Einstellmöglichkeiten Flügel bei Kauf eines Gebrauchten

Also, seit Dienstag steht jetzt der Flügel bei mir, wie gesagt erstmal nur zum Testen. Ich habe jetzt die Rahmenbedingungen nochmal genauer geklärt und war da anfänglich sogar noch zu optimistisch. Der Raum hat 20,5qm und eine genau quadratische Grundfläche. Der CF6 wirkt schon rein optisch so subtil wie ein Porsche Cayenne im Wohnzimmer.

Witzigerweise war meine erste Reaktion aber „Wow, der ist zu leise“: Der Händler hat den Flügel schon mit Akustikschaumstoff zwischen den Rasten präpariert und der hat wirklich seine Aufgabe übererfüllt. Also habe ich erstmal ein wenig Zeit investiert zu experimentieren, welche Elemente ich genau rausnehmen möchte, ob ich lieber mehr Schaumstoff unten und dafür oben einen offenen Deckel haben will etc. Ich hab dann aber auch schnell gemerkt, dass Raummoden in so einem Raum zuschlagen und einzelne dröhnende Bereiche festgestellt und wenn man sich da einmal reingehört hat, wirken die wie ein Stich jedes Mal wenn man die betreffenden Töne anschlägt. Also habe ich viel mit der Raumanordnung probiert (Schränke umgestellt und jedes Mal den Flügel um 360° gedreht und alle paar Grad dabei mal angespielt). Tatsächlich habe ich jetzt eine Position gefunden, die halbwegs funktioniert: sowohl akustisch als auch von der Raumaufteilung her. Jetzt muss ich noch schauen, wieviel akustisches Fine Tuning bringt (Bücherregale und Teppiche platzieren, perspektisch vielleicht Akustikelemente). Am Ende bleibt das Gefühl, dass ich da ein überdimensioniertes Instrument habe, das ich nicht ausreizen kann (als würde man mit dem oben erwähnten Porsche Rennen im örtlichen Kreisverkehr fahren wollen). Aber wahrscheinlich hab ich ein Setting, das funktioniert, der Benefit gegenüber meinem alten Klavier überdeutlich wird und auf Grund der Angebotssituation wahrscheinlich auch ein „kleinerer“ Flügel nicht das bessere Preis-Klang-Verhältnis liefern würde. Ich hab in dem Prozess jedenfalls gelernt, dass Raumakustik für mich das wichtigere Thema gewesen wäre als Regulation/Intonation des Instruments selbst.

Ich hab mal hochprofessionell meine Handykamera bei ein paar Stücken mitlaufen lassen. Unter Bitte auf Rücksichtnahme darauf, dass ich zwar gerne ein Repertoire mit klangvollen Namen spiele, aber dann doch viele falsche Noten einbaue und dass die Videos einfach über das Handymikrofon aufgenommen wurden (was offenbar die Akustik auf ziemlich knallig geregelt bekommt) habe ich die ersten Testvideos auf Youtube hochgeladen:


Oder um ein ganz bestimmtes Stück zu promoten, das a) viel mehr Aufmerksamkeit verdient und b) eigentlich das perfekt ausreizt, was ich gerne als Dynamikspektrum möchte, ein besonders herausgehobenes Video:
 

Wie immer gibt es hier mal wieder 2 Fraktionen.

Die eine sagt: wenn das Instrument dich nicht berührt, dann lass es.

Ich habe auf der Heinfahrt geheult, nachdem ich "mein" Instrument probegespielt habe.
Hab' zwar noch einen Monat weitergesucht, bis ich eingesehen habe, daß ich den kaufe.
:017:

Zu der anderen Fraktion:

Es soll chinesiche Instrumente von solider Substanz geben, die billig sind, weil in der
Fabrik an der Intonationsarbeit gespart wird.
:008:
 
Es soll chinesiche Instrumente von solider Substanz geben, die billig sind, weil in der
Fabrik an der Intonationsarbeit gespart wird.
:008:

Das ist allemal besser als wenn ein deutscher Expertenintoneur zunächst Weichmacher in die Hämmer kippt, sie dann mit Lack wieder härter macht, um sie abschließend dann in die Form einer rohen Kartoffeln zu schleifen und zum wirklich krönenden Abschluß noch eine abgebrochene Intoniernadel in einem Hammer vergisst.
 

Du bist offensichtlich ein Meister im Ausmalen von Katastrophenszenarien!
:027: :027::027:

Nein, das war die präzise Beschreibung der Realität in einem konkreten Fall.

Und chinesische Instrumente mit Substanz, die nicht in der Fabrik intoniert wurden, geben einem guten Intoneur die Chance, etwas sehr schönes daraus zu machen:

 
Nein, das war die präzise Beschreibung der Realität in einem konkreten Fall.

Mach mich nicht fassungslos!
:-D

Und chinesische Instrumente mit Substanz, die nicht in der Fabrik intoniert wurden,
geben einem guten Intoneur die Chance, etwas sehr schönes daraus zu machen:

Oh ja, das ist sehr gelungen!
Gefällt mir ... :011:
(Von welchen "Gesamtwert" kann man bei dem
Instrument sprechen?)

PS
Hab gerade mal auf youtube ein wenig quer gehört.
Das ist wirklich faszinierend, was aus Deinem Hailun
rauskommt.
Das, was andere Klavierhändler präsentieren, haut
einem die Inlays aus den Zähnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mach mich nicht fassungslos!
:-D

Du meinst, ich fabuliere? Take this:

Unfall1-zoom.jpg

Unfall2-zoom.jpg

Nein, der schwarze Punkt ist kein Fliegenschiss.

Oh ja, das ist sehr gelungen!
Gefällt mir ... :011:
(Von welchen "Gesamtwert" kann man bei dem
Instrument sprechen?)

Schwierig zu sagen, weil Hailun in Deutschland keine Händler hat. Aber die Größenordnung kann man sich ungefähr hier ausrechnen:


PS
Hab gerade mal auf youtube ein wenig quer gehört.
Das ist wirklich faszinierend, was aus Deinem Hailun
rauskommt.
Das, was andere Klavierhändler präsentieren, haut
einem die Inlays aus den Zähnen.

Ich werde nicht müde, das Können meines Klaviertechnikers in den höchsten Tönen zu loben, den ich wirklich für einen außergewöhnlichen Klangmagier halte. Dahinter steckt halt auch viel Arbeit, vor allem die des Regulierens, die bei dem Hailun zwei Tage dauerte und den er zusammen mit seiner Frau vorbereitet hat.

Und heute ist der Flügel gottseidank in guten Händen:

 
und zum wirklich krönenden Abschluß noch eine abgebrochene Intoniernadel in einem Hammer vergisst.
Die hat wahrscheinlich niemand dort vergessen, sondern einfach nicht wieder heraus bekommen. Hab ich schon öfter gesehen. Ich wüsste nicht, wie man die heraus bekommen sollte. Da hilft vermutlich nur ein neuer Hammer. Den passend einzeln zu bekommen dürfte allerdings schwierig sein.
 

Eines meiner all-time-favourites von Prince, live von ihm performed Gänsehaut pur. Als reines Klavier-Solostück berührt es mich allerdings überhaupt nicht, auch wenn der Flügel natürlich wirklich toll klingt und Vkgoeswild toll spielt und so. Aber das ist natürlich - klar - reine Geschmackssache.
So, ich glaube ich hau mir jetzt mal "Piano and a microphone 1983" von Prince auf die Ohren, postum 2018 veröffentlicht. Knapp 35 min lange, in einem Stück aufgenommene Übungssession von Prince am Klavier. Einfach genial. (Sorry für OT!)
 
Die hat wahrscheinlich niemand dort vergessen, sondern einfach nicht wieder heraus bekommen. Hab ich schon öfter gesehen. Ich wüsste nicht, wie man die heraus bekommen sollte. Da hilft vermutlich nur ein neuer Hammer. Den passend einzeln zu bekommen dürfte allerdings schwierig sein.
Mit einer (sehr guten) Zange von oben auf den Filz rechts und links von der Nadel drücken und dann zupacken. Ging in diesem Fall.
 
Jetzt bin ich doch langsam etwas am Verzweifeln. Bei der letzten Nachricht meinte ich noch, es würde für mich funktionieren, am nächsten Tag fand ich den Flügel aber in der gleichen Position total wummernd (v.a. das kleine d und des, weniger ausgeprägt auch vielleicht plus/minus zwei Ganztöne drum herum). Letztlich bleibt das egal wie ich den Flügel stelle (ein Hoch auf Transportrollen…), Matratzen und Teppiche im Raum platziere etc. Meine Vermutung: Wahrscheinlich hängt das an vertikalen Moden. Der Raum ist 2,43cm hoch, meine Ohrhöhe ist in Spielposition ziemlich genau auf mittlerer Raumhöhe (vielleicht 1,22m) und die auffälligen Töne treffen ziemlich genau das, was mir ChatGPT als 1. Oberwelle in vertikaler Richtung ausspuckt (zusammen mit der Anmerkung, dass auf halber Raumhöhe ein entsprechendes Druckmaximum zu erwarten sei).

Wahrscheinlich kriegt man das Problem auch nicht einfach gelöst, da müssten schon unrealistisch dicke Deckenabsorber her. Und auch wenn ja die Grundidee war, dass ich den Flügel nicht unbedingt für diesen Raum kaufen würde, möchte ich andererseits auch nicht ein Setup, was nicht auch schon jetzt zumindest okay für mich funktioniert.
 
Im Raum ist Vinylboden, auf dem verschiedene Teppiche liegen, so dass ich etwa 80% des Bodens mit Teppich ausgelegt bekommen könnte. Außerdem sind ein geschlossener Schrank (altmodischer Kleiderschrank, zum Lager umfunktioniert) und eine ca. 1,55m breite Schrankwand mit geschlossenen und offenen Anteilen im Raum, und dann noch eine etwas kleinere Kommode, Sessel, Schreibtisch und Fernseher
 
Also gar nicht so leer ... Polstermöbel und schwere Vorhänge wären vielleicht nicht falsch.
 
Danke für den Tipp. Es ist aber tatsächlich nur ein sehr eng begrenzter Bereich der stört. Ich hab jetzt mal zwei Matratzen gestapelt unter den Flügel geschoben (die sind aber nicht neu in den Raum gekommen, sondern die hatte ich schon hier an Wände gelehnt zum Testen). Das hilft deutlich, was auch ganz gut zu meiner Annahme passt, dass vertikale Moden mein Thema sind. Vielleicht bastel ich mir auch etwas, was unter den Flügel passt, provisorisch vielleicht einfach mit Steinwolle gefüllte Umzugskartons, den Raum unter dem Flügel würde sonst eh nicht nutzen.
 
Vielleicht bastel ich mir auch etwas, was unter den Flügel passt, provisorisch vielleicht einfach mit Steinwolle gefüllte Umzugskartons, den Raum unter dem Flügel würde sonst eh nicht nutzen.

Da ist aber der Umzugskarton auch eher schon wieder ein schallreflektierendes Element. Bei uns hat ein Hochflorteppich, also mit wirklich langen Fransen (ca. 5cm), einen riesigen Unterschied gemacht. Als der Steinway noch auf dem blanken Parkett stand, war er einfach sehr laut. Der Teppich hat's wirklich gebracht.
 
Meine Vermutung: Wahrscheinlich hängt das an vertikalen Moden. Der Raum ist 2,43cm hoch, meine Ohrhöhe ist in Spielposition ziemlich genau auf mittlerer Raumhöhe (vielleicht 1,22m) und die auffälligen Töne treffen ziemlich genau das, was mir ChatGPT als 1. Oberwelle in vertikaler Richtung ausspuckt (zusammen mit der Anmerkung, dass auf halber Raumhöhe ein entsprechendes Druckmaximum zu erwarten sei).
Ist der Raum quaderförmig?
Dann kannst du dir hier
https://trikustik.at/raummoden-rechner/
die Raummoden berechnen und lokalisieren. Dann probiere einmal, genau dort, wo sie stark sind, Absorber (zB die Matratze) zu positionieren.
 

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