Chopin - Ballade No. 3 As-Dur

A

Apfelmännchen

Dabei seit
20. Apr. 2008
Beiträge
86
Reaktionen
0
Hallo allerseits,

ich habe jetzt endlich die 3. Ballade in As-Dur von Chopin eingespielt und möchte sie euch nicht vorenthalten :)

zum Stück an sich:
ich spiele die Ballade jetzt seit Sommer letzten Jahres, hatte allerdings über den Winter eine größere Pause (also was das Stück anbelangt) und es jetzt im Februar und März für ein Konzert wieder aufgearbeitet.
In der Ballade sind für mich ein ein paar vollkommen neue Techniken zur Anwendung gekommen, die ich bis dahin noch nicht hatte.
Dazu gehören vor allem die schnellen Akkordsprünge in Oktaven im Cis-Moll Höhepunkt in FF. Und dann natürlich die darauf folgenden Sechzentel der linken Hand.
Da wird die linke Außenhand mal richtig gefordert ;)

Nichts destotrotz macht mir diese Ballade unheimlichen Spaß zu spielen, auch wenn sie manchmal noch hart an meiner Grenze des Machbaren liegt.

Und nun wünsche ich euch viel Spaß:
[MP3="http://api.ning.com/files/k6Eg9l6-vct7YlGQ5CqVhCiZFpKs3JF8-lMab48ftvr1WI-ldL21*59hwEJdHXFy4-6e3LF5CZOsVPlX65XSNvBnM0eVeGA2/ChopinBalladeNo3.mp3"]Chopin Ballade No. 3[/MP3]

Kritik in jeder Form ist ausdrücklich erwünscht!
 
Dieses eindrucksvolle Stück kenne ich auch sehr gut, weil ich es ebenfalls vor einigen Jahren in einer Situation begonnen habe, in der ich eigentlich noch nicht weit genug dafür war. Es ist ja rein notentechnisch gesehen nicht in der höchsten Schwierigkeitsstufe, aber es ist eine Feinheit in Anschlag und Pedalbehandlung erforderlich, die diese Ballade (noch) schwieriger macht als es auf den ersten Blick erscheint.

Mein Eindruck ist, dass du für deinen momentanen pianistischen Stand so ungefähr das Maximum aus dem Stück herausgeholt hast. Das hat zwei Seiten: zum einen zeigt es, dass du hart und leidenschaftlich daran gearbeitet hast, zum anderen aber auch, dass es schwer sein wird, die Ballade noch zu einer Vorspielreife zu bringen. Besonders Rhythmik und Phrasierung sind an vielen Stellen eher zufällig als im Sechsachteltakt; ein gewisses Rubato ist ja erforderlich, aber in deiner Aufnahme klingt vieles zu unwillkürlich. So in etwa muss das Stück bei mir damals geklungen haben, schätze ich (und viel besser wird es heute auch nicht sein, da ich es nie zu Ende geübt habe). Das äußert sich dann oft in der Weise, dass du plötzlich eine Phrase viel zu schnell spielst. Oder die Betonungen liegen nicht richtig, wie z.B. gleich in Takt 1, den du 3/4 statt 6/8 spielst. Und hin und wieder spielst du staccato da, wo Bögen sind, z.B. bei der cis-Moll-Stelle mit den Läufen in der linken Hand.

Interessanterweise häufen sich diese Probleme eher in der ersten als in der schwierigeren zweiten Hälfte. Die Stelle mit den Abwärtsläufen der rechten Hand durch As- und Es-Dur z.B. meisterst du dagegen ziemlich gleichmäßig und gut. Zum Ende hin schlägst du dich dann auch weiterhin gut, du gerätst nicht aus dem Konzept - aber man merkt, wie du bereits sagst, natürlich schon deutlich, wie du an die Grenzen gehst. Da bleiben dann einfach nicht genug Ressourcen für die Gestaltung.

Wenn du möchtest, kann ich auch noch etwas mehr ins Detail gehen. Ansonsten hast du trotz der Problemchen meinen Respekt, zumal du ja noch nicht allzu lange spielst, wenn ich mich recht erinnere.
 
Da kann ich nur zustimmen. Ich war erstaunt, wie gut doch manches klappt, nachdem ich zu Anfang mehrfach verwundert zugehört habe.

Also das Positive gleich vorneweg: du kannst schon wirklich Klavierspielen und da ist jede Menge Entwicklung drin.

Dazu einige Fragen:

Hast du das mit einem Lehrer eingeübt?

Woher hast du gerade im ersten Teil die etwas seltsamen Anwandlungen einer freien Agogik gehört oder ist das derzeit deine Vorstellung?

Hast du das Anfangsthema dir schon mal selbst vorgesungen ?

Ich bin durchaus der Meinung, dass das noch vorspielreif werden kann aber sicher nicht ad hoc.

Zäsuren sind natürlich gut aber nicht so lang, dass man glaubt, der Zug kommt ins Stocken.

Eigentlich hast du schon alles prima geübt nur deine Vorstellungen sind noch gelinde gesagt etwas zu eigen.

Ich warte jetzt mal auf die Beantwortung meiner Fragen.

Und bitte sieh meine Kritik positiv, denn so ist sie gemeint.
 
Erstmal vielen lieben Dank für eure ehrlichen Einschätzungen.
Eine gute Kritik bringt einen doch viel weiter, als nur falsches Lob!

@Chaotica
ja es stimmt, es ist bei dieser Ballade sehr schwierig die ganzen Feinheiten heraus zu arbeiten. Da muss ich noch mehr dran arbeiten.
Das mit dem falschen Taktgefühl am Anfang stimmt, wenn ich jetzt darauf achte. Ich hatte es einfach nach meinem persönlichem Empfinden gespielt...
Das manche Stellen zu sehr im Tempo schwanken, kann auch daran liegen, dass dies erst mein zweites größeres Stück ist. Vorher hab ich nur kürzere Sachen gespielt. Da fällt es nicht leicht den musikalischen Bogen die ganze Zeit zu spannen.
Ich spiele jetzt seit gut vier Jahren Klavier, die ersten zwei Jahre ohne Lehrer auf einem Keyboard :rolleyes:
Das Gespür für die musikalische Gestaltung fehlt mir manchmal noch ein bisschen, dass muss sich erst noch entwickeln.

@Klavigen
zu deinen Fragen:
Ja ich habe einen Lehrer, allerdings ist das ein Jazzpianist, d.h. er versteht nicht viel unbedingt so viel von klassischer Musik. Ich habe schon über einen Lehrerwechsel nachgedacht, weil ich in letzter Zeit immer mehr in richtig Klassik tendiere.
Wie oben schon erwähnt bin ich nach meinem persönlichen Empfinden gegangen. OK, klar ich hab natürlich auch schon ein paar Referenzaufnahmen angehört (Horowitz, Zimmermann)
Es wäre nett, wenn du mir genauer sagen könntest wann die Agogik komisch klingt. Vielleicht hab ich einfach nur ein falsches Bild vor Augen (oder im Ohr)

Die Phrasierungen und Rythmik muss ich anscheinend noch mal schwer überarbeiten, deshalb wäre mir es eine große Hilfe wenn ihr noch mehr ins Detail gehen könntet, auch wenn es vielleicht etwas viel auf einmal ist.
 
Takt 1 habe ich ja schon genannt, dort betonst du ganz deutlich das f und das as und nicht das g. Die allererste Note, das es, ist auch zu lang bzw. die Achtelnoten dort im Takt zu kurz. In Takt 2 dann ist die Achtelnote wiederum viel zu lang, und auch in der Folge wechselt die Länge einer Achtelnote von Schlag zu Schlag. Ab Takt 9 wird es dann besser, aber auch da ist es nicht gleichmäßig. Versuch mal, beim Anhören die punktierten Viertel gut mitzählen kannst. Wenn ja, dann hast du wohl irgendwie einen falschen Puls im Kopf und ich würde dir raten, das Stück mal langsam mit Metronom durchzuspielen. Wenn nicht, ist sowieso etwas im Argen.

Anderes Beispiel sind die Takte 47 bis 51, kurz bevor das zweite Thema in F-Dur eingeführt wird. Wenn Klavigen sagt, dass der "Zug ins Stocken kommt", meint er sicher unter anderem diese Stelle. Das Thema selbst bzw das ganze Themengebilde ist rhythmisch stabil, aber die Achtelpausen zwischen den Noten musst du mehr beachten. Die vielen kleinen Bögen enden ja immer auf den Noten auf 1 und 4, d.h. es sollte nicht durch die Pausen durchklingen. Hier ist sehr viel Anschlagskultur und eine sehr präzise Pedalbehandlung gefragt (das kann man aber nur am Klavier genauer erläutern).

Ganz merkwürdig spielst du die Takte 98 bis 101. Riesige Pausen und dazwischen überfallartige Achtel - willst du deine Zuhörer erschrecken? ;)

Genannt habe ich die Takte 156 bis 162 schon; hier musst du zumindest die obersten Noten der Akkorde binden. Wo das nicht geht, hilft nur Pedal. Bei den schwierigsten Stellen, die danach kommen, schlägst du dich dann, wie gesagt, wacker. Bevor du weiterarbeitest, würde ich erst die (so genannten) leichteren Stellen angehen.

Trotz alledem merkt man immer wieder, dass du beim Spielen schon gute Klangvorstellungen von der Ballade hast. Du weißt, wo du hinwillst. Das bringt dir aber erst wirklich etwas, wenn du den rhythmischen Puls besser verinnerlicht hast.

Halt uns auf dem Laufenden.
 
Sehr gute Besprechung von Chaotica, da bleibt ja für mich kaum noch was übrig.

Sei aber guten Mutes- bei vielen Anderen ist es nämlich so, dass genau die anderen Stellen, die man für die Schwierigeren hält, zweifeln lassen, ob das noch was wird mit der Vorspielreife.

Bei dir lassen sich fast alle Probleme durch genaues Hinhören, Mitzählen, Mitsingen (innere Vorstellung einer Melodie) und ein Metronom lösen.

Das kann wirklich in kürzester Zeit passieren.

Da du angibst, schon einige Referenzeinspielungen gehört zu haben frage ich mich, ob dir die teils krassen Unterschiede im Rhythmus nicht aufgefallen sind?

Bei deinem Spiel musste ich ann diesen Zauberwürfel "Rubikcube" denken. Da hat einer es fast geschafft und der Würfel zeigt schon fast an allen Flächen eine Farbe und es fehlen nur noch 2-3 Umdehungen und dann ist es geschafft.

Jetzt gehe mit Freude an diese Arbeit. die letzten Meter wirst du sicher schaffen.
 

Zurück
Top Bottom