Hallo,
also meines Erachtens liegt eines der Grundproblemen in solchen Diskussionen, dass die Begriffe E-Musik und U-Musik vermischt werden, und Produkte aus beiden Sparten miteinander verglichen werden. Um einen ausgelutschten Vergleich zu bemühen, möchte ich sagen, dass es für mich das gleiche ist, als ob man Äpfel mit Birnen vergleichen würde.
Bevor jetzt Leute ankommen und sagen "Es ist doch völlig ungerechtfertigt manche musikalische Literatur als ernste Musik zu bezeichnen, und andere als Unterhaltungsmusik herabzuwürdigen", würde ich hierzu gerne etwas sagen: Die Einteilung in diese Klassen geschieht meines Erachtens durch den Selbstanspruch des Komponisten und der Musik. Einen interessanten Wandel hat hier übrigens tatsächlich der so oft zitierte Einaudi bestritten: Von der ehemaligen "rechten Hand" Berios zum Komponisten von (sehr umkomplexer) Filmmusik. Der Selbstanspruch Einaudis hat sich in dieser Zeit sicherlich gewandelt, allein die Tatsache, dass er seine Musik zur Untermalung von Unterhaltungsprodukten freigibt, zeigt, dass es ihm weniger um den E-Aspekt als um den U-Aspekt seiner Musik geht.
Und ich würde hierzu gerne noch eine Sache sagen: In den Begriffen E-Musik und U-Musik liegt für mich keinerlei Wertung. Wenn ich E-Musik höre, dann höre ich diese Musik bewusst, das ist m.E. Vorraussetzung um diese Musik zu verstehen und zu genießen. Wenn ich gebrainfucked bin und Entspannung suche, höre ich zwar auch abundzu sehr gerne E-Musik, aber wenn ich zusätzlich noch irgendwelche Tätigkeiten bewerkstelligen muss, höre ich auch sehr gerne "U-Musik" aus dem Grund, dass sie es vermag mich ohne viel Anstrengung zu unterhalten.
Und naja, okey, eine kleine Wertung liegt für mich doch in den Begriffen: Und zwar möchte ich behaupten, dass E-Musik oftmals komplexer ist als U-Musik, aus diesem Grund ist E-Musik "unwahrscheinlicher" als E-Musik. ich meine Damit, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zufallsgenerator eine gesamte Brucknersymphonie ausspuckt ist auf jeden Fall geringer, als die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Generator ein paar Einauditakte ausspuckt (was aufgrund der hohen Selbstähnlichkeit dieser Stücke ja schon ausreicht). Und nun ist es doch direkt einsehbar, dass komplexe Musik einen höheren Informationsgehalt besitzt, und somit auch mehr Stimmungen/Gefühle/sonstwas vermitteln kann als einfachere Musik. Aus diesem Grund finde ich komplexere Musik einfach interessanter, da sie abwechslungsreicher ist, und einfach viel viel viel mehr vermitteln kann als einfachere Musik (Konjunktiv! Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wenn man z.B. doch recht einfach gehaltene Stücke von Satie mit mittelmäßigen klassischen Komponisten vergleicht, aber Komplexe Musik hat m.E. eher die Möglichkeit dazu, solche Inhalte zu übermitteln).
Aus diesen Gründen denke ich, dass es gerade die Durchmischung dieser Begriffe ist, welche dazu führt, dass viele Leute den Untergang der abendländischen Musikkultur hervorprophezeien. E-Musik und U-Musik haben einfach völlig verschiedene Szenen, was ja an sich auch nichts schlechtes ist. Aber jeder der schonmal auf einem Orchesterfestival war oder auf einem Festival für neue Musik (wobei auf einem solchen war ich leider noch nie, habe mir aber schon öfters was davon erzählen lassen) wird merken, dass die abendländische (E-)Musikkultur keinesfalls dem Untergang geweiht ist.
Und um nochmal was persönliches loszuwerden: Nils, für mich persönlich hat ein Schostakovich tatsächlich den gleichen Stellenwert wie ein Beethoven.
Ganz liebe Grüße,
Daniel
P.S. Bin jetzt etwas zu faul diesen Beitrag auf Rechtschreibfehler hin zu untersuchen