Bechstein Model V

@90jkb

wer schwingt denn "große reden"? ich sehe nur einen spruch von fisherman und dann differenzierte überlegung dazu.

aber doch jetzt nicht so opa-sprüche. das geht gar nicht. helene bechstein war nazi-pionierin, nicht mitläuferin.

und das relativieren von mitläufertum kann man sich auch schenken. niemand weiß ganz sicher, was man selbst getan hätte. deswegen muss ich ja nicht alles super finden, was leute damals so getrieben haben.

und: ich kann doch die klaviere ganz toll finden und trotzdem einen nazi einen nazi nennen. ich trage auch mal einen boss anzug etc. - klang ja oben schon an. historische einordnung halt, das muss man als fan und alumnus aushalten.
 
@90jkb

helene bechstein war nazi-pionierin, nicht mitläuferin.

und das relativieren von mitläufertum kann man sich auch schenken. niemand weiß ganz sicher, was man selbst getan hätte. deswegen muss ich ja nicht alles super finden, was leute damals so getrieben haben.

und: ich kann doch die klaviere ganz toll finden und trotzdem einen nazi einen nazi nennen. ich trage auch mal einen boss anzug etc. - klang ja oben schon an. historische einordnung halt, das muss man als fan und alumnus aushalten.


Das unterschreibe ich. Meine Meinung.
 
@sla
die fraktur ist nunmal ein vereinnahmtes symbol. so wie der extremfall, die auf der spitze stehende swastika.

Ich hoffe Dir ist klar, was Du alles abschaffen mußt, wenn Du das zu Ende denkst. Und daß Du von Nazis mißbrauchten Dingen damit noch einmal Unrecht antust (und nein - ich spreche hier natürlich nicht von der typischen Nazi-Emblematik). Im übrigen wurde eine der Varianten, die Schwabacher, von den Nazis als ausgemachte "Judenschrift" denunziert; dies zum Punkt "Vereinnahmung". Faktum ist, daß die Naziassoziation zur Fraktur, Textur und Schwabacher sich auf Leute beschränkt, die von Typographie nichts wissen und auch keine Lust haben, diesen Zustand zu ändern.

Der von Dir genannte Extremfall tut nichts zur Sache, denn er gehört nicht in einen normalen Buch-Zeichensatz und hat auch keine genuine Verbindung zu den genannen Schriften.
 
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Was habe ich getan...?

Ich wage mal zu behaupten, jeder von uns hätte damals die Hand zum Gruß erhoben. Also lasst diese Nazivergangenheit liegen, das ist hier absolut fehl am Platze.
 
Was zeichnet denn die Instrumente der 1930er Jahre aus? Oben wurde erwähnt, dass diese Periode mit die beste der Firma waren. Kann das uneingeschränkt gelten?
 
Welche Verbesserungen stellst Du fest, wenn Du Modelle von 1900 mit denen aus der 30ern vergleichst?
 
Wenn dur wieder ausgeruht bist, wäre es möglich, mal ein paar Sachen zu schreiben? Würde mich echt interessieren! Danke schon mal!
 
Im übrigen wurde eine der Varianten, die Schwaber, von den Nazis als ausgemachte "Judenschrift" denunziert; dies zum Punkt "Vereinnahmung". Faktum ist, daß die Naziassoziation zur Fraktur, Textur und Schwabacher sich auf Leute beschränkt, die von Typographie nichts wissen und auch keine Lust haben, diesen Zustand zu ändern.
Und genau deshalb nehme ich Deinen Tadel so demütig an, Friedrich! Da haste mich eiskalt erwischt. Und - entre nous - ich wusste das tatsächlich nicht!!!!! Vor allem die Ablehnung der Schwabacher durch die Nazis kann ich noch gar nicht recht kapieren. Ich sehe im Geiste jede Menge NSDAP-Ausweise mit dieser Schrift. Ich muss da mal tiefer rein gehen. Zu meiner Studienzeit waren Fraktur und Schwabacher tatsächlich „no go"! - während sie ja mittlerweile ein kleines Revival erleben.
 

Guten Abend,

ich habe mir gerade den Faden durchgelesen. Als Historiker, der auch viel im Bereich der historisch-politischen Bildung und hier speziell im Bereich Nationalsozialismus arbeitet, hätte ich zu vielen Posts etwas zu sagen, halte dies aber im Rahmen der bereits erstellten Beiträge für etwas zu aufwändig und zudem den anonymen Rahmen eines Forums aus verschiedenen Gründen dafür nicht angemessen. Interessant ist allerdings, dass die Argumentstrukturen auch hier in diesem Forum mit meinen bisherigen Diskussionserfahrungen mit Lehrgangsteilnehmern usw. einhergeht, prägnante Positionen wie etwa die strikte Ablehnung von allem was mit dem NS in mehr oder weniger enger Verbindung stand, die Aussage von der "Siegergeschichte" wie auch solche die in die Richtung "ich höre lieber meinem Opa zu" oder "wir hätten damals wahrscheinlich damals auch mitgemacht" sind durchaus typisch und werden sehr häufig vorgebracht. Ich möchte einzelne Aussagen hier auch nicht bewerten, bekräftigen oder verurteilen, sondern stattdessen einige Punkte anmerken:

- Konkret zu Bechstein: dass Helene Bechstein eine bekennende ******-Unterstützerin in den frühen Jahren der sog. "Bewegung" war ist historisch zweifelsfrei nachgewiesen. Sie sprang vor 1933 mehrmals mit größeren Geldsummen ein, um u. a. den Wahlkampf Hitlers und der NSDAP zu finanzieren, welche zu diesem Zeitpunkt notorisch pleite war.
- Ich halte es für angebracht, die Bechsteininstrumente jedoch strikt von der Weltanschauung der Firmenleitung zu trennen, ein Produkt ist schließlich ein "dummes" Ding, welches nichts dafür kann wenn es zu Propaganda- oder Kriegszwecken vereinnahmt wird. Wäre dementsprechend streng vorgegangen worden, hätte man nach dem Ende des NS etwa niemals mehr einen VW Käfer ("KdF-Wagen") bauen dürfen, niemand mehr Klamotten von Boss tragen dürfen, die Autobahn nicht mehr Autobahn heißen dürfen usw. Beispiele könnte ich hier Hunderte erbringen. Wichtig ist lediglich immer, dass ich um den historischen Kontext bzw. auf diesen aufmerksam mache nicht schön rede oder verheimliche, was Bechstein leider auf seiner Website für die Zeit des NS leider tut. Ein wenigstens kurzer Hinweis auf die Verstrickungen der Firmenleitung wäre hier zumindest angebracht und würde die Glaubwürdigkeit des Unternehmens erhöhen und nicht beschädigen, denn es ist unbestritten, dass niemand der in der der Zeit des NS noch nicht geboren oder noch zu jung war auch nur irgendetwas für den Krieg oder die Verbrechen konnte. Dass wir heute aber immer noch eine gewisse Verantwortung der Nachwelt besonders bezüglich dem Wachhalten der Erinnerung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Geschehenen haben darf nicht bestritten werden.
- Ich kenne mich zwar in der Geschichte des deutschen Klavierbaus in der Zeit des NS nicht genau aus, aber ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass nicht nur das Unternehmen Bechstein bzw. dessen Firmenleitung in den NS verstrickt waren und diesen unterstützen. Bei Grotrian-Steinweg wurden z. B. Teile für Flugzeugmotoren gefertigt und sicherlich produzierten auch alle anderen deutschen Klavierbauer teile für die Rüstungsindstrie und unterstützen damit den Krieg. Ob die Firmenleitungen zur Produktion solcher Produkte gezwungen wurden oder sich freiwillig zur Verfügung stellten müsste im Einzelfall erforscht werden, aus meiner Erfahrung heraus war aber der Wille zur Kooperation weitaus häufiger anzutreffen als die staatlich erzwungene Herbeiführung solcher Maßnahmen, auch wenn man davon später freilich nichts mehr wissen wollte.

Unabhängig von diesem Faden empfehle ich allen Interessierten bezüglich der hier angeklungenen Problematiken die Lektüre der hinreichend bekannten "Lingua Tertii Imperii, Notizbuch eines Philologen", in welcher der jüdische Philologe Victor Klemperer die Sprache des NS analysierte und dabei auch teils heitere Einblicke in die Gegebenheiten der Zeit gibt. Erst danach wird einem deutlich, wie sehr der NS in alle Bereiche des Lebens eingedrungen war, v. a. auch in die Sprache, Schrifttypen und viele Begriffe, die wir heute noch selbstverständlich verwenden. Dass der NS aber bis in Musikinstrumente (die Berufsmusiker aber durchaus) vorgedrungen sei und deshalb Negativassoziationen entstehen sollten, halte ich für reichlich übertrieben, ich setze mich ja auch nicht in meinen Ford und denke mir jeden Tag "mein Gott, der Gründer dieser Firma war aber ein böser Antisemit und Hitlerförderer" was aber auf Henry Ford wirklich zutrifft...

Gruß

Ka8
 
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Hallo, ich bin in diesem Forum noch neu, aber umso erstaunter, wie leichtfertig hier mit der deutschen Nazi-Vergangenheit umgegangen wird. Ich kann mich meinem Vorredner im Wesentlichen anschließen (bin auch in der historischen Profession tätig). Die Geschichte des Klavierbaus in Nazi-Deutschland ist leider noch nicht geschrieben - wie in so vielen anderen Bereichen der Unternehmensgeschichte auch. Da gibt es schon einige Fragen, die einen nachdenklich stimmen: Wie viele jüdische (oder sonst von den Nazis verfolgte) Beschäftigte hatte eine Klavierbaufirma? Wann und warum mussten sie die Firma verlassen? (Gab es schon vor 1933 eine antisemitische oder antidemokratische Personalpolitik? - auch das kommt vor...) Profitierte die Firma von Enteignungen/Schließungen jüdischer Konkurrenten? Gab es während des Krieges Zwangsarbeit in der Firma? Und natürlich die schon angesprochene Frage der Zuarbeit zum Krieg der Nazis - die Klavierbaufirmen hatten offenbar wertvolle Holz- und Metallbearbeitungstechnologien, die militärisch genutzt werden konnten. Die schlichte Tatsache, dass fast keine der erfolgreichen Firmen heute offen zu dieser Geschichte Stellung nimmt, und die vielfach noch strikt geschlossenen Firmenarchive, die eine nüchterne Beantwortung der obigen Fragen verhindern, stimmen mehr als nachdenklich. Aus dem Vergleich mit anderen Bereichen wissen wir, dass diese Verschlossenheit in aller Regel Gründe hat. Ich finde es skandalös, dass heute, fast 70 Jahre nach der Befreiung Deutschlands, die alten Kräfte des Verschweigens und Beschönigens immer noch wirksam sind. Und ganz ehrlich, von einer Firma, die sich von dieser Vergangenheit nicht ausdrücklich distanziert, würde ich nicht kaufen, und wenn sie die schönsten Instrumente der Welt bauten.
 
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Noch ´ne PDF wer das NS Regime noch finanziert hat.

[Anhang entfernt]
 
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eben und aus dieser Zeit sind die Bechstein Instrumente mit die besten, die Bechstein je gebaut hat - wie so vieles andere auch....
So weit mir bekannt, waren die besten Bechsteinzeiten vor dem ersten Weltkrieg, also vor der Nazizeit - Bechstein erlitt nach dem ersten Weltkrieg herbe Einbußen (Enteignungen ausländischer Firmenstandorte) und konnte weder qualitativ noch wirtschaftlich an die besseren Zeiten vor 1914 anknüpfen

...allerdings war besagte Bechstein-Erbin auch schon vor dem ersten Weltkrieg in ultranationalen und völkischen Kreisen sehr engagiert...

das ist ebenso betrüblich wie peinlich, aber es ändert nichts an der Qualität der Bechstein Konzertflügel von ca. 1900 bis 1918 und es ändert auch nichts an der Qualität heutiger Bechstein Konzertflügel
 
Dazu müsste ich einen Roman schreiben, verzeih wenn ich dafür jetzt zu müde bin.... jedenfalls gibt es Veränderungen in der Mensur, Gussplatte, Mechanikhebel usw..gegenüber den Vorgängermodellen.

Das dürften die Änderungen zwischen Modell V und B sein. Wann genau wurde Model B eingeführt? Ziemlich kurz nach der Jahrhundertwende, oder? Gab es danach noch entscheidende Veränderunge / Verbesserungen bis in die 30er?
 

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