Bechstein Model V

So weit mir bekannt, waren die besten Bechsteinzeiten vor dem ersten Weltkrieg, also vor der Nazizeit - Bechstein erlitt nach dem ersten Weltkrieg herbe Einbußen (Enteignungen ausländischer Firmenstandorte) und konnte weder qualitativ noch wirtschaftlich an die besseren Zeiten vor 1914 anknüpfen

...allerdings war besagte Bechstein-Erbin auch schon vor dem ersten Weltkrieg in ultranationalen und völkischen Kreisen sehr engagiert...

das ist ebenso betrüblich wie peinlich, aber es ändert nichts an der Qualität der Bechstein Konzertflügel von ca. 1900 bis 1918 und es ändert auch nichts an der Qualität heutiger Bechstein Konzertflügel

Von den "politischen " Aspekten ,die hier anklingen möchte ich mich fernhalten . Meines Wissens war der Übergang von den Modellen mit den röm. Ziffern zu den Modellen mit Buchstaben ein fliessender , etwa um die Jahrhundertwende . Änderungen am Guss , am Rasten , Mensur , Mechanik , später dann noch anderes
Mechaniksystem - von Abstrakten zu Piloten . Grundsätzlich blieben die Konstruktionen jedoch sehr ähnlich . In den 30 er Jahren wurden ganz allgemein die Klaviere "noch besser" verarbeitet , ganz einfach deshalb ,da zu dieser Zeit - Deflation - Wirtschaftskrise , die Nachfrage stark eingebrochen ist und die Klaviere relativ lange in den Fabriken stehen geblieben sind , auch zwischen den einzelnen Produktionsstufen noch länger als üblich rasten konnten . Zusätzlich hat man sich noch mehr bemüht , um das wenige Geschäft zu erhalten .
 
Da wir nun schon völlig vom Thema abgekommen sind, möchte ich die Gunst der Stunde nutzen und auf ein äußerst lesenswertes Buch aufmerksam machen. Es geht um eine jüdische Klavierhändlerfamilie in der NS-Zeit (bzw. auch davor und danach). Es wird eindrücklich beschrieben, welchen Repressalien sie schon sehr früh ausgesetzt waren und wie sie damit umgegangen sind. Für uns besonders interessant ist es halt deswegen, weil es sich in diesem Fall um Klavierhändler handelt. Helge Domp, die Tochter, hat z.B. nach dem Krieg Barrat & Robinson Klaviere importiert bzw. die Einzelteile und hat sie dann in Enschede zusammengebaut. Dazu hat sie extra 3 Monate in der englischen Fabrik gelernt. Oder auch spannend: sie hat 1964 als erste Yamaha Instrumente nach Europa importiert und hatte die Großhandelsvertretung für ganz Europa. Sehr spannend zu lesen, aber auch erschütternd:

Onderduiker: Überleben in einem besetzten Land: Amazon.de: Christa Geissler: Bücher
 
Da wir nun schon völlig vom Thema abgekommen sind, möchte ich die Gunst der Stunde nutzen und auf ein äußerst lesenswertes Buch aufmerksam machen. Es geht um eine jüdische Klavierhändlerfamilie in der NS-Zeit (bzw. auch davor und danach). Es wird eindrücklich beschrieben, welchen Repressalien sie schon sehr früh ausgesetzt waren und wie sie damit umgegangen sind. Für uns besonders interessant ist es halt deswegen, weil es sich in diesem Fall um Klavierhändler handelt. Helge Domp, die Tochter, hat z.B. nach dem Krieg Barrat & Robinson Klaviere importiert bzw. die Einzelteile und hat sie dann in Enschede zusammengebaut. Dazu hat sie extra 3 Monate in der englischen Fabrik gelernt. Oder auch spannend: sie hat 1964 als erste Yamaha Instrumente nach Europa importiert und hatte die Großhandelsvertretung für ganz Europa. Sehr spannend zu lesen, aber auch erschütternd:

Onderduiker: Überleben in einem besetzten Land: Amazon.de: Christa Geissler: Bücher

Danke für den Tipp! Habs gleich mal geordert..

LG
Patrick
 
Unabhängig von diesem Faden empfehle ich allen Interessierten bezüglich der hier angeklungenen Problematiken die Lektüre der hinreichend bekannten "Lingua Tertii Imperii, Notizbuch eines Philologen", in welcher der jüdische Philologe Victor Klemperer die Sprache des NS analysierte und dabei auch teils heitere Einblicke in die Gegebenheiten der Zeit gibt.

Sehr richtig. Und aus dem man lernen kann, wie Residuen dieser Sprache auch heute noch unreflektiert verwendet werden. Siehe etwa das Kapitel über das Verb "durchführen".

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo, ich bin in diesem Forum noch neu, aber umso erstaunter, wie leichtfertig hier mit der deutschen Nazi-Vergangenheit umgegangen wird. [...] Da gibt es schon einige Fragen, die einen nachdenklich stimmen:

Deine Fragen sind samt und sonders richtig. Allerdings frage ich mich, wo Du in diesem Faden einen leichtfertigen Umgang mit der Nazi-Geschichte findest.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Buuuh, in jeder Sonate gibt es eine Durchführung.

Richtig. Das ist aber weder ein Grund zum Greinen noch ein Argument gegen Klemperer.

»Durchführung« und das zugehörige Verb gibt es seit dem 18. Jh. in dem Sinn »eine wissenschaftliche These oder einen künstlerischen Vorwurf an sein / ihr Ziel bringen».

Erfindung der Nazis war jedoch, das Verb »durchführen« an die Stelle des traditionellen Kompositums »ausführen« zu setzen; eine Arbeit "durchführen" statt sie auszuführen gibt dem Vorgang eben einen gewissen militärischen »Gründlich und Zackzack«-Beigeschmack. Es blieb Frau Merkel vorbehalten, mit ihrer famosen Prägung »durchregieren« an diese Wortbildungstradition anzuschließen. Nun, ihre spin-doctors hatten von historischer Lexikographie halt auch keine genauere Anschauung als Du.

Grüße,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Habe das Buuh eher im Sinn von Pfui gemeint, allerdings nicht dich persönlich.

"durchführen" statt sie auszuführen gibt dem Vorgang eben einen gewissen militärischen »Gründlich und Zackzack«-Beigeschmack

Das kann man sicher nur als Historiker nachvollziehen.


Ausregieren wäre sicher nicht in Ihrem Sinne gewesen

docotors sagt mir nichts, aber wahrscheinlich meinst du Wendehälse


Bitte nicht persönlich und dann auch noch beleidigend werden.

Ansonsten war der Beitrag durch und durch .... oder heisst es jetzt besser....aus und aus.

Rudl
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Wieder etwas gelernt, danke.
 

Zurück
Top Bottom