich sind. Sehr wohl bekommen sie aber mit, ob etwas berührt und musikalisch gestaltet ist. Und das ist das, was zählt! Was kommt rüber, was sollte denn rüberkommen?

Zum Beispiel die Liebe von klavierspielenden Amateuren zur Musik, der sie häufig eine ganze Menge Zeit widmen, s. @Marlenes Treffen. Zum Beispiel jemand, der sich in Musik ausdrückt, der Risiken eingeht, der seine persönliche Deutung mit allen Gefühlen hörbar werden lässt. Wen interessieren da Fehler? Was sind in einem Stück 10 Verspieler gegen 1000 wunderbare Töne?

Lieber 100 Töne mit 10 Verspielern aus vollstem Herzen als 100 Fehler ohne Verspieler, etwas provokant formuliert. Ist das Ziel der Komponisten, dass ihre Werke ohne Verspieler gespielt werden? Oder wollten sie, wie es Beethoven formulierte: "Eine falsche Note ist unwichtig, aber ohne Leidenschaft zu spielen ist unverzeihlich."?

Natürlich verstehe ich deine Frage - du möchtest wissen, wie du dein Üben, dein Spiel perfektionieren kannst. Du willst an dir arbeiten und erhoffst dir Einblicke. :super:Und trotzdem: wenn du bei mir Unterricht hättest, würde ich mit dir vor allem an Interpretation, Klang und Bewegungsausführung arbeiten - Verspieler, wenn sie nicht ständig und in Massen auftreten, wären mir ja sowas von egal, solange du die "richtigen" Töne spielst! :003:

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich finde es immer mehr und mehr seltsam, dass viele Pianisten, obwohl wir heute Maschinen haben, die jedes Klavierstück in absurden Tempi, ja sogar mit Ansätzen zu so etwas, wie einer "Interpretation" abliefern (ich möchte von Spielen lieber nicht reden) können, dennoch, obgleich sie Menschen sind, versuchen die Maschine an Perfektion und Geschwindigkeit zu überbieten. Es erinnert mich etwas an die Zeit, als die besten Schachspieler der Welt in verzweifelten Versuchen den Computer zu übertreffen Partie um Partie verloren.
Ich versuche doch auch nicht von Berlin nach München zu Fuss schneller zu sein sls mein Auto, oder der Flieger (bei der DB hätte man zuweilen eine Chance!).
Natürlich muss man als Pianist versuchen möglichst ordentlich zu spielen, aber wenn am Ende bleibt: "viel besser hätte es der Computer auch nicht geschafft!" dann ist das ja wohl die Arbeit nicht wert!
 
Vorspielen, Vorspielen, Vorspielen
macht doch, wenn es euch ein Bedürfnis ist - ich höre auch gerne und wohlwollend zu - aber lasst, die, die es nicht wollen, endlich in Ruhe
 
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macht doch, wenn es euch ein Bedürfnis ist - ich höre auch gerne und wohlwollend zu - aber lasst, die, die es nicht wollen, endlich in Ruhe
Irgendwas läuft hier kommunikativ verkehrt.

Bist Du hier eigens wegen Nichtvorspielenwollens angesprochen worden (was ich erstmal nicht glaube) oder hast Du Dich selbst exponiert (dann wundere Dich nicht über die Reaktionen der anderen, die Dich doch gerne hören würden).

Klick' auf "Nicht mehr beobachten", und gut ist.
 

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