carl philipp emanuel bachs sonate II

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lavendel

lavendel

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...aus "dem versuch über die wahre art das clavier zu spielen"



hab mich gestern beim forentreffen live nicht getraut, aber hier mal eine einspielung (mit patzern). habt erbarmen, ich spiele erst ein jahr...

lavendel
 
Hallo Lavendel,

ich hab mich gestern auch nicht getraut und werde auch demnächst irgendwann virtuell einen Versuch starten! :)
Ich finde dein Anschlag klingt gut, schön weich!:p
Du müsstest etwas mehr auf das Metrum und die betonten Spielzeiten achten, man kann nicht so richtig die Struktur erkennen, weil Du den Takt nicht ganz genau hälst. Aber das wird und ist auf einem guten Weg.;)

LG
violapiano
 
Hallo Lavendel,

schade, daß Du Dich gestern nicht getraut hast, Deine Arbeit vorzustellen. Es hätte ja "privatissime" sein können. Jedenfalls ist es leichter, live zu arbeiten als über das Medium Internet.

Erst einmal: Für ein Jahr Klavierunterricht finde ich das Ergebnis erstaunlich gut. Die Musik von Carl Philipp Emanuel ist nämlich nicht ohne Tücken. Er war bekannt für seine Fähigkeiten zu improvisieren und fantasieren, und das merkt man seiner Klaviermusik an. Es gibt nicht den einen Gedanken, der fortgesponnen, ausgebaut und entwickelt wird, dialektisch konfrontiert mit einem zweiten Gedanken (wie z.B. bei Mozart). Bei CPE sind es eher Gedankensplitter, die unvermittelt abbrechen, abglöst werden durch einen anderen Einfall ... Das alles wirkt mitunter recht kraus, verworren und unstrukturiert. (Der von mir hoch geschätzte Andreas Staier meinte einmal, es sei nicht immer eine Freude und lohnende Aufgabe, CPEs Klaviermusik zu interpretieren.) Insofern gibt es einen sehr engen musikalischen Bezug zwischen CPE Bach und der deutschen Romantik (Robert Schumann).

Was sich aber an dieser Musik wunderbar lernen läßt: Wie sehr die Instrumentalmusik den Regeln der gesprochenen Rede gehorcht ("musikalische Rhetorik"). In Ansätzen scheinst Du das (intuitiv?) schon begriffen zu haben. Nur hat es den Anschein, als ob Dir dann der Mut fehlt, die musikalischen Floskeln (Fragen, Einwürfe, Gednakensprünge) bis zum Letzten auszuspielen.

Ich denke, viele technische Unsicherheiten werden "verschwinden", wenn du eine klarere Vorstellung von der musikalischen Dramaturgie hast, wenn du in der Lage bist, eine Geschichte zu erzählen.
 
:confused:
Was mag koelnklavier damit meinen? ;) Kannst du mal näher ausführen?
Oder steh ich jetzt einfach auf dem Schlauch?

Vermutlich ist das eine Anspielung auf eine Vorwegnahme der "Romantik" im "Empfindsamen Stil" bzw. auch im "Sturm und Drang"

Ich glaube aber eher nicht, daß Schumann über diesen Vergleich sehr erfreut gewesen wäre. Ich denke da an eine Bemerkung über den Finalsatz der D-dur Sonate von Schubert, wo Schumann meinte, das sei "eine Satire auf den Pleyel/Vanhalschen Schlafmützenstil" :D
 
Also, ich seh zwischen CPE Bach und R. Schumann nicht sehr viele Ähnlichkeiten.
Die Überschwänglichkeit von Schumann z.B. fnd ich bei CPE gar nicht. Oder? Das Aufgreifen von "Gedankenfetzen", hm..wie koelnklavier schreibt, kann ich in der Form bei Schumann auch nicht entdecken. Deswegen stutze ich auch beim Lesen. Vllt fehlt mir auch das Hintergrundwissen. :confused:

Ich find das Stück unglücklich für einen Anfänger gewählt, das meinte koelnklavier auch, glaub ich. Es schenkt einem nichts. Warum dann nicht lieber einen JS Bach? Kleine Präludien und Fugetten?

LG
violapiano
 
Also, ich seh zwischen CPE Bach und R. Schumann nicht sehr viele Ähnlichkeiten.
Die Überschwänglichkeit von Schumann z.B. fnd ich bei CPE gar nicht. Oder? Das Aufgreifen von "Gedankenfetzen", hm..wie koelnklavier schreibt, kann ich in der Form bei Schumann auch nicht entdecken. no
Mir ging es beim Lesen von Wolfgangs Beitrag genau umgekehrt, nämlich der berühmte "Aha-Effekt"... :idea: :) :-D
Ein Beispiel für Gedankenfetzen sehe ich z. B. in den Fantasiestücken op. 12, "Grillen" (Nr. 4) oder "Des Nachts" (Nr. 5).
Hingegen ist Schumanns Kammermusik oft viel "klassischer" aufgebaut, orientiert sich viel mehr am Sonatensatzform-Prinzip. (Vielleicht war das der Grund, warum Du irritiert warst, Violapiano.)
 
Ich find das Stück unglücklich für einen Anfänger gewählt, das meinte koelnklavier auch, glaub ich. Es schenkt einem nichts.

naja, mein lehrer meinte, ich solle "puzzeln". und ich stelle auch fest, wenn ich ein stück "zu leicht" lerne, oder es "zu geradeaus" ist, dann fasziniert es mich auch nicht so.

das mit dem "geschichte erzählen" oder den gedankensplittern bei kölnklavier fand ich ein schönes bild. ich werde mal versuchen, in meinen etwas "wirren" stücken - davon hab ich noch mehr :D - die geschichte dahinter zu entdecken :).

und violapiano - ich unterstelle meinem lehrer einfach mal, dass er sich was dabei denkt, wenn er mir gerade dieses stück gibt. und dann protestiere ich auch nicht - ich bin hier ja schließlich der anfänger ;).

lavendel
 
Hallo lavendel,

ich meine mit "es schenkt einem nichts" dass das Stück nicht einen klaren Faden zur Interpretation anbietet. Das ist die Schwierigkeit daran. Sicherlich hat Dein KL sich was gedacht, denn das Stück ist technisch gut zu bewältigen. Und so solls ja auch sein.

Es ist einfacher, ein klar struktiuriertes Stück zu interpretieren. Puzzeln muss ich auch, aber wenn man das Bild, was es werden soll, gut erkennen kann, dann ist es einfach leichter. Schöner Ausdruck, puzzeln! Er traut Dir ja offentlichtlich auch etwas zu. Sonst dürftest du wohl nicht selbst puzzeln.

LG und weiter viel Spaß beim Klavierlernen!:p

violapiano
 
Ich glaube aber eher nicht, daß Schumann über diesen Vergleich sehr erfreut gewesen wäre. Ich denke da an eine Bemerkung über den Finalsatz der D-dur Sonate von Schubert, wo Schumann meinte, das sei "eine Satire auf den Pleyel/Vanhalschen Schlafmützenstil" :D
Pleyel und Vanhal sind zwar zeitgleich in die Periode der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang inzuordnen, haben aber mit diesen stilistischen Ausformungen nichts zu tun. Pleyel bewegt sich in der "höfischen" Sphäre der Pariser und Wiener Klassik, das musikalische Idiom von Vanhal entstammt wohl eher dem böhmischen Umkreis.

Also, ich seh zwischen CPE Bach und R. Schumann nicht sehr viele Ähnlichkeiten.
Die Überschwänglichkeit von Schumann z.B. find ich bei CPE gar nicht. Oder? Das Aufgreifen von "Gedankenfetzen", wie koelnklavier schreibt, kann ich in der Form bei Schumann auch nicht entdecken.
Natürlich darfst Du bei CPE Bach nicht die harmonischen "Kühnheiten" und den virtuosen Zugriff erwarten. Aber vergleiche nur einmal die Bach'sche fis-moll-Fantasie mit Schumanns fis-moll-Sonate. Aber es geht mir gar nicht sosehr um "Ähnlichkeiten", sondern um Entwicklungsstränge. Zwar gab es in der Musik einerseits eine sehr große "Internationalität", andererseits aber auch eine sehr ausgeprägte regionale Identität

Ich find das Stück unglücklich für einen Anfänger gewählt, das meinte koelnklavier auch, glaub ich. Es schenkt einem nichts. Warum dann nicht lieber einen JS Bach? Kleine Präludien und Fugetten?
Ich glaube gar nicht einmal, daß das Stück technisch zu schwer ist. Ich denke eher, es fällt technisch umso leichter, je bewußter einem der musikalische Gestus ist. Die Sonate hat den Vorteil, daß sie aus kurzen melodischen Episoden besteht, die durch Pausen abgefangen werden. Es besteht also immer die Möglichkeit, bewußt zu atmen und (Körper-)Spannung abzubauen.

Ob ein Stück für jemanden technisch zu schwer ist, finde eh' ich immer "schwer" zu entscheiden, wenn ich nicht die pianistischen Stand und vor allem die Entwicklung des Spielers kenne.
 
"Ich glaube gar nicht einmal, daß das Stück technisch zu schwer ist. Ich denke eher, es fällt technisch umso leichter, je bewußter einem der musikalische Gestus ist. Die Sonate hat den Vorteil, daß sie aus kurzen melodischen Episoden besteht, die durch Pausen abgefangen werden. Es besteht also immer die Möglichkeit, bewußt zu atmen und (Körper-)Spannung abzubauen.

Ob ein Stück für jemanden technisch zu schwer ist, finde eh' ich immer "schwer" zu entscheiden, wenn ich nicht die pianistischen Stand und vor allem die Entwicklung des Spielers kenne."

Liest Du oben!:p:cool: Ich meine die Schwierigkeit bei diesem Stück ist gerade die Interpretation. Sprich: es so zu gestalten, dass es nach was klingt. Lavendel kann das technisch mit Sicherheit spielen, davon bin ich überzeugt. Also, ehrlich, ich find die Musik nicht doll, und da kann lavendel nichts dafür. So meinte ich das, grob ausgedrückt;).

LG
violapiano
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Hallo Lavendel,

Danke fürs Posten!
Mir gefällt Dein Anschlag auch.
Ich konnte nach einem Jahr nicht so gut spielen.

LG
Klaviermacher
 

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