Bechstein Model V

Meiner ist von 1906, somit noch nicht besudelt, falls du das meinst. Besitzt du was aus Stahl der Marke Krupp? Finger weg! Nazistahl!
 
90 JKB, ich bitte um eine etwas höflichere Ausdrucksweise! Mit Smiley wärs ok, aber so finde ich es etwas harsch. Ich habe hier lediglich gefragt, ob ich der einzige bin, den die Bechstein-Historie stört.

Helene Bechstein, Mitinhaberin des Unternehmens, war eine frühe Verehrerin Adolf Hitlers. Zusammen mit der Gattin des Verlegers Hugo Bruckmann, Elsa Bruckmann, ermöglichte sie dem damals nur regional Aufsehen erregenden ****** den Aufstieg in die besseren Münchener und Berliner Kreise und unterstützte ihn auch finanziell in umfassender Weise. Diese Aktivitäten waren dem Unternehmen indessen nicht zuträglich. Wegen Helenes unverhohlen antisemitischer Einstellung verlor man einige wichtige Kunden.[4][5]

Und es macht für mich einen Unterschied, ob Unternehmen die Gunst der Stunde nutzten, bzw sich anpassten (Krupp, BASF, etc) oder ob ein Unternehmen mehr oder weniger den Start einer unheilvollen Entwicklung forciert hat.
 
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Naziflügel

Das dürfte ja inzwischen vorbei sein, ausserdem was können die Flügel dafür. Qualität ist Qualität.

Rudl
 
habe neulich bei einem bier mit einem guten freund, historisch belesen und früher mal sehr ordentlicher amteurpianist über flügel sinniert - und dabei auch die vielen schönen alten bechsteins in berlin angesprochen.

seine assoziation war dieselbe. das spielt schon noch eine rolle. in der generation unserer elter, also noch im krieg geboren, gab es ja auch viele, die mit wagner und furtwängler nichts anfangen mochten. zu einer künstlerpersönlichkeit gehört schon auch die politische einstellung. die vereinnahmung aber nicht. nur bei edwin und helene bechstein war es sicherlich mehr als vereinnahmung durch das dritte reich, es war frühe förderung des dritten reiches.

wenn ich einen wunderbaren 20er jahre bechstein hätte, würde ich auch an den damaligen zeitlichen kontext denken, ist doch ganz klar.
 
Die Verquickungen sind mir natürlich bekannt. Ich heiße das auch nicht gut. Dennoch geht es hier um die Flügel und die sind nun mal gut. Man muss sich halt immer überlegen, was man aus der Geschichte lernt. Wir verurteilen das Verhalten von Madam Bechstein, auf der anderen Seite haben sie halt gute Instrumente gebaut. Man muss da trennen.

Wie du ja schon gesagt hast, musste das Unternehmen ja auch in gewisser Weise einen Preis dafür bezahlen. Das Verhalten von Krupp unter dem Label "Anpassung" laufen zu lassen halte ich nun auch etwas für untertrieben. Die Gunst der Stunde haben sie genutzt, ja, zur Verhinderung von Unheilvollem haben die Rüstungsindustriebelieferer auch nicht wirklich viel beigetragen. Is halt so gewesen. Man muss sich hier wieder überlegen, was lernt man draus?
 
natürlich war furtwängler ein großer dirigent und wagner ist wunderbar. trotzdem erinnere ich mich immer, wenn ich eine wagner-oper höre, auch an seine abscheulichen tiraden über das "judentum in der musik".

furtwänglers beide (ersten?) violinsonaten habe ich neulich mal im foyer der philharmonie gehört. das war ein sehr langer sonntagmorgen. mag auch an der nicht rundum befriedigenden interpretation gelegen haben.
 
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90 JKB, ich bitte um eine etwas höflichere Ausdrucksweise! Mit Smiley wärs ok, aber so finde ich es etwas harsch. Ich habe hier lediglich gefragt, ob ich der einzige bin, den die Bechstein-Historie stört.


Klar, man könnte auch alle Aufnahmen von Elly Ney zerstören.
Wem ist damit geholfen?

Steinway hat damals die Mitarbeiter im wahrsten Sinne des Wortes verheizt: Um die Hölzer besser runterzutrocken, wurde die amerikanische Fabrik stark geheizt und die Mitarbeiter durfte nicht die Fenster öffnen.

Siehe: Liebermann, "Steinway and Sons. Eine Familiengeschichte um Macht und Musik"
 
natürlich war furtwängler ein großer dirigent und wagner ist wunderbar. trotzdem erinnere ich mich immer, wenn ich eine wagner-oper höre, auch an seine abscheulichen tiraden über das "judentum in der musik".


Mir geht es da auch so. Dennoch - man muss da trennen, sonst kannst nicht genießen. Ich genieße die Klänge quasi mit phänomenologischer Einstellung. Antisemitismus etc. verurteile ich.
 
Nun hoffe ich doch sehr, dass das Thema Nationalsozialismus nichts mit (heutiger) Politik zu tun hat ...

Ich muss wohl relativieren. Mir ging es nicht darum, Bechstein schlechtzumachen - ich habe lediglich mein Bauchgefühl geschildert. Wenn ich dem Herrn Steingräber sagen darf, dass sein Schriftzug unschöne Assoziationen weckt (geht ihm übrigens genauso ;-)), dann werde ich meine Bechstein-Feelings wohl auch äußern dürfen. Ich gebe zu, dass diese sicherlich auch überlagert sind: Ich war schon bei vileen Herstellern und die einzigen, die sich negativ / hämisch zur "Konkurrenz" äußerten waren nun mal ...
Das trägt sicher dazu bei, dieses "alte Bild" am Leben zu erhalten.

n.b.: Einer der allergeilsten Flügel, die ich je angespielt habe, war ein B. aus den 30ern...
 
Steinway hat damals die Mitarbeiter im wahrsten Sinne des Wortes verheizt: Um die Hölzer besser runterzutrocken, wurde die amerikanische Fabrik stark geheizt und die Mitarbeiter durfte nicht die Fenster öffnen.
Ähem. DAS ist doch nun wirklich nicht zu vergleichen.

@Verdi & all: Im Himmels willen. Ein Bechstein-Fan muss doch wahrlich kein Antisemit sein. Sorry - in die Richtung wollte ich bestimmt nicht zielen!

@fab:
wenn ich einen wunderbaren 20er jahre bechstein hätte, würde ich auch an den damaligen zeitlichen kontext denken, ist doch ganz klar.
Genau das meinte ich. Ich wäre mir eben nicht sicher, ob ich mit einem traumhaften B. restlos glücklich werden könnte.
 

Wenn ich dem Herrn Steingräber sagen darf, dass sein Schriftzug unschöne Assoziationen weckt


Jetzt mach aber mal bitte halblang. Fraktur, Textur und Schwabacher sind Schriften, die seit dem Hochmittelalter in Gebrauch sind. Sie vorrangig mit den Nazis zu assozieren, ist gedanklich ziemlich salopp und leistet der der leider weit verbreiteten und unreflektierten Haltung Vorschub, mit moralischer Anklägerpose Dinge zu denunzieren, die über derlei uninformierte Vorwürfe hoch erhaben sind. Ich müßte mich auch sehr wundern, wenn gerade Du nicht in der Lage wärest, die ästhetischen Vorzüge der genannten Schriften gegenüber der obwaltenden grobschlächtigen Microsoft-Typographie zu würdigen. Nebenbei: ich habe genug Kollegen in Frankreich und Italien, die es bedauern, daß dieses typographische Repertoire nicht ihrer Tradition angehört und deswegen für sie nicht nutzbar ist.
 
Nicht nur dort ist mehr Ehrlichkeit angesagt. Zitat aus der Website: Bei Bechstein zum Beispiel hat der Resonanzboden die Funktion einer Schwingungsmembrane, ähnlich wie beim Flügel. So hat auch ein kleines Bechstein-Klavier ein wesentlich besseres, nuancierteres und vielschichtigeres Klangergebnis.

Und die anderen haben einen steifen Resonanzboden, oder was? Passt zur Vernebelungstaktik bei den Modell-Linien.

So - Schluss, mit OT. Mea culpa!
 
Friedrich, Du hast natürlich recht. Ohrfeige ist angekommen und wird demütig akzeptiert. Ich meinte eigentlich auch die Assoziationen, die weniger geschichtskundige Menschen gemeinhin mit gebrochenen Schriften verbinden ... >>> Marketing. Tatsächlich haben ja sogar die Nazis ab 41 diese Schriften im offiziellen Bereich "verboten", wenngleich natürlich viele Bücher noch in der Schwabacher gesetzt wurden.
 
Klar, man könnte auch alle Aufnahmen von Elly Ney zerstören.
Wem ist damit geholfen?

Niemandem natürlich. Komplementär dazu gehört aber, wenigstens das Gedenken an all die unter den Nazis der Damnatio memoriae anheimgefallenen Musiker widerzubeleben, die man nach im restaurativen Muff der Adenauerzeit einfach in dem von den Nazis über sie verhängten Vergessen beließ. Wer mag, kann sich u.a. hier informieren: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (Musikwissenschaften, Uni Hamburg)
 
@sla
die fraktur ist nunmal ein vereinnahmtes symbol. so wie der extremfall, die auf der spitze stehende swastika.

ein bechstein-flügel sicher nicht, fast ebenso wenig wie ein BMW. ein bisschen auseinandersetzung mit der historie schadet ja trotzdem nichts. das gilt doch gerade auch für fans.
 
Wie ich damals reagiert hätte weiß ich nicht. Wahrscheinlich wäre ich Mitläufer gewesen. Möchte mir nicht den Schuh anziehen, dass ich damals Rückgrat bewiesen hätte. Aber vielleicht kann ich aus der Historie lernen, dass es eben wichtig ist, Rückgrat zu bewahren. So versuche ich heute zu leben. Ob das in jeder Situation richtig ist, weiß man oft erst hinterher.
 

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