Im Cortot sind ja übrigens auch Fesselübungen verschiedenster Art; Heinrich Neuhaus hat in seiner "Kunst des Klavierspiels" vehement gegen diesen "unmusikalischen Unsinn, der die Finger in verkrümmte Haken verwandelt" (ich zitiere aus dem Gedächtnis, so ähnlich hat er sich ausgedrückt) gewettert.
ja, es ist schon bösartig kontraproduktiv von den Herren Beethoven, Chopin, Brahms und Liszt (von späteren ganz zu schweigen...), dass sich in ihren Klavierwerken auf nahezu jedem spieltechnischen Niveau haufenweise Stellen finden lassen, die man (isoliert betrachtet) als "Fesselübungen" bezeichnen kann... böseböse sowas...
...und klar: der freiheitlich-demokratisch-europäisch-aufgeklärte Geist verbittet sich Wortkombinationen so entschieden wie vehement, in welchen "Fesseln" vorkommen! Ein irgendwie
fesselndes sprachliches Szenario...
soll ich die einkomponierten "Fesselübungen" der (angeblich) schwachen Finger in Schumanns Knecht Ruprecht oder Haschemann mit Notenbeispielen demonstrieren? Ist das wirklich nötig??...
(Heilandskackwurst nochmal: es ist irgendwie enervierend, die banalsten Angelegenheiten permanent wiederkäuen zu müssen...)
die Übungen von Brahms, Liszt und Cortot
sind sinnvoll, richtig und nützlich -
allerdings liegen sie nur quasi notenschriftlich stenografiert vor, setzen also verständigen Gebrauch voraus! Um das zu kapieren, benötigt man keinen Intelligenznobelpreis - oder wie mick es richtig ausgedrückt hat: natürlich benötigt jeder, der damit noch nicht (woher auch?) umgehen kann, die entsprechend verständige Einweisung/Erklärung!
und dann (!), also verständige Anleitung vorausgesetzt (ja, dass muss der/die sogenannte "KL" drauf haben, dafür isser/issie da), sind diese Übungen mehr als nur nützlich!!
und dasselbe gilt für so elementaren Krempel wie Skalen, Arpeggien, Doppelgriffe -- mir leuchtet absolut nicht ein, was es daran zu lamentieren und bramabarbisieren gibt!!!
dass ne Handvoll Akkordbrechungen oder Tonleitern, ob stacc., port. oder leg. noch keine teifsinnig-berührende Musik sind, ist so selbstverständlich wie zu atmen oder zu pupsen, also nicht der Rede wert - aber ordentlich ausgeführt muss das banale Zeugs halt schon sein: und da hilft kein heulen, kein Weltverbesserungs-anti-Fessel-blabla, sondern einfach nur: paar Wochen oder Monate lang in aller Ruhe alle (kack) Tonarten-Kadenzen-Grundlagenzeugs ÜBEN (und wenn man wirklich was lernen will, dann dasselbe mit den Brahms-Liszt-Cortot-Übungen praktizieren)*)
hat man das drauf, kann man mehr, als man gemeinhin glaubt, direkt vom Blatt spielen! Auch wenn es darob Geheule und Wutgeschnaube gibt: Schuberts beliebtes Impromptu op.92 Nr.4 As-Dur oder Beethovens Finale der "Mondscheinsonate" sind rein spieltechnisch/motorisch zu mehr als 90% ------- in Musik übertragene Fingerübungen (wenn man es mal ganz prosaisch formulieren will: Akkordbrechungen rauf und runter, wie man sie längst können könnte, bevor man diese Stücke ewig lang übt...)
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*) freilich setzt das voraus, dass man pp-ff drauf hat, dass man stacc-port.-leg drauf hat, dass man sich nicht ungeschickt bewegt usw.