Die Sonaten von Alexander Skrjabin

Troubadix

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„Es wäre schrecklich für mich, nichts als ein Komponist von Sonaten und Sinfonien zu bleiben.“, sagte Skrjabin einst seinem Freund Leonid Sabanejew. Man darf dies nicht falsch verstehen. Skrjabin hatte nichts gegen Sonaten und Sinfonien, er sah sie aber als Sinnbild der absoluten Musik. Skrjabin wollte mehr. Er wollte alle Künste zu einem höheren Zweck vereinen, die Welt verändern, eine vollkommene und allumfassende Kunst schaffen.

Damit begrüße ich euch zu diesem, von mir ja im Faden über Polyrhythmik vor ein paar Wochen bereits angedrohten Thread über die Sonaten Skrjabins. Mit Skrjabin ist es seltsam… Jeder kennt ihn irgendwie, es fallen einem sofort Schlagworte wie Farbenklavier, Polyrhythmik, Tritonus, Skrjabin-Akkord, Prometheus-Harmonik und ähnliches ein, aber es überlege mal jeder für sich, wie viele Stücke er von Skrjabin wirklich im Ohr hat. Wer kennt seine wundervollen Preludes (kennt ihr dieses zum Beispiel?), seine Etüden (außer op.8 Nr.12 ;)), wer kann auf Anhieb den Beginn seines Klavierkonzertes oder seiner dritten Sinfonie summen? Ich wette, dass das Ergebnis bei vielen recht dürftig ausfällt und das ist sehr schade.

Mit den Sonaten ist es ähnlich. Knapp die Hälfte von ihnen kann man ruhigen Gewissens zum (zumindest erweiterten) Standardrepertoire zählen, dennoch habe ich das Gefühl, dass sie nicht so bekannt sind, wie sie sein sollten (ihr dürft gerne widersprechen, wenn ihr es anders empfindet). Dabei gehören sie mit zu dem Schönsten, was die Spätromantik, bis hin zur Frühmoderne zu bieten hat. Man kann an ihnen sehr schön die Entwicklung Skrjabins verfolgen. Sind anfangs noch die Einflüsse Chopins zu erkennen, so löst er sich ab op.19 immer mehr von ihm, später auch von den gewohnten Formen, ja sogar von der Tonalität. Der anfangs akkordische, weicht immer mehr einem figurierten Satz mit faszinierenden Klangimpressionen statt klaren Melodien.

Wie viele Sonaten hat Skrabin eigentlich geschrieben? Viele haben wohl die Zahl 10 im Sinn, tatsächlich sind es aber 12 und eine unvollendete, nur werden die zwei Jugendwerke in gis-Moll und es-Moll sowie die unvollendete Sonate (auch ein Jugendwerk) oft unterschlagen. Daran ist Skrjabin übrigens teilweise selbst schuld, da er seinem Jugendwerk äußerst kritisch gegenüberstand. Er spielte sie auch nie im Konzert und bemühte sich nicht um die Komplettierung unvollendeter Stellen. So wurde von der es-Moll-Sonate nur der Kopfsatz gerettet und als Allegro appassionato op.4 herausgegeben. Dabei zeigen diese ersten Sonaten bereits Skrjabins Auseinandersetzung mit der „Krise der Sonatenform“.

Ich möchte diesen Faden nun etwas anders gestalten, als den Szymanowski-Faden. Hier kann und soll jeder zu jeder Zeit über alles schreiben, was ihm zu irgendeiner der Sonaten in den Sinn kommt, ganz egal ob ich diese Sonate schon erwähnt habe oder nicht. Dies können gerne Aufnahmen, Meinungen zu den einzelnen Sonaten, Erfahrungen, wer Lust hat auch gerne Analysen usw. sein. Vielleicht kann ja der eine oder andere sogar etwas über Spielerfahrungen mit einer der Sonaten sagen. Ich werde wie gewohnt im Laufe des Fadens wieder in unregelmäßigen Abständen (hab leider momentan nicht so viel Zeit, wie beim Szymanowski-Faden) zu jeder Sonate schreiben, was ich darüber weiß, auch abhängig davon, in welche Richtung sich der Faden entwickelt. Und bitte: Scheut euch nicht mir mitzuteilen, wenn ich irgendwo mal Blödsinn schreibe, ich will schließlich auch etwas dabei lernen.

Vielleicht noch zum Schwierigkeitsgrad: Skrjabin beginnt sein Sonatenwerk auf sehr hohem Schwierigkeitsgrad und steigert diesen bis ins Exorbitante, es sind also wirklich harte Brocken. Für den weit fortgeschrittenen Amateur sind wohl nur einzelne Sätze aus den frühen Sonaten drin, hören darf sie aber zum Glück jeder. :)

Beginnen möchte ich mit seinen Jugendsonaten. Wie gesagt zeigt sich bereits hier die Auseinandersetzung mit der „Krise der Sonatenform“, die in der Zeit nach Beethoven um sich schlug. Skrjabin schrieb die beiden Sonaten im 15. und 17. Lebensjahr. Nach eigenem Bekunden hat Skrjabin das Studium der Sonaten Beethovens „aus Langeweile“ abgebrochen, dennoch waren sie ihm bekannt. So kannte er natürlich auch dessen zweisätzige Sonaten und die beiden „Sonata quasi una fantasia“. Ebenso dürften ihm die verkappten Sonaten von Schumann (Fantasie in C-dur) und Schubert (Wanderer-Fantasie) als Lösungsversuche der „Krise der Sonatenform“ bekannt gewesen sein. Eine romantische Erneuerung bei den Sonaten, nämlich ein „Basismotiv“, das alle Sätze zumindest unterschwellig miteinander verbindet (Chopin Sonate in h-moll, Brahms Sonaten, Francks Violin-Sonate in A-dur...) und letztendlich sogar auf Beethoven selbst zurückgreift und in seiner radikalsten Form in der Einsätzigkeit von Liszts h-Moll-Sonate mündet, war Skrjabin bekannt.

Als Skrjabin seine gis-moll-Sonate schrieb, war er gerade mal vierzehneinhalb Jahre alt. Gewidmet ist sie seiner ersten großen Liebe, Natalia Sekerina. Bereits im Namen weist Skrjabin darauf hin, dass es sich um keine Sonate mit klassischem Aufbau handelt, sondern um eine „Sonate-Fantasie“. Die Sonate besteht aus zwei Sätzen, wobei der erste, langsame Satz (Andante) eher als Einleitung wirkt und fließend in den zweiten, schnellen Satz (Allegro vivace) übergeht. Harmonisch ist sie deutlich an der Romantik orientiert, auch rhythmisch sind die so typischen Besonderheiten Skrjabins noch nicht vorhanden. Dennoch handelt es sich um ein Jugendwerk, das man sich durchaus mal anhören sollte.

Zum Anhören: Skrjabin – Sonate-Fantasie op. posth.
Hier die Noten.

Bei der es-Moll-Sonate geht Skrjabin einen anderen Weg. Er wollte die mehrsätzige Sonate mit den Themen des ersten Satzes in einen festen Rahmen spannen, ohne an der Mehrsätzigkeit zu rütteln. Die beiden Themen durchziehen also nicht die gesamte Sonate, sondern werden als Coda im Final-Satz drangehängt.

Wie gesagt ist von dieser Sonate nur der Kopfsatz erhalten geblieben und als Allegro appassionato op.4 veröffentlicht. Einem wilden Beginn in Triolen folgt ein lyrisches Seitenthema. In der linken Hand zeigt sich bereits die für Skrjabin typische Weitgriffigkeit, auch die ständigen extremen Dynamiksprünge sind typisch. Die anschließende Durchführung ist auch Harmonisch um einiges fortgeschrittener, als die gis-Moll-Sonate. Die Polyrhythmik kommt ebenfalls mehr zur Geltung. So findet man bereits Polyrhythmen im 3/2, 4/3 und sogar 5/3. Eine Kadenz in vollen Akkorden führt uns zur Reprise.

Zum Anhören: Skrjabin – Allegro appassionato op.4
Hier die Noten.

So, das war einmal der Anfang. Ich hoffe, ihr findet Gefallen an diesem Faden und natürlich freue ich mich auch über jede Unterstützung, Meinungen etc…

Viele Grüße!
 
Hab Nr. 5 und Nr. 9 (heißt die "schwarze Messe ??" und: Warum heißt sie so ??

OK, viel mehr weiß ich nicht - hab sie geschenkt bekommen. Sehen VERDAMMT schwierig aus, beide, und mal son bisschen versucht, irgendwelche Melodielinien zu finden -
Resultat: Eigentlich liegen sie nur rum.. ABER: Kenne n paar Horowitz-Aufnahmen von..ich glaub es war eine Etüde, also keine SOnate, und hab Vers La Flamme gehört, von ihm, und dieses Moskau-Konzert,
da spielt er auch irgendwas von Skriabin (war es dieses dis-Moll-Teil ??) - ok - am besten, ich halt mich hier raus. Das ist was für Experts -

Lieben Gruß, Euer: Olli !!
 
am besten, ich halt mich hier raus. Das ist was für Experts

Lieber Olli,

das geht völlig an meiner Intention vorbei. Ich selbst bin nur Amateur und vom Expertentum meilenweit entfernt. Hier darf jeder mitreden, Fragen stellen, Meinungen äußern, Aufnahmen reinstellen und nicht zuletzt natürlich mitlernen.

Zu deiner Frage bezüglich der „schwarzen Messe“... Skrjabin entwickelt im Laufe seines Lebens ein bisschen den Hang zum Okkulten. Er gab seiner 7. Sonate den Beinamen "weiße Messe". Der Beiname "schwarze Messe" für die 9. Sonate stammt nicht von Skrjabin, sondern von seinem Freund Alexej Podgajetski und soll einfach nur den dunklen Charakter dieser Sonate beschreiben. Faubion Bowers schrieb über das Werk: "Wenn die 7. Sonate Dämonen exorzierte, so holt die 9. sie wieder zurück. Verwesung, Perversion und Diabolisches kehren wieder. Von den samtweichen Harmonien der 8. stechen diejenigen der 9. mit ihren dissonanten kleinen Nonenakkorden ab und ersetzen die toten, wohlklingenden Oktaven."

Viele Grüße!
 
Ich bin gespannt auf diesen Faden :)

Ich selbst kann mit Skrjabins Musik noch nicht allzu viel anfangen. Durch die vielen Beiträge, die seiner Musik huldigen (u.a. Rolf), nehme ich an, dass es da einiges zu entdecken gibt und mir bloß mein Unverständnis im Wege steht.

Zugänglich fand ich die genannte Etüde Op.8 Nr.12, die 2. und 3. sowie die 9.Sonate. Alles andere verschließt sich mir noch. Ich erlebe beim Anhören irgendwie keine stringente Entwicklung, die einem Orientierung gibt, sondern viel eher ein sich verlieren in Farben und Stimmungen. Klare Konturen und rhythmische Faßlichkeit scheinen nicht Skrjabins Sache zu sein.

lg marcus
 
Ich erlebe beim Anhören irgendwie keine stringente Entwicklung, die einem Orientierung gibt, sondern viel eher ein sich verlieren in Farben und Stimmungen. Klare Konturen und rhythmische Faßlichkeit scheinen nicht Skrjabins Sache zu sein.
lieber marcus,
der Schein trügt wie so oft - eine alte Binsenweisheit :)
...es ist so ähnlich wie mit dem wilden ungewaschenen Provinzgermanen, der erstmals eine römische Therme betritt: er findet sich nicht zurecht, alles kommt ihm wirr und fremdartig vor :)
Sehr klar strukturiert, nur leider bösartigst schwierig zu spielen, ist die berühmte ekstatische fünfte Sonate - ich empfehle dir, diese öfter anzuhören: schöne Aufnahmen gibt es genug, z.B. Ashkenazy, Ponti und geradezu ideal Feinberg. Und auch in die Noten reinschauen und rumprobieren: die sind ganz besonders schön (Skrjabin muss recht glücklich, zuversichtlich gewesen sein, als er diese gleißend leuchtende Sonate komponierte ... und vielleicht war er auch ein klein wenig boshaft dabei, denn er hat den Pianisten bis heute mit dieser Sonate eine böse Nuß zu knacken gegeben (Richter (!!) sagte, sie sei das schwierigste, was er gespielt habe))

ja, die fünfte ist nicht mehr nur T-S-D7-T... aber was solls, das ist bei der Lisztschen Sonate - dem formalen und dramaturgischen Vorbild bzw. Ausgangspunkt des späten Skrjabin - ja auch nicht großartig anders; in der fünften Sonate findet sich übersteigerte Tristanchromatik und schon der Ansatz zu Skrjabins eigener, nicht mehr tonaler Harmonik (Klangzentren)

...ja, das war jetzt eine Eloge auf Skrjabins fünfte Sonate - ich finde, die hat das verdient. Und wer sie spielen kann, der darf sich glücklich schätzen...
 
nicht nur das: er wurde auch noch "Theosoph" und Anthroposoph...

in Artur Rubinsteins Autobiografie "meine frühen Jahre" gibt es einen herrlichen Bericht darüber, wie Rubinstein Skrjabin in Paris kennenlernte, als dort mit veritablem Skandal der Skrjabinsche Promethee, poem du feu uraufgeführt wurde. Skrjabin soll zum jungen Rubinstein gesagt haben: "erst war ich Chopinianer, dann Wagnerianer und heute bin ich einzig Skrjabinianer!" :):)

das mit den Katzen wusste ich nicht - und es wundert mich. Skrjabin entwickelte einen antiseptischen Tick: er fasste während seiner letzten Lebensjahre alles (!) nur noch vermittels desinfizierter Tücher an (Klaviertasten wohl ausgenommen). Ob er sich sein Immunsystem durch so einen Waschzwang ruinierte, wird man wohl nicht mehr eindeutig feststellen können - aber absurd ist, dass er an einem harmlosen Furunkel starb, welches zu einer Sepsis geführt hatte.

übrigens bei seiner Pianistenprüfung, die er mit Goldmedaille abschloß, spielte er u.a. Liszts Don Juan Reminiszenzen -- na kein Wunder, dass sein Klavierwerk technisch ähnlich hoch angesiedelt ist :)
 
und allen fortgeschritteneren Klavierfreunden empfehle ich, die frühen Mazurken von Skrjabin zu spielen: sie sind charmante und gekonnte Chopinnachfolge.
Dazu dann noch die vom 16jährigen Skrjabin komponierte cis-Moll Etüde aus op.3 (sie ist zwar weitgriffig, aber nicht wirklich schwierig - dafür aber ein umwerfend schönes sentimental-melancholisches Tongedicht)
 
Vielleicht noch zum Schwierigkeitsgrad: Skrjabin beginnt sein Sonatenwerk auf sehr hohem Schwierigkeitsgrad und steigert diesen bis ins Exorbitante, es sind also wirklich harte Brocken. Für den weit fortgeschrittenen Amateur sind wohl nur einzelne Sätze aus den frühen Sonaten drin, hören darf sie aber zum Glück jeder. :)
bzgl. der 10 (in Worten: zehn) "offiziellen" Sonaten :) wäre da zu sagen: der Trauermarsch aus der ersten kann als problemlos spielbar bezeichnet werden, etwas schwieriger der langsame Satz - aber Kopfsatz und Scherzo sind technisch auf dem Niveau der Lisztsonate.
der Scherzosatz ist ein echter Hammer - Lazar Berman hat ihn umwerfend tempreramentvoll gespielt
 
Sehr klar strukturiert, nur leider bösartigst schwierig zu spielen, ist die berühmte ekstatische fünfte Sonate - ich empfehle dir, diese öfter anzuhören: schöne Aufnahmen gibt es genug, z.B. Ashkenazy, Ponti und geradezu ideal Feinberg. Und auch in die Noten reinschauen und rumprobieren: die sind ganz besonders schön (Skrjabin muss recht glücklich, zuversichtlich gewesen sein, als er diese gleißend leuchtende Sonate komponierte ... und vielleicht war er auch ein klein wenig boshaft dabei, denn er hat den Pianisten bis heute mit dieser Sonate eine böse Nuß zu knacken gegeben (Richter (!!) sagte, sie sei das schwierigste, was er gespielt habe))
Die 5. Sonate markiert insofern einen Wendepunkt in diesem Bereich von Skrjabins Klavierwerk, als damit die einsätzig durchkomponierte Anlage aller seither entstandenen Sonaten definiert war. Richter hat uns eine bisweilen schroffe, sehr kontrastreiche Deutung geschenkt, die das Anhören und Anschauen (mit Noten) lohnt - wenn Du sie schon mit Namen nennst, ergänze ich den dazu gehörenden Link: Scriabin: Sonata no. 5, Op 53 (Richter) HQ version - YouTube

Wenn wir uns mit älteren Einspielungen befassen: Einen deutschen Geheimtipp für impressionistisches Repertoire (auch von weniger bekannten Vertretern wie Walter Niemann) könnte man Walter Gieseking nennen, der das Werk ebenfalls eingespielt hat. Einen Livemitschnitt von 1947 gibt's hier: Walter Gieseking plays Scriabin Sonata n.5 op. 53 "The Poem of Ecstasy" - YouTube

Aus der gleichen Zeit stammt übrigens auch ein Mitschnitt der 9. Sonate ("Schwarze Messe"). Sofronitsky und Neuhaus haben ebenfalls packende Interpretationen nicht nur der 9. Sonate hinterlassen - leider ein wenig durch die unzulängliche Aufnahmetechnik beeinträchtigt.

LG von Rheinkultur
 
und allen fortgeschritteneren Klavierfreunden empfehle ich, die frühen Mazurken von Skrjabin zu spielen: sie sind charmante und gekonnte Chopinnachfolge.
Dem vorliegenden Verzeichnis entsprechend (Werkverzeichnis Skrjabin) gibt es neben den zehn unter der Opuszahl 3 zusammengefassten Mazurken zwei weitere ohne Opuszahl.

À propos Chopin-Nachfolge - einen gewissen editorisch-künstlerischen Wert hat Raoul Koczalskis späte Einspielung (1945) von vier Préludes aus op. 11, hat er doch bei Chopin-Schüler Karol Mikuli studiert: Raoul Koczalski plays Scriabin Four Préludes from Op. 11 - YouTube

Aus op. 11 hat Skrjabin einiges auf Welte-Mignon-Rollen eingespielt. Übrigens sind etliche der insgesamt 24 Stücke für die erwähnten fortgeschritteneren Klavierfreunde durchaus zu bewältigen.

LG von Rheinkultur
 

hat Skrjabin einiges auf Welte-Mignon-Rollen eingespielt.
u.a. auch eine fulminante op.8 Nr.12 Etüde!!!! schneller als Horowitz, dafür aber weniger wuchtige Bässe und auffallende Rubati (da gibts/gabs ne CD "Skrjabin und die Skrjabinisten") - auf jeden Fall hört man da, woher Horowitz die Anregung für seine Tempogestaltung hat!! Und natürlich ist diese Aufnahme auch nebenbei der Beweis, dass Skrjabin seine eigenen (sehr schwierigen) Sachen spielen konnte ;):):)
 
zählt Skrjabin dazu?
...ich hab schon Zweifel, ob diese Schublade für Debussy und Ravel zutrifft - was aber nichts daran ändert, dass Gieseking und Casedesus fantastisch Debussy spielen konnten!
bzgl. älterer und neuerer Aufnahmen halte ich nach wie vor Feinberg in der 5. Sonate für unerreicht
Skrjabin gehört allenfalls aufgrund seines Geburtsjahrgangs (1872) in die Generation der etwa gleichaltrigen Impressionisten im weitesten Sinne - schon klar.

Tatsächlich spielt Samuil Feinberg die von Dir erwähnte Sonate Nr. 5 fantastisch: Scriabin- Sonata No. 5 (Feinberg) - YouTube
Auch aus dem von Dir angesprochenen op. 3 hat er Aufnahmen eingespielt: Samuil Feinberg plays Scriabin Mazurka Op 3 no 1 - YouTube und Samuil Feinberg plays Scriabin Mazurka Op 3 no 7 - YouTube sind tontechnisch passabel erhalten.

LG von Rheinkultur
 
Hallo Troubadix,

sehr schön, dass Du Deine Drohung wahr gemacht hast:-). Ich habe schon mit Begeisterung Deinen Szymanowski-Faden verfolgt und viel Interessantes und Neues erfahren. Dies wird bei den Skrjabinsonaten bestimmt wieder der Fall sein.

Bisher habe ich von Skrjabin nur wenige kleinere Stücke gespielt (einige Préludes, Mazurkas und die berühmte cis-moll Etüde) aber immer mit Begeisterung gehört. Sehr interessant an Skrjabin finde ich die Entwicklung vom spätromantischen Komponisten hin zum Mystiker und "Neutöner" die auch in den Sonaten vollzogen wird. Auch die Werke, die ich musikalisch nicht verstehe, üben eine ungeheure Faszination auf mich aus. Kennengelernt habe ich alle Sonaten über eine Gesamtaufnahme sämtlicher Klavierwerke Skrjabins von Michael Ponti, vorher kannte ich nur die berühmten Aufnahmen einiger weniger Sonaten von Horowitz.

Das sind so meine ersten Gedanken zu diesem schönen Thema und ich freue mich schon sehr auf den weiteren Verlauf und die Beiträge der in diesem Forum vorhandenen Koryphäen und Amateure.

LG
Christian
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich wette, dass das Ergebnis bei vielen recht dürftig ausfällt und das ist sehr schade.

Lieber Troubadix,

ich bekenne mich hier zerknirscht als einer derer, auf die der zitierte Satz vollinhaltlich zutrifft und werde mich dementspechend darauf beschränken, den Faden mit stummer Bewunderung zu verfolgen. Aber wenigstens möchte ich Dir ein kleines Dankeschön sagen, daß Du die Mühe der Exegese auf Dich nimmst.

Herzliche Grüße,

Friedrich
 
Einfach wunderschön finde ich den "Valse" Op. 38 (es gibt nur keine für mich schöne Youtube-Aufnahme).

Sehr "verspielt", aber wirklich schwierig zu spielen (wie bei Skrjabin sooooo viele Stücke).
Besonders die linke Hand muss fit sein!
 
Danke für eure Kommentare!

Ich erlebe beim Anhören irgendwie keine stringente Entwicklung, die einem Orientierung gibt, sondern viel eher ein sich verlieren in Farben und Stimmungen. Klare Konturen und rhythmische Faßlichkeit scheinen nicht Skrjabins Sache zu sein.

Lieber Marcus,
dem werden wir hier noch ausführlich nachgehen. Ich bin schon gespannt, ob sich deine Ansichten im Laufe dieses Fadens noch ändern werden.

(Richter (!!) sagte, sie sei das schwierigste, was er gespielt habe

Das ist interessant. Hamelin hat mal gesagt, Skrjabins 9. Sonate sei das schwierigste, was er je gespielt habe. Beide haben sowohl die 5., als auch die 9. Sonate gespielt. Wie würdest du das einschätzen?

...ja, das war jetzt eine Eloge auf Skrjabins fünfte Sonate - ich finde, die hat das verdient.

Auf jeden Fall!!!

Kennengelernt habe ich alle Sonaten über eine Gesamtaufnahme sämtlicher Klavierwerke Skrjabins von Michael Ponti

Pontis Gesamtaufnahme ist super. Sehr empfehlen kann ich auch die Gesamtaufnahme der Sonaten von Ashkenazy. Ponti spielt Skrjabins Klavierkonzert übrigens phänomenal, zumindest ist mir keine bessere Einspielung bekannt.

ich […] werde mich dementspechend darauf beschränken, den Faden mit stummer Bewunderung zu verfolgen.

Lieber Friedrich,
das steht dir natürlich frei, aber für mich ist auch sehr die Meinung von Leuten interessant, die die Sonaten vorher noch nicht kannten. Wenn du also mal was beitragen möchtest, dann immer raus damit.

Sehr interessant finde ich die Fragestellung, ob Skrjabin ein Impressionist war. Bis einschließlich der 5. Sonate, würde ich ihn als Expressionisten bezeichnen. Was ist er danach? Freilich sind Parallelen in seinem Spätwerk zu Ravel oder Debussy erkennbar, man denkt an Fin de siècle usw., aber so ganz trifft es den Nagel nicht auf den Kopf. Wie sagte Rolf mit Skrjabins Worten so schön… Skrjabin war später eben einfach ein Skrjabinianer mit einem einzigartigen Stil, dessen Spätwerk sich nur schwer klassifizieren lässt.

Viele Grüße!
 
Sehr interessant finde ich die Fragestellung, ob Skrjabin ein Impressionist war. Bis einschließlich der 5. Sonate, würde ich ihn als Expressionisten bezeichnen. Was ist er danach?

Das hängt natürlich davon ab, wie man musikalischen Impressionismus versteht. und da scheint es nicht ganz einfach zu sein, zu klaren Begriffen zu kommen. Schauen wir uns einmal einen Auszug aus der letzten Auflage der Encyclopedia Britannica an:

(1) Even though Debussy was influenced by the general aesthetic attitudes of Impressionist painters, he made no attempts to compose with musical techniques that were closely analogous to techniques of painting. Furthermore, the characteristics of Debussy's music are so variable from the first through the last of his compositions that even a general sense of Impressionism might best be restricted to most of his music composed between about 1892 to 1903 and to certain specific later compositions strongly resembling those works in style. Some of these Impressionist works would be the opera Pelléas et Mélisande (first performed in 1902), the orchestral piece “Nuages” (“Clouds,” from Nocturnes, completed in 1899), and the piano piece “Voiles” (“Sails,” from Douze Préludes, Book I, 1910). Other composers considered Impressionistic include Maurice Ravel, Frederick Delius, Ottorino Respighi, Karol Szymanowski, and Charles Griffes.

(2) Musical Impressionism is often thought to refer to subtle fragility, amorphous passivity, and vague mood music. A more accurate characterization of Impressionist music would include restraint and understatement, a static quality, and a provocatively colourful effect resulting from composers' fascination with pure sound as a beautiful and mysterious end in itself. Technically, these characteristics often result from a static use of harmony, ambiguous tonality, a lack of sharp formal contrasts and of onward rhythmic drive, and a blurring of the distinction between melody and accompaniment. Although Impressionism has been considered a movement away from the excesses of Romanticism, the sources of many of its characteristics may be found in the works of composers who are also considered to be the Romantic precursors of Expressionism—e.g., Franz Liszt, Richard Wagner, and Aleksandr Scriabin.

Was steht da mehr als (1) Impressionismus in der Musik ist auch bei seinem wichtigsten Repräsentanten nicht so eindeutig definierbar wie der in der Malerei und (2) es gilt das Primat des (aus traditioneller Sicht gesehen: "diffusen") Klangs über die Struktur?

Offenbar lautet die Frage zunächst, ob sich ein Prototyp von musikalischem Impressionismus konstruieren läßt mit eindeutigeren Eigenschaften als den zitierten, und dann erst, wie S. in Bezug darauf einzuordnen ist und wie und warum er sich ggf. von ihm wegentwickelt. Ja, das wären zwei interessante Fragen.
 

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