Clavio, Chiarina und Semilakovs auf Spiegel Online

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25. Mai 2008
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... ist zwar ein Artikel aus dem Mai zu Olga Scheps und der Kleidung von Pianistinnen, aber ich hab ihn jetzt erst entdeckt. Tja, verfolgen nicht nur eventuell die NSA Clavio, sondern auch erwiesenermaßen der Spiegel ... ;).

Glückwunsch zur Werbung, Fabian :D.

lavendel
 
Ich habe den Artikel vor einiger Zeit im Uni-Spiegel gelesen und bin auch darüber gestolpert. Ich wusste nicht, dass das auch online zu lesen ist, sonst hätte ich es hier reingestellt.

Wenn ich mir vorstelle, ich wäre jetzt Journalist, dann wäre Recherche in Foren wie Clavio für mich auch sehr verlockend. Schließlich kann man von hier Reaktionen übernehmen, ohne dass man vorher die Leute finden müsste, und man muss sie nicht einmal selbst befragen. Auch, wenn das im Artikel dann etwas "faul" herüberkommt: die Arbeitsbedingungen von Journalisten werden im Moment nicht gerade besser, und Zeit für Recherche wird eher immer knapper. Deswegen kann ich es nachvollziehen.
 
Wenn ich mir vorstelle, ich wäre jetzt Journalist, dann wäre Recherche in Foren wie Clavio für mich auch sehr verlockend. Schließlich kann man von hier Reaktionen übernehmen, ohne dass man vorher die Leute finden müsste, und man muss sie nicht einmal selbst befragen. Auch, wenn das im Artikel dann etwas "faul" herüberkommt: die Arbeitsbedingungen von Journalisten werden im Moment nicht gerade besser, und Zeit für Recherche wird eher immer knapper. Deswegen kann ich es nachvollziehen.

Ds ist die menschliche Seite der Sache. Die fachliche scheint mir problematisch. Wenn die Presse immer mehr zum bloßen Spiegel des Internets wird - und wenn man es einmal an einem Gebiet, auf dem man selber daheim ist, nachprüft, wird man erstaunlich viele Beispiele dafür finden, daß Artikel aus Internetquellen zusammengestückt sind - bedeutet dies den Rückzug des kritischen und investigativen Journalismus auf breiter Front, und für den Leser stellt sich die Frage, warum er für den Abdruck von Informationen, die er eh im Netz lesen kann, eine Zeitung bezahlen soll.
 
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Die Zusammenhänge werden klarer, wenn man in diesen clavio.de-Faden hineinschaut: https://www.clavio.de/forum/werke-komponisten-musiker/16783-sex-sells-legitim-bei-pianistinnen.html

Freilich spricht mich persönlich eine solche Aufnahme wie diese eher an als das mitunter sehr vordergründige und äußerliche Element, das so Auftritte bei Stefan Raab, Helge Schneider oder Götz Alsmann unweigerlich mit sich bringen, da auch eher kulturferne Publikumsschichten damit angesprochen werden sollen - schließlich geht es da um entsprechende Einschaltquoten, die über das weitere Schicksal solcher Sendungen entscheiden. Aber vermutlich wissen es die Künstler selbst am besten, dass in dieser Umgebung wirklich interessante Literatur abseits des gängigen "Mainstreams" nicht gefragt ist. Im Gegenzug werden eventuell doch neue Publikumsschichten für künstlerisch anspruchsvolle Literatur sensibilisiert, die aus freien Stücken niemals an entsprechenden Darbietungen Interesse fänden - und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Man könnte auch sagen: Ein Versuch, Interessenten dort abzuholen, wo sie stehen - und das ist absolut nicht verwerflich. Wenn qualitativ hochwertige Inhalte attraktiv präsentiert werden, ist das ebenfalls nicht zu beanstanden. Denn Hand aufs Herz: Die Präsentation künstlerischer Resultate gehört nicht zu den Stärken vieler Künstler, zumal sie auch schwerer im Rahmen einer künstlerischen Ausbildung an unseren Hochschulen vermittelbar ist. Aus dem Nichts heraus Charisma, Persönlichkeit und Ausstrahlung zu vermitteln, ist vermutlich sogar unmöglich.

LG von Rheinkultur
 
Ds ist die menschliche Seite der Sache. Die fachliche scheint mir problematisch. Wenn die Presse immer mehr zum bloßen Spiegel des Internets wird - und wenn man es einmal an einem Gebiet, auf dem man selber daheim ist, nachprüft, wird man erstaunlich viele Beispiele dafür finden, daß Artikel aus Internetquellen zusammengestückt sind - bedeutet dies den Rückzug des kritischen und investigativen Journalismus auf breiter Front, und für den Leser stellt sich die Frage, warum er für den Abdruck von Informationen, die er eh im Netz lesen kann, eine Zeitung bezahlen soll.
Interessanter Nebenaspekt, der themenübergreifend zum Nachdenken anregt: Wenn gedruckte Presse-Erzeugnisse dokumentiertes Wissen aus dem Netz zitieren, mag alles formal und rechtlich in Ordnung sein, solange die Quelle namentlich benannt wird. Sollte der erwähnte kritische und investigative Journalismus aber tatsächlich durch zunehmendes Abschreiben aus dem Netz ersetzt werden, dürfte das auf die Dauer den Kreisen nicht verborgen bleiben, in denen die Zeitung gekauft und gelesen wird. Das wäre in der Konsequenz so fragwürdig wie das Zusammenschreiben wissenschaftlicher Arbeiten aus zitiertem Fremdmaterial statt der Vorstellung eigener wissenschaftlicher Zusammenhänge und Erkenntnisse. Ersteres gelingt leichter und schneller, letzteres kostet Zeit und ist aufwändiger. Die Plagiatsaffären beruhen gerade auf diesem Prinzip: Schnellstmöglich und mit möglichst geringem Aufwand akademische Weihen erwerben, da sich der angestrebte Titel und/oder Abschluss karrierefördernd auswirken soll. Da wird der Erfolgshunger schon mal mit eher unbekömmlichen Speisen auf die Schnelle gestillt...!

LG von Rheinkultur
 
Dieser Spiegel-Artikel ist mal wieder ein gutes Beispiel dafür, wie schlecht es in der heutigen Gesellschaft um's richtige Zitieren steht. Wenn es noch nicht mal die Journalisten richtig hinbekommen, wie kann man da den Schülern Vorwürfe machen? :(

Chiarina schrieb:

Und es macht mich immer noch sehr nachdenklich, dass ich Olga Scheps kenne, aber nicht die viel bessere Pianistin Sofya Gulyak (ich glaube, es geht nicht nur mir so).

Im Spiegel lesen wir jedoch:

Auch im Klavierforum clavio.de wurde kürzlich heftig diskutiert, ob sich Sex und Klassik so gut vertragen. Mitglied "chiarina" stimmte es "sehr nachdenklich, dass viele Menschen Olga Scheps kennen, aber nicht die viel bessere Pianistin Sofya Gulyak".

Das mag in diesem Falle nicht sehr schlimm sein, zeigt aber dennoch, wie wenig Wert unsere Gesellschaft auf korrekte Wiedergabe von Gesagtem oder Geschriebenem und auf den Schutz geistigen Eigentums legt...

In diesem Sinne

Euer Lisztomanie
 
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Zitat von Sla:
bedeutet dies den Rückzug des kritischen und investigativen Journalismus auf breiter Front
Den haben wir schon hinter uns. Die wirklich wichtigen Themen finden schon längst keinen Platz mehr in den Medien.
Und ob ein Journalist sich eine eigene Meinung über Kleiderordnung und Kommerz einer Musikern bildet, sich Meinungen aufwändig einholt oder sie einfach aus dem Internet abkritzelt...das ist mir so was von einerlei. Das Ergebnis ist das Gleiche: Im Spiegel&Co steht zensierter, gefärbter und unwichtiger Krempel.
 
Das mag in diesem Falle nicht sehr schlimm sein, zeigt aber dennoch, wie wenig Wert unsere Gesellschaft auf korrekte Wiedergabe von Gesagtem oder Geschriebenem und auf den Schutz geistigen Eigentums legt...
In diesem Falle wird verkürzend und fehlinterpretierend zitiert vor dem Hintergrund, irgendeine bestimmte "Botschaft" an die Frau und an den Mann bringen zu wollen. Da greift man sich irgendwelche Versatzstücke aus einem Dokument, bringt diese in einen vorab definierten Zusammenhang, vermutlich, ohne den Faden wirklich gelesen und zu Ende gedacht zu haben, nachdem man sich irgendwas über "Olga Scheps" zusammen gegoogelt hat. Ein Treffer verweist auf clavio.de und schon baut man diesen als willkommene Aussage von Fachexperten in seine Argumentation mit ein. Das Motto könnte lauten: Was nicht passt, wird eben passend gemacht. Nützt so eine Argumentation irgend jemandem außer dem Autor dieses Artikels, der dann mal wieder ein paar Zeilen mehr für die Honorarabrechnung geliefert hat?,

fragt sicherlich nicht nur
Rheinkultur
 
Auch im Klavierforum clavio.de wurde kürzlich heftig diskutiert, ob die Presse
immer mehr zum bloßen Spiegel des Internets wird. Mitglied "sla091" behauptet,
dass sich "erstaunlich viele Beispiele dafür finden, dass Artikel aus Internetquellen zusammengestückt sind",
und fragt: "Bedeutet dies den Rückzug des kritischen und investigativen Journalismus auf breiter Front?"
Aber er selbst schlussfolgert: "Für den Leser stellt sich die Frage, warum...für den Abdruck
von Informationen...eine Zeitung bezahlen soll."
 
Achtung Gomez! Damit währst Du auf der Journalisten-Schule aber durchgefallen:

NIEMALS DEN LESER DURCH AUSLASSUNGSZEICHEN (wie ... o.ä.) IN VERSUCHUNG FÜHREN, DAS AUSGELASSENE NACHZUSCHLAGEN!

Merke: Der gute Journalist kürzt und ergänzt unbemerkt. Und wenn es dann doch mal solche Leser wie uns gibt, die sowas dennoch nachprüfen, dann reicht ein kleiner Verweis auf Stravinsky: Der hat auch so getan, als wenn er Barock komponieren würde, aber ganz viele Zusätze eingefügt und Noten weggelassen. Und der benutzte auch keine [...] :D
 
Und wenn es dann doch mal solche Leser wie uns gibt, die sowas dennoch nachprüfen, dann reicht ein kleiner Verweis auf Stravinsky: Der hat auch so getan, als wenn er Barock komponieren würde, aber ganz viele Zusätze eingefügt und Noten weggelassen. Und der benutzte auch keine [...] :D
Dann empfiehlt es sich, wie Mauricio Kagel in den Variationen ohne Fuge über "Variationen und Fuge" über ein Thema von Händel für Klavier op. 24 von Johannes Brahms (1861/62) für großes Orchester zu verfahren:
"Kagel an Brahms, Köln, 3. Oktober 1971

Sehr werter Meister,

nun habe ich den Auftrag, ein neues Stück für jenen Zweck zu schreiben, angenommen und bin in Versuchung, eines Ihrer Werke abzuschreiben und dabei manch unbedeutende Veränderung vorzunehmen. Es wimmelt nun plötzlich von Dissonanzen und ich wüsste gern, wie Sie sich damit vertrügen. Ich versichere Ihnen, dass ich den rhythmischen Verlauf Ihrer Komposition nicht anzutasten gedenke. Lediglich die Reihenfolge der Variationen und die Harmonik möchte ich umstellen – ohne das Wesentliche der Ideen unkenntlich zu machen."

Eben einfach Variationen über Variationen schreiben und Brahms und Händel von den Toten auferstehen lassen. Seit anno 2008 kann sich Kagel mit den beiden Fachkollegen auf Augenhöhe austauschen, unterstelle ich mal so.

LG von Rheinkultur
 

haha... ausnahmsweise mal ein lustiger und halbwegs kohärenter beitrag von pppetc, über den ich sogar LOL'n kann :D
 
Lustig wär der Beitrag von pppetc wenn er nicht so ernst wäre...
 
irgendwas "ernstes" findet man überall. ich erfreue mich lieber an dem lustigen. zumindest bei solchen statements.

pppetc ist einer von der sorte dieser kleckermeckerer+verschwörungstheoretiker, die unter jedem artikel - sei es spiegel online, zeit.de, welt online, whatever - irgendwas zum rumheulen finden und dieses rumgeheule zerfällt bei genauerer betrachtung stets in abertausende stückchen inkohärenter sch---e.
einige halten es wohl irgendwie für cool alles "kritisch" zu betrachten, um jeden preis, und merken dabei nicht, dass sie sich dadurch nur lächerlich machen, wenn die kritik in wirklichkeit jeglicher objektiver grundlage entbehrt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Natürlich kann man den Beitrag auch lustig finden und drüber lachen. Auch ich musste schmunzeln. Aber das ändert nichts dran, dass ich sehr wohl daran glaube, dass der erste Satz von pppetc vollkommen der Wahrheit entspricht (insbesondere bei "größeren" Zeitungen...).
 
ein stückchen wahrheit ist in jedem "witz" vertreten. da stimme ich dir schon zu.
 
irgendwas "ernstes" findet man überall. ich erfreue mich lieber an dem lustigen. zumindest bei solchen statements.

pppetc ist einer von der sorte dieser kleckermeckerer+verschwörungstheoretiker, die unter jedem artikel - sei es spiegel online, zeit.de, welt online, whatever - irgendwas zum rumheulen finden und dieses rumgeheule zerfällt bei genauerer betrachtung stets in abertausende stückchen inkohärenter sch---e.
einige halten es wohl irgendwie für cool alles "kritisch" zu betrachten, um jeden preis, und merken dabei nicht, dass sie sich dadurch nur lächerlich machen, wenn die kritik in wirklichkeit jeglicher objektiver grundlage entbehrt.

Und Du bist genau so, wie es die Herrschenden es sich wünschen. Nimmst alles immer schön "locker", und zer-differenzierst alles immer schön, damit auch ja kein "Standpunkt" entstehen könnte, der evtl. zu Protest gegen irgendwas führen könnte.

Und nun mach mal schön wieder Deine Ntz-Ntz-Mucke an und schlaf weiter.
 
ppetc ist einer von der sorte dieser kleckermeckerer+verschwörungstheoretiker, die unter jedem artikel - sei es spiegel online, zeit.de, welt online, whatever - irgendwas zum rumheulen finden und dieses rumgeheule zerfällt bei genauerer betrachtung stets in abertausende stückchen inkohärenter sch---e.
einige halten es wohl irgendwie für cool alles "kritisch" zu betrachten, um jeden preis, und merken dabei nicht, dass sie sich dadurch nur lächerlich machen, wenn die kritik in wirklichkeit jeglicher objektiver grundlage entbehrt.

Genau! Alles Miesmacher und Kritikaster! "Miesmacher und Kritikaster"? -> Büchmann, Georg, Geflügelte Worte, Volksausgabe, Berlin 1941, S. 412: "In seiner Rede vom 1.Mai 1934 auf dem Tempelhofer Feld zu Berlin wandte sich Adolf ****** in besonders scharfer Weise gegen die unberufenen Kritiker an der Aufbauarbeit des Nationalsozialismus, wobei er u.a. sagte "Nur der ist zur Kritik berechtigt, der eine Aufgabe besser lösen kann." - Im Anschluß daran verkündete Dr. Goebbels in seiner Eigenschaft als Reichspropagandaleiter der NSDAP. am 2. Mai 1934 eine Versammlungspropagandaaktion, "die sich insbesondere gegen die Miesmacher und Kritikaster, gegen die Gerüchtemacher und Nichtskönner, gegen die Saboteure und Hetzer" richten sollte."

Kritiker waren eben insbesondere bei Diktatoren immer unbeliebt, weswegen als wichtiges Instrument die Kontrolle über die Informationen als Grundvoraussetzung für Kritik angesehen wurde, wie u.a. George Orwell in "1984" zeigt.

Gruß,
Cem.
 
"Nur der ist zur Kritik berechtigt, der eine Aufgabe besser lösen kann." .

Hi Cembalist ;)

das ist natürlich eine brisante Aussage ( die sich aber vor A.H. bestimmt schon andere gedacht haben ). Sie enthält etwas Zündstoff, denn, nehmen wir mal an, folgendes Szenario, das ich mir grad ausgemalt habe:

Im Atomkraftwerk ist grad Tag der offenen Tür. Die Besucher laufen staunend umher, und einer, von Beruf sagen wir mal Bergsteiger ( er kennt sich zwar mit Klettern an glatten Felswänden aus, jedoch nur ganz vage mit Reaktorbrennstäben - sein Wissen über letztere hat er aus unzureichenden Internetquellen :D ) ranzt den leitenden Atomphysiker schräg von der Seite an:

"Hee, warum sind denn in dem Wasser-Behälter da die ganzen Brennstäbe aus den Löchern raus und warum blubbert das Wasser da so ? Schieben Sie die mal schnell wieder rein! Ich glaube wohl, es geht los!"

( Anm. Olli: Womit er Recht haben könnte *ggg* :D )

Der Atomphysiker hat aber einen Wissensvorsprung und weiß, dass die momentane Situation nur zu Demonstrationszwecken so ist, wie sie ist, und da er über wesentlich umfangreichere und relevantere technische Quellen und Anleitungen und Wissen über den GEFÄHRLICHEN REAKTORBEREICH verfügt, weiß er, dass es unterhalb dieses Beckens noch einen weiteren Doppel-Sicherheits-Kühlkreislauf gibt, der auf jeden Fall immer aktiv wird, wenn die Stäbe zu weit aus den Löchern raus sind. Er kann also antworten:

"Mal ganz ruhig, Kamerad. Das hat schon alles seine Richtigkeit so." :D

In Gewissen Fällen also nicht ganz abzustreiten, die Ansicht mit der Kritikzulässigkeit, find ich.

LG, Olli !
 

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