Durchgefallen (D-Prüfung)

Liebe Dorforganistin,

das finde ich ja total nett von Dir, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, mir leichte Choräle aufzulisten. Vielen tausend Dank dafür! Ich habe mir heute trotz der hohen Kosten beide Orgelchoralbücher bestellt, um sie immer zu Hause zu haben und um auch Fingersätze reinschreiben zu können.

Liebe Grüße von
Beate
 
Das zeugt auf jeden Fall schonmal von gutem Willen:-D. Macht aber auch definitiv Sinn, die Dinger zu Hause zu haben.Bezüglich der Fingersätze kann ich mich dem bereits Gesagten nur anschließen. Schreib auf keinen Fall neben jede Note einen Fingersatz, das macht das Satzbild unnötig unübersichtlich. Fingersätze schreibt man nur dahin, wo man sie unbedingt braucht, sonst lässt man sie weg.
Mich würde auch mal interessieren, was deine Lehrerin dazu sagt. Habt ihr euch darüber schonmal unterhalten?

Du könntest vielleicht nur mal so als Test versuchen, ein Lied zu lernen, ohne einen einzigen Fingersatz daneben zu schreiben. Das hat 2 Vorteile: 1. Übersichtlichkeit, wie bereits erwähnt und 2. nimmst du dadurch, dass du keine Fingersätze hast, an die du glaubst, dich unter jeden Umständen halten zu müssen (denn das Gefühlt hat man meist) automatisch den Fingersatz, der am besten passt. Dazu kommt noch, dass man beim Fingersätze schreiben, gar nicht immer den besten und praktikabelsten hinschreibt, weil der erst mit der Übung ersichtlich wird. Natürlich ist gerade bei den ersten paar mal Durchspielen nicht immer der selbe, aber genau das ist der Sinn dahinter. Irgendwann hat sich dann der (hoffentlich) beste Fingersatz eingebürgert.
Würde mich interessieren, ob du einen Choral so schneller lernst.

Und du solltest auf jeden Fall schnellstens damit aufhören, jede Note binden zu wollen. Dann braucht die Alt-Stimme nicht ständig hin und her welchseln und du hast Zeit, dich auf andere Sachen zu konzentrieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Lanka Divore, vielen Dank für Deine guten Tipps! Ich habe es schon gestern mal ohne Fingersätze probiert und das klappt wesentlich besser. Erstens bleibt man dann nicht völlig hängen, wenn man mal einen Finger falsch setzt und zweitens nehme ich dadurch die Noten viel mehr wahr. Ansonsten achte ich nämlich viiiiiiiel mehr auf die Zahlen als auf die Noten. Ich werde nächste Woche mal mit meiner Orgellehrerin darüber reden.
 
Wahnsinn! Das funktioniert ja um Längen besser, wenn kein Fingersatz dasteht!!! Ich glaube, ich brauche diese Flexibilität, die ich dann habe. Es ist so schön, wenn man nicht mehr hängenbleibt, nur weil man mal irgendwo den 3. statt dem 2. Finger gesetzt hat. Jetzt habe ich auch keine Angst mehr vor dem Übergang von Intonation zu Choralbeginn, denn, wenn ich auf die Noten achte, schaffe ich den Sprung bequem. Sonst habe ich viel mehr auf die Zahlen als auf die Noten geguckt ( ist mir jetzt erst bewusst geworden) und da fand ich es immer schwierig, bei Übergängen die richtigen Finger zu setzen.
Ist das schön (eine richtige Befreiung), ohne Fingersätze zu spielen !!! *freu*. Aber die Fußsätze für's Pedal brauche ich (noch).
Vielen Dank Euch allen!
 
@Peter Ja genauso. Es gibt ein Zeichen für Ferse, eins für Spitze (Ballen) und je nachdem ob über der Zeile oder unter der Zeile ist es links oder rechts.

@Beate ich versteh nur ehrlich deine Lehrerin nicht. Schon beim ersten Blick auf die Noten hätte sie doch sehen müssen, dass du so kaum noch Noten erkennen kannst. Und das eigentliche Ziel beim Choralspiel ist doch, ein Notenblatt zu nehmen und los gehts. Das geht doch gar nicht, wenn man da so viel hereinschreibt? Mein Lehrer hat von Anfang an gesagt: nur das Nötigste einschreiben, alles andere muss flexibel ablaufen. Fußsätze gibt es mal an ganz kritischen Abläufen, Fingersätze eher gaaaanz selten mal, wenn das wirklich eine Schlüsselstelle ist.

Wie gesagt, eher mal die Harmonie drüber geschrieben an kritischen Stellen, da weiß man dann schon, wie die Hände liegen müssen.
 
Wie macht Ihr das bei Vorspielstücken mit den Fingersätzen? Bei den 8 kleinen Prälludien und Fugen sind die ja schon reingedruckt.
 
Wie es @Axel mal so schön sagte:
zu 1. Jeder Fuß kann jeden Ton spielen, keine Regelung.

(Was man in den Tiefen des Forums so alles finden kann...
https://www.clavio.de/threads/pedaltechnik.7915/ )

Aufgeschrieben wird es so, wie @Orgeltante schrieb.

Und ich bin immer noch der Meinung, dass man auf dieses "alle Stimmen müssen immer und stets legato spielen" verzichten sollten, wenn es den Spielfluss in dieser Weise hemmt. Man zeige mir die Gemeinde, in der die Leute hinterher kommen und sagen, hey, Organistin, in der zweiten Strophe von X oder Y hast du aber die Mittelstimmen nicht gebunden.
 
Wie macht Ihr das bei Vorspielstücken mit den Fingersätzen? Bei den 8 kleinen Prälludien und Fugen sind die ja schon reingedruckt.

In meiner Ausgabe stehen keine Fingersätze.

Fingersätze schreibe ich sehr selten auf, und wenn, dann nur an ausgewählten kniffligen Stellen.
Fußsätze schreibe ich etwas häufiger, aber auch nur bei einzelnen Takten.
 

Ja man kann auch noch Spitze und Ballen unterscheiden, ABER wir reden von einer D-Prüfung und normalen gottesdienstlichen Gebrauch ;-) Glaube nicht, dass das für Choräle so von Bedeutung ist...

@Beate ich habe keine FS in den Originalnoten für die kleinen Präludien. Und wenn doch mal welche drin stehen, dann ignorier ich sie meist und schau erstmal wie ich es spiele.
 
Ich habe für die 8 kleinen Präludien und Fugen eine französische Ausgabe mit Fingersätzen von Dupré.
 
Ich spiele in den Gottesdiensten ohne Pedal. Ich spiele 4-stimmig, aber nicht nach Orgelchoralbuch, sondern ich harmonisiere.

Ich finde vierstimmige Sätze manualiter schwerer zu spielen als mit Pedal. Denn:

Viele vierstimmig ausgesetzte Choräle sind "unhandlicher" als z.B. die kleinen Präludien und Fugen von Bach!
Choräle sind meist mit weniger Rücksicht auf gute Spielbarkeit geschrieben als die reinen Vortragsstücke für Orgel.

Am Ende wird der stete Gebrauch des Pedals dir das Spielen sogar erleichtern!

Ich habe übrigens auch am Anfang in GD nur manualiter gespielt, dann einen Choral mit Pedal, dann zwei, usw. Und dazu brauchte ich mehrere Wochen Vorbereitungszeit und habe sie auch bekommen, denn man war froh, dass man überhaupt jemand hat. Frag doch nach, sicher wird man dir in diesem Punkt auch entgegenkommen. Und versuche auch bei eigener Harmonisierung das Pedal einzubeziehen, die erzielte Gewöhnung wirkt sich auch positiv auf das Spielen fertiger Sätze aus. Übrigens lebt Orgelspiel von sinnvoller Artikulation, das zwanghafte Binden ist eine aus der Romantik überkommene Unsitte (was aber noch nicht bei allen angekommen ist).
Laß dir Zeit mit einer Wiederholungsprüfung, wie ich verstanden habe, kommt es bei dir doch nicht darauf an, sie schnell zu haben.
 
Wahnsinn! Das funktioniert ja um Längen besser, wenn kein Fingersatz dasteht!!! Ich glaube, ich brauche diese Flexibilität, die ich dann habe. Es ist so schön, wenn man nicht mehr hängenbleibt, nur weil man mal irgendwo den 3. statt dem 2. Finger gesetzt hat. Jetzt habe ich auch keine Angst mehr vor dem Übergang von Intonation zu Choralbeginn, denn, wenn ich auf die Noten achte, schaffe ich den Sprung bequem. Sonst habe ich viel mehr auf die Zahlen als auf die Noten geguckt ( ist mir jetzt erst bewusst geworden) und da fand ich es immer schwierig, bei Übergängen die richtigen Finger zu setzen.
Ist das schön (eine richtige Befreiung), ohne Fingersätze zu spielen !!! *freu*. Aber die Fußsätze für's Pedal brauche ich (noch).
Vielen Dank Euch allen!

Sach ich ja:-D. Fußsätze finde ich auch bei weitem übersichtlicher, als die ganzen Zahlen. Rede einfach mal mit deiner Lehrerin über deine neue Technik und achte auch mal bewusst darauf, wie lange du jetzt noch brauchst, um einen Choral vorspielreif zu bekommen:-)
 
Ich kann es zwar ohne Fingersätze viel schneller hinkriegen zu spielen, aber dann bleibt die Gründlichkeit auf der Strecke. Ich verrenke mir an manchen Stellen fast die Finger, an anderen Stellen spiele ich ungebunden, lasse Töne aus, oder es wird mal einer länger gehalten. Das alles würde nicht auffallen, wenn ich es im Gottesdienst so spiele, aber eigentlich finde ich es gut, dass ich es im Unterricht so gründlich lerne (hab' ja schon geschrieben, dass meine Lehrerin supergut ist!). Da sind Fingersätze wohl unvermeidlich. Aber ich kann mal darauf achten, dass ich mir in den Orgelbüchern, die ich bestellt habe, nur die nötigsten notiere, so dass das Gesamtnotenbild nicht so chaotisch und unübersichtlich aussieht. Wahrscheinlich ist es so, dass man immer weniger Fingersätze braucht, je fortgeschrittener man ist.
 
Ich habe das gerade mal überflogen. Es ist natürlich schade, dass das schief gegangen ist, aber lass dich nicht entmutigen. Solche Sachen sind jedem von uns passiert.

Allerdings habe ich an einigen Stellen graue Haare bekommen. Also, entweder habe ich keine Ahnung oder man macht inzwischen alles anders oder ... ich weiß es nicht.

Ich würde nie einen Orgelschüler Choralsätze mit Finger und Fußsätzen üben lassen. Das kann nur so enden wie es dann passiert ist. Das sind eben keine Literaturstücke und die kann man so auch nicht üben. Dann passiert es tatsächlich, dass jede Panne im Fingersatz den Spielfluss hemmt.

Ich würde Blattspiel üben. Irgendeinen Choral aufschlagen und spielen. Durchkommen ist wichtig, sonst nichts. Die Leute müssen singen können, mehr nicht. Dann einen anderen Satz, nicht anfangen, an dem Kram wirklich zu üben.

Allerdings ist mir auch unbegreiflich, was da offenbar eine völlig weltfremde Prüfungskommission hören will. Orgelbuchsätze im perfekten Legato mit Fingersätzen? Wer bitte sitzt denn da? Wenn das wirklich so ist, würde ich mir überlegen, die Prüfung bei einer anderen Landeskirche oder einem anderen Bistum zu machen. Wenn ich einen Begleitsatz improvisiere, kann ich auch keinen perfekten Pedalsatz vorher austüfteln. Dann passiert es eben mal, dass man 2x Spitze desselben Fußes nebeneinander nimmt. Das ist dann kein perfektes Legato. Das hat aber noch keinen gestört, selbst im A-Examen nicht. Und an der Qualität der Begleitung ändert das auch nichts. Da geht es doch um ganz andere Sachen.

Mir wäre es auch als Prüfer lieber, wenn ein Kandidat frei harmonisiert. Wenn jemand das gut macht, zwinge ich den doch nicht, einen mehr oder minder guten Orgelbuchsatz zu spielen. Das Buch ist doch nur die Krücke, wenn man es nicht anders kann. Auch da habe ich wenig Verständnis für diejenigen, die solche Vorgaben machen und damit Leute mutwillig und unnötig tyrannisieren.

Es stellt sich ja auch musikalisch die Frage, was ein perfektes Legato bringen soll. Für die Gemeinde wird es selbst bei wenig Nachhall eher undeutlich. Wenn ich eine Gemeinde führen will, ist ein Mittel dazu die deutliche Artikulation. Ich würde dringend davon abraten, auf ein Legato hinzuarbeiten. Das war im 19. Jh. en vogue, hat sich aber nur mäßig bewährt. Man verstehe mich nicht falsch: Es geht nicht um "löcheriges" oder zerhacktes Choralspiel, aber um Deutlichkeit.

Eine Stimmenübernahme von einer Mittelstimme in eine andere Hand würd ich nur bei Notwendigkeit empfehlen. Im zitierten Satz zu EG 330 finde ich das an allen eingezeichneten Stellen unnötig, den Alt links zu nehmen, ebenso schrecklich und lähmend sind die stummen Fingerwechsel.

Grundsätzlich mag ich eigentlich keinem Kollegen in einem solchen Forum in den Unterricht hineinreden, aber nur soviel: Ich würde auch jedem die Ausgaben von Dupré verbieten. Mit diesen Fingersätzen Bach zu spielen ist stilistisch völlig daneben und unzweckmäßig, denn auch diese sind auf Legato hin ausgelegt und genau das soll es ja nicht werden.

Schöne Grüße
Axel
 
Dem kann ich in allem nur zustimmen. Eines wollte ich noch ergänzen: ich finde es eigentlich selbstverständlich, dass der/die Orgellehrer(in) bei der Prüfung dabei ist und den Schüler unterstützt. War bei meiner D-Prüfung auch so, obwohl ich auch erwachsen war (soweit man das mit Ende 20 ist... ). Hauptkritikpunkt war, dass ich noch die gerade abgeschaffte alte Form der Liturgie gespielt habe und nicht die neue, was mein OL auf seine Kappe genommen hat.
 
Ich würde auch jedem die Ausgaben von Dupré verbieten
Wobei es meiner Erfahrung nach in der fortgeschritteneren Praxis einfacher ist, verschiedene Artikulationen zu entwickeln und anzuwenden, wenn man in der Ausbildung zunächst das Legato-Spiel übt und beherrscht.
(Schreibt einer, dessen Lehrerin u.A. bei Flor Peeters studiert hatte)
 
Wobei es meiner Erfahrung nach in der fortgeschritteneren Praxis einfacher ist, verschiedene Artikulationen zu entwickeln und anzuwenden, wenn man in der Ausbildung zunächst das Legato-Spiel übt und beherrscht.
(Schreibt einer, dessen Lehrerin u.A. bei Flor Peeters studiert hatte)

Nichts dagegen, aber das muss man ja nicht an Bach üben. Das pädagogische Dilemma dabei ist, dass technisch oft barocke Musik leichter ist und daher oft im Anfangsunterricht vorkommt. Wertvolle romantische Literatur, die für Anfänger geeignet ist, muss man halt suchen. Auch hier gilt, nix ist unmöglich. (by the way: Mein Lehrer hat auch bei F. P. studiert)
 

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