COVID-19 und Klavierunterricht

Hey, bei Deinem Doping (außer wenn das ne einmalige Sache war) kann Dir doch garnix passieren. :konfus:
 
Meine Klavierlehrerin ist Direktorin einer Musikakademie. Die Institution ist natürlich geschlossen worden.
Der Lehrbetrieb wird derzeit komplett auf "digital" bzw. "begegnungslos" umgestellt. Das ist zwar ein großer Kraftakt, aber dort gibt es Studierende, für die etwas auf dem Spiel steht. :super:
 
Das ist dann ein bisschen Sozialismus, oder?

Oh, da habe ich Lücken. Ich kenne "Sozialismus" nur aus der Theorie. Mir fällt in den umfangreichen MEWs auch gerade keine Stelle ein, die sich auf Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung bezieht. Was sagte denn Lenin zur Spanischen Grippe? Bin aufgeschlossen gegenüber diesbezüglicher Aufklärung!

Die Frage ist doch: warum hat man das mulmige Gefühl? Man wird mit Schreckensmeldungen bombardiert, schon im Voraus, wenn noch keiner nichts weiß, wird in den schwärzesten Tönen vorgemalt. Dann fühlen sich die drastischsten Maßnahmen gar nicht so schlimm an.
Es ist wie bei einer Unwetterwarnung, bei der sich kaum einer raus traut (und nachher war vielleicht nix).

Ich habe das mulmige Gefühl, seit ich mitbekomme, was in Italien abgeht. Da ist der italienischen Sprache mächtig bin, aus Neugier einige italienische Tageszeitungen digital abonniert habe und definitiv nicht davon ausgehe, dass sämtliche Medien sich aus einer undefinierbaren Motivation heraus verschworen haben, um dem außeritalienischen Rest der Welt Bullshit zu erzählen (:021:), halte ich die drastischen Maßnahmen für geboten.

Unwetterwarnungen nehme ich ebenso ernst und freue mich, wenn es nicht so schlimm wird wie befürchtet. Meteorologie ist eine Wissenschaft, und ich bin dankbar, dass es sie gibt.
 
Das ist dann ein bisschen Sozialismus, oder?
Das ist dumme Polemik. Es geht gerade um eine zeitliche begrenzte Seuchenbekämpfung. Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen, und wenn man sich die Schüler in den öffentlichen Parks ansieht stellt man mal wieder fest, dass man auf Einsicht der Menschen besser nicht setzen sollte.

Das ist was völlig anderes, als wenn ein System von vornherein auf Verbote aufgesetzt wird. Wobei der Sozialismus ja in der Theorie gar kein Verbotssystem ist, sondern eigentlich von der Einsicht der Menschen ausgeht. Leider hat sich in jedem praktischen Versuch bisher gezeigt, dass (siehe oben) es mit der Einsicht nicht weit her ist, was mit Verboten zu korrigieren versucht wurde. Leider wurden diese Verbote jeweils zu dauerhaften Einrichtungen, weil sie eben ein persistentes Problem beseitigen wollten und nicht ein temporäres. Da liegt das Problem, nicht im Verbot an sich.
 
Keine Ursache!
Du hast auch zu jedem Thema etwas Halbwissen beizusteuern.
Da ist in der Tat was dran. Diese Kritik nehme ich an.
Von Sozialismus weißt du auch nur soviel, wie der Blinde von der Farbe versteht.
Soso. Ich habe dargelegt, warum ich Verbote wegen einer Pandemie und Verbote als Grundlage einer Gesellschaftsordnung für völlig verschiedene Dinge halte, also warum ich Deine Einschätzung "ein bisschen Sozialismus" als ... nun ja ... dumme Polemik betrachte. Statt mir nun mangelnde Kenntnisse vom Sozialismus vorzuwerfen, könntest Du Dich mit meiner Darlegung auseinandersetzen oder wenigstens begründen, warum Du Dich für kompetenter in Sachen Sozialismusanalyse hältst. Letzteres könnte wenigstens für einen Autoritätsbeweis reichen.
 
Polemik alleine hätte gereicht.
Das Attribut gebe ich nur zu gerne zurück.
 
Es ist ja immerhin möglich, dass der realexistierende Sozialismus sich für die Betroffenen vor allem als Ansammlung unsinniger Verbote anfühlte. :001:
 
Fast alle meine Schüler haben sich auf Skype umgestellt. Es klappt gut, aber bei ganz kleinen Kindern (ich habe vier 5-jährige Kinder) ist es ein Kraftakt von beiden Seiten. Es liegt manchmal auch daran, dass sie nur altes nicht leistungsstarkes Gerät haben.... aber es ist eine neue Erfahrung!
 

wäre mir vermutlich zu nervig, auch wegen des Klangs. Aber die KL, bei der ich heute neu angefangen hätte, hat mir ihre Hilfe anderweitig angeboten: Falls ich Fragen habe, besonders zum aktuellen Stück (das ich ohne KL begonnen habe), darf ich sie um Rat fragen oder eine Aufnahme schicken. Sie gäbe mir dann Rat- und Verbesserungsvorschläge.
 

Habe jetzt insgesamt vier Schüler versucht per Skype zu unterrichten, aber der Klang ist zu verzerrt, meine Leitung offensichtlich zu schlecht. Jetzt muss ich mir was anderes überlegen.
 
Ich habe gerade Skype mit meiner Mutter getestet – funktioniert gut (aber manchmal höre ich mich selbst mit Verzögerung aus ihrem Mikrofon). Ab nächster Woche oder vielleicht schon morgen werde ich es mit den Schülern ausprobieren.
 
Gestern hat uns die Musikschule das grüne Licht gegeben - wir dürfen jetzt Fernunterricht anbieten :-) Gestern habe ich allen Schülern eine E-Mail geschickt (den Eltern, weil ich eine Zustimmung bräuchte) - naja, bis jetzt kamen von mehr als 20 Leuten nur 5 Rückmeldungen, eine davon mit "Nein, danke". Die meisten reagieren gar nicht. Ich frage mich, wie viele schon Sonderkündigung ode Erstattung angefordert haben :-)
 
Naja, gemäß § 616 BGB müssen die Schüler zahlen, auch wenn der Lehrer ein Tätigkeitsverbot hat bezüglich des Infektionsschutzgesetzes.
Sonstige Fälle:
https://www.haufe.de/personal/haufe...cher-verhinderung_idesk_PI42323_HI517294.html

Oder hat da jemand eine andere Rechtsauffassung?
Mir ist klar, dass es Kündigungen geben wird, aber wir zahlen die nächsten Monate Miete usw...
Manche Schüler wollen die Zahlungen einstellen.
 
Genau, wir zahlen natürlich auch weiter für Sport und Musik unserer Kids. Wenn aber meine Schüler die Zahlungen einstellen, dan stelle ich die für meine Kinder auch ein - wird uns nichts anderes bleiben - aber da weiss ich wenigstens, dass dadurch kein Lehrer verhungern wird, da Festanstellungen.
 
Arbeite schon dritten Tag mit Skype und WhatsApp. Teilweise ist WhatsApp sogar besser.... werde noch FaceTime ausprobieren. In diesen Zeiten muss man, natürlich, alles runterschrauben, was Klang und Klangqualität betrifft. Aber man kann auf Technik und Vom Blatt lesen umsteigen. Das werden wir jetzt gerade tun. Auch intensiv Noten lernen. Fast alle meiner Schüler machen mit und sind froh, dass es meinerseits weiter geht. Anders wäre für mich auch fatal.... muss auf die Straße... Haus ist noch längst nicht abbezahlt. Natürlich, habe ich auch Verluste... aber 2-3 Monaten kann es so bleiben. Ich habe festgestellt, dass die Kinder wacher, aufmerksamer, konzentrierter sind! Man kann sich auf Details konzentrieren. Ich kann jetzt sehen, wie sie zu Hause sitzen und üben und kann direkt korrigieren.
 
Bei Kindern stelle ich es mir wirklich etwas anstrengend vor. Alternativ wäre, die Stunden zu teilen in 2x30 oder 2x22,5 an zwei Tagen die Woche. Skype ist ja sehr intensiv, da halte ich das für sinnvoller als im persönlichen Unterricht. Sicherlich wird sich das alles einpendeln.
 
Ich muss leider sagen, dass ich Skype & Co. grauenhaft finde. Ich hatte mir deutlich mehr erhofft. Für sehr fortgeschrittene Schüler geht es wegen der unglaublich schlechten Klangqualität gar nicht - viele Töne gleichzeitig verkraftet offenbar das Mikro nicht. Man bräuchte externe Mikros auf beiden Seiten und entsprechende Soundkarten für die Laptops, um das zu ändern.

Bleibt für die Arbeit an Stücken nur der Weg über Aufnahmen. Natürlich kann man auch anderes machen, aber der Weg, den man eigentlich gemeinsam gehen möchte, ist über Skype & Co. versperrt. Sehr schade!

Was mich unglaublich nervt, sind die Störgeräusche bei Whatsapp wie auch die zeitliche Verzögerung bei Skype, die sich besonders in der Arbeit mit Kindern bemerkbar machen. Es ist nicht möglich, etwas miteinander zu machen, sei es gemeinsam zu spielen (ich begleite etwas, sie klatschen den Puls zu einem Stück....), oder zu klatschen. Und natürlich kann man mit Kindern nicht im geringsten die Arbeit so gestalten, wie es methodisch notwendig wäre. Die müssen immer in den Bildschirm starren und ich auch. Es ist für mich wirklich anstrengend, ständig methodische und didaktische Kompromisse zu machen, die eigentlich keine sind, sondern einfach nur schlecht. Es ist zwar besser als gar nichts und hat den Kindern Spaß gemacht - und das ist auch der einzige Grund, warum ich das überhaupt mache -, aber ich kriege schon Allergieschübe, wenn ich nur dran denke.

Was die Kinder und Zeitdauer betrifft, gab es überhaupt kein Problem. Das einzig sehr positive daran war ja, die Kinder und ihre fröhlichen Gesichter wiederzusehen, mit denen sie sich auf den Unterricht gefreut haben.

Da die Erstklässler (Zwillinge, seit zwei Monaten Unterricht) bei ihrem Vater waren, hatten sie kein Instrument, was den Unterricht noch schwieriger machte. :003: :008: Also haben sie:

1. Bruder Jakob im Kanon auf dem Tisch gespielt und dazu gesungen (hat sehr gut geklappt)
2. den Text
"Bin ein brauner Dackelhund,
wenn ich bell, bin ich gesund,
bin ich krank, dann bell ich nicht,
mach ein Sauertopfgesicht,
wau, wau, wau!"

geklatscht und rausgekriegt, wo die halbe Note ist. Abwechselnd dazu haben sie eine selbst erfundene Melodie gesungen.
3. Ratespiel mit Viertel- und halben Noten gemacht(einer klatscht, der andere rät...tauschen)
4. Tiernamen geklatscht und Rhythmus der halben und Viertelnoten rausbekommen, aufgeschrieben (Schildkröte,Eisbär, Kakadu....)
5. Ich spiele ein Stück vor (die Clowns von Kabalewski), sie müssen den Titel raten (welchen Charakter hat das Stück...), dann Stopp sagen, wenn ein Teil zu Ende ist, die Formteile herauskriegen und mit Buchstaben benennen, dann sich dazu bewegen. = Schluss der Stunde

Bis jetzt musste ich nur drei solche Stunden geben, ein Segen. Mal sehen, wie es nächste Woche wird. Für mich ist das nichts. Ich hasse es, an so einen Bildschirm gefesselt zu sein.

Liebe Grüße

chiarina
 

Zurück
Top Bottom