Jetzt mal im Ernst, und ohne dass du meinst, man macht dich runter:
1. Ein sehr altes Klavier ist ein sehr altes Klavier.
Auch Klaviere verlieren mit dem Alter an Wert. Je tiefer die Grund-Qualität, desto schneller. Je mehr Beschädigungen, desto eher.
2. Ein Klavier ist zum spielen da.
Ein sehr altes Klavier ist idR nichts mehr wert, da einfach das Material durchgespielt ist.
Und Elfenbeintasten erhöhen den Wert nicht. Allein von Elfenbeintasten spielt sich das Klavier auch nicht besser.
Ausnahmen: Es wäre vergoldet (müsste man mühsam extrahieren) oder du findest in einer Ritze irgendwo einen alten Autograph von Skrjabin oder so...
Es gibt sehr alte Klaviere (eher
flügel), da lohnt sich eine Restauration, weil das Instrument super aussieht, super klingt und ausser der normal abgenutzten Teile noch relativ intakt ist.
Dann bekommt man aber nichts dafür, sondern man steckt tausende von Euro rein, weil es eine riesen Arbeit ist und viel Material kostet.
Grosse Flügelrevisionen, die mehr als EUR 10000 kosten, sind nicht selten.
Zu Schätzungen von Klavierlehrern:
Ein Klavierlehrer hat in der Regel nicht eine wahnsinnig grosse Ahnung von Klavierbau (ich kenne Kollegen, die können dir nicht mal genau erklären, wie die Mechanik funktioniert). Das Klavier wird - anders als andere Instrumente - vom Spieler weder gestimmt, zusammengesetzt, geputzt, geflickt etc. Normalerweise hat der Klavierspieler einfach eine weniger tiefe Beziehung zum Instrument als Geiger oder Bläser! (es gibt wie immer Ausnahmen)
Ich habe in 2 Klavierunternehmen (1 Fabrik, 1 Klavierbauer/-stimmer) in den Ferien mehrere Wochen als Handlanger verbracht, um das Instrument besser zu verstehen, das ich spiele.
Ich vermute jetzt mal, dass deine Lehrerin keine grosse Ahnung hat (falls ich ihr damit zu nahe trete, entschuldigung!).
Denn wenn sie es hätte, hätte sie vielleicht das Klavier gedreht und mit einer Taschenlampe oder sonst gutem Licht den Resonanzboden genau abgesucht.
Und sie hätte (mangels erkennbarer Marke) das Klavier geöffnet und rein geschaut. Die Klaviermarke ist nämlich idR im Innern eines Klavier vermerkt (auf dem Rahmen oder dem Holz).
Dort steht auch garantiert eine Seriennummer, anhand der man bei den meisten Herstellern ganz genau erfahren kann, wann das Instrument gemacht wurde.
Ohnehin kann man kein Klavier schätzen, ohne es geöffnet zu haben.
WAS ist ein
steinway-Klavier wert, das 10 Jahre alt ist, super aussieht und wenn mans öffnet hat es Wasser-Risse, die Dämpfer und Hämmer sind von Motten angefressen und die Saiten haben Flugrost?
Da du aber die Marke offenbar nicht weisst, werdet ihr auch nicht reingeschaut haben.
Zum Thema Elfenbein:
Vieles wurde schon gesagt. Elfenbein neigt übrigens dazu, mit hohem Alter gelb oder gar bräunlich zu werden. Das tun Kunststofftasten idR nicht.
Die Maserung wurde ja schon erwähnt. Wenn man mit den Fingerspitzen drüber fährt, ist die Oberfläche nicht so glatt wie bei Kunststoff.
Zum Anstrich:
Vielleicht hast du ja schon andere Klaviere genauer angeschaut. Ein Klavier wird nicht gestrichen/angemalt, es wird entweder klarlackiert (man sieht das Holz mit seiner Maserung noch) oder es wird schwarz/weiss Lack poliert. Das sind viele Schichten eines hochwertigen Polyesterlacks.
Zum Teil gibt es noch Lackierungen (meist matt), das sieht man das Holz nicht mehr, aber man kann die Maserung noch spüren, wenn man drüber fährt.
Aber man streicht das Klavier nicht an wie eine Wand oder so.
Und schon gar nicht mehrmals. Ein Klavier wird normalerweise nie mehr behandelt (ausser Pflege), wenn es mal die Fabrik verlassen hat. Es sei denn, man müsse Schäden ausbessern oder es ist sonst etwas defekt.
Aber der Lack, die Politur wird nicht alle 10 Jahre neu gemacht wie bei Wänden oder so.
Also ist auch
Zitat: "da es sehr oft gestrichen worden ist" ein Indiz dafür, dass es leider nix mehr wert ist.
Solche Klaviere könnte ich im Jahr mindestens 5 gratis bekommen, wenn ich sie gratis abholen würde...
Da wir aber im Hause eine Ölheizung haben, bringt mir das nicht viel. :floet:
Zum Schluss, um böses Blut zu vermeiden:
DU hast ja nach Meinungen gefragt.
Da du offenbar darauf hoffst, dass du bis EUR 4000 bekommst (was ich für absolut unmöglich halte), hast du vielleicht erwartet, dass jetzt alle staunen, wenn hier jemand ein altes Klavier hat.
Und jetzt bist du enttäuscht, wenn Leute, die etwas davon verstehen, dir nicht das sagen, was du gern hören wolltest.
Kann ich sogar verstehen. Tut mir echt leid.
Solche sehr alten Klaviere (dann noch mehrmals lackiert!!!) stehen - wenn überhaupt - leider in jedem Kirchenjugendtreff und dienen dort als Zigarettenhalter, Bücherregal und Aggressions-abreagier-Gerät. ;)
Nimms mir nicht übel, aber wenn das Klavier so alt ist, keine erkennbare Marke hat und noch bemalt ist, dann kannst du froh sein wenn du es ohne was zu zahlen los wirst.
Was du machen kannst: Restauratoren fragen, ob sie vielleicht die Elfenbeinplättchen brauchen können, um evtl. mal bei einer Restauration ein Teilchen zu ersetzen (nicht Klaviere, sondern allgemein alten Kunstgegenstände). Das könnte ich mir vorstellen, dass da einer noch 50 Euro für zahlt.
Wenn du ganz sicher gehen willst: Frag lieber einen Klavierbauer/-stimmer. Aber möglichst keinen, der selber noch mit Klavieren handelt.
Oder stell mal 1-2 Bilder hier rein oder verlinke die Bilder. Würde gern ein Bild sehen vom Innern.