Ich habe auch die einfache Einteilung für das Spielen der Choräle gelernt: Rechte Hand: Sopran und Alt, linke Hand: Tenor, Pedal: Baß.
Wenn man mehrere Strophen eines Liedes zu spielen hat, ist es natürlich - auch zur klanglichen Auflockerung - schön, wenn man zwischendurch den Sopran mal alleine spielt, z. B. mit einer schönen Trompete. Dann werden Alt und Tenor in die linke Hand genommen. Ich glaube aber nicht, daß das von einer Anfängerin erwartet wird; da hat man erfahrungsgemäß erstmal genug damit zu tun, überhaupt alles auf die Reihe zu kriegen. ;)
Ich habe mir, als ich anfing, die Mühe gemacht, die Choräle abzuschreiben, und zwar in ein richtiges Orgelsystem mit der o. g. Einteilung. Das war für mich wesentlich übersichtlicher, und außerdem hatte ich dadurch auch die Möglichkeit, ordentliche Fußsätze (und an manchen Stellen auch Fingersätze) hineinzuschreiben. Ich hatte damals noch keinen Computer und kein Notensatzprogramm; heute kriegt man z. B. mit capella solche Abschriften wesentlich schneller und sauberer hin! Auch ein paar Choräle mit Solo-Sopranstimme habe ich mir so aufgeschrieben. Als weiteren Schritt kann man dann über die Noten die jeweiligen Akkordkürzel schreiben, z. B. C für C-Dur, F für F-Dur usw. Irgendwann braucht man dann die Noten gar nicht mehr, sondern liest nur noch den cantus firmus mit den Akkordbezeichnungen darüber. Die nächste - und letzte - Stufe ist dann, weder Noten noch Akkordkürzel zu benutzen, sondern frei aus dem Gesangbuch zu spielen. Ich kombiniere beide Möglichkeiten; besonders in 8-Uhr-Gottesdiensten sind mir durchaus die Akkordbezifferungen sehr angenehm...:floet:
Hilfreich ist auch, sich die Sätze mal selbst auszudenken (Harmonielehrekenntnise vorausgesetzt); es können auch ruhig ganz einfache Sätze sein. Durch das Selbstausdenken prägen sich die Choräle besser ein und lassen sich dann auch schneller lernen.
Hat man kein Pedal zur Verfügung, ist es - wie oben schon beschrieben - meistens üblich, Tenor und Baß in die linke Hand und Sopran und Alt wie gehabt in die rechte zu nehmen. In den Begleitbüchern werden die Choräle wahrscheinlich immer und auch in Zukunft im herkömmlichen Klaviersystem geschrieben, denn es kommt ja immer wieder vor, daß man an einer einfachen Orgel ohne Pedal sitzt (z. B. in Kapellen oder Versammlungsräumen), und dann würde sich das mit der Extrapedalstimme wieder schlecht machen. Außerdem würden die ohnehin dicken Bücher dann noch umfangreicher werden...
Das Choralspielen ist - wie alles andere auch - Übungssache. Je mehr Gottesdienste man spielt, desto routinierter wird man, aber die o. g. Handeinteilung ist und bleibt auch dann die gängigste. Man sollte es eben so oft wie möglich machen (evtl. kann man sich ja als Vertretung anbieten), denn sonst ist es immer wieder neu und aufregend und man bekommt keine Routine. In diesem Sinne viel Spaß beim Orgelspielen!