
Gelöschte Mitglieder 10077
- Dabei seit
- 13. Sep. 2015
- Beiträge
- 3.380
- Reaktionen
- 1.844
Ich glaube nicht, dass das die "natürliche" Klavierszene (wenn du damit meinst, wie viele Männer und Frauen Pianisten sind) widerspiegelt, sondern eher die gemachte. Klavierstudenten an Hochschulen sind meinem Eindruck nach mindestens 50:50 m:w, eher noch mit einem Überhang zu Frauen hin. Dass mehr Männer im Wettbewerb spielen, liegt vermutlich eher in der Natur der Geschlechter. An dem Klischee, dass Männer etwas stärker den Drang nach Vergleich, Wettbewerb, sich beweisen müssen etc. haben, ist bestimmt etwas dran. Vielleicht verwechsle ich auch Ursache und Wirkung: Männer haben es in der Musikbranche oft noch etwas leichter, weshalb Frauen sich vielleicht mehr scheuen, weil die Erfolgsquote für diesen (extrem) hohen Aufwand geringer ist...
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau, die mit ihm am gleichen Strang zieht - also Kooperation statt Wettbewerb. In einem Klavierwettbewerb tritt eine Pianistin also nicht nur gegen einen Pianisten, sondern gleichzeitig immer auch gegen seine Frau an. Und wenn diese Frau besser ist, in dem worin sie gut ist und er außerdem noch hervorragend Klavier spielt, gewinnt dieses Team eben meistens gegen Einzelkämpfer - egal welchen Geschlechts.
Frauen sind auch der Grund, warum Männer überhaupt Karriere machen, sich in Wettbewerben vergleichen, in den Krieg ziehen und vieles andere. Diese Erkenntnis kann man jetzt dem Zeitgeist entsprechend als Klischee abwerten, oder sie annehmen und fruchtbar nutzen. Erfolgreiche Menschen tun letzteres.
Denn der viel bemühte Satz "survival of the fittest" bezeichnet nun einmal diejenigen, die an ihre Umstände am besten angepaßt sind, und eben nicht den in ihrer jeweiligen Epoche angesagten Wunschvorstellungen nachhängen. Das galt schon im 19. Jahrhundert, wo es viele "Romantiker" vergleichsweise früh hinweggerafft hat, während angepaßte Industriellen-Clans mit kühl berechnender Strategie vielerorts noch heute bestehende Konzerne gegründet haben.
Das ist im Rückblick natürlich immer leichter zu erkennen, als in der Gegenwart.