Einfache Bearbeitung Pathetique 2. Satz

Die Prioritäten in der Pubertät sind nunmal andere. Klar könnte ich es "richtig" machen. Die Konsequenz wäre dann dass er gar nicht mehr Klavier spielt und mit dem Unterricht (natürlich hat er einen Lehrer) aufhört. Aber was außer ein paar Euro mehr für mich würde das bringen? So macht es ihm Spaß und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass in ein paar Jahren auch die Freude am Üben einsetzt.
Und er hat auch schon Originale geübt. Das kleine G-dur Menuett hat ihm viel Freude gemacht. Daran hat er aber fast ein halbes Jahr gesessen, und sowas geht nicht ständig. Da kommt doch der Frust. Deshalb lieber etwas einfaches. Das Dilemma ist halt, dass er die ganzen tollen (zu schweren) Sachen immer hört....
 
Halbes Jahr G-Dur-Menuett?

Da ist sowieso schon was von vornherein völlig falsch gelaufen. So was geht gar nicht!

Wie ich geschrieben habe: Kein Üben, kein Unterricht. (Oder er muss Zeitungen austragen und sich den Unterricht selber finanzieren.)

Es gehört dazu, dass ein Mensch lernt, dass sein Verhalten Konsequenzen hat. Dies fehlt in heutiger Erziehung zu oft, mit den allerorten zu sehenden Folgen.
 
Nehme die Punkte auf mein Konto hab das ja quasi provoziert :angst:.


Bevor ich ihn das spielen lasse (ich bin ja gezwungen zuzuhören), verkaufe ich meinen Flügel!
Diese Aussage ehrt dich, aber das Ansinnen, den Brotkorb so tief zu hängen bei einer durchaus zumutbaren Aufgabe, finde ich ganz und gar falsch.
Das Stück ist natürlich schön und auch anspruchsvoll, aber wenn man es können möchte, dann original. Da ist auch der Klavierlehrer gefragt, der hier jede Vereinfachung ablehnen sollte.
 
Ein Thema, das zum Seufzen anregt. Ich sehe es so, wie manche andere, die hier gepostet haben.
Sich etwas erarbeiten bringt mehr Glücksgefühl als sich bedienen zu lassen.
Es kann für den faulen Schüler so motivierend sein, ein Werk, das ihm gefällt, in weiter Ferne zu wittern und zu wissen: Wenn ich viel übe, werde ich das Stück einmal spielen können.
Und dann gilt es, passende Stücke zu wählen, die ihm den Weg dahin ebnen.
Beispielsweise kleine Stückchen in As- Dur.
Kleine Stückchen, die unterschiedliche Dynamik in einer Hand üben.
Wichtig ist, daß diese Übungsstücke so einfach sind, daß man sie gut erreichen kann, dann spielt man sie oft und übt damit Hirn, Herz und Spielapparat.
Ein Meisterwerk wie den zweiten Satz der Pathetique zu vereinfachen gehört sich nicht.
Es kommt auch kein Fussballer in die Bundesliga, der zuhause Tischfussball gespielt hat.
Nebenbei: Wir sind eine Gesellschaft, in der Leistung fast so schlimm ist wie Masern.
Wir wundern uns, daß Psychologen permanent ausgebucht sind.
Etwas schaffen, verschafft Glück.
 
Mein Sohn hat sich in den 2. Satz der Pathetique verliebt. Bei seinem Fleiß wird er das Original vermutlich nie spielen können. Bei ihm steht ausschließlich Spaß am Klavierspielen im Vordergrund.

Bevor ich ihn das spielen lasse (ich bin ja gezwungen zuzuhören), verkaufe ich meinen Flügel!

Die Prioritäten in der Pubertät sind nunmal andere. Klar könnte ich es "richtig" machen. Die Konsequenz wäre dann dass er gar nicht mehr Klavier spielt und mit dem Unterricht (natürlich hat er einen Lehrer) aufhört. Aber was außer ein paar Euro mehr für mich würde das bringen? So macht es ihm Spaß und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass in ein paar Jahren auch die Freude am Üben einsetzt.
Und er hat auch schon Originale geübt. Das kleine G-dur Menuett hat ihm viel Freude gemacht. Daran hat er aber fast ein halbes Jahr gesessen, und sowas geht nicht ständig. Da kommt doch der Frust. Deshalb lieber etwas einfaches. Das Dilemma ist halt, dass er die ganzen tollen (zu schweren) Sachen immer hört....

Ganz ehrlich, diese ganze Diskussion ist für mich eine typisch deutsche -seeeehr prinzipiengeladen!

Der Sohn mag die Pathétique und hört auch sonst schwierige Sachen? Super, besser könnte es nicht laufen - offensichtlich hat er viel Sinn für Musik.

Und jetzt eine einfache Bearbeitung? Nun, ich mag die auch nicht! Aber ich würde ihm mehrere (!)suchen und zur Verfügung stellen Ja, ich würde selbst aktiv werden und ihn unterstützen! Dafür sind Eltern nämlich da.

Und wenn er dann die schreckliche einfache Bearbeitung übt, einfach einkaufen oder joggen gehen. :-)

Was würde herauskommen? Es gefällt ihm - es gefällt ihm nicht. Geschmack (literarischer, musikalischer, kulinarischer*, …) ist immer etwas, was sich Stück für Stück entwickelt. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, wo einer unserer Söhne (Instrumente: Cello und Posaune) feststellte, dass "Aus der Neuen Welt" mit einem kompletten Orchester doch anders klingt als nur mit Bläsern.

Vielleicht möchte er irgendwann auch mit Klavier aufhören und/oder ein anderes Instrument lernen und/oder eine Band gründen - auch gut.

Ich war so glücklich, mit 14 aus dem Klavierunterricht zu fliegen! Meine Mutter kaufte mir auf meinen Wunsch eine Gitarre - ich habe Begleitung gelernt, alleine. (Mache ich heute gar nicht mehr.) Ich wollte Gesangsunterricht und bekam ihn. Alles davon hat mir was gebracht.

Pubertät ist eine schwierige Zeit. Alle, die hier nicht aus vollem Hals "jaaa" schreien, haben ihre eigene Pubertät vergessen. Eltern sind dazu da, über die Klippen des Lebens hinwegzuhelfen - doofe, einfache Bearbeitungen von Klavierwerken gehören da zu den kleineren Herausforderungen.

Die größte Tugend für Eltern: Gelassenheit. (Ich rede jetzt nicht von wirklich dramatischen Situationen wie Drogenabhängigkeit u.Ä.)

(*Apropos Kulinarik: Wenn heute unsere Söhne Lachs-Spinat-Röllchen, Süßkartoffel-Auflauf und Gulasch vom Bio-Reh mit Spätzle kochen, denke ich belustigt an die McDonalds - Subway-Phase zurück …)
 
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Auch wenn ja alle Recht haben in diesem Faden: was sinnvoll ist oder nicht für den Sohn von Muck können wir nicht beurteilen aus der Ferne.

Es sagt sich immer alles so leicht, wenn man von außen drauf guckt. Ja, Fleiß und Disziplin und und ... und... . Ist alles richtig, aber ist offensichtlich nicht da beim Sohn von Muck. Und Muck möchte einfach, dass ihr pubertierender Sohn bei der Stange bleibt und nicht das Handtuch wirft. Er ist sehr motiviert vom 2. Satz der Pathetique. Sie möchte diese aufflammende Motivation, über die sie glücklich ist, unterstützen und erkundigt sich hier im Forum nach Vereinfachungen. Sie ist bereit, das zu tun, obwohl sich ihr wie uns allen bei solchen Bearbeitungen die Zehennägel aufrollen.

Es KANN sein, dass diese Vereinfachung hilft, ihren Sohn bei der Stange zu halten. Natürlich kann es auch sein, dass das kontraproduktiv ist. Ich finde den Versuch aber in Ordnung und bin sicher, dass Beethoven und diese wunderbare Melodie das aushalten. Es bringt nichts, von Disziplin, Fleiß und Ordnung zu reden, wenn es nicht da ist. Ihr redet ins Leere und an der Situation vorbei aus meiner Sicht. Disziplin etc. sind Sekundärtugenden, die die FOLGE einer Beschäftigung mit etwas sind, das einen wirklich interessiert! Sie entstehen automatisch bei intrinsischer hoher Motivation.

Muck spielt selbst sehr gut Klavier. Ein Grund für die generelle mangelnde Motivation KÖNNTE sein, dass die Mutter schon so viel kann, ihr scheinbar alles zufällt, während der Sohn sich abmüht und aus seiner Sicht vielleicht immer im Hintertreffen ist. Oft ist es dann besser, dass der Sohn ein anderes Instrument als die Mutter spielt. Aber jetzt ist es nun mal so und da verstehe ich den Wunsch von Muck, die kleine Flamme, die durch das Hören dieses Stücks geweckt wurde, nicht zum Erlöschen zu bringen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Mein Sohn hat sich in den 2. Satz der Pathetique verliebt. Bei seinem Fleiß wird er das Original vermutlich nie spielen können.
...soso...ein Bürschlein verliebt sich, aber das Fräulein Adagio cantabile reißt sich nicht sogleich glücksjauchzend die Kleider vom Leib... "wie erstaunlich" (Flaubert) - - strengdeutsche Psychologen mit Hornbrille werden das für eine positive, fürs Leben stählende Erfahrung halten. ;-) sintemalen der Volksmund (ungemein bewandert am Klavier) ja auch ohne Fleiß keinen Preis kennt. :-D:drink:...und die Mutti spielt obendrein fortgeschrittener als das Bürschlein... oh Weh, da schrillen die Alarmglocken sämtlicher Therapeuten :lol::lol:

Spaß beiseite:
soll der Bursche halt erstmal das Thema akkordisch probieren, dann die beiden einfachen drei- und vierstimmigen Themavarianten; danach bissel im moll-Abschnitt mit Hände überkreuzen (links kann Melodietöne übernehmen) rumsporteln, auch paar repetierte Doppelgriffe mal mit links übernehmen - - und wenn dann die Motivation weiter anhält (was die Psychos für unwahrscheinlich erachten) kann mehr gemacht werden (Triolen)

...entre nous: ich würde für links und rechts paar Backpfeifen nebst 3h Übearrest täglich nebst drakonischer Handy-Internet-Mofa-Reduzierung plädieren - bringt zwar nix, aber solche old school Methoden sorgen für Abwechslung im behüteten Heim :lol::lol::drink:
 

Wir sagen sowas nicht von außen, sondern von innen als jemand mit der Erfahrung sich selbst anzustrengen.

Wer etwas will muss etwas dafür tun.
Wer nichts dafür tun will hat auch das Ergebnis nicht verdient.

Ja, lieber Sven! :) Aber jeder hat Bereiche in seinem Leben, wo er sich sehr unterschiedlich anstrengt und auch bereit ist, die Folgen zu tragen. Der eine putzt nicht gern und ihm ist es egal, ob es in der Wohnung etwas staubig ist. Der andere joggt ganz gern, aber nur ein bisschen ohne größere Ambitionen und ist zufrieden über einen langsamen 5-km-Lauf. Der dritte hat viele Hobbies, die ihm alle wichtig sind und er nimmt in Kauf, in keinem wirklich gut zu sein, aber sehr vielfältige Dinge zu lernen. Der vierte ist beruflich sehr belastet und nutzt das Klavierspielen als Ausgleich, kann und will aber sich nicht auch da noch anstrengen.

Die Menschen sind unterschiedlich und als Lehrer/in hat man tagtäglich mit sehr verschiedenen Motivationen und Bedürfnissen zu tun. Ich persönlich mag das Wort anstrengend nicht. Das klingt so anstrengend! :004: Das Tun und alles Weitere ergibt sich doch wie gesagt aus der Motivation und entsprechenden Bedürfnissen heraus.

Es kann also sein, dass der Sohn von Muck das Klavierspielen nicht so wichtig findet und dort nicht bereit ist, sich sehr zu engagieren, dass er aber in anderen Bereichen seines Lebens sehr wohl engagiert ist. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
er nimmt in Kauf, in keinem wirklich gut zu sein, aber sehr vielfältige Dinge zu lernen

Gut zu sein ist die Folge des Lernens. Will man nicht gut sein, lässt man also gleich das ernsthafte Lernen.

Es kann also sein, dass der Sohn von Muck das Klavierspielen nicht so wichtig findet und dort nicht bereit ist, sich sehr zu engagieren, dass er aber in anderen Bereichen seines Lebens sehr wohl engagiert ist.

Ist ja schön und gut.

Wenn er aber ein bestimmtes Stück hören möchte, ohne es selbst spielen zu müssen, sollte er besser ins Konzert gehen oder sich eine CD kaufen.

Eigene Fähigkeiten einfach zu konsumieren, statt aktiv zu lernen, gibt es nocht nicht.
 
Wenn er aber ein bestimmtes Stück hören möchte, ohne es selbst spielen zu müssen, sollte er besser ins Konzert gehen oder sich eine CD kaufen.

Eigene Fähigkeiten einfach zu konsumieren, statt aktiv zu lernen, gibt es nocht nicht.

Das eine schließt das andere doch nicht aus. Ihm ist durchaus bewusst, dass er nicht das Original spielt und dass die Bearbeitung anders klingt. Aber wie @chiarina auch schon bemerkt hat, seine Prioritäten (Freunde, Computer, Mädchen...., und ich komm noch mit Schule) liegen halt woanders. Und wer von uns hat nicht schon mal sehnsuchtsvoll ein paar Töne aus op 106, den Diabelli Dingern (oder anderes) angespielt.... wohlweislich, dass das eigentlich anders klingen sollte :konfus::coolguy:
 
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Gut zu sein ist die Folge des Lernens. Will man nicht gut sein, lässt man also gleich das ernsthafte Lernen.

Lieber Sven,

ich verstehe dich sehr in deinem Bestreben, dass jemand Verantwortung übernimmt für das, was er tut! Ganz meine Meinung!

Aber es gibt sehr viele Wege nach Rom und manche wollen nicht nach Rom, sondern sind schon mit Mumpelshausen zufrieden. :)

"Gut" ist nämlich ein sehr dehnbarer Begriff, den viele Menschen sehr unterschiedlich auslegen und der daher für sehr verschiedene Inhalte stehen kann. Der eine findet es "gut", wenn er das Thema des 2. Satzes mit der rechten Hand spielen kann. Das konnte er vorher nicht, also findet er den "Erfolg" "gut".

Ein zweiter kann vielleicht den ganzen Satz spielen, aber sehr mechanisch und undifferenziert. Da er das aber nicht hört, findet er sein Spiel "gut" und ist motiviert, weiter zu arbeiten. Ein Klavierlehrer wiederum hat ganz andere Maßstäbe von gut und ein Musikhochschulprofessor noch andere.

Man kann natürlich die Qualität einer Interpretation sehr wohl beurteilen, also wie "gut" ein Stück gespielt wird. Du hast aber von "gut sein" aus der Perspektive des Spielenden gesprochen und das wird sehr unterschiedlich beantwortet werden. Dabei kommt es wahrscheinlich darauf an, was einem reicht. Das ist dann auch "gut" für denjenigen, auch wenn es aus fachlicher Sicht vielleicht nicht "gut" ist.

Wenn er aber ein bestimmtes Stück hören möchte, ohne es selbst spielen zu müssen, sollte er besser ins Konzert gehen oder sich eine CD kaufen.

Eigene Fähigkeiten einfach zu konsumieren, statt aktiv zu lernen, gibt es nocht nicht.

Wie ich Muck aber verstanden habe, will ihr Sohn das Stück ja SPIELEN und nicht nur hören. Da ist das aktive Lernen automatisch drin und das wird ihm bewusst sein. Fragt sich, in welchem Maße und wie weit die Liebe dann reicht. Ein Versuch ist es wert.

Liebe Grüße

chiarina
 
Mein Sohn hat sich in den 2. Satz der Pathetique verliebt. Bei seinem Fleiß wird er das Original vermutlich nie spielen können. Bei ihm steht ausschließlich Spaß am Klavierspielen im Vordergrund.

Ich bin mir sicher, schon irgendwo mal eine einfache Bearbeitung gesehen zu haben. Seit einigen Wochen schaue ich mir jetzt in den Läden Heumann und Co an, ohne jedoch fündig geworden zu sein. Kennt ihr eine Ausgabe mit brauchbarer Bearbeitung? Zur Not könnte ich auch selbst was schreiben, aber das kann er dann nicht lesen ....
Maria und Josef...

Bin ich von unangemessener Bösartigkeit wenn ich hier verlautbaren lasse, dass dieses Stück wahrscheinlich zu dem Schönsten gehört, das je an Klaviermusik geschrieben wurde, und dass es wohl ziemlich schwierig wäre, Noten darin herumzuschubsen oder zu streichen ohne dieses Kunstwerk zu zerstören?

Und ein Monopol, sich in etwas zu verlieben, hat niemand.

Will damit sagen, auch andere haben sich schon entsprechend verliebt.

Viele Grüße
3K
 
Maria und Josef...

Bin ich von unangemessener Bösartigkeit wenn ich hier verlautbaren lasse, dass dieses Stück wahrscheinlich zu dem Schönsten gehört, das je an Klaviermusik geschrieben wurde, und dass es wohl ziemlich schwierig wäre, Noten darin herumzuschubsen oder zu streichen ohne dieses Kunstwerk zu zerstören?

Und ein Monopol, sich in etwas zu verlieben, hat niemand.

Will damit sagen, auch andere haben sich schon entsprechend verliebt.

Viele Grüße
3K

...und ein paar Glockchen umgehängt...?

Edit: vergaß das ;-)
 
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Mein Sohn hat sich in den 2. Satz der Pathetique verliebt. Bei seinem Fleiß wird er das Original vermutlich nie spielen können. Bei ihm steht ausschließlich Spaß am Klavierspielen im Vordergrund.
und mit dem Unterricht (natürlich hat er einen Lehrer)
:denken:Da geht mir etwas nicht zusammen.
Der Lehrer lässt dein Kind ein zu schweres Stück üben?
Aber du suchst für ihn eine leichtere Version?
Unterrichtet nun der Lehrer oder du?
Du hast Angst wenn er mehr übt verliert er seine Lust am Klavierspielen?

Nur so ein paar Gedankengänge ....
 

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