Dynamikanweisungen in Impresiones intimas

M

math75

Dabei seit
8. Feb. 2015
Beiträge
18
Reaktionen
10
Hallo an alle,

in der letzten Zeit habe ich einigen Gefallen an den Stücken von Mompou gefunden und übe nebenher immer mal wieder ein Stück aus den Impresiones intimas. Was ich bisher noch nicht herausfinden konnte, ist die Bedeutung der ganzen kleinen Dynamikanweisungen, die Mompou in seinen früheren Werken notiert. Leider kann ich mir selbst von den Aufnahmen des Komponisten nicht so recht erschließen, was da gemeint sein soll.

Ich denke vor allem an Tenutostriche, die am Ende senkrecht durchgestrichen sind (Pedalwechsel? - wäre m.E. aber z.T. selbstverständlich und z.T. auch suboptimal), aber auch an eckige Klammern oberhalb der Notenzeile, teilweise mit einem "R" (rubato, ritenuto, ritardando?) versehen. Weiß jemand mehr über diese doch recht spezielle Symbolik?

Hier einige Beispiele aus "Cuna" (Takte 2,8,10,13,Ende) und "Gitano" (Takt17):
 

Anhänge

  • Cuna_002.jpg
    Cuna_002.jpg
    40,6 KB · Aufrufe: 38
  • Cuna_008.jpg
    Cuna_008.jpg
    56,4 KB · Aufrufe: 35
  • Cuna_010.jpg
    Cuna_010.jpg
    74 KB · Aufrufe: 33
  • Cuna_013.jpg
    Cuna_013.jpg
    51,9 KB · Aufrufe: 32
  • Cuna_Ende.jpg
    Cuna_Ende.jpg
    103,9 KB · Aufrufe: 33
  • Gitano_017.jpg
    Gitano_017.jpg
    43,7 KB · Aufrufe: 34
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

normalerweise müßten diese Symbole in einem gekauften Notenheft eingangs erklärt werden. Ich nehme an, Du hast die Noten aus dem Netz. Wenn man in die Noten dieses Heftes schaut (siehe den Link), erklären sich zumindest die Klammern, die wohl für ein Ritardando stehen.

Herzlichen Gruß
Nora

http://www.stretta-music.com/mompou-impresiones-intimas-nr-184126.html
 
Hallo Nora,

grundsätzlich hast Du da schon recht - ich habe deshalb auch darüber nachgedacht, mir das Heft einfach zu bestellen. Allerdings wird das das Problem nicht lösen: in der 1959er revidierten Ausgabe sind die fraglichen Anweisungen gar nicht mehr enthalten. Im Booklet zur CD mit den Originalaufnahmen Mompous steht dazu, er hätte später auf solche Angaben verzichtet, um den Interpreten nicht zu stark zu binden. Trotzdem interessiert mich seine originale Intuition, weil sich aus diesen Anweisungen ja evtl. etwas über die Erzeugung des speziellen Kolorits herauslesen lässt, welches diesen Stücken eigen ist. Deshalb meine Frage zu den Originalmarkierungen aus der Ausgabe von 1920, die man wahrscheinlich nur noch mit viel Aufwand antiquarisch bekommt.

Das von Dir bemerkte Rit. stand übrigens auch schon 1920 drin und wird dort neben den Klammern mit "R" und Klammern ohne Buchstabe verwendet (was nicht völlig ausschließt, dass es schlicht inkonsistent notiert wurde). Desweiteren sind in Stück 1 (Vorschau in Deinem Link), 2.Zeile, in der 1920er Ausgabe die letzten beiden Töne von oben geklammert. Es bleibt also für mich rätselhaft... ;-)

Liebe Grüße
Mario
 

Anhänge

  • Impresiones_1_2.jpg
    Impresiones_1_2.jpg
    42,9 KB · Aufrufe: 3
  • Impresiones_1_Ende.jpg
    Impresiones_1_Ende.jpg
    81,1 KB · Aufrufe: 3
Hallo Rolf,

an diese Möglichkeit habe ich tatsächlich überhaupt nicht gedacht. Ob die Querstriche wirklich von Hand gezeichnet sind - die lausige Qualität der Scans lässt da wohl keinen endgültigen Schluss zu. Leider konnte ich keine alternative Quelle finden. Jedenfalls sind auf S.17 meiner Quelle (IMSLP) handschriftliche Einträge zu finden, die aber wiederum nicht so säuberlich sind. Aber das gehört wohl eher in den Bereich der Forensik ;-). Ich werde mal versuchen, ein Original per Fernleihe zu bekommen - allerdings ist die erste Antwort des SLUB-Katalogs durchaus ernüchternd.

Die Klammern mit und ohne "R" zusätzlich zu denen mit "Rit." (bei letzteren ist die Funktion klar), die nur in der Erstausgabe vorhanden sind und auch im besagtem CD-Booklet erwähnt werden, bleiben aber definitiv im Rennen.

Liebe Grüße
Mario
 
Update: ich habe gerade einen Beitrag in einem englischsprachigen Forum gelesen, welcher sehr erhellend ist:

http://www.pianoworld.com/forum/ubbthreads.php/topics/2190634/Notation_in_Mompou's_Impresion.html

Insbesondere die Links sind sehr interessant. Dass Mompou die Tenutostriche selbst durchgestrichen und auch die Klammern gesetzt hat, wird dort mit folgendem Bild bewiesen (Schluss der zweiten Zeile):

http://imgur.com/QGRZWPG

Die Bedeutung der Zeichen wird in folgender Qualifikationsarbeit (in der leider viele Bilder fehlen) erklärt (S.35-44):

https://etd.ohiolink.edu/!etd.send_file?accession=ucin1243303271&disposition=inline

Die Klammern werden vom Autor als "points of emotion" in "phrases of purity" erklärt und die durchgestrichenen Tenutostriche als Markeirungen von "sensitive notes" innerhalb dieser "Points of emotion". Auf Seite 43 werden die "sensitive notes" mit dem Rubato bei Liszt verglichen. Die "R" sind tatsächlich ritardandi und verschiedene Ritardando-Markierungen werden in der fehlenden Fig.9 vermutlich in Beziehung gesetzt.

So viel zur Theorie. Ob ich von diesen Ideen etwas umsetzen kann und sich dadurch etwas verbessert, wird sich zeigen. Wenn jemand Tipps zur Umsetzung oder auch zum besseren Verständnis der Theorie hat: ich würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Mario
 
Respekt für Deine spannende Dedektivarbeit!

Da mir mein Klavierlehrer neulich ein kleines Stück von Mompou vorgeschlagen hat, habe ich ihn nach diesen speziellen Bezeichnungen gefragt. Aber er hatte auch keine Erklärung parat.
 

Zurück
Top Bottom