Erfahrungen mit "Umlernen"

http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/musikhochschule/feuchtwanger_01.pdf

Hier seht ihr die offene Hand der Clara Haskil.:)

By the way: wo kriegt man die Feuchtwanger DVD, gibt es nur die eine?

("Klavierübungen zur Heilung.....")

LG
VP

Liebe violapiano,

was in der von dir genannten pdf über die offene Hand steht, ist ja sehr interessant! Da könnte ich ja nochmals umlernen:rolleyes:

Die DVD mit Buch kann, so wie es in der von dir genannten Quelle steht, bei Feuchtwanger selbst auf dessen homepage bestellt werden (aber das weisst du ja sicher schon selbst).

Wenn man googelt, bieten auch andere Bezugsquellen immer nur die DVD zusammen mit dem Buch an. Von einer anderen Edition der DVD ist dort nichts zu sehen.

LG

Debbie digitalis
 
ich bin da allerdings ganz rolfs meinung.

welche rückschlüsse bzw. konsequenzen soll man aus dem wíssen über synapsen & co. für das klavierspielen an sich ziehen?

m.E. "nur" folgendes:

- man sollte möglichst in einem alter 10- mit dem musizieren beginnen da während dieser lebensphase noch viele überschüssige synapsen im gehirn vorhanden sind, wodurch trampelpfade leichter entstehen als bspw. mit 15 oder überhaupt während der pubertät (zu diesem zeitpunkt werden unnütze synapsen eliminiert)
~> ein kind, das bereits mit 8 angefangen hat klavier zu spielen (und dies zwischenzeitlich auch aufgegeben haben kann), wird mit 16 viel eher brillieren, als ein(e) jugendliche/r, der/die erst mit 14 angefangen hat.
je mehr wege man im kindesalter gelegt hat, desto mehr möglichkeiten hat man später

- man sollte den klavierunterricht möglichst interessant & "emotional" gestalten, da in diesem fall erinnerungen viel eher im gedächtniss einklang finden als "neutrale", oder nur geringfügig gefühlsbeladene erfahrungen finden

- das tagsüber aufgenommene (psychomotorische vorgänge) wird während des schlafs (genauer: während der rapid-eye-movement-phasen) verarbeitet.
bis heute ist allerdings nicht eingehend geklärt, ob die schlaf_dauer_ für diesen effekt ausschlaggebend ist
 
Nun aber zurück zum "Umlernen":

Das Pedal des Klavieres, an dem ich vorwiegend übe, reagiert erst recht spät, also kurz vor dem kompletten Durchtreten. Ich habe mir daher angewöhnt, das Pedal ganz oder fast ganz durchzutreten und stütze mich mit dem rechten Fuß mehr oder weniger am Pedal ab. Man könnte meine Pedalarbeit fast als Absprung und Landung bezeichnen. :D

Am Flügel habe ich nun das Problem, dass mein Fuß irgendwie in der Luft schwebt. Mir fehlt die Stütze um die Auf- und Abbewegung kontrollieren zu können. Eigentlich spüre ich das Pedal dort gar nicht. Da ich leider viel zu wenig Gelegenheit habe, an einem Flügel zu üben, muss ich das Problem am Klavier lösen -sollte mich wohl dazu zwingen, immer wieder nur diese kleinen Fußbewegungen innerhalb des oberen Pedalwegdrittels zu machen. Der Nachteil ist dabei: Ich habe in diesem Fall keine akustische Klangkontrolle. Dieses Umlernen wird zusätzlich noch dadurch erschwert, dass ich die altgewohnte Bewegungen für das Spiel an diesem Klavier ja trotzdem immer wieder einsetzen muss. Ich muss also zwei verschiedene Arten der Pedalbehandlung automatisieren. Vielleicht kann der Klavierstimmer den Pedalweg anders einstellen, trotzdem wird ein Flügelpedal immer einen deutlich kürzeren Weg haben und viel feinfühliger behandelt werden wollen als das Klavierpedal.

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht und/oder kann mir ein paar Tipps geben?
 
Hi Klimper,

ich hoffe, hier werden noch mehr clavio-Mitglieder schreiben, so dass dieser Faden nicht so VP-gewichtig wird.;)

Trotzdem interessiert mich das Thema sehr. Und ich kann mir auch nicht verkneifen, noch mal meinen Senf dazu zu geben.:)

Ich finde das Pedal des Flügels ist schon eine Offenbarung. Ich brauche es auch straff eingestellt, damit ich es fein bedienen kann. Zum Lernen eines differenzierten Pedalspiels ist das mMn unbedingt notwendig.
Ich bin oft nur ganz leicht auf dem Pedal, das gibt tolle Klangeffekte! Mein Flügel straft zu dolles Pedaltreten außerdem prompt mit Jaulen.:rolleyes: Er hat mir auf die Weise Pedalbedienung beigebracht, ein präzise arbeitendes Instrument ist ein hervorragender Lehrmeister.

An deiner Stelle würde ich mir das Pedal auch so einstellen lassen, dass es möglichst schon auf wenig Aktion reagiert. Sonst kann man meiner Meinung nach einfach kein Pedalgefühl entwickeln.

Oder wie sehen die anderen das?

LG
violapiano
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
.......... ein kind, das bereits mit 8 angefangen hat klavier zu spielen (und dies zwischenzeitlich auch aufgegeben haben kann), wird mit 16 viel eher brillieren, als ein(e) jugendliche/r, der/die erst mit 14 angefangen hat.
je mehr wege man im kindesalter gelegt hat, desto mehr möglichkeiten hat man später ...............

Ich weiß nicht, ob man das so absolut stehen lassen kann. Es ist schon klar, dass man als Kind leichter lernt, aber man lernt nicht nur das Richtige sondern auch das, was falsch ist. Ich habe mit 8 Jahren angefangen Klavier zu spielen und einiges, was mir damals eingebleut wurde, ist mir heute hinderlich. So war es zB damals total wichtig, die Noten richtig zu spielen. Das hängt mir bis heute nach, sodass ich mich immer sehr ärgere, wenn ich eine Note falsch spiele. Die Konsequenz daraus ist wohl klar. Vor lauter Ärger geht dann durch die innerliche Verkrampfung das Musikalische flöten. Die Gelassenheit fehlt mir hier und das weg zu bekommen ist verdammt schwer, obwohl ich mich sehr bemühe. Da wurde mir so richtig bewusst, wie sich Emotionen auf das Klavierspiel auswirken.

Der Vorteil ist natürlich, dass ich Notenlesen kann und mir das nach meiner 42jährigen Pause auch noch gut gelungen ist.

Liebe Grüße
Vera
 
tja klar, wenn man sich dabei noch schlechte angewohnheiten angelernt hat, wird man die nicht sofort los...

führe dir die emotionen die du beim verspielen empfindest einfach vor augen. das wirkt wunder ;) (dadurch, dass Du dir der empfindungen bewusst bist, ist die amygdala - jene hirnregion die für gefühle zuständig ist- viel weniger aktiv. ergo ~> du regst dich weniger auf )
 
Ich bin oft nur ganz leicht auf dem Pedal, das gibt tolle Klangeffekte! Mein Flügel straft zu dolles Pedaltreten außerdem prompt mit Jaulen.:rolleyes: Er hat mir auf die Weise Pedalbedienung beigebracht, ein präzise arbeitendes Instrument ist ein hervorragender Lehrmeister.

An deiner Stelle würde ich mir das Pedal auch so einstellen lassen, dass es möglichst schon auf wenig Aktion reagiert. Sonst kann man meiner Meinung nach einfach kein Pedalgefühl entwickeln.

Oder wie sehen die anderen das?

Hallo Viola,

Mein "neuer" Flügel (Bj.1877..) hat auch ein sehr leichtgängiges (rechtes) Pedal, es reagiert noch deutlich flinker aufs "Gasgeben" als das alte Adams-Piano (von 1909). Eine Umgewöhnung, aber herrlich.

Demgegenüber ist das Unachorda-Pedal (das linke) sehr schwergängig und außerdem knarzig laut - das muss gemacht werden. (Zum Glück arbeite ich praktisch nie mit dem linken Pedal.)

Das mittlere Pedal (Sostenuto) ist neu für mich. Obschon mir die Technik klar ist, hapert es (auch da) noch an der Anwendung, ich bin einfach nur fasziniert, aber "mitten in der Musik" setze ich es noch überhaupt nicht ein.. Flügel-Anfänger, der ich bin..

Insofern (auch..) ist mir der Flügel eine feine Sache, "Gasgeben" (Dämpfung weg) ist super gleichmäßig und leicht eingestellt, derweilen die "problematischen" Pedale von mir momentan noch sanft ignoriert werden.. :D .. noch brauche ich sie nicht.. bzw. verstehe sie noch nicht einzusetzen.

Der Stutzflügel eines Bekannten muss richtig feste rechts "getreten" werden, damit seine Dämpfung aufgehoben ist - das macht (mir) schon Probleme..

NB Bei diesen starken Differenzen frage ich mich (Ingenieur), ob diese Pedalerie-Dinge nicht irgendwie halbwegs vorgegeben, genormt etc. seien, dass man die realiter so stark different erlebt..

Freundliche Grüße

Bernd B
 
wie soll ein mensch etwas neues erlernen wenn sich seine gehirnzellen nicht teilen?

Lieber xXpianOmanXx

Da Du hier ja teilweise einen "ziemlich wissenschaftlichen" Schreibstil benützt oder den entsprechenden Anschein erweckst, hier doch so richtig Bescheid zu wissen, würde ich Dir das Durchlesen deines früheren Biologiebuchs aus dem Schulunterricht empfehlen. Bereits dort steht, dass sich Nervenzellen und genauso Gehirnzellen nach der Geburt überhaupt nicht mehr teilen!!
Deshalb ist z.B. das Absterben von Zellen bei einem (jeden) Vollrausch unumkehrbar. Redundante Zellen können die Funktion zwar übernehmen, neue (Nerven-/Hirn-) Zellen entstehen jedoch nicht. Dass ist auch die Ursache, dass durchtrennte Nerven nicht mehr zusammenwachsen können.

Habe das in meinem alten Biobuch aus der 5. Klasse im Kapitel Menschenkunde und Gehirn gerade nochmal nachgeschaut. Im Internet hab ich mit Google das Gleiche gefunden. Ich scheine das Ganze vor 40 Jahren gelernt und mir gemerkt zu haben, ohne dass sich dabei irgendeine Hirnzelle "teilte".


nun zusätzlich "liebe anderen Mitleser und liebe Klimperline"

Auch ich "tu mich schwer", eingeübte Bewegungsabläufe umzulernen. Ob dass schwerer geht als vor 40 Jahren, kann ich nur subjektiv beantworten und würde sagen "ja". Ist mir letztendlich aber egal.

So long - viele Grüße von Hebi
 
off-topic - Flügel von 1877

Mein "neuer" Flügel (Bj.1877..) hat auch ein sehr leichtgängiges (rechtes) Pedal, es reagiert noch deutlich flinker aufs "Gasgeben" als das alte Adams-Piano (von 1909). Eine Umgewöhnung, aber herrlich.

Demgegenüber ist das Unachorda-Pedal (das linke) sehr schwergängig und außerdem knarzig laut - das muss gemacht werden. (Zum Glück arbeite ich praktisch nie mit dem linken Pedal.)

Das mittlere Pedal (Sostenuto) ist neu für mich. Obschon mir die Technik klar ist, hapert es (auch da) noch an der Anwendung, ich bin einfach nur fasziniert, aber "mitten in der Musik" setze ich es noch überhaupt nicht ein.. Flügel-Anfänger, der ich bin..

hallo,

nach meiner Kenntnis hatte sich Steinway New York 1875 das mittlere Pedal - sostenuto Pedal / sustain Pedal - patentieren lassen. Der Konzertflügel, den Steinway Richard Wagner zur Eröffnng der Bayreuther Festspiele und zur Uraufführung des komletten "Ring des Nibelungen" schenkte (1876) ist einer aus der ersten Baureihe - er steht übrigens im Wagner-Museum in Bayreuth.

Dein Flügel von 1877 ist ja ganz in der Nähe dieser "ersten Baureihe" - hast Du evtl. genauere Daten, also z.B. Flügel Nr. wieviel Deiner ist? Es müsste einer aus New York sein.

Das mittlere Pedal... oft funktioniert es auch bei fabrikneuen Instrumenten nicht richtig - ich verwende es nur sehr spärlich.

Gruß, Rolf
 
...
Auch ich "tu mich schwer", eingeübte Bewegungsabläufe umzulernen. Ob dass schwerer geht als vor 40 Jahren, kann ich nur subjektiv beantworten und würde sagen "ja". Ist mir letztendlich aber egal.

So long - viele Grüße von Hebi

Ja Hebi, so geht es mir wohl auch. Ich habe eingesehen, daß es mir nicht mehr gelingen wird. Mein KL ist vielleicht manchmal genervt, ich bin manchmal auch genervt, aber häufiger amüsiert darüber. Wenn ich in einem Takt vom KL auf eine alte immer wieder vorkommende falsche Bewegungsform hingewiesen werden, mache ich es dann dort vielleicht richtig...wenn ich daran denke...und im nächsten Takt beim ähnlichen Problem schon wieder falsch. Ein wenig ärgert es mich, ein wenig amüsiert es mich.
Aber wer den Willen und die fachkundige Kontrolle hat, dem ist mit Ausdauer und Konsequenz wohl möglich umzulernen.

Gruss
Manfred
 
Ich äußere mich mal zum eigentlichen Thema: Meiner Meinung nach gibt es keine falschen Spielweisen (jedenfalls nicht, solange man die Tasten mit den Fingern betätigt), sondern nur falsch angewendete Spielweisen (oder Techniken, oder wie auch immer man es nennen möchte). Obendrein gibt es unzureichend ausgebildete Fähigkeiten. Abhilfe schafft immer gezieltes Üben. Es gibt natürlich individuelle anatomische Grenzen, die sich nicht endlos verschieben lassen und möglicherweise spielt das Anfangsalter dabei auch eine Rolle. Diese Beschränkungen gehören aber zu den wenigen Dingen, die man nicht ändern kann und sind deswegen völlig nebensächlich für den Einzelnen. Für mich sind der Bewegungsapparat und die damit verbundenen Fähigkeiten wie ein Werkzeugkasten, den man sich mühevoll zusammen sammeln und dann auch lernen muß, damit umzugehen. Mir fallen viele Dinge ein, die man unzureichend lernen kann aber im Moment nicht ein einziges Beispiel für eine schlechte Angewohnheit, die man nicht zu dieser Kategorie zählen könnte. Der Ursprung liegt immer in mangelndem Wissen oder zuwenig Übung. Ob man z.B. Fingerstakkato oder Handgelenkstakkato spielt, ist im Prinzip egal, solange das Ergebnis wunschgemäß ausfällt. Früher oder später wird man aber erkennen, wann welche Variante praktischer ist. Und es gibt Stellen, wo nur eins von beiden überhaupt zum gewünschten Resultat führt.

Ein Beispiel für eine "schlechte Angewohnheit" meinerseits ist der Fingersatz 1-2-3-5 für fast alle Oktavakkorde. Dieser Fingersatz hat mich überhaupt nicht gestört, bis er in einigen Stücken nicht mehr ausreichte und ich gezwungenermaßen auch mal 1-2-4-5 spielen mußte. Aber von da aus war der Umkehrschluß leicht, ihn auch in "alten" Stücken zu benutzen. Diese Umstellung hat sich inzwischen mehr oder weniger verselbstständigt, aber ich habe auch Stellen entdeckt, wo der Akkord für sich genommen 1-2-4-5 gespielt werden müßte, aus dem Spielfluß heraus aber 1-2-3-5 tatsächlich besser ist. Natürlich stolpere ich gelegentlich bei solchen Stellen, denn selbst dann, wenn 1-2-4-5 eindeutig günstiger ist, fühlt es sich zunächst sonderbar an und das Gehirn meldet einen Fehler. Und leider ist es auch nicht immer damit getan, wenn ich erkenne, warum es sich "falsch" anfühlt obwohl ich es richtig spiele. Dann liegt das Problem aber eher vor der jeweiligen Stelle und dann heißt es tatsächlich "umlernen". Und mit Umlernen in diesem Sinne habe ich gelegentlich ernsthafte Frustmomente. Wenn es dafür Patentrezepte gibt, sofort raus damit! Aber Neurologie werde ich dafür nicht studieren ;)
 

Ich äußere mich mal zum eigentlichen Thema: Meiner Meinung nach gibt es keine falschen Spielweisen (jedenfalls nicht, solange man die Tasten mit den Fingern betätigt), sondern nur falsch angewendete Spielweisen (oder Techniken, oder wie auch immer man es nennen möchte).

hallo,

ich wollte, das wäre so! Um nur ein Beispiel zu nennen: bei Skalen oder Arpeggien, sowie es über den Daumen geht, den Arm stehen lassen, das Handgelenk nach innern drehen usw... Das ist eine solche, obenrein recht beliebte, falsche Spielweise (genauer gesagt: falsche Bewegungsweise).

Und wie das mit solchen ist: sie sind Legion (trotz Herrmann und seinen Cheruskern :))

Gruß, Rolf
 
bei Skalen oder Arpeggien, sowie es über den Daumen geht, den Arm stehen lassen, das Handgelenk nach innern drehen usw...

Für mich ist das ein Entwicklundsstadium auf dem Weg zur richtigen Technik. Kein notwendiges, aber ich kann mir vorstellen, daß viele Schüler eine Weile so spielen, bis sie lernen, den Arm gut nachzuführen. Aber andersherum wird ein Schuh daraus, wenn man nämlich lernt, den Arm am Daumen "einzurasten". Damit ist meine Behauptung teilweise widerlegt. Allerdings glaube ich trotzdem, daß eine bessere Technik die alte früher oder später ersetzt und ich stimme dir zu, daß man in diesem Fall die bessere Technik lieber an neuen Stücken lernen sollte, weil die noch nicht durch die alte vorbelastet sind.
 
Ich denke, es gibt viele Formen von Technik, viele funktionieren, andere nicht so gut.

Die Frage ist: wie weit kommt man mit einer Technik, die nicht effektiv ist, oder behindert, wenn es schwierig wird?

Irgendwann kommt ein Punkt, den man nicht überspringen kann, wenn die Technik nicht angepasst ist und zweckmäßig.

LG
violapiano
 
hallo,
bei Skalen oder Arpeggien, sowie es über den Daumen geht, den Arm stehen lassen, das Handgelenk nach innern drehen usw... Das ist eine solche, obenrein recht beliebte, falsche Spielweise (genauer gesagt: falsche Bewegungsweise).


Gruß, Rolf

Dass bei einem Arpeggio über mehrere Oktaven der Arm die Hand führt versteht sich schon. Aber was macht das Handgelenk? Dreht es sich während dieser Passage garnicht? Weder nach innen noch nach aussen?
 
Dass bei einem Arpeggio über mehrere Oktaven der Arm die Hand führt versteht sich schon. Aber was macht das Handgelenk? Dreht es sich während dieser Passage garnicht? Weder nach innen noch nach aussen?

hallo,

wenn der Arm tatsächlich führt, ist schon viel gewonnen!

Ich meinte die Unsitte, auf dem Daumen stehen zu bleiben (also der Arm stoppt seine Bewegung), und dann dem 3. oder 4. Finger durch aktives Handgelenkdrehen zu helfen, über den Daumen hinweg zu kommen - und das ist eine falsche und ungeschickte Bewegungsweise, denn sie führt in höherem Tempo zu holperiger Ungleichmäßigkeit. Überhaupt wird flüssiges Spielen in beweglicherem Tempo durch ungeschickte Bewegungen beeinträchtigt, sowohl klanglich (nutzlose Betonungen) als auch rhythmisch (die Gleichmäßigkeit leidet darunger)

Anders sieht es bei freiem Handgelenk aus:
man kann ja mit dem dritten Finger mal irgendeine Taste halten, aber den Arm dabei ruhig nach links und rechts bewegen - da wird das Handgelenk tatsächlich nach innen und außen "gedreht", aber das ist keine aktive Bewegung der Hand bzw. des Handgelenks. Und das ist ganz was anderes, als das oben beschrieben ungeschickte Stehen bleiben.

Ich vermute, dass Du eher letzteres gemeint hast. Um aber auf Deine Frage zu kommen: nein, das Handgelenk macht aktiv gar nichts bei sehr schnellen Skalen und Arpeggien. Locker und frei sollte das Handgelenk dabei sein.

Bei sehr schnellen Arpeggien (z.B. Mephistowalzer nach der Sprungsequenz in der r.H.) oder Skalen (Chopin op.53) ist die gleichmäßige Armführung entscheidend, die Hand/Finger passt sich dem locker an; sichtbar sind in diesen Tempi keine "Drehbewegungen" des Handgelenks, und wer absichtlich aktive solche (und die dauern zu lange!!) dort einbaut, wird stolpern.

Hat man sich, warum auch immer, so ein ungeschicktes Stehenbleiben des Arms beim Übersatz angewöhnt, hat man viel zu tun, um es wieder weg zu bekommen.

Gruß, Rolf
 
Sehr nützlicher Beitrag Rolf :)

Ich hab dazu ne Frage: du schreibst hier nur von Skalen und Arpeggien - sollte die von dir beschriebene Spielweise nicht standardmäßig verwendet werden, also immer?

Ganz gleich, ob man nun am Klavier oder sonst wo was umlernen will, ich denke die wichtigsten Punkte sind Achtsamkeit und Disziplin. Achtsamkeit, weil die alten Gewohnheiten vor allem am Anfang sich immer nach vorne drängen und man bei unachtsamer Spielweise gar nciht erst merkt, dass man ja schon wieder ins alte Muster gefallen ist. Disziplin braucht man natürlich in dem Punkt, dass man einfach nicht zu faul sein darf sich umzugewöhnen.
 
hallo,

Bei sehr schnellen Arpeggien (z.B. Mephistowalzer nach der Sprungsequenz in der r.H.) oder Skalen (Chopin op.53) ist die gleichmäßige Armführung entscheidend, die Hand/Finger passt sich dem locker an; sichtbar sind in diesen Tempi keine "Drehbewegungen" des Handgelenks, und wer absichtlich aktive solche (und die dauern zu lange!!) dort einbaut, wird stolpern.

Hat man sich, warum auch immer, so ein ungeschicktes Stehenbleiben des Arms beim Übersatz angewöhnt, hat man viel zu tun, um es wieder weg zu bekommen.

Gruß, Rolf

vielleicht ist das nur eine Sache des Blickwinkels und was das Stoppen der Armführung angeht sind wir uns sicher einig.

Ich habe extra nochmal mehrere Versionen von Op.10 Nr. 1 Chopin angesehen und da sind bei allen Interpreten "Drehbewegungen" zu sehen.

Und zwar führt der Unterarm die sogenannten Rollbewegungen aus- er schwingt immer leichts von linkls nach rechts usw. Allerdings sind dies Bewegungen minimal, weil es im Tempo nur so geht.
Der Eindruck beim Zusehen ist dann der einer Wellenbewegung. Und wenn sich der Unterarm hin- und herbewegt so macht das Handgelenk ja notwendigerweise diese Bewegung mit.

Wenn wir eine 5 Ton figur - 12345 - spielen macht unser Unterarm eine leichte Auswärtsdrehung und schliesst sich eine weitere 12345 figur an so muss ja diese Drehung wieder irgendwann zurückgeführt werden. Denn unser Unterarm hat ja kein Revolvergelenk, sondern nur ein Rollgelenk mit beschränktem Aktionsradius.

Das Geheimnis scheint nun darin zu liegen, zu welchem Zeitpunkt jeweils der Unterarm nach rechts oder nach links dreht. Denn dass er dreht kann man ja sehen- oder sehe ich das falsch?
 
vielleicht ist das nur eine Sache des Blickwinkels und was das Stoppen der Armführung angeht sind wir uns sicher einig.

hallo,

ich verstehe mittlerweile nicht mehr, worum es hier geht...

Ungeschickte Angewohnheiten sind lästig, wenn man von ihnen wegkommen will oder soll.

ein Exempel für so eine ungeschickte Angewohnheit hatte ich genannt, in der Hoffnung, an diesem Beispiel präzisieren zu können, dass und wie lästig dergleichen ist (die Folge der beschriebenen exemplarischen Angewohnheit ist unpräzises und ungleichmäßiges, stockendes Spiel)
_________________

---aber, ohne dass ich das nachvollziehen kann, sind wir hier bei Fragen angelangt, die sich mit Drehbewegungen des Unterarms befassen:
Drehbewegungen des Unterarms halte ich nur (in Maßen) locker schwingend bei Tremoli für nötig. Weder 1-2-3-4-5 oder 5-4-3-2-1 Folgen spiele ich mit Drehungen des Unterarms, denn ich weiß nicht, wozu das gut sein soll: angenommen, ich spiele zweimal hintereinander 1-2-3-4-5-1-2-3-4-5 (c-d-e-f-g-a-h-c-d-e) und bei beim ersten 12345 Abschnitt drehe ich meinen Unterarm nach rechts (wohlgemerkt drehen, nicht einfach seitwärts bewegen), dann fange ich die zweite 12345 Gruppe in einer ganz anderen Haltung als die erste an - - das leuchtet mir nicht ein. Auch in Chopins Etüde op.10 Nr. 1 verwende ich keine "Dreh"-Bewegung der Unterarmen. Bei mir macht der Unterarm da "Schleifen" (Schwünge), Handgelenk und Hand folgen diesen - sieht auch wie eine "Wellenbewegung" aus,weil es ein wenig auf und ab geht, aber wie gesagt verdehe ich da den Unterarm nicht.

Aber wenn ich das so mache, also ohne "Drehen des Unterarms", dann heisst das noch lange nicht, dass man das auch machen sollte. Rasante chromatische Tonleitern spiele ich über den 5. Finger (12345-12345 usw.), und das klappt bei mir ohne jede Drehung; nicht anders ist es bei normalen Skalen und Arpeggien. Bestimmt geht es auch ganz anders - und wie ich im Forum mal gelesen habe: "entscheidend ist, was hinten raus kommt" :)

Um nicht mißverstanden zu werden: ich verwende hier den Ausdruck "Drehbewegung des Unterarms" in folgendem Sinn: spreizt man die Hand und macht dann "Drehbewegungen des Unterarms", dann zeigt abwechselnd der Daumen nach unten und noch oben, umgekehrt der 5. Finger. Diese Bewegung (in mancher Fachliteratur als "Rollung des Unterarms" bezeichnet) nützt bei Tremoli und ähnlichem. Etwas anderes sind "Schleifen" und "Drehschwünge", mit denen der Weg des Handgelenks gesteuert vom Unterarm gemeint ist - und da dreht man den Unterarm eigentlich kaum bis gar nicht.

in der Hoffnung, mich einigermaßen präzise ausgedrückt zu haben,
Rolf
 

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