Einer Späteinsteigerin das Klavierspielen beibringen

Du hast Deine Meinung zu Pädagogik und Pädagogen
So allgemein kann man das nicht sagen: es gibt -- wie ich schon sagte -- so'ne und solche. Aber der beste Satz meines genialen Lehrers ist übrigens: "ich sag nix Pädagogisches, das hab ich gar nicht studiert".

Und darüberhinaus bin ich tatsächlich der Meinung, daß die Verwissenschaftlichung der Pädagogik völlig am Kern vorbei geht, wie die weltweit belächelte Osterhasenpädagogik unserer Gymnasien ja zeigt. Sie hat in der "Wissenschaft" tatsächlich einen "seriösen" Namen, nämlich "fragend entwickelnder Unterricht" und ist erwiesenermaßen so ziemlich das Ranzigste wo gibt. Trotzdem holt sich da mind. jeder zweite Lehrer immer noch mächtig einen drauf runter.

Gute Pädagogik heißt gutes Vorbild, nicht daß der Lehrer bestimmt, was der Schüler zu wissen hat und was nicht.

auch so!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hmm, dann ist es also doch egal, ob der Klavierlehrer das Fach studiert hat oder ein "kleiner" Hobbypianist ist. Wozu schaffen wir das Klavierlehrerdiplom nicht gleich ab? :konfus:

Nichts für ungut, aber es gibt sicher schlechte Lehrer, so wie es schlechte Handwerker gibt.
Aber das Gros dürfte dem nicht unterliegen.
 
Auf Pädagogik bezogen hier mein Senf: das Studium ist nicht gedacht als Reservoir an Tipps bei der Erziehung, sondern der Stellung der Erziehung bei der Hinterfragung was ist der Mensch und ist somit eben keine Anleitung zum Lernen, sondern eine mehr philosophische Überlegung.

Eine ganz andere Sache ist die Didaktik! Die richtige Didaktik kann nur finden, wer einerseits firm auf dem zu unterrichtenden Gebiet ist, und andererseits ein Händchen dafür hat, den Lernenden einzuschätzen und die didaktische Aufarbeitung einer zu lernenden Sache darauf hin abstellt. Da gibt es Naturtalente, da können Denkanstöße von Didatik-Profis im Spezialgebiet helfen.

Aber ein richtig guter Anleiter (um mal den Begriff des Schullehrers, der eben neben der Didaktik auch noch den Heranwachsenden erziehen soll, zu vermeiden) ist nur der , der auch selbst Lehr/Lernstrategien zu einem Thema entwickeln kann. Diese einerseits intellektuell und andererseits fantasievoll zu erdenkende Vorgehensweise setzt auch Begabung dazu voraus. Sprich haufenweise Didaktikunterricht erzeugt trotzdem keinen guten Lehrer. Und umgekehrt, manch ein Schüler der seinem Mitschüler zur guten Note verhilft, ist mehr begabt als deren gemeinsamer Lehrer (natürlich mit Nachhilfe und nicht mit Abschreibenlassen.....)
 
Da habe ich wahrscheinlich einen minimalen Vorteil gegenüber jemandem, der von Anfang an Unterricht hatte und all das als selbstverständlich gelernt hat ohne darüber nachdenken zu müssen.

Das ist leider vollkommen unlogisch, und zeigt, dass Du nicht weißt, worauf es beim Unterrichten ankommt. Was verständlich ist, Du bist eben nur (und das "nur" ist genauso gemeint, nicht beleidigend) Hobbypianist.
Es ist Quatsch, dass man all das (was auch immer das sein soll) angeblich selbstverständlich lernt, ohne nachzudenken. Wer solcherart Unterricht bekommt, sollte schleunigst den Lehrer wechseln.
Und ich bezweifle, dass Du all das, worauf es ankommt, wirklich im Blick hast. Wenn jemand hobbymäßig von einem Hobbypianisten Unterricht bekommt, ist es zu 99% der Fall, dass irgendwann eine Fachkraft - KL - die Fehler des Hobby-Klavierlehrers, Haltung/Spiel/Technik/Bewegung/Pedaltechnik/Aufbau des Unterrichts/usw.usf.etc.pp. betreffend, ausbügeln muss.
Ich spreche aus leidvoller Erfahrung.
Antje


PS: Und was die Bemerkung zu schlechten Lehrern angeht: Ein schlechter Klavierlehrer kann im Großen und Ganzen nicht wesentlich schlechter sein als ein Hobbypianist, der einem Laien das Klavierspiel "beibringt".
 
Ach je, ich hatte als Kind einen furchtbaren studierten Klavierlehrer, der mir den Klavierunterricht zur Hölle gemacht hat.
Soll heißen, es gibt solche und solche. Aber deswegen als Hobbypianist "lehren" zu wollen, um von vornherein zu verhindern, dass die Schülerin (s. PianoAlf) vielleicht an einen schlechten Lehrer gerät, ist leichter Größenwahn.

Dann möchte ich bitte auch meine Blinddarm-OP selber ausführen. Es könnte sein, dass mein Arzt das net g'scheit macht...
:lol:
 
Ich glaube hier scheitert es wohl am öftesten: Die Langzeiterfahrung fehlt. Wie entwickeln sich Schüler, welche Stücke bauen aufeinander auf und fördern zielorientiertes Lernen?

Oder anders: Welche Stücke führen zum Ziel des Schülers. Vielleicht möchte die Schülern ja Jazz Lernen oder hauptsächlich Popsongs begleiten bzw. arrangieren oder gar Kammermusik spielen - da kommt auch noch eine theoretische Komponente hinzu, die man sich nicht über Nacht anlesen kann, geschweige denn unterrichten.

Ansonsten soll @PianoAlf es durchaus mal probieren -mehr als den Schüler zu einem "echten" Lehrer zu schicken wird hoffentlich nicht passieren.
 
(...)mehr als den Schüler zu einem "echten" Lehrer zu schicken wird hoffentlich nicht passieren.
@Ludwig, du machst mir Angst! Kannst du Gedanken lesen? Genau das habe ich vor zu tun!!! :-D
Na, na..., davon war m.W. nirgends die Rede.
Stimmt, @ThumbsUp. Vielleicht hatte ich mich unklar ausgedrückt, sodass es falsch verstanden wurde. Ich hatte nämlich einfach nur den Vergleich gesucht, und nicht einen Grund für mein Handeln. (Oh mann, das ist jetzt wieder sehr unverständlich von mir verfasst! ;-))
 
@PianoAlf
Erstmal noch herzlichen Glückwunsch - es ist eine Minute vor Mitternacht, ich bin noch nicht zu spät.

Im Grunde genommen geht es um eine ganz prinzipielle Frage:

Wie viel macht jemand "kaputt", der etwas "beruflich" erledigt, wofür er/sie keinen offiziellen Nachweis hat?

Würde ich selbst ein Flugzeug fliegen oder einen Blinddarm operieren? Wohl besser nicht:

Wem vertraue ich unser Klavier an? Jetzt wird es schon schwieriger: Da haben wir den gelernten Klavierstimmer/bauer gegen einen Informatiker eingetauscht. Und sind zufrieden.

Kann jemand, der seit wenigen Jahren ein Instrument erlernt, dieses einem anderen (gut) beibringen? Ich würde sagen, das ist - mit Einschränkungen - nicht ausgeschlossen. Darauf beruht übrigens das ganze System des Erlernens von Blasinstrumenten in den Vereinen! Ältere (die manchmal selbst Unterricht bei studierten Lehrkräften haben) bringen den Kleinen die Grundlagen bei.

Allerdings: Es gibt da Grenzen. Der Ansatz bei den Blasinstrumenten (siehe das Beispiel mit der Oboe) z.B. ist ein solcher. Wir haben bei unserem Kind auf Posaunenunterricht bei einer Lehrkraft bestanden, die an der Musikhochschule studiert hatte.

Ein Jahr "betreutes Musizieren" am Klavier, so wie es Pianoalf hier schildert, wird keine Pianistenkarriere verhindern. Vielleicht zeigt sich nach zwei Monaten, dass die Frau sich verschätzt hat und sich doch nicht richtig für's Klavierspielen interessiert.. Vielleicht zeigt sich, dass sie dringend einen ganz fundierten Unterricht will/braucht.

@ThumbsUP!
Wo um alles in der Welt lebst Du denn?
Fremdsprachenkenntnisse sind ein Knockout-Kriterium beim Bestehen des 1.Staatsexamens für Lehrer. Sprich: Wer sie nicht hat, kann noch so toll sein in der Theorie, er fällt halt durch. (Ausnahmen bestätigen die Regel.) 50 von 60 Minuten Prüfung müssen in der Fremdsprache abgehalten werden.

Und nein - Pädagogik ist kein Laberfach. Es hatte in den 70er Jahren den Ruf eines sehr ideologisch geprägten Faches: Da waren die, die glaubten, viele Fremdwörter seien gleichbedeutend mit intelligenten Aussagen. (Denen ging man am besten aus dem Weg.) Und dann gab's die, die alles marxistish-leninistisch-materialistisch und was weiß ich noch alles sahen. (Die Begegnung mit denen war auch nicht sehr erhebend.)
Seither gibt es enorme Fortschritte: Pädagogik, Psychologie, Medizin und Neurowissenschaften arbeiten zusammen und ihre Ergebnisse sind durchaus (zumindest teilweise) wissenswert.

Das heißt dann aber noch lange nicht, dass der gut unterrichten kann, der das alles theoretisch drauf hat. Ja, Vertrauen, Authentizität ... beispielsweise, das sind die Grundlagen.

Da kann dann jemand auch sagen: "Entschuldigung, Frau Soundso, ich glaube, es wäre Zeit für einen Lehrer, der mehr kann als ich." (Das hatten wir übrigens auch in einem anderen Faden.)

Nochmal @PianoAlf:
Bei meinem kurzen autodidaktischen Einstieg fand ich hilfreich eine Klavierschule von Uli Molsen ("Erleben - Verstehen - Lernen") und eine Klavierschule mit dem Titel "Tastsinn"von Eike Wernhard.
 

@PianoAlf
Erstmal noch herzlichen Glückwunsch - es ist eine Minute vor Mitternacht, ich bin noch nicht zu spät.
Vielen Dank, Klafina! :-D

Nochmal @PianoAlf:
Bei meinem kurzen autodidaktischen Einstieg fand ich hilfreich eine Klavierschule von Uli Molsen ("Erleben - Verstehen - Lernen") und eine Klavierschule mit dem Titel "Tastsinn"von Eike Wernhard.
Danke für den Hinweis auf diese Bücher; ich werde Sie mir mal genauer ansehen. :super:
 
@PianoAlf
Ein Jahr "betreutes Musizieren" am Klavier, so wie es Pianoalf hier schildert, wird keine Pianistenkarriere verhindern. Vielleicht zeigt sich nach zwei Monaten, dass die Frau sich verschätzt hat und sich doch nicht richtig für's Klavierspielen interessiert.. Vielleicht zeigt sich, dass sie dringend einen ganz fundierten Unterricht will/braucht.
Da kann dann jemand auch sagen: "Entschuldigung, Frau Soundso, ich glaube, es wäre Zeit für einen Lehrer, der mehr kann als ich." (Das hatten wir übrigens auch in einem anderen Faden.)
Du sprichst mir aus der Seele Klafina. Ein Jahr - wenn Sie überhaupt dabei bleibt! - wird Ihre "Schülerin" nicht sonderlich verderben. Ausserdem kann sie jederzeit selber entscheiden, ob und wie sie weitermachen möchte. Vielleicht sagt Sie nach ein paar Stunden "Ich kauf mir jetzt n Klavier und geh zur Musikschule!" Aber ich finds toll von Alfi, Ihr den Einstieg nahezubringen und Sie am Anfang zu begleiten.
Immer noch besser als Sie Ihrem Schicksal allein zu überlassen... denn dann kauft Sie sich n Keyboard und sucht sich YT-Tutorials ausm Internet und lernt dabei bestimmt nichts gescheites :schweigen::-D
 
Danke, @Steve, für die Ermutigung! :-)
 

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