Entwicklung der Hammernuss - Fragen

Hypokras

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Ich frage mich bei den Klavierbauern, wann sie für welche Teile eine Bezugsquelle hatten, also quasi Grossist, der die Fachwelt belieferte. Damit müsste es wohl identische Hammernüsse bei verschiedenen Herstellern geben, evtl. regional: Mich würde interessieren, wann es einen ersten Lieferanten für Hammernüsse gab und wieviele Varianten davon bekannt sind .... etc. Wäre natürlich schön, wenn es darüber mal eine Arbeit gegeben hätte, wo man das nachlesen kann, aber ich vermute wohl eher nicht. Deshalb wage ich es jetzt einfach mal, hier das Thema in den Raum zu stellen, falls jemand eine Idee oder eine Info dazu hat.
 
Und die Blütezeit war ... 1880-1920? Oder eine grössere Zeitspanne? Einige werden sicher bekannt sein. Mich würde es interessieren, Informationen dazu zu sammeln. Wäre vielleicht ganz interessant, falls jemand ein Foto von einer Hammernuss hat, die nicht der heutigen entspricht, das Bild hier hochzuladen, idealerweise unter Angabe der Klaviermarke und Produktionsnummer respektive Jahrgang.
 
Ein erster Anhaltspunkt wäre ja Louis Renner, 1882. Der ist bekannt und wohl auch der einzige aus dieser Zeit, welcher überdauert hat. ... Wer waren seinerzeit seine Konkurrenten, bzw. welche Pianoteil-Lieferanten gab es vor ihm?
 
Nein - ich vermute auch, dass zumindest wenn es ins 19. Jhdt. zurück geht, da niemand mehr was auf Lager haben wird :)
Es geht mir um die Frage: Wie hat das damals funktioniert. Alle Teile des Pianos, selbst die Hammerköpfe, könnten vom Hersteller selbst produziert worden sein. Aber die Hammernuss ist doch sehr speziell (fällt mir auf, weil ich diverse Teile nachproduzieren muss, und da ist die Hammernuss eindeutig am aufwändigsten.) Deshalb ging ich gerade bei dieser davon aus, dass die nicht jeder Klavierbauer selbst produziert hat - wie es ja später praktisch bei allen Teilen war, dass man die alle bezogen hat. Für die ersten Pianinos, da hat es ja noch kaum einen Lieferanten gegeben, da mussten die Klavierbauer sicher selbst herstellen, aber ziemlich bald gab es dafür wohl einen Lieferanten - wir sprechen um die Zeit von ca. 1825 herum. Und da war meine Frage, wer wohl zu dieser Zeit Lieferant gewesen sein mag, und wie viele es gab, und wie die Abweichungen waren, also dass man anhand einer Hammernuss sagen könnte, woher sie kommt. - Also rein historisches Interesse, wobei durchaus interessant, wenn man historische Klaviere miteinander vergleichen will, nicht nur von der Mensur, sondern eben auch vom Material her.
 
Ich vermute, um 1825 hat jeder seine Mechanik komplett selber hergestellt. Später gab es dann viele Mechanikhersteller. Aber auch in der Zeit haben vermutlich viele Hersteller ihre eigene Mechanik gebaut.
 
Das wäre eben interessant zu wissen ... und ab wann es eben den ersten Anbieter gab. Ich habe eben zumindest von verschiedenen Instrumenten Hammerkapseln gesehen, welche identisch aussahen, aber die ist ja von der Form her einiges einfacher.
 
Ich hab jetzt die Firma Renner angeschrieben, ob Sie mir Informationen geben können über "Die Geschichte der Pianoteil-Hersteller im 19. Jhdt.
Werde mich melden, wenn ich Antwort erhalten habe.
 
Wer waren seinerzeit seine Konkurrenten, bzw. welche Pianoteil-Lieferanten gab es vor ihm?

Hier die Gründungsdaten der Hersteller von Hammerköpfen und Hammerkopfgarnierungen nach H. Henkel:
1845 Merkel, Wilhelm
1865 Kanhäuser, G. Und E.
1865 Wörner, G. F.
1871 Nespeda, Robert
1871 Reiser, J.
1872 Bösch, Franz
1874 Paul, Albert
1876 Glauert, Louis
1882 Driver & Töpfer
1882 Renner
1886 Hannemann Wwe
In der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ gibt es zahlreiche Beiträge zu Hammerköpfen.
Wäre natürlich schön, wenn es darüber mal eine Arbeit gegeben hätte, wo man das nachlesen kann“. - Das käme einer Doktorarbeit gleich.
 

In diesem Zusammenhang interessiert mich seit einiger Zeit, ob beibeim Hammerkopfaustausch bei einem Blüthner von 1913 (Patent Blüthner) der Hersteller und das Baujahr relevant sind.
Es gab nämlich irgendwann das Angebot einiger Klavierbauer, mit weniger teuren ( No name)-Hammerköpfen jedweden Flügel neu zu bestücken.
Was wäre zu berücksichtigen und warum?
 
Das, was heute die Szenerie der Reparaturteile für Automobile ist, Batterien, Scheinwerfer, Bremsbeläge, Auspufftöpfe, Internet, ebay..., das war "damals" nach ca. 1880 das Gebiet der Klavierteile-Lieferanten. Zum Höhepunkt im neuen Jahrhundert brauchtest du als Schreiner nur ein Gehäuse zimmern; sämtliche Innereien konnte man sich kataloggemäß hinzu kaufen. Gussplatten, Stimmstöcke, Wirbel, Mechaniken komplett oder in Einzelteilen, Pedalanlagen, alles. Das war die Zeit, in der in jeder Residenzstadt min. fünf Klaviermacher waren, und in Städten wie Hamburg, München, Berlin teils je 150 bis 200 Werkstätten für Klaviere bestanden, die nahezu alle auf dem Zukauf von standardisierten Teilen basierten und i.w. nur die Gehäuse selber fertigten und den Zusammenbau machten.

Ganz wesentlich getrieben war dieses Business durch die Entwicklung der "Stencil pianos", die in den USA verbunden war mit dem Namen J.P. Hale, wichtiger und böser Konkurrent alt eingesessener und etablierter Pianofirmen wie Mason & Hamlin, Chickering, Weber oder Steinway. Du konntest bei Hale Klaviere zu 50 oder 100 Stück erwerben und deinen eigenen Namen draufkleben. Hale war ein Kaufmann und unglaublich geizig, brutal geizig in seiner Sparsamkeit. Bei Hale gab es alles, vom Schrottpiano, das schon bei der Auslieferung auseinanderfiel, bis halbwegs ordentlich gebaute Sachen, allerdings dann mit höheren Preisen.

In der Folge der US-Stencils entwickelte sich in Frankreich, England und auch Deutschland eine sehr rege Klavierbau-Szene, die es letztlich jedem Schreinermeister verstattete, sich "seine" Klavier-Innereien aus Katalogteilen zsammenzustecken - dann ein Gehäuse drum, unn feddich.
 
Gott gibt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.
 

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