Beeinflusst Erwartungshaltung den Unterricht?

@amfortas: also zu der frage ob du fortgeschritten bist: soweit ich weiß sind deine Eltern doch Pianisten, d.h. du bist schon mal sehr begabt, wenn dann noch dazu kommt, dass du wahrscheinlich im gegensatz zu mir in den 3-4 jahren regelmäßig geübt hast, bist du definitiv kein Anfänger mehr sondern auf jeden Fall Fortgeschrittener. Ich bin ja auch Fortgeschrittener, obwohl du wahrscheinlich besser bist wie ich.

was spielst du eigentlich außer Klavier? in welchem alter hast du angefangen?

du hast aber wirklich ein Glück, dass du noch 4 Jahre hast, ich hab nur noch 2
 
P.S.: Ist man mit 3-4 Jahren eigentlich noch Anfänger? Ich fühl mich immer wie ein Anfänger, aber ich fühl mich, in Ermangelung eines ausgeprägten Selbstbewusstseins, eh überall als Anfänger

würde ich nicht mehr zu Anfänger zählen, obwohl es natürlich immer darauf ankommt was man in den 3-4 Jahren erreicht hat, machne sind da ja nicht viel weitergekommen und andere sind schon reif fürs Studium, in deinem Fall würde ich sagen, dass du kein Anfänder mehr bist.
 
Vorausgesetzt, der Lehrer ist dazu fähig, wird er sich mit Sicherheit den Zielen des Schülers anpassen. Wenn er die Ziele nicht kennt, dann muß er halt raten, manche sind vielleicht auch engagiert genug um zu fragen.

Ich kann nur empfehlen, die selbst gesteckten Ziele mit dem Lehrer zu besprechen, was vielen Jugendlichen und Kindern natürlich schwerfällt - manchen Erwachsenen wohl auch.

Und einen Triller mit angepaßtem Fingersatz zu spielen, weil einige Finger noch nicht trainiert sind: Wenn dadurch das ganze Stück schneller fertig ist, warum nicht? Fingertraining hängt ja nicht von einem Stück ab, vielleicht gibt es gerade andere Prioritäten.
 
Vorausgesetzt, der Lehrer ist dazu fähig, wird er sich mit Sicherheit den Zielen des Schülers anpassen. Wenn er die Ziele nicht kennt, dann muß er halt raten, manche sind vielleicht auch engagiert genug um zu fragen.

Ich kann nur empfehlen, die selbst gesteckten Ziele mit dem Lehrer zu besprechen, was vielen Jugendlichen und Kindern natürlich schwerfällt - manchen Erwachsenen wohl auch

also meine Klavierlehrerin hat immer ne ganz exakte Vorstellung von meinen angeblichen Zielen. Z.B. sagt sie mir, ich sei zwar schon gut und fortgeschritten, aber für ein Musikstudium reichts nicht( zwar würde ich liebend gern Musik studieren, allerdings habe ich das ihr gegenüber noch nicht mal angedeutet)
Oder wir korrigieren gemeinsam eine eigene Komposition von mir, aber als ich dann ins Detail gehen wollte, meinte sie, ich wolle doch sowieso nicht Komposition studieren, also reicht das so aus( obwohl ich echt gern Komposition studieren würde.
 
Also ich denke es kommt darauf an, wo man Unterricht hat. Als ich hier in Trier an der Städtischen Musikschule war, hat meine Lehrerin immer nur daneben gesessen und zugehört, mal zwischendurch was gesagt, und am Ende dann gesagt ich solls mir nochmal anschauen (wenn's technisch noch nicht sicher war) und zu Ende war die Stunde. Jetzt bin ich am Konservatorium in Luxemburg, ... Das ist natürlich eine viel ernstere Unterrichtsweise. ....

Ich wollte damit sagen, dass es sehr darauf ankommt, wo man unterrichtet wird. An Schulen mit hohem Niveau gibt dir kein Lehrer Unterricht "nur so zum Spaß um ein bisschen zu klimpern". Da wird versucht, das beste aus dir rauszuholen.
QUOTE]

Genau das kann es natürlich auch sein, dass es - ähnlich wie bei den Unterschieden Hauptschule/Realschule/ Gymnasium da bei den Musikinstitutionen ähnliche Grundeinstellungen gibt. Zumindest trifft das den Kern meiner Frage.

Hacon: Dass Deine Lehrerin die leichtere Technik wählt, mit der Du den Walzer dann nicht im Originaltempo spielen könntest, ist auch so ein Beispiel für das, was ich meine. Auch wenn Du nicht Musik studieren willst, sollte sie nicht Dir alles beibringen, was Dein Potential hergibt, warum von vornherein "reduzieren auf das einfache"? In Deinem Fall kann es ja sein, dass Ihr Euch darauf geeinigt habt, was ok wäre, aber wenn das nicht ausdrücklich gewünscht wird?

Ist es wirklich ok, vorzugehen nach dem Motto "Du brauchst nicht mehr, also zeige ich Dir auch nicht mehr, damit es nicht unnötig viel wird für Dich" im Sinner von Hauptschüler lernt nur ein Gedicht lesen, Realschüler lernt es lesen und muss es auswendig vortragen können, und Gymnasiast muss es zudem interpretieren können(vorausgesetzt alle hätten ähnliches Auffassungsvermögen und Interesse usw)?

Vor allem: das Verhältnis Lehrer/Schüler ist doch so ungleich. Natürlich weiß der Lehrer in der Regel viel viel mehr und kann viel besser beurteilen, was gerade dran ist und was man aktuell zurückstellen sollte, also momentan zu viel wäre. Ich finde es extrem verunsichernd, wenn sich der Eindruck einschleicht, dass der Unterricht nicht optimal an den Fähigkeiten und Wünschen ausgerichtet ist, sondern auf "projizierte Bedürfnisse".
 
Und einen Triller mit angepaßtem Fingersatz zu spielen, weil einige Finger noch nicht trainiert sind: Wenn dadurch das ganze Stück schneller fertig ist, warum nicht?

Wie schon gesagt, das war nur ein Beispiel. Es ging nicht ausschließlich um diese Sache. Und wenn dann auch ehr um die Begründung "das mit 4-5 braucht zu viel Übung, da haben Sie sicher besseres zu tun" oder so ähnlich.

Wobei ich schon mal vorausschicken will, dass natürlich so eine Sache letztlich im Gespräch mit dem Lehrer geklärt und ggf. geändert werden muss. Aber grundsätzlich bin ich ganz zufrieden mit ihm und will zwar keine Unzufriedenheit konservieren, aber auch nicht zu schnell vorpreschen oder ihn vor den Kopf stoßen; manchmal ergeben sich durch Diskussionen Punkte, die das in einem anderen Licht erscheinen lassen.
 
@siggi: Ich denke, bei mir gibt es da zwei Probleme:
1. meine Klavierlehrerin traut mir im technischen Bereich nicht alles zu, wahrscheinlich weil ich oft genug rumjammer wie schwer mir denn beispielsweise das Einüben einer schnellen Tonleiter fällt.
2. zu folgender Aussage
sollte sie nicht Dir alles beibringen, was Dein Potential hergibt, warum von vornherein "reduzieren auf das einfache"?
Ich und meine Klavierlehrerin haben etwas unterschiedliche Auffassungen davon, was für ein Potential ich habe: Sie meint ich sei schon begabt, aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt hin.
Meine Eltern haben mich allerdings nur zum Klavier spielen angemeldet, weil ich mit 10 oder 11 Jahren einen Test in einer psychologischen Einrichtung gemacht habe, bei dem herauskam, dass ich musikalisch hochbegabt bin, was meine Klavierlehrerin allerdings nicht weiß.
Wie soll sie es auch wissen, wenn ich doch über 5 Jahre nicht geübt hab, und mir das Klavier spielen keinen Spaß gemacht hat?

Trotzdem muss ich jedoch sagen, dass ich mit meiner Klavierlehrerin äußerst zufrieden bin.
 
Hallo,

Meine Eltern haben mich allerdings nur zum Klavier spielen angemeldet, weil ich mit 10 oder 11 Jahren einen Test in einer psychologischen Einrichtung gemacht habe, bei dem herauskam, dass ich musikalisch hochbegabt bin

Zum einen gibt es solche und solche Tests, zum anderen ist vielleicht Klavier nicht das richtige Instrument für dich und mit einem anderen Instrument würdest du besser klarkommen (wenn es denn so richtig ist mit dem Ergebnis des Tests).

Meine Gedanken dazu
Nico
 
Also erst mal muss ich sagen, Klavier ist auf jeden Fall das richtige Instrument für mich, nur leider habe ich das erst vor einem halben Jahr gemerkt. Seid dem habe ich wahnsinnig viel Spaß am Klavier spielen und habe in dieser Zeit auch enorme Fortschritte gemacht.

Was den Test angeht: Manchmal zweifel ich selbst daran, dass ich musikalisch hochbegabt sein soll, ich trau mich das in der Regel noch nicht einmal auszusprechen.
Was mir jedoch gewissheit gibt, ist, dass sich dieser Talenttest auf fast alle Begabungsbereiche bezogen hat, so z.B. auch kognitive Begabung, oder sportliche. Und da meine Persönlichen Erfahrungen in allen anderen Bereichen auch mit dem Test übereinstimmen, wird das Ergebnis im musikalischen Bereich wohl auch stimmen. Das dumme ist halt nur das ich bis vor nem halben Jahr nie wirklich geübt habe.
 
Vergleichbar nicht, aber verständlicher- zumindestens geht's mir da so.

Natürlich beeinflusst die Erwartungshaltung den Unterricht,du liebe Güte wie wurde ich früher auf die Tonleitern, die vielen Stücke, auf die veielen Konzerte getriezt... Es war damals das andere Extrem von dem, was du angesprochen hattest, aber ich habe es nicht ausgehalten und nur eine Lösung gesehen: Das Klavierspiel aufzugeben.
Jetzt bin ich wieder hier, begeisterter als je zuvor,aber nun in der Schublade "Hm~ bei ihr kann man die Klassik vernachlässigen.Sie will nichts mit Musik machen", was mich zeitweise auch stört. Aber ein klärendes Gespräch hilft meistens^^...
 
Klavier hab ich vor ca. 4 Jahren angefangen (da war ich ähm 12 in etwa, weiß nicht ganz genau)
Mein anderes Hauptinstrument ist Saxophon. Und ich spiel als Nebeninstrumente: Klarinette, Mundharmonika und Blockflöte(Sopran und Alt, aus meiner frühsten Kindheit, momentan trainier ichs mir wieder an), dann noch ein ganz klein wenig Gitarre und ein klein wenig Zither.Da muss ich aber noch einiges üben wenn ich genug Zeit habe. Dann noch Melodica, aber das ist ja genauso wie Klavier, nur dass man noch reinpusten muss, also Klavier-ähnlich.



oli
 

Ich auch nicht. Ich würde die Lehrerin wechseln.

Als ich mit Unterrichten begonnen habe, machte ich mir Gedanken über meine Motive, Ziele und über meinen Beruf (Berufung?).

Nach langer Überlegung kam ich zum Schluss, dass ich an jenem Tage mit Unterrichten aufhören werde, an dem mir dereinst ein Schüler (berechtigterweise) vorwerfen würde, dass er hätte Berufsmusiker werden können, wenn ich ihn richtig darauf vorbereitet hätte.

Was ich damit sagen will: Niemand muss Pianist werden oder Komponist oder Klavierlehrer oder was auch immer. Aber er sollte jedes denkbare Rüstzeug auf den Weg mitbekommen (gemäss seinen intellektuellen Fähigkeiten), um diese Möglichkeit zumindest mal in Betracht ziehen zu können.

Und nach dieser Maxime versuche ich jeden Tag zu arbeiten.
 
@thepianist 73: Ich kann dir in deiner Haltung wirklich nur zustimmen, finde sie toll, und glaube, dass sie die Beste ist, die du einem Schüler entgegen bringen kannst.
Allerdings handelt es sich bei mir um einen speziellen Fall.
Ich habe über 5 Jahre Klavierunterricht genommen ohne wirklich zu üben, ohne wirklich Spaß daran zu haben.
Erst seid einem halben Jahr habe ich sehr viel Spaß am Klavier spielen, (neuerdings auch am Komponieren),und übe viel.
Da muss man sich auch mal in die Lage der Lehrerin hineinversetzen: Über 5 Jahre hat sie einen Schüler erduldet der kaum üben wollte. In Anbetracht des so gut wie nicht möglich machbaren Nachholbedarfs für ein Studium finde ich solch eine Aussage als verständlich.
Außerdem ist meine Klavierlehrein mal abgesehen von solch einer Aussage eine hervorragende Lehrerin,die sehr geduldig ist, auch mal 10 Minuten überzieht und mir im letzten halben Jahr ne ganze Menge beigebracht hat.
 
Nach langer Überlegung kam ich zum Schluss, dass ich an jenem Tage mit Unterrichten aufhören werde, an dem mir dereinst ein Schüler (berechtigterweise) vorwerfen würde, dass er hätte Berufsmusiker werden können, wenn ich ihn richtig darauf vorbereitet hätte.

Jaja, die Heerscharen von verkannten Genies, die alle hätten "Berufsmusiker" werden können, wenn sie nur den richtigen Unterricht gehabt hätten - ich lach mich tot :p
 
Jaja, die Heerscharen von verkannten Genies, die alle hätten "Berufsmusiker" werden können, wenn sie nur den richtigen Unterricht gehabt hätten - ich lach mich tot :p

Was aber offenbar ganze Heerscharen von absolut talentfreien und sowas von abgelöschten Menschen nicht davon abhält, dennoch Klavierlehrer (oder sonst ein Instrument) zu werden.

:klavier:

Dennoch sollte man so unterrichten, dass der eine der wirklich begabt ist nicht durch die Maschen fällt.

Viele nicht so begabte Lehrer merken auch nicht, wenn sie einen begabten Schüler vor sich haben. Wie auch?

Manche Leute erkennen Begabung nicht mal wenn sie ihnen aufs Gesicht sitzen würde.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Jaja, die Heerscharen von verkannten Genies, die alle hätten "Berufsmusiker" werden können, wenn sie nur den richtigen Unterricht gehabt hätten - ich lach mich tot :p

thepianist hatte "berechtigterweise" hinzugefügt, damit sind doch alle "Möchtegerns" draußen.

Im übrigen ging der Threat doch um Lehrer, die ihren Schülern - vermutlich in bester Absicht und möglicherweise dessen unwissend - optimalen Unterricht (= Unterricht, der diesen Schüler gemessen an dessen Potential optimal fördert, was zu einem Studium führen mag, aber durchaus nicht muss) vorenthalten, weil sie meinen, das "braucht der ja gar nicht". Sprich erheblich weniger an Leistung aus diesem Schüler herausholen als dieser entwickeln könnte und auch eigentlich will. Und die den Schüler möglicherweise nicht nur nicht optimal fördern, sondern dessen Engagement noch runterzufahren bemüht sind.
 
Zitat von Hacon;28689Da muss man sich auch mal in die Lage der Lehrerin hineinversetzen: Über 5 Jahre hat sie einen Schüler erduldet der kaum üben wollte. In Anbetracht des so gut wie nicht möglich machbaren Nachholbedarfs für ein Studium finde ich solch eine Aussage als verständlich. [/QUOTE:
Ich kann mir vorstellen, dass so eine Verhaltensänderung häufiger vorkommt. Sie wird eine Weile brauchen, bis sie merkt, dass sich die veränderte Haltung bei dir stabilisiert; zudem könntest du mit Ihr über Deine neue Sicht reden. Dass sie Gedanken liest, kannst du ja nicht erwarten.
 
Sie wird eine Weile brauchen, bis sie merkt, dass sich die veränderte Haltung bei dir stabilisiert
da stimme ich dir zu, das hab ich mir auch schon gedacht.

Dass sie Gedanken liest, kannst du ja nicht erwarten.

Naja,sehr oft tut sie dass. Endweder weiß sie dann genau was ich denke, oder sie stellt sich das genaue Gegenteil vor.
Ab dem Zeitpunkt wo ich angefangen hab Klavier zu üben war es auch ein großer Wunsch von mir, Musik zu studieren. Das habe ich ihr nicht gesagt. Sie hat dann nur irgendwann gemeint, mir würde das ganze sehr viel Spaß machen und hat mir eine Reihe von Berufen vorgeschlagen, die mit Musik zu tun haben, was mir natürlich nicht viel gebracht hat.

Neuerdings hat sie in irgendeinem Zusammenhang gemeint: Du wirst ja wenn du mit der Schule fertig bist weiterhin Klavier spielen, auch wenn du dann keine Zeit mehr für Unterricht hast.
So eine Aussage regt schon ganz schön auf(hat sie übrigens schon paar mal so gesagt)
 

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