Durchgefallen (D-Prüfung)

Der vierstimmige Satz zu "Wir sagen euch an den lieben Advent" ist einer der einfachsten im Choralbuch - also auf ans Werk :-)
 
@Beate
Interessant, ich fand EG 330 früher immer schwerer als EG 171.

Vielleicht solltest du mal überlegen, warum genau du so lange zum Üben brauchst. Brauchst du wirklich soviel Zeit, um den Choral gut und fehlerfrei durchzubekommen oder brauchst du so lange, um dich dabei sicher zu fühlen? Wenn ersteres der Fall ist, solltest du dringend mal mit deiner Lehrerin reden, die dir noch andere Übetechniken zeigen kann. Wenn du aber eigentlich den Choral nach ( was weiß ich) 2 Wochen kannst und dich nur noch nicht sicher fühlst, führe dir mal vor Augen, dass man einen Choral nicht praktisch auswendig können muss, wenn man ihn vorspielt. Im Gegenteil, es ist sogar besser, wenn man sich nicht nur auf sein Fingergedächtnis verlässt, sondern bewusst auf die Noten achtet, die man spielt. Von daher ist die Konzentration bei neueren, unsichereren Chorälen oft sogar höher, als z.B. bei solchen, die man praktisch gar nicht übt, sondern einfach nur spielt. Danke *hust*:-D

Außerdem: Warum fängst du nicht schon viel früher an, Choräle für die kommende Jahreszeit zu üben? Klar, bei den Trinitatissonntagen ist das schwierig vorauszusehen, aber im Rest des KJ ist das ganz gut machbar. Ich habe am Anfang auch schon im Oktober angefangen, alle Weihnachtslieder wieder zu üben, damit ich die ab dem 1. Advent alle wieder konnte. Mit den Passions- und Osterliedern machst du das selbe. Und wenn du dann mal ein gewünschtes Lied nicht kannst, ist das meistens halb so wild, da es den Pastoren im Perinzip völlig egal ist, welche Advents- und Weihnachtslieder man jetzt an welchem Sonntag singt. Dann wird aus Tochter Zion eben kurzerhand Es kommt ein Schiff geladen, oder andersherum. :super:
 
Durchgefallen bin ich seinerzeit nicht, ich hab mich erst gar nicht zur Prüfung angemeldet, weil neben der Chorleiterei und dem Selber-Singen in zwei Chören das Üben auf der Strecke blieb und ich dann noch lästigerweise Abitur machen musste. Deswegen treibe ich heute 20 Jahre später mein Unwesen als „scheinloser“ Hilfsorganist...
Streng genommen bin ich auch "scheinlos", da ich zwar ein abgeschlossenes Musikstudium mit den entsprechenden Papieren vorweisen kann - aber mit den Studienschwerpunkten Komposition, Musiktheorie und Klavier. Auch zum Kapellmeisterabschluss kam ich nie, obwohl ich bereits in der Schulzeit vor Vokal- und Instrumentalensembles gestanden habe. Inzwischen sind Jahrzehnte ins Land gegangen und die Frage, ob ich auch treu und brav ein einschlägiges Studium absolviert habe, steht schon seit vielen Jahren nicht mehr im Raum. Sie wäre auch für die aktuelle Berufspraxis irrelevant: Vor dreißig Jahren ein Diplom erworben und sich dann heute noch als Weltmeister seines Faches vorkommen - das wäre doch einigermaßen lächerlich. Im vergangenen Jahr hat mich der auch kirchenmusikalisch engagierte Geschäftsführer eines von mir geleiteten Chores darauf angesprochen, ob nicht der vermutlich problemlose Erwerb des C-Scheines bei der Erlangung fester Engagements hilfreich sein könnte. Als ich mein Anliegen den im Ausbildungsbereich tätigen hauptamtlichen Kirchenmusikern im Freundeskreis vortrug, gaben diese mir zu verstehen, durch meine Ausbildung auf dem Niveau eines A-Kirchenmusikers qualifiziert zu sein - hätte ich Ambitionen in den hauptamtlichen Bereich, würde sich durch den Erwerb des C-Papiers nichts Entscheidendes ändern in Relation zu dem, was ich bereits heute tue. Erfahrungsgemäß lässt sich für leistungsfähige Seiteneinsteiger auch dann "was machen", wenn entsprechende Praxisnachweise ja vorliegen. Außerdem sind die Personalprobleme in der Kirchenmusik in den vergangenen Jahren nicht kleiner geworden.

Tipps zur besseren Vorbereitung können dir bestimmt Berufenere als ich in diesem Forum liefern (@Rheinkultur?)
Durch die obigen Ausführungen dürfte klar geworden sein, dass ich in prüfungsspezifischen Belangen nicht zu den "Berufenen" gehöre. Jemand wie @Axel ist dafür ein weitaus besserer Ansprechpartner - vielleicht liest er ja mit.

LG von Rheinkultur
 
Naja, ehrlich gesagt bin ich nicht traurig drum. Unendlich langweilige "Gottesdienste" mit ein paar verstreut sitzenden Omas, dazu unbeholfene, schief tönende Musik - so schafft sich die Kirche ganz in Ruhe selber ab [emoji1] [emoji1] [emoji1]
So sieht "Kirchenmusik" in der Praxis längst nicht überall aus. Mit einer solchen Aussage beleidigst Du nur viele professionell tätige Kollegen, die auch in der oft gering geschätzten "Provinz" einen sehr guten und engagierten Job machen.

Solche schäbigen Klischees sind ebenso wenig hilfreich wie beispielsweise Gehässigkeiten zu drittklassigen Jazzmusikern, die in irgendwelchen angeschmuddelten Provinzklitschen ("Clubszene" klingt als Bezeichnung natürlich besser) ihr schräges Zeug runterschrammeln, das außer einer Handvoll selbsterklärten "Insidern" keine Sau mehr hören will.

Persönlich bestimmten Musikrichtungen nichts abgewinnen können ist legitim - aber das an unpassender Stelle kommunizieren begeistert auch keinen so wirklich. Ja, es gibt sie durchaus, die Leute, die gerne im sakralen Umfeld so gut wie möglich musizieren wollen und für die die Verkündigung von Gottes Wort mit Unterstützung durch die Macht der Musik mehr als nur Hokuspokus oder Beschäftigungstherapie ist.

LG von Rheinkultur
 
Und vielleicht hast du ja die Möglichkeit, dir in deiner Heimatgemeinde nach Absprache mit dem/r Pfarrer/in bestimmte Choräle zu wünschen.
Vor allem sollte die Kommunikation zwischen Pfarrer und Organist stimmen. Den meisten Pfarrern ist die Personalproblematik in der Kirchenmusik sicherlich bewusst. Wenn die Gewinnung nebenamtlicher Kandidaten für den Orgeldienst so schwierig ist, sollte man interessierten Kräften auch die nötige Unterstützung zukommen lassen, indem man ihnen beispielsweise genügend Vorbereitungszeit lässt. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass jemand den Orgeldienst ablehnt mit der Begründung, sich unter diesen Bedingungen nicht angemessen vorbereiten zu können.

Wie soll ich die 4-stimmigen Sätze im Gottesdienst spielen, wenn ich 2 Monate brauche, um sie zu können? Selbst das Auffrischen von schon Gehabtem dauert bei mir ca. eine Woche. Und von den meisten Pfarrern erfahre ich die Lieder frühestens 3 Tage vor dem jeweiligen Gottesdienst.
Wenn Du eine so lange Vorlaufzeit benötigst, bleibt Dir nichts anderes übrig als mit den entsprechenden Gemeindeliedern und Chorälen entsprechend früh zu beginnen. Dann beschäftigt man sich mit den Sachen für die Adventszeit eben schon im September. Das tut der Kirchenchor ja auch mit der Literatur, die er später zur Aufführung bringen wird. Die Weihnachtsshows mit Silbereisen & Co. werden ebenfalls meist bereits im Spätsommer aufgezeichnet - da erklingt drinnen das Lied von der Weißen Weihnacht, wenn draußen das Thermometer noch dreißig Grad anzeigt. Und bei ALDI gibt es die Weihnachtseier demnächst das ganze Jahr im Angebot... .

Off-Topic, aber Realität: Inzwischen bringen viele Verlage leicht einzustudierende Sätze für Chöre auf den Markt, denen erst an Sankt Martin einfällt, dass sie noch Auftritte in der Adventszeit haben. Da besteht Handlungsbedarf, wenn man nicht wieder die gleichen Sachen wie seit vierzig Jahren singen will, mit denen man Chormitglieder und Zuhörer inzwischen nur noch anödet. Für nebenberufliche Organisten gibt es sicher ähnliche Sachen auf dem Markt.

LG von Rheinkultur
 
Vielleicht solltest du mal überlegen, warum genau du so lange zum Üben brauchst. Brauchst du wirklich soviel Zeit, um den Choral gut und fehlerfrei durchzubekommen oder brauchst du so lange, um dich dabei sicher zu fühlen? Wenn ersteres der Fall ist, solltest du dringend mal mit deiner Lehrerin reden, die dir noch andere Übetechniken zeigen kann. Wenn du aber eigentlich den Choral nach ( was weiß ich) 2 Wochen kannst und dich nur noch nicht sicher fühlst, führe dir mal vor Augen, dass man einen Choral nicht praktisch auswendig können muss, wenn man ihn vorspielt.
Sicherlich hängt diese tatsächlich überlange Vorbereitungszeit mit einer tiefsitzenden Angst vor dem Versagen zusammen. Vor dem inneren Auge des Organisten werden dann alle dem Spiel beiwohnenden Personen (Gottesdienstbesucher, Chormitglieder, Pfarrer...) zu übel gesonnenen Kritikern, die auf jeden noch so kleinen Patzer beim Spielen förmlich lauern. In einer Prüfungssituation wird diese Belastungsempfindung noch größer, sobald beispielsweise ein Prüfer schlecht gelaunt oder unsympathisch daherkommt. Dagegen hilft prinzipiell die Konzentration auf diejenigen Personen, die eine positive Ausstrahlung erkennen lassen, die einem offensichtlich wohlgesonnen sind, die es zu schätzen wissen, dass sich da jemand als Musiker aktiv in die Gestaltung eines Gottesdienstes einbringt. Sollen die Personen mit abweisendem und mürrischem Gesichtsausdruck erst mal selber auf der Orgelbank Platz nehmen - wer sagt denn, dass sie den Job besser hinbekommen?

In früheren Zeiten gab es noch die Spezies des "ewigen Studenten", der nicht unbedingt aus Faulheit und Disziplinlosigkeit, sondern aus panischer Angst vor dem Scheitern nicht den entscheidenden Schritt wagt, diesen Lebensabschnitt (nach dem dann Berufstätigkeit und Geldverdienen angesagt ist) endlich zum Abschluss zu bringen.

Abhilfe? Einen kürzeren Zeitraum definieren, in dem ein Vorhaben als praxistauglich abzuliefern ist! Zwei Monate soll eine solche Einstudierung dauern? Gegenfrage: In welcher Verfassung ist der Satz nach zwei Wochen? Gibt es dann mehr falsche als richtige Töne? Oder steht der Entwurf im wesentlichen und es sind nur einzelne Details noch kritikwürdig? Man vergesse nicht, dass man meist für die ersten 80% eines Projekts nur 20% der Zeit benötigt und das Feilen an den verbleibenden 20% dann leider 80% des Aufwands beansprucht. Es handelt sich zwar um den entscheidenden Schritt, um aus einer durchschnittlichen Leistung eine überdurchschnittliche zu machen. Aber erwartet irgendjemand von einem nebenberuflichen Musiker in Ausbildung dieselbe Spitzenleistung wie von einem Hauptberufler mit Konzertexamen? Man lerne sich mit allen Fehlern und Schwächen anzunehmen, wie man nun mal ist. Dann stellt sich schnell heraus, dass es nicht fünfhundert oder zweihundert Prozent sein müssen. Hundert Prozent genügen vollkommen.

In diesem Sinne frohes Schaffen!

LG von Rheinkultur
 
So sieht "Kirchenmusik" in der Praxis längst nicht überall aus. Mit einer solchen Aussage beleidigst Du nur viele professionell tätige Kollegen, die auch in der oft gering geschätzten "Provinz" einen sehr guten und engagierten Job machen.

LG von Rheinkultur

Das kann man gar nicht laut und deutlich genug sagen! Dem ist nichts hinzuzufügen!
 
ch brauche dafür nur die Sopranstimme und die Akkordsymbole. Das klappt immer supergut. Wenn ich Orgelhausaufgaben machen muss, also ein Lied nach Choralbuchsatz begleite, funktioniert das nicht so toll. Ich frage mich, ob es eine Sache der Begabung ist, wenn man so lange braucht, um Choralbuchsätze zu können.

Nein, das scheint mir hier eine Frage der Übung zu sein. Ich denke, Du solltest Deine Gottesdienstvorbereitungen eisern nach Choralbuch machen und auch das Pedal einsetzen. Dann wirst Du sehen, dass das Problem des Überblicks über die vier System sich bald von selbst regelt und auch die Pedalprobleme verschwinden. Wenn man zwei unterschiedliche Methoden für die Praxis und die Prüfung anwendet, sind Interferenzen unvermeidlich und es wird sich das "durchsetzen", was man üblicherweise tut. Aber was soll's, dann orgelst Du halt ohne Prüfung. Oder brauchst Du die paar Euro mehr? Dann mach es wie oben vorgeschlagen und tritt nochmal an. Der "unangenehme" KMD wird schon soviel Beißhemmung aufbringen, dass er nicht das zweite Mal das Fallbeil auslöst. Viel Glück!

PS. Wenn Du mit den Sätzen des derzeitigen ev. Choralbuchs nicht zurechtkommst, dann besorg Dir doch das aus der letzen Mode (60er Jahre), das in seinem Purismus an vielen Stellen wohl um einiges einfacher ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man zwei unterschiedliche Methoden für die Praxis und die Prüfung anwendet, sind Interferenzen unvermeidlich und es wird sich das "durchsetzen", was man üblicherweise tut.
Gerade wenn man mit Stress-Situationen nicht so gut zurechtkommt, sollte man zusätzliche Belastungen gering halten. Zwischen unterschiedlichen Konzepten hin und her zu wechseln gehört zweifellos dazu.

Aber was soll's, dann orgelst Du halt ohne Prüfung. Oder brauchst Du die paar Euro mehr?
Mancherorts ist sogar inzwischen die Unterscheidung weggefallen, wonach die Sätze für Dienstleister ohne Abschluss niedriger sind. Oder die Unterschiede sind so gering, dass man sich ernsthaft die Frage stellen muss, ob das die Zusatzbelastung rechtfertigt, die durch die Prüfungsteilnahme entsteht. Bei der Übernahme in feste Anstellungsverhältnisse kann die Sache anders aussehen, nicht aber bei einzelnen Vertretungseinsätzen. Würde man da allzu starr auf irgendwelchen Formalitäten insistieren, bliebe für den Orgeldienst irgendwann überhaupt kein geeigneter Kandidat mehr übrig.

LG von Rheinkultur
 
Hallo,
danke für Eure zahlreichen Beiträge und Tipps! Es sind so viele Fragen, dass ich jetzt gar nicht einzeln auf alle eingehen kann, aber ich versuche mal, wenigstens einige zu beantworten:
Nach 2 Wochen Übzeit ist bei mir ein Choral so, dass ich ihn richtig spielen kann, aber in Zeitlupentempo. Wenn ich auch nur annähernd so schnell spiele wie es erforderlich ist, dann funktioniert da gar nichts. Leider ist bei mir bisher der einzige Weg, die Bewegungsabläufe in Finger und Füße zu bekommen. Ich kann die vielen Noten einfach nicht überblicken; es ist mir zu undurchschaubar. Ich muss mich vor allem, wenn ich beginne, einen neuen Choral zu lernen, gaaaanz mühsam durchkämpfen. Vor allem, wenn die Altstimme mal mit der rechten, mal mit der linken Hand gespielt werden muss (was ja immer der Fall ist), ist es für mich total undurchschaubar. Bevor "Dorforganistin" mir den Tipp mit "Wir sagen euch an den lieben Advent" gegeben hat, habe ich schon mit "Gott ist gegenwärtig" angefangen, weil dieser Choral mir auch ziemlich einfach vorkommt. Ich habe die Fingersätze so geschrieben, dass möglichst wenig von der Altstimme mit der linken Hand gespielt werden muss. Ich bin jetzt innerhalb von 2 Tagen auch schon relativ weit gekommen (aber wirklich nur relativ!) Ich kann auch leider nicht mehrere Stunden pro Tag üben, weil ich 4 Kinder habe. In der Woche vor der Prüfung habe ich Kinder und Haushalt völlig vernachlässigt und dauernd geübt, was ja immerhin gebracht hat, dass ich die beiden Choräle (+1 Choralvorspiel + 1 Intonation) in 1 Woche hingekriegt habe, obwohl ich sonst 2 Monate brauche. Zum Sich-Setzen war die 1 Woche dann aber doch zu wenig, wie man an dem Prüfungsergebnis sieht.
Nebenbei zu den Orgelhausaufgaben und dem Üben für die Gottesdienste, schaffe ich es normalerweise zeitlich nicht, auch noch zusätzlich Choräle eigenmächtig einzuüben. Das geht jetzt gerade in dieser Woche mal, weil ich wegen der Prüfung jetzt erstmal noch keine Hausaufgaben aufhabe. Orgelunterricht ist diese Woche nicht.
Wie viele Übstunden braucht Ihr denn, um 1 Choral "aufführungsreif" zu können?
 
Nach 2 Wochen Übzeit ist bei mir ein Choral so, dass ich ihn richtig spielen kann, aber in Zeitlupentempo.
Eine Gemeinde, deren Gesang zu begleiten ist, singt leider nicht im Zeitlupentempo. Deshalb ist von vornherein eine Choralbearbeitung auf das Originaltempo auszurichten. Das bedeutet im Klartext, die der Choralmelodie unterlegten Stimmen und Akkorde so einfach wie nur irgend möglich zu setzen. Viele Gemeindelieder und Choräle kommen ja mit einer einzigen Harmonie für mindestens einen kompletten Takt oder länger aus. Wenn diese Satzdichte sicher beherrscht wird, kann man die Komplexität nach und nach steigern. Da ist natürlich die Lehrerin gefordert, diese Techniken umsetzbar zu vermitteln. Ich wage die Behauptung, dass dieser Lernprozess keine zwei Monate dauern muss - und habe den Verdacht, dass da bei dem Unterricht einiges ziemlich falsch läuft.

Ich kann auch leider nicht mehrere Stunden pro Tag üben, weil ich 4 Kinder habe. In der Woche vor der Prüfung habe ich Kinder und Haushalt völlig vernachlässigt und dauernd geübt, was ja immerhin gebracht hat, dass ich die beiden Choräle (+1 Choralvorspiel + 1 Intonation) in 1 Woche hingekriegt habe, obwohl ich sonst 2 Monate brauche.
Familie und Beruf mit der nebenberuflichen Musiziertätigkeit verbinden, das ist eigentlich der Regelfall. Hast Du die Möglichkeit einer zweiten Meinung - also eine Alternative zur derzeitigen Lehrerin?

Wie viele Übstunden braucht Ihr denn, um 1 Choral "aufführungsreif" zu können?
Exakt null. Oft erfahre ich erst ein paar Minuten vor dem Dienst, was vorgesehen ist. Allerdings sind die Priester hier von mir gewohnt, dass es ad hoc "laufen" muss. Das nötige Rüstzeug kann man sich aber aneignen und die dazugehörige Praxis sammeln.

LG von Rheinkultur
 

Hallo Rheinkultur,

den Choral so einfach wie möglich setzen, dass mache ich ja in der Praxis. Aber das reicht ja für eine Prüfung nicht; da muss ich natürlich streng nach Orgelchoralbuch spielen.
Meine Lehrerin ist supergut; eine bessere kann ich mir nicht vorstellen. An der kann es nicht liegen, wenn ich Probleme habe. Das ist alles meine Unfähigkeit. Ich bewundere es enorm, wie Du ohne zu üben Choralbuchsätze spielen kannst. Es ist für mich völlig unbegreiflich, wie man das hinkriegen kann. So weit würde ich auch gerne mal kommen, aber ob ich das mit meinem 47-jährigen Gehirn noch hinkriegen kann?

LG von Beate
 
Bevor "Dorforganistin" mir den Tipp mit "Wir sagen euch an den lieben Advent" gegeben hat, habe ich schon mit "Gott ist gegenwärtig" angefangen, weil dieser Choral mir auch ziemlich einfach vorkommt.

Hm, ich hatte ja gehofft, dass Deine Orgellehrerin Dir entsprechende Tipps gibt ;-)

Ähnlich leicht oder schwer ist "Ihr Kinderlein kommet" (Nr. 43), "Weißt du wie viel Sternlein stehen" (Nr. 511), "Das Feld ist weiß" (Nr. 513). Das sind zumindest ein paar, die mir ausm hohlen Bauch so einfallen. Wenn ich's nicht vergesse, gehe ich morgen mal durchs Choralbuch und such Dir noch ein paar raus. Auch wenn ich nicht Deine Lehrerin bin. :-D

Und natürlich kann Dein Hirn das lernen. Die Frage ist halt, wo es tatsächlich klemmt. Wenn Du sagst, dass Du durcheinander kommst, wie die einzelnen Stimmen geführt werden, kannst Du Dir ja mal eine Seite kopieren und jede Stimme farbig markieren und dann einzeln spielen und dann im Zusammenklang, und je öfter Du das machst, desto leichter wird es Dir irgendwann fallen.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem Choralspiel zu nähern, aber man muss es halt tun.

Thema Zusammenarbeit Pfarrer und Organist, wenn Du in der Lage bist, die Gemeinde im Tempo in Deinem eigenen Stil, so wie Du ihn beschrieben hast, zu begleiten, dann hat natürlich kein Pfarrer einen Grund, Dir die Lieder lange vorher zu geben, denn die wenigsten werden hören, dass Du keine Choralbuchsätze spielst. Wenn Du also die Unterstützung Deines Pfarrers diesbezüglich haben möchtest, wirst Du das Thema ansprechen müssen.
 
Dorforganistin, vielen Dank für die Tipps bezüglich der Lieder und des Farbig-Markierens! Das ist eine sehr gute Idee; das werde ich mal ausprobieren.
 
Solche schäbigen Klischees sind ebenso wenig hilfreich wie beispielsweise Gehässigkeiten zu drittklassigen Jazzmusikern, die in irgendwelchen angeschmuddelten Provinzklitschen ("Clubszene" klingt als Bezeichnung natürlich besser) ihr schräges Zeug runterschrammeln, das außer einer Handvoll selbsterklärten "Insidern" keine Sau mehr hören will.
"Hilfreich" ist das vielleicht nicht - aber es STIMMT doch!
Genau so was gibt es doch! Ich habe schon genug dieser drittklassigen Dudelfritzen getroffen, die sich dann darüber unterhalten, wie blöd doch heutzutage Veranstalter und Publikum seien...

Und genauso gibt es das Klischee von der verschnarchten Dorfkirche mit den paar Omas, in der jemand notdürftig die Orgel bedient, tatsächlich.

Ich wende mich doch überhaupt nicht gegen Kirchenmusiker, und es ist in der Tat wunderbar, wenn Leute etwas machen, vielleicht auch ehrenamtlich, an dem ihr Herz hängt. Alles prima.

Aber wenn jemand offensichtlich so wenig gerüstet ist für den Job, dass er jeden Choral aufwendig über Wochen üben muss und dann immer noch ängstlich ist, ob alles klappt (Choral! Nicht Bach-Präludium oder Fuge! Ein oller Gottesdienst-Choral!!), dann bin ich nicht der Meinung, dass das noch durch einen "Titel" wie "D-Prüfung" geadelt werden sollte. Dann soll die Kirche meinetwegen die weiße Fahne hissen und einfach sagen: OK, wir finden niemanden, also nehmen wir x-beliebige Amateurspieler, egal ob die was können oder eher nicht, Hauptsache es klingt in unseren Ohren nicht allzu falsch.
 
Hasenbein, jeden Choral aufwändig üben muss ich nicht für den Gottesdienst, sondern das gilt für die Orgelchoralbuchsätze. Ängstlich ob alles klappt, bin ich auch nicht. In dem Dorf, wo ich wohne, sind wir 4 Kirchenmusikerinnen. Eine davon spielt nur Klavier, die andere spielt Orgel, ohne je Unterricht gehabt zu haben, eine weitere hat die C-Prüfung, spielt aber so entsetzlich langsam, dass jeder es schrecklich findet, wenn sie dran ist, weil das Singen dann überhaupt keinen Spaß macht Außerdem kriegt sie moderne Lieder wie z.B. Laudato si überhaupt nicht hin. Und sie hat ca. 6 verschiedene langweilige Vor- und Nachspiele im Repertoire; was also keine Abwechslung ergibt. Ich bin diejenige, die gefragt wird, wenn es darum geht, Taufen, Trauungen, Konfirmationen etc zu begleiten. Die Pfarrer aus den anderen Gemeinden unseres Kirchenkreises würden mich sicherlich auch nicht nach Gottesdienstbegleitungen fragen, wenn sie nicht mit mir zufrieden wären. Es ist hier in unserer Gegend nicht so, dass es keine Alternativen gibt. Dass Gottesdienste unbegleitet bleiben, kommt kaum vor, weil es doch so einige Organisten gibt, die man nach Vertretungsdiensten fragen kann. Ich spiele schöne Vor- und Nachspiele und begleite den Gesang so, dass man gut mitsingen kann und es ist auch rhythmisch richtig. .
 
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Wie viele Übstunden braucht Ihr denn, um 1 Choral "aufführungsreif" zu können?

Meistens bekomme ich die Lieder am Donnerstag, selten auch mal am Mittwoch. Da sind dann natürlich bekannte und unbekannte bei. Solches Zeug wie "Danke" usw. was man eh praktisch auswendig kann, weil es häufiger gespielt wird, wird gar nicht geübt, höchstens einmal am Sonntag vor dem Gd in der Kirche durchgespielt, wenn da noch Zeit ist. Der Rest wird ab Donnerstag (oder halt Mittwoch) jeden Tag (oder jeden zweiten, wenns zu bekannt ist:-D) 1-2 mal durchgespielt, je nachdem wie sicher ich mir halt dabei bin. Man merkt ja beim ersten Durchspielen neuer Choräle auch sehr schnell, ob man den so vom Blatt spielen kann oder, ob man ihn ein paar Mal üben muss. :-)
 
Hab ich ein Glück, dass ich solche "Gassenhauer" wie die Nr. 334 maximal einmal im Jahr spielen muss. :heilig::party:

Die Lieder bekomme ich manchmal mittwochs, manchmal donnerstags, und manchmal auch erst am Sonntagmorgen. Das ist bei uns aber die Ausnahme. Intensiv "üben" muss ich die Sätze aus dem Choralbuch eigentlich nicht, aber als ich angefangen habe, habe ich die drei Tage Vorbereitungszeit schon genutzt.
 
Ich habe schon genug dieser drittklassigen Dudelfritzen getroffen, die sich dann darüber unterhalten, wie blöd doch heutzutage Veranstalter und Publikum seien...
In diesem Falle besteht der letzte Rest an Selbstbewusstsein in der Ansicht, dass die anderen noch blöder und unfähiger sind als man selbst. Im Zweifelsfall sind sowieso immer nur die anderen an allem schuld. Das ändert freilich nichts an der Tatsache, dass miese Typen miese Musik machen.

Und genauso gibt es das Klischee von der verschnarchten Dorfkirche mit den paar Omas, in der jemand notdürftig die Orgel bedient, tatsächlich.
Richtig. Aber es ist sinnvoller, sich an den Vorbildern zu orientieren, die gute Musik lebendig machen können, als sich damit aufzuhalten, dass das an so vielen Orten offensichtlich nicht funktioniert: Inkompetente Animierfritzen vor Leuten, denen sowieso egal ist, was man ihnen vorsetzt - das gibt es natürlich. Aber ich persönlich finde es interessanter, jene Situationen ins Blickfeld zu nehmen, in denen gute Ergebnisse gelingen.

Aber wenn jemand offensichtlich so wenig gerüstet ist für den Job, dass er jeden Choral aufwendig über Wochen üben muss und dann immer noch ängstlich ist, ob alles klappt (Choral! Nicht Bach-Präludium oder Fuge! Ein oller Gottesdienst-Choral!!), dann bin ich nicht der Meinung, dass das noch durch einen "Titel" wie "D-Prüfung" geadelt werden sollte.
Das sind zwei unabhängig voneinander zu betrachtende Dinge. Im erstgenannten Falle teile ich die Ansicht, dass sich das nach heilloser Überforderung anhört: Im Regelfall sollte ein Spieler bereits beim allerersten Vom-Blatt-Spiel das Satzbild überblicken können und nicht angestrengt Note für Note im Zeitlupentempo herunter buchstabieren. Dafür gäbe es nur zwei Erklärungen: Entweder absolute Unmusikalität oder eine katastrophal unzweckmäßige Einstudierungsweise des Spielers. Erstere lässt sich nicht ändern, letztere schon. Dazu müsste man erfahren, wie der Unterricht der Fragestellerin bislang abgelaufen ist: Welche Literatur, welche Lehrwerke und Schulen wurden bislang mit welchem Erfolg bearbeitet? Im letztgenannten Falle soll im Rahmen einer Prüfung mit einem bestimmten Abschluss ja nicht Unvermögen, sondern einschlägige Fachkompetenz dokumentiert werden. Ziel ist es ja, sich mit dem Erwerb entsprechender Abschlüsse für auf Dauer angelegte Engagements zu empfehlen. Das gelingt mit einem Papier in der Tasche und den entsprechenden Leistungen leichter, als wenn man überhaupt nichts Schriftliches vorweisen kann. Allerdings ist klar, dass man mit Zeugnissen allein keine Karriere macht.

Dann soll die Kirche meinetwegen die weiße Fahne hissen und einfach sagen: OK, wir finden niemanden, also nehmen wir x-beliebige Amateurspieler, egal ob die was können oder eher nicht, Hauptsache es klingt in unseren Ohren nicht allzu falsch.
Das passiert in der Praxis ja auch. Bevor man überhaupt niemanden mehr an die Orgel setzen kann, nimmt man lieber einen Hobbymusikanten, der mit einfachen Mitteln etwas halbwegs Erträgliches zustande bringt. So mancher spätere Berufsmusiker hat irgendwann auch mal ganz klein angefangen.

Meine Lehrerin ist supergut; eine bessere kann ich mir nicht vorstellen. An der kann es nicht liegen, wenn ich Probleme habe. Das ist alles meine Unfähigkeit.
Grundsätzlich begrüße ich es, wenn man der Kompetenz seines Lehrmeisters vertraut. Viel häufiger wird die Verantwortung für das eigene Scheitern überall gesucht, nur nicht bei sich selbst. Trotzdem habe ich weiterhin die begründete Vermutung, dass die Diskrepanz zwischen Anspruch und Ergebnis mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht allein auf der eigenen "Unfähigkeit" beruhen wird. Begründet deshalb, weil vollständig unmusikalische und talentlose Versager nicht jahrelang einen passablen Job auf der Orgelbank abliefern und bei der Vorlage von Noten plötzlich völlig ausflippen können.

LG von Rheinkultur
 
Rheinkultur, ich flippe bei der Vorlage von Noten nicht aus. Wenn es ums Klavierspiel geht, kann ich sogar einigermaßen gut vom Blatt spielen. Das Problem ist das Pedalspiel und dass Sopran und Alt nicht komplett mit der rechten Hand gespielt werden, sondern die Altstimme auch manchmal mit links. Ich würde vielleicht besser klarkommen, wenn solch ein Satz einfach nur anders notiert wäre und auch die Pedalstimme extra steht, wie es in Vorspielstücken meistens der Fall ist.
 

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