Choral Fingersatz

H

Hanno

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17. Nov. 2009
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Ich weiß nie so genau, wie ich bei vierstimmigen Choralsätzen meine Finger verteilen soll. Notiert wird ja eigentlich Sopran/Alt rechts und Bass/Tenor links. Fürs Klavier erscheint mir das allerdings nicht so sinnvoll, da der Bass oft 'ausreißt', die linke Hand dadurch extrem gestreckt wird und bei mir dann nicht mehr flüssig klingt. Am bequemsten erscheint es mir, den Bass links und die anderen drei Stimmen rechts zu spielen. Dies ist allerdings immer ein wenig kompliziert zu lesen, da die Choralsatz-Transkription ja von der konventionellen Klaviertranskription abweicht und ich das nicht so geübt bin. Bis jetzt spiele ich mal den Bass nur in der linken, mal nehme ich den Tenor dazu, komme mir dabei aber immer sehr chaotisch vor.
Gibt es zum Choral-Fingersatz irgendwelche Regeln, die ich nicht kenne? Oder kommt jemanden das Problem bekannt vor und kann mir Tipps geben? Vielen Dank!
 
Hallo Hanno,

soweit ich weiß gibt es keine feste Regel, welche Stimme in welcher Hand gespielt werden muss. Bei vierstimmigen Choralsätzen an der Orgel ist die übliche Verteilung: Sopran rechte Hand, Alt und Tenor linke Hand, Bass Füße.

Da ich aber quasi keine Übeorgel besitze "vereinfache" ich das Ganze recht oft und spiele alle vier Stimmen auf einem einzigen Manual. Damit habe ich dann genau dieselben Probleme wie du sie beschreibst.

Sopran und Alt passen da in der Regel so gut wie immer beide in die rechte Hand. Der Bass allein passt auch immer in die linke Hand. Problemstimme ist der Tenor, und den verteile ich da dann wie du schreibst "chaotisch" mal auf die eine, mal auf die andere Hand, je nachdem wo er sich besser greifen lässt.

Meine Liedsätze arrangiere ich meist selbst vierstimmig von Hand am Klavier, dabei notiere ich dann den Tenor jeweils bereits in die Hand, die ihn greifen soll. Wenn ich aus gedruckten Ausgaben spiele, markiere ich mir die Abschnitte/Töne der Tenorstimme, welche mit rechts gegriffen werden sollen, indem ich zwischen Tenor und Bassstimme an diesen Stellen einen Bleistiftstrich ziehe.

An sich ist das Lesen aber einfach Gewohnheitssache. Je mehr Choräle du spielst, desto intuitiver funktioniert das Greifen des Tenors mit der richtigen Hand. Zumindest habe ich diese Tendenz seit Beginn meiner Aushilfsorganistenzeit deutlich festgestellt.
 
Wenn du Ambitionen hast, Orgel zu spielen, solltest du versuchen, nur die Oberstimme rechts zu spielen, was vermutlich ziemlich unmöglich ist. Der Grund findet sich in donBos Beitrag, rechts spielt Oberstimme, links Mittelstimmen, Füße den Baß.

Grundsätzlich gibt es keine feste Verteilung der Stimmen. Klaviere haben nur ein Manual und der Sinn der Stimmverteilung auf Pedal und zwei Manuale bei der Orgel liegt schlicht und einfach darin, daß die Stimmen dann unterschiedliche Klänge benutzen können. Wie du die Töne am Klavier erreichst, bleibt dir völlig überlassen, du kannst zur Not sogar mit der Nase spielen ;)

Am Klavier würde ich, soweit das möglich ist, Tenor und Baß mit Links und Alt und Sopran mit Rechts spielen. Wenn der Baß zu tief wird, muß Rechts kurzfristig etwas von Links übernehmen oder man spielt den Baß eine Oktave höher. Letzteres würde ich nur machen, wenn der Baß dann immer noch den tiefsten Ton hat und es die Baßstimme nicht kaputt macht.

Wenn überhaupt nichts mehr hilft, kannst du nach doppelten Tönen suchen und davon einen in einer Mittelstimme weglassen. Das kann allerdings problematisch sein, wenn es sich bei dem Ton z.B. um einen Vorhalt handelt, der ausgerechnet in der Stimme aufgelöst wird, wo du ihn weglassen möchtest. Dann lieber einen ganz anderen Ton weglassen. Generell mußt du halt darauf achten, daß die einzelnen Stimmen weiterhin "funktionieren". Ansonsten gilt der Grundsatz der "vollen Akkorde", also immer Grundton, Terz und Quinte, bzw. bei alterierten Akkorden deren Entsprechungen - und bei Dominantseptakkorden die Septime (für die im dreistimmigen Satz ein anderer Ton wegfallen muß).

Dann gibt es noch die Methode für springfreudige Pianisten: Einen oder mehrere Töne frühzeitig spielen oder "nachklappern". Ich weiß allerdings nicht, wie das in Kirchen ankommt.

Es kann nicht schaden, sich die allgemeinen Regeln für vierstimmige Sätze anzusehen, dann kann man sich zur Not auch eine eigene Begleitung zusammenbauen. Dafür gibt es nicht nur Bücher, man findet auch einiges im Internet.
 
Ist vielleicht ne blöde Frage, aber ich komm nicht dahinter und wüsste nicht, wen ich sonst fragen sollte.
Ich besitze die beiden Orgelbücher zum evangelischen Gesangbuch und frage mich, warum da Alt und Tenor - wenn sie doch mit einer Hand gespielt werden sollen - nicht in einem Notensystem stehen. Es macht wohl Sinn, den Sopran mit der rechten Hand alleine zu spielen, um ihn hervorzuheben, aber warum gibt es dann nicht 3 Systeme?

Ich hatte vor 10 Jahren schon mal Orgelunterricht und mein damaliger Lehrer sagte, ich solle Sopran und Alt mit der rechten Hand spielen. Ich weiß jetzt nicht, ob er es nun einfach selbst nicht wusste (war kein studierter Kirchenmusiker) oder ob ich das machen sollte, weil ich es nicht anders hinbekommen hätte (bei meinem damaligen Notenleseproblem auch vorstellbar). Ich fange nach dem Kauf einer Orgel gerade wieder an, allerdings ohne Lehrer, da ich hauptsächlich Rock-Orgel spielen möchte, aber die alten Sachen reizen mich schon und jetzt möchte ich es natürlich auch richtig machen.
 
Hallo,

Miss Emerson, deine Frage ist keineswegs blöd.

Dass an der Orgel allein der Sopran in der rechten Hand gespielt werden sollte, und in der linken Alt und Tenor, ist mir neu. Mein Orgellehrer (und der war sehr wohl studierter Kirchenmusiker) hat mir genau dasselbe beigebracht, wie deiner: bei Choralsätzen den Sopran und Alt in die rechte Hand zu nehmen, den Tenor in die linke.

Ein Choralpräludium, welches auf zwei Manualen und Pedal gespielt wird, ist da logischerweise etwas völlig anderes. Dort würde man tatsächlich die Melodie in die rechte Hand nehmen, und Alt und Tenor in die linke.

Hier ging es aber um einen schlichten Choral. Es gibt zwar auch Organisten, die wollen einen normalen Choral auf zwei Manualen begleiten - das halte ich für "herbeigezerrt". Wenn man einen schlichten Choral spielt, sollte das m.M.n. auf einem Manual sein - und dann gibt es nichts "hervorzuheben", und entsprechend nimmt man Sopran und Alt in die rechte Hand.

(Begründung: es ist ohnehin so notiert, und meist ist die rechte Hand geschickter darin, zwei Stimmen zu führen, als die linke es ist.)

[EDIT: am Klavier nehme ich auch den Tenor in die rechte Hand, es sei denn, er lässt sich absolut nicht greifen.]

Ciao,
Mark
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe auch die einfache Einteilung für das Spielen der Choräle gelernt: Rechte Hand: Sopran und Alt, linke Hand: Tenor, Pedal: Baß.

Wenn man mehrere Strophen eines Liedes zu spielen hat, ist es natürlich - auch zur klanglichen Auflockerung - schön, wenn man zwischendurch den Sopran mal alleine spielt, z. B. mit einer schönen Trompete. Dann werden Alt und Tenor in die linke Hand genommen. Ich glaube aber nicht, daß das von einer Anfängerin erwartet wird; da hat man erfahrungsgemäß erstmal genug damit zu tun, überhaupt alles auf die Reihe zu kriegen. ;)

Ich habe mir, als ich anfing, die Mühe gemacht, die Choräle abzuschreiben, und zwar in ein richtiges Orgelsystem mit der o. g. Einteilung. Das war für mich wesentlich übersichtlicher, und außerdem hatte ich dadurch auch die Möglichkeit, ordentliche Fußsätze (und an manchen Stellen auch Fingersätze) hineinzuschreiben. Ich hatte damals noch keinen Computer und kein Notensatzprogramm; heute kriegt man z. B. mit capella solche Abschriften wesentlich schneller und sauberer hin! Auch ein paar Choräle mit Solo-Sopranstimme habe ich mir so aufgeschrieben. Als weiteren Schritt kann man dann über die Noten die jeweiligen Akkordkürzel schreiben, z. B. C für C-Dur, F für F-Dur usw. Irgendwann braucht man dann die Noten gar nicht mehr, sondern liest nur noch den cantus firmus mit den Akkordbezeichnungen darüber. Die nächste - und letzte - Stufe ist dann, weder Noten noch Akkordkürzel zu benutzen, sondern frei aus dem Gesangbuch zu spielen. Ich kombiniere beide Möglichkeiten; besonders in 8-Uhr-Gottesdiensten sind mir durchaus die Akkordbezifferungen sehr angenehm...:floet:

Hilfreich ist auch, sich die Sätze mal selbst auszudenken (Harmonielehrekenntnise vorausgesetzt); es können auch ruhig ganz einfache Sätze sein. Durch das Selbstausdenken prägen sich die Choräle besser ein und lassen sich dann auch schneller lernen.

Hat man kein Pedal zur Verfügung, ist es - wie oben schon beschrieben - meistens üblich, Tenor und Baß in die linke Hand und Sopran und Alt wie gehabt in die rechte zu nehmen. In den Begleitbüchern werden die Choräle wahrscheinlich immer und auch in Zukunft im herkömmlichen Klaviersystem geschrieben, denn es kommt ja immer wieder vor, daß man an einer einfachen Orgel ohne Pedal sitzt (z. B. in Kapellen oder Versammlungsräumen), und dann würde sich das mit der Extrapedalstimme wieder schlecht machen. Außerdem würden die ohnehin dicken Bücher dann noch umfangreicher werden...

Das Choralspielen ist - wie alles andere auch - Übungssache. Je mehr Gottesdienste man spielt, desto routinierter wird man, aber die o. g. Handeinteilung ist und bleibt auch dann die gängigste. Man sollte es eben so oft wie möglich machen (evtl. kann man sich ja als Vertretung anbieten), denn sonst ist es immer wieder neu und aufregend und man bekommt keine Routine. In diesem Sinne viel Spaß beim Orgelspielen!
 
Danke für eure Antworten. Ich mache das Ganze nur für mich, will/werde nicht in Gottesdiensten spielen und kann mich also einzig auf meine Orgel einstellen, die 2 Manuale und Pedal hat.
Ich fasse mal zusammen: Generell spielt man Sopran und Alt mit der rechten Hand und kann (muss aber nicht) auch Alt und Tenor mit der linken Hand spielen. Habe ich das richtig verstanden? Ich bekäme es zwar hin, mir die Stimmen für die linke Hand aus beiden Systemen zusammen zu suchen, denn soo schwer fällt es mir nicht. Es dauert nur einfach länger und wenn es nicht falsch ist, links nur Tenor zu spielen muss ich das auch nicht unbedingt anders machen. Da meine Orgel kein Vollpedal sondern nur ein 1-oktaviges Stummelpedal hat (jaja, ich weiß, dass das nicht optimal ist) hält mich der Bass schon länger auf als wenn ich ein Vollpedal zur Verfügung hätte.
 

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