Eure Erfahrungen als Hochzeitspianist?

Anna_

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Hallo zusammen,

nachdem ich einige Male gefragt wurde, ob ich nicht schonmal auf Hochzeiten gespielt habe (dies ist nicht der Fall), überlege ich, ob ich das nicht wirklich tun sollte. Auch wenn ich kein Fan von romantischen Pop-Songs und Ähnlichem bin, könnte das ja eine spannende Erfahrung und ein hübscher Zuverdienst sein.
Wie sind eure Erfahrungen als Hochzeitspianisten? Wie gestaltet sich die Organisation? Lohnt sich der Aufwand? Sucht ihr für jedes Stück entsprechende Noten oder hört ihr diese raus? Habt ihr ein portables Stagepiano? Benötigt man zwingend ein Auto? Fragen über Fragen...
Ich freue mich, wenn ihr mir über eure Erfahrungen berichtet!
 
Wie sind eure Erfahrungen als Hochzeitspianisten? Wie gestaltet sich die Organisation? Lohnt sich der Aufwand?
Ich habe viel auf Hochzeiten, aber auch auf anderen Feiern gespielt. Meine Erfahrungen sind im Großen und Ganzen positiv: Entweder habe ich Hintergrund-Barpiano-Musik gespielt oder eine/n Sänger/in mit Programm zum Zuhören bzw. als Bestandteil der Zeremonie begleitet, manchmal auch beides nacheinander. Der Aufwand war überschaubar: Telefonische oder schriftliche Kommunikation über das gewünschte Repertoire (spezielle Musikwünsche der Gastgeber / Vorschläge meinerseits bzw. stilistische Eingrenzung), meistens noch ein Treffen vor Ort, wenn während der Zeremonie Musik erklingen soll, dann der Auftritt selbst und das anschließende Schreiben einer Rechnung.

Sucht ihr für jedes Stück entsprechende Noten oder hört ihr diese raus?
Ich habe ein Repertoire aus den Bereichen "leichte" Klassik, Blues, Swing, Pop, Soul, Rock, Musical und spiele je nach gewünschtem Stil eine Auswahl daraus. Wichtig ist zudem zu besprechen, ob und wann langsamere und schnellere Musik gespielt werden soll. Musikwünsche, die von den Gastgebern genannt werden und die ich / wir nicht im Repertoire habe/n, kosten einen Aufpreis, der, falls es herausgehört werden muss, höher ist als wenn es Noten / Leadsheets davon gibt.

Generell spiele ich im populärmusikalischen Bereich lieber aus Leadsheets als nach Noten.
Habt ihr ein portables Stagepiano? Benötigt man zwingend ein Auto?
Ich habe ein portables Stagepiano mit Roll-Case. Ein Auto ist damit - je nach Entfernung - nicht zwingend nötig. Ich empfehle ein Stagepiano, das nicht mehr als ca. 12-15 kg wiegt.
 
Da gibt es mindestens vier Events:

1. standesamtliche Trauung
2. Musik am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen
3. Musik im Abendprogramm
4. Musik spätabends

ad 1.: zwei oder drei Stücke; das mittlere ist der Lieblingssong des Brautpaars und kommt nach dem Ringwechsel oder dem berühmten Kuss ("Sie dürfen sich jetzt küssen.")

ad 2.: leichte und klassisch oder jazzig angehauchte Stücke
Wenn man so ca. 10-15 Stücke draufhat (man kann ja einzelne Stücke mehrmals spielen).

ad 3.: meistens Begleitung von befreundeten Sängern* als Programmpunkt
Das kann sehr schön sein, aber man muss gut vom Blatt spielen oder mit 1 Probe (typischerweise noch am Vormittag) auskommen können

ad 4.: Barmusikpianistik
Das Härteste. Nichts für Unerfahrene. Normalerweise kommt da schon der bezahlte U-Musiker mit Equipment und Lichtorgel

Typischerweise muss ein Stagepiano organisiert werden. Oft macht das Brautpaar das auch gleich mit (Mietpiano, evtl sogar vom U-Musiker für den späten Abend). Wenn man sein Stagepiano mitbringt, kostet das eine Investition und braucht ein Auto. Die Hochzeitsparties sind oft sonstwo in der Pampa.

Für den Anfang empfehle ich nur 1. und 2., und das aber ein paarmal machen.
 
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Da gibt es mindestens vier Events:

1. standesamtliche Trauung
2. Musik am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen
3. Musik im Abendprogramm
4. Musik spätabends

ad 1.: zwei oder drei Stücke; das mittlere ist der Lieblingssong des Brautpaars und kommt nach dem Ringwechsel oder dem berühmten Kuss ("Sie dürfen sich jetzt küssen.")

ad 2.: leichte und klassisch oder jazzig angehauchte Stücke
Wenn man so ca. 10-15 Stücke draufhat (man kann ja einzelne Stücke mehrmals spielen).

ad 3.: meistens Begleitung von befreundeten Sängern* als Programmpunkt
Das kann sehr schön sein, aber man muss gut vom Blatt spielen oder mit 1 Probe (typischerweise noch am Vormittag) auskommen können

ad 4.: Barmusikpianistik
Das Härteste. Nichts für Unerfahrene. Normalerweise kommt da schon der bezahlte U-Musiker mit Equipment und Lichtorgel

Typischerweise muss ein Stagepiano organisiert werden. Oft macht oft das Brautpaar auch gleich mit (Mietpiano, evtl sogar vom U-Musiker für den späten Abend). Wenn man sein Stagepiano mitbringt, kostet das eine Investition und braucht ein Auto. Die Hochzeitsparties sind oft sonstwo in der Pampa.

Für den Anfang empfehle ich nur 1. und 2., und das aber ein paarmal machen.
Vielen Dank für die direkte Einteilung der Schwierigkeitsgrade:002:
 
Ich habe bislang dreimal auf Hochzeiten Klavier gespielt.

Das erste Mal:
Ich habe auf einem E-Piano irgend so ein Animezeugs für den Bräutigam und Ed Sheeran für die Braut gespielt. Beides Wunschstücke, ziemlich kitschig.

Das zweite Mal:
Open-Air-Gottesdienst im Voronasommer 2021:

Habe ein paar Kirchenlieder, Präludium C-Dur aus WTC I, La fille aux cheveux de lin von Debussy und noch irgendwas gespielt. Brautpaar hatte keine Wünsche, die haben mich spielen lassen, was ich wollte und es gefiel.

Beim dritten Mal
Eine gute alte Schulfreundin von mir. Orgel in der Kirche und Klavier später waren Hauptgeschenk. Habe Une barque sur l'Océan von Ravel gespielt.


Kommt immer auf den Einzelfall an, ob es sich lohnt und Spaß macht.
 
nachdem ich einige Male gefragt wurde, ob ich nicht schonmal auf Hochzeiten gespielt habe (dies ist nicht der Fall), überlege ich, ob ich das nicht wirklich tun sollte.
Was hast du denn für eine Ausbildung? Gibst du beruflich Konzerte?

Auch wenn ich kein Fan von romantischen Pop-Songs und Ähnlichem bin, könnte das ja eine spannende Erfahrung und ein hübscher Zuverdienst sein.
Auf den Hochzeiten, auf denen ich bisher war, gab es nur wenig spezielle, romantische Musik und sonst eher übliche Partymusik. UND - je nach lokalen Traditionen - musikalische Begleitung von diversen Brauchtümen. zB die anwesenden Männer tanzen Walzer mit der Braut und zahlen für ein paar Schritte. Die Musik auf einer Hochzeit kann Standardrepertoire, aber auch ganz individuell zugeschnitten sein.

Wie sind eure Erfahrungen als Hochzeitspianisten? Wie gestaltet sich die Organisation? Lohnt sich der Aufwand? Sucht ihr für jedes Stück entsprechende Noten oder hört ihr diese raus? Habt ihr ein portables Stagepiano?
Als Nicht-Profi normalerweise nur für mich selbst Spieler habe ich einmal zwei Stücke für die Trauungszeremonie einer Freundin gespielt. Flügel war im Standesamt vorhanden, aber ich habe das Instrument an dem Tag das erste Mal gesehen und es hat gequietscht (leise, aber für mich deutlich hörbar), was mich einiges an Konzentration gekostet hat. Immerhin habe ich es ohne Hänger und Verspieler über die Bühne gebracht. Eine der nervenaufreibendsten Erfahrungen meines Lebens... ;)
 
Vergiß es! So aufwendig und teuer die Hochzeit auch sein mag - bei der Musik heißt es immer: „Geht‘s auch ein bißchen billiger? Immerhin haben Sie die Getränke frei.“
Es kommt auf das Verhandlungsgeschick an. Natürlich kommen manchmal Versuche, den Preis zu drücken („Der Fotograf ist auch schon so teuer…“), aber im Zweifelsfall gibt es für den zahlbaren Preis eben weniger Musik, das war bei mir bisher meistens die Lösung. Und man muss nicht jeden Auftrag annehmen!
 
(„Der Fotograf ist auch schon so teuer…“),
Mach dir mal keine Sorgen, dass der ungeschoren davon kommt. Entweder wird ein Bekannter gesucht der für lau fotografieren soll oder es wird wenigstens versucht für den Preis der Hochzeitsfotos noch die ganze Feier fotografiert zu bekommen. Und natürlich sämtliche Fotos ordentlich bearbeitet kostenlos dazu. "Ist ja nur digital!".
 
Ach so, reich wird man nicht, wenn man es nicht zum Hauptjob mit Preisliste macht (dann aber sind Hochzeitsmuggen nur ein nettes Add-On, um mal gut zu essen und am Katzentisch mit interessanten Leuten zu plaudern).

Preise muss man schon machen und daran festhalten. Statt "Preise verhandeln" muss man dem Kunden Stellschrauben anbieten. "Jedes Lied 40 Euro oder so. Stagepiano: 50 Euro für Transportaufwand oder Stagepiano wird vom Kunden gestellt" usw.

Es gilt der Spruch: "Für jeden Preis gibt es Interessenten."

Unter Freundesfreunden nehme ich 50 Euro für Event 1 oder 2. Ich brauche das Geld nicht, aber die Sache ist dann insoweit verbindlich. Und ich werde "trotzdem" für die gesamte Feier eingeladen. Und ich ningele nicht, wenn Event 3 eintritt :-).
 
Zuletzt bearbeitet:

Spielt ihr dann ohne Vorbereitung auf jedem beliebigen Stagepiano oder nutzt ihr nur den Klaviersound?
Ja. Und: Nicht nur.

Ausführlich: ein paar Sekunden Zeit hat man immer, auch um Soundmöglichkeiten zu checken (sind sowieso immer dieselben Basics).

Sich jedesmal groß "einspielen" sollte man aber nicht müssen. Die Leute sind ja schon da und stehen herum. Man sollte schon im Stoff stehen.
 
Die richtige Repertoirewahl ist sehr wichtig für eine derartige Veranstaltung.
Bewährte Stücke sind zum Beispiel:

- Never Will I Marry
- I Get Along Without You Very Well
- Love Is A Losing Game
- I Still Haven't Found What I'm Looking For
- I Knew You Were Trouble
- Highway To Hell
- Another One Bites The Dust
 
Ich empfehle ein Stagepiano, das nicht mehr als ca. 12-15 kg wiegt.

Kannst du da was vernünftiges empfehlen?
Ich bin bisher mit einem 15 Jahre alten Yamaha (ca. 17kg) unterwegs und sehr zufrieden, aber das gibt langsam den Geist auf...

Die richtige Repertoirewahl ist sehr wichtig für eine derartige Veranstaltung.
Bewährte Stücke sind zum Beispiel:

- Never Will I Marry
- I Get Along Without You Very Well
- Love Is A Losing Game
- I Still Haven't Found What I'm Looking For
- I Knew You Were Trouble
- Highway To Hell
- Another One Bites The Dust

"Oh! Darling" und "I'm Not The Only One" nicht zu vergessen.
 
"Verpiss dich!" von Tik Tak Toe ist auch sehr schön,
"Schrei nach Liebe" Die Ärzte,
oder bei adipösen Pärchen "Wrecking ball" von Miley Cirrus
:-D
Erfahrung?
Hochzeits- und Partymusiker ist quasi mein Hauptberufsfeld (allerdings meist an der Gitarre/Gesang).
Wenn man unerfahren ist, kann man für Freunde oder nahe Bekannte gerne ein paar Lieder/Stücke als Geschenk spielen. Viele haben da auch schon Ideen was sie gerne hören wollen. Falls Ideen fehlen, gibt es dafür massig Listen im Internet.

Wenn du nach ein paar Auftritten merkst, dass dir das Spaß macht, und das Publikum dich nicht mehr gehen lässt, spricht nix dagegen, ein Abend-Repertoire aufzubauen. Je später der Abend, desto anspruchsloser die Musik. Nach 16 Uhr braucht man kein Chopin, sondern Eagle Eye Cherry, Smokie, Ärzte, Tote Hosen, Sting, Sportfreunde Stiller, ect...
Und nach 23 Uhr sinds dann die "10 nackten Frisösen" und "Leila" (okay, man muss ja nicht alles mitmachen...).

:-D
Die meisten Anfragen diesbezüglich gehen davon aus, dass du dann von 16 bis 03 Uhr spielst ... am besten für 100€ Bar auf die Kralle. Diese bitte aussortieren. Besser sind 4x45 Minuten für 500€ plus Spesen und direkt im Anschluss legt ein DJ auf.

Ich bringe fast immer meine eigene PA und Lichttechnik mit (gegen Aufpreis versteht sich). Ansonsten wäre ich zu oft von Leuten abhängig, denen guter Klang und angenehmes Licht völlig egal ist. Gleiches gilt für meine Instrumente (vor Ort vorhandene Klaviere und Flügel sind oft schlecht gepflegt, ungestimmt oder plötzlich doch nicht verfügbar). Die meisten Nicht-Musiker beurteilen nicht das Können, sondern wie es klingt. Demnach ist ein Auto für mich unverzichtbar. Mein Stagepiano ist ein Nord Stage.

Organisation?
Anfangs kommen Anfragen durch Hochzeitsplaner:innen, Eventagenturen und später durch Empfehlungen. Durch Empfehlungen steigt natürlich dein Marktwert.
Die Abläufe werden für Hochzeiten (und vielen anderen Feiern) oft sehr akribisch durchdacht und später überhaupt nicht eingehalten. Ich rechne durchschnittlich mit ein bis zwei Stunden Verzögerung im Laufe des Abends. Manchmal mehr, manchmal weniger. Eine gute Tages-Einteilung haben Demian und StefaN schon beschrieben.
Laut meiner Erfahrung spielt man zur Trauung 2-3 Titel, beim Sektempfang ca eine Stunde Hintergrundmusik, Nachmittags begleitet man jemanden und ab 21 Uhr vollgas Partymusik bis 01 Uhr (und dann teure Verlängerung *muhahaha*).

Lohnt sich der Aufwand?
Ich lebe davon und es macht mir Spaß. Ich würde sagen, ja. Man wird nicht reich, aber man macht was einem Freude bereitet. Es gehört aber viel Selbstdisziplin und Lernbereitschaft dazu, denn:

Noten oder raushören?
Ich habe ein iPad mit allen Texten, sowie Internetzugang dabei. Musikalisch spiele ich alles auswendig (weit über 1000 Titel). Lediglich Texte kann ich nicht alle auswendig. Mein "Standard-Programm" besteht aus knapp 200 Liedern, die ich je nach Publikum auswähle. Um mir neue Lieder beizubringen (ich spiele live keine Klassik) rechne ich mit ca 1-2h Lernaufwand pro Titel. Das fällt mir leichter nach Gehör als nach Noten. Es gibt auch einfache Lieder, die ich während einer Pause angehört und 10 Minuten später bereits selber gespielt habe. Das hatte aber direktes finanzielles Interesse, da mir meine Pausenzeit sehr wichtig ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kannst du da was vernünftiges empfehlen?
Ich bin bisher mit einem 15 Jahre alten Yamaha (ca. 17kg) unterwegs und sehr zufrieden, aber das gibt langsam den Geist auf...
Sehr zufrieden bin ich mit diesem:
 

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